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Sa, 27. April 2024

Faszinierende Gastgärten

Faszinierende Gastgärten

Eine Auswahl der für mich schönsten Gastgärten Österreichs. Welche Art Lokal spielt weniger Rolle, man sitzt dort einfach gerne, fühlt sich wohl und es sei es nur zu einem Glas Wein oder einer Tasse Kaffee.

Klarerweise kann ich nicht alle schönen Plätzchen Österreichs kennen, diese hier kenne ich aufgrund meiner Besuche. Wer aber Tipps hat, der gebe sie gerne unter den Kommentaren.

Die Liste soll aber nicht überlang werden, sonst sind es nicht mehr sie "schönsten" Plätze. Aber es ist in meinem Sinne, dass es auch Updates gibt, wenn neue Entdeckungen gemacht werden. Tipps werden gerne entgegengenommen.

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WrKFan·26 Lokale·Update: 13. Apr 2024·0 Kommentare

1. Loibnerhof

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Unterloiben 7, 3601 Dürnstein
Loibnerhof - Die (!) Ente - mein Top-Gericht hier - unübertroffen - Küchenkonstanz garantiertLoibnerhof - Lammstelze - immer wieder edelLoibnerhof - Die Veranda, wenn's mal etwas regnet
In diesem Guide weil: Top Nr 1 Landgasthof unter Apfelbäumen samt österr. Spitzenküche
SpeisenAmbienteService
7. Okt 2022
Loibnerhof – (m)ein Landgasthof der Superlative Die Wachau zählt für mich zu den beliebtesten Ausflugszielen. Neben mehreren Anziehungspunkten d...MehrLoibnerhof – (m)ein Landgasthof der Superlative

Die Wachau zählt für mich zu den beliebtesten Ausflugszielen. Neben mehreren Anziehungspunkten dieser reizvollen Gegend gab es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, als ich den Loibnerhof der Familie Knoll das erste Mal betreten hatte.

Wo bin ich hier gelandet? Ein Rest’l des Garten Edens, wo man vergessen hatte, dass wir Sterbliche den gar nicht mehr betreten dürften? Die Familie Knoll hat wohl eine Ausnahmegenehmigung vom Himmel erhalten.

Ich beschreite im Sommer den Eingangsbogen und komme aus dem Staunen nicht heraus. Es eröffnet sich ein riesengroßer Garten mit mehreren Bereichen. Mittlerweile schon an die Schönheit der kultivierten Apfelbäume gewohnt werde ich meistens im rückwärts gelegenen Bereich untergebracht, wenn man zu zweit herkommt. Für Gruppen ab ca. 4 Personen sind die heurigenartig angelegten Holztische im Schatten der Obstbäume vorgesehen.

Sollte das Sommerwetter nicht ausreichend schön sein gibt es rechterhand den überdachten Verandabereich, der weiterhin den Einblick in den Garten ermöglicht, wo man regen- und windgeschützt sitzen kann.

Vis-a-vis dieses großen Gartenimperiums steht ein weiterer Hof der Familie Knoll, in dem wir zuletzt untergerbacht wurden, wenn die Wettersituation den großen Gartenbetrieb nicht mehr zulässt. Auch dort gibt es einen Innenhof samt zwei, drei Innenstuben in dem 4-kanthofartig angelegten Territorium.


Landhausküche der Oberliga

Was wäre ein schöner Landgasthof ohne seine ebenso vorbildliche Küche? Eine fantastisch kräftige Rindsuppe (5,80€) ohne Schummeln ist dann wohl selbstredend und ich wurde bislang noch nie enttäuscht. Sie ist regelmäßg der Start auf der kulinarischen Reise.

Andere Suppen, wie die Wachauer Fischsuppe (7,70€) "fischelt" für meine Begriff etwas zu wenig, sie wird mehr auf Basis eines Gemüsefonds hergestellt, ist aber deswegen keinesfalls schlecht. Favorit wird sie so halt bei mir nicht, dennoch ist die Qualität über jeden Zweifel erhaben. Etwas Dille drübergestreut gibt ihr eine entsprechende Note.

Auf der Karte fand sich eine Erdäpfelsuppe (6,90€), saisonal mit Eierschwammerl, auch die sehr brav und wohltuend, nur ist meine Erwartungshaltung auch da wieder anders. Ich hätte sie umgetauft auf „Eierschwammerlsuppe“, diese ergänzt mit kleinen Erdäpfelstückerl und mollig mit Obers angereichert. Als solche war sie wieder ausnehmend gut. Etwas flexibel muss man halt auch sein.

Auf der Abrechnung findet sich übrigens auch die Position „Schwammerlsuppe“, was damit also auch so stimmt. Dieses kleine Verwirrspiel sprachlicher Art könnte man m.E. bereits auf der Speisekarte korrigieren, ist mir aber erst später aufgefallen.

Soweit es mein Erinnerungsvermögen erlaubt werden die Fleischprodukte von der Fleischerei Höllerschmid bezogen, was dann schon für sich spricht und damit für hohe Qualität an der Endstation Gast verspricht, was ich bestätigen darf.

Am Wochenende widmet man sich dem Kalbsbraten mit Semmelknödelfülle oder dem etwas raren Kalbsnierenbraten, beides von mir sehr geschätzt, für die ich Top-Noten vergeben kann. Die aktuellen Preise habe ich leider nicht, da sie nicht auf der Karte waren, aber die Erinnerung an den feinen wie puristisch guten Geschmack eines zarten Kälbchens ist geblieben. Man möge mir das glauben.

Ein medium gebratenes Beiriedstück (relativ stabiler Preis von derzeit 33,80€) mit individueller bzw. saisonaler Beilage ist regelecht zum Niederknien ob der Zartheit des Fleisches. Für jedes Gericht wird ein herzhaftes Safterl zubereitet, eine anständig schöne einreduzierte Jus, die eine weitere Geschmacks- und Kraftquelle für den Gaumen darstellt.

Mein treue Begleitung entscheidet sich beim letzten Besuch für die geschmorte Lammstelze in einer Thymian-Jus mit Polenta und Gemüse, eine 1-er Wahl, das Fleisch butterzart, fällt fast schon alleine vom Knochen, das Ganze wunderbar gebraten. Ich durfte nur ein Stück kosten und gebe nur einen kurzen Eindruck wieder, es wurde mir nicht mehr erlaubt, meine Begleitung hatte es vorgezogen diesmal auf keinen Bissen zu verzichten. 😊

Und es gibt hier diese Ente, oh mein Gott, ich kann sie nicht jedes Mal bestellen, aber sie gehört wohl zu meinen in Österreich mir angebotenen Top-Favoriten und für die alleine komme ich schon gerne her.

Drei wunderschön ausgelöste Stücke, eine knusprige Haut, schon allein der Anblick lässt das Wasser im Munde zusammenrinnen, und wieder dieses herzhafte Kraft-Safterl, dazu zwei kleinere Erdäpfelknöderl und ein Apfel-Rotkraut werden zum Höhepunkt einer kulinarischen Reise.

Apropos kulinarisch. Recht nar(r)isch entwickelt sich mittlerweile ihre Preisgestaltung. Nun, billig war die gute Bio-Freiland-Ente noch nie, was ja auch nicht sein muss, aber mit 30,30 € wurde eine recht hohe Latte vorgelegt. Ob dies die gerechtfertigte Reaktion auf die gegenwärtige Energiesituation ist? Man fragt sich nur.

Beim letzten Besuch heuer noch 28€ und bloß ein paar Wochen später hat man nochmals nachgebessert? Brauchen auch Enten mehr Strom? Aber gut, das sei Politik-Kack und hier nur nebenbei erwähnt. Zurück zum schöneren Teil des Lebens.

Ich entschied mich beim letzten Besuch für einen meiner persönlichen Klassiker eines ZRB, weniger des Geldes wegen (aktuell 26,40€), sondern weil der noch gar nicht dran war, wie mir kurz bewusst geworden ist. Nicht dazu gehören Senf und der Gurkensalat, den ich persönlich regelmäßig dazu ordere, nur damit das am Foto nicht missinterpretiert wird.

Sicherheitshalber vergewisserte ich mich, ob er auch ein Rostbraten ist und nach Bestätigung wurde er bestellreif. Wie schon erwähnt ist Höllerschmid eine Kategoire für sich und so war es dann auch. Bissen für Bissen ein saftiger wie geschmacklicher Hochgenuss, nicht gespart wurde mit Größe und Dicke der Bratenscheibe. Und wieder dieses Tip-Top Safterl, ach sorry, falls ich mich wiederhole, na weil‘s halt wahr ist. 😊

Sehr angenehm wieder mal richtige Braterdäpfel zu sehen. Man hat sich schon so an die frittierten gewöhnt, dass es damit wieder eine Besonderheit wird. Etwas weniger überzeugend waren die Röstzwiebel. Die gehören für meine Begriffe mehr geröstet, also dunkler und sollten frischer sein. Eine seltene aber doch Schwachstelle hatte ich da in Sachen Knoll-Küche vorgefunden, sapperlot!

Als Dessert sollte man die hausgemachte Cremeschnitte probiert haben. die aber für meine Begriffe schon etwas zu fest und üppig ausfällt, sie ist nun mal ein Zuckerbomber ersten Ranges und wird nach Suppe und HS eine sportliche Herausforderung. Aber man ist hier stolz auf ihre Eigenproduktion wie uns die blonde Kellnerin im hübschen roten Dirndl versichert.


Weinbegleitungen oder härtere Gangarten

Die Knolls sind auch Winzer und produzieren ausgezeichnete Weißweine. In der Gegend wachsen für mich Österreichs beste Rebsorten für den Veltliner und Riesling, letzterer auf den Terrassen, der mein König und Favorit unter den Weißweinen ist. Ein paar Gläschen Federspiel, das 1/8l um 6,40€ dürfen meine Speisen regelmäßig begleiten.

Sie sind auch über den Handel oder ab Hof flaschenweise erwerbbar. Steht man mehr auf Rotweine werden einige zugekauft, da diese hier nicht dominant sind. Von mir begehrt ist Knolls eigener Marillenschnaps, der auf dem Niveau eines Gölles oder Guglhof mithalten kann, preislich sich aber darunter befindet, hier im Lokal 2cl um 5,90€.

Frau Grete Knoll, die uns kurz beehrt und sich selbst als „Auslaufmodell“ bezeichnet hat, weil die jüngere Generation mittlerweile den Laden hier schmeißt, schreibt sich aber immer noch auf die eigene Visitenkarte die Produktion ihres hausgemachten Nussschnapses (2cl hier um 4,40€). Nach getaner Speisevernichtung braucht man den eh zur Verdauung. Er ist ein wenig bitterer und weniger gesüßt als vergleichbar andere, aber das macht seine Note damit aus.


Meine zusammengefasste Lobrede

Über die Serviceleistung halte ich mich wie gewohnt bedeckt, denn er funktioniert ohnehin auch ohne meine Worte tadellos und zwar "mit alles". Ich sage aber ausnahmsweise, dass es auch attraktiv anzusehen ist, wenn in der sommerlichen Hochsaison neben geschult professionellen Kellnern in dem reizvollen Gastgarten nicht weniger reizvolle, ich vermute Ferialpraktikantinnen in traditionellen ländlichen Dirndln, den Service unterstützen.

Leute, da wünscht man sich noch etwas jünger zu sein, aber das sei eine andere Geschichte. Für den Loibnerhof hebe ich gerne die Taferl mit der Note „Ausgezeichnet“ für Ambiente und Service in die Höhe.

Zu den Speisen und Getränken meine ich schafft es ein Lokal nur selten, dass ich ein volles Ausgezeichnet für alles vergebe, manches wie die Ente oder die Kalbsbratengerichte verdienen das von meiner Seite ungeschminkt, aber die Landhausküche samt Weinbegleitung überzeugt insgesamt mit einem mehr als klarem „Sehr gut“ auf allen Ebenen.

So wartet man auf einen weiteren Grund und eine neue Gelegenheit eine unsere schönsten Gegenden Österreichs, die den Donaustrome begleitende Wachau mit allen ihren Vorzügen und Reizen wieder bereisen und genießen zu können.

Der Loibnerhof bildet in der Hinsicht mittlerweile einen kulinar(r)ischen Fixpunkt für meine Wenigkeit samt familiärer Begleitung. Möge die Familie Knoll ihn noch lange weiter so in bewährten Händen halten.Weniger anzeigen

2. Stockerwirt

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Hauptstraße 36, 2392 Sulz im Wienerwald
Stockerwirt - Lachsforellentartar - so la la - hätte etwas mehr Würze vertragenStockerwirt - Hühnerbrust im Speckmantel - edel in jedem DetailStockerwirt - Gebackener Stör mit Erdäpfelsalat - wunderbar
In diesem Guide weil: Sitzen wie im Park bei Top-Küche

3. Dommayer

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Auhofstraße 2, 1130 Wien
Dommayer - Tadellose Rindsroulade - echt guat - (gehe jetzt öfter auch hierher speisen)Dommayer - Kaiserschmarren (ohne die ... Karmellsauce) - zu trockenCafe Dommayer - Rindsgulasch (Tageskarte) - Ohne Fehl und Tadel
In diesem Guide weil: Top Nr 1 Kaffeehaus in Wien - meine Zigarrendestination
SpeisenAmbienteService
13. Aug 2022
Tradition trifft Moderne Das schöne Cafe Dommayer, anno dazumal beliebtes Ausflugsziel der High Society außerhalb Wiens, heute im Herzen Hietzin...MehrTradition trifft Moderne

Das schöne Cafe Dommayer, anno dazumal beliebtes Ausflugsziel der High Society außerhalb Wiens, heute im Herzen Hietzings ein paar Gehminuten von der gleichnamigen U4-Station. Seit 2006 wurde es von der Geschäftsgruppe der Konditorei Oberlaa GmbH übernommen.

Einige Zeit hegte ich die Befürchtung, es werde sein Flair als traditionelles Kaffeehaus verlieren, wobei ich nichts gegen die Konditoreien Oberlaas habe, im Gegenteil, es wäre dann nur kein Kaffeehaus mehr, sondern eine weitere Filiale dieser Kette.

Ich wurde glücklicherweise in meiner negativen Erwartungshaltung „enttäuscht“ , denn es hat bis heute den Charakter eines urtypischen Kaffees weiter beibehalten. Das sonst für Oberlaa nüchterne Interieur hielt Gott sei Dank nicht Einzug.

Heute sehe ich es wieder mit ganz anderen Augen, dass es damit sogar zu einer Steigerung gekommen ist, denn Kaffee inklusive Oberlaa Patisserie, hhhmm, das kann mein Herz schon erwärmen. Ohne Umschweife sage ich, dass es in der Form die klassisch eingesessenen Innenstadtkaffees sogar übertrifft und darum auch zu meinem Stammkaffee geworden ist.

Anders als in den anderen Filialen treten die Herren des Servicepersonals im schicken Anzug auf. Auch dieses kleine aber feine Detail ist Bestandteil des Unternehmenskonzeptes zur Beibehaltung der Kultur des Lokals. Auf der HP wird es auch als “Kaffeehaus“ betitelt und nicht als Konditorei, es ist so aber beides.

Kleiner Wermutstropfen sind die Öffnungszeiten für mich. War es früher noch bis 22.00 Uhr geöffnet, wurde dies schrittweise reduziert auf nunmehr 20.30 Uhr, was ich als Angleichung an die anderen Konditoreien interpretiere. Das dürfte mehr logistische Gründe haben, damit muss ich halt leben.

Neben zwei Hauptgasträumen befindet sich vor dem Eingang ein Schanigarten und im rückwärtigen Teil ziert einer der schönsten Gastgärten das Bild. Als solches erachte ich es als ein einzigartiges Kaffeehaus Wiens, das bezüglich Interieur mit den großen Konkurrenten der Innenstadt ausreichend mithalten kann und was den Garten betrifft ist es m.E. sogar konkurrenzlos.


Speisen und Getränke

Es wird hier auch eine eigenständige Küche betrieben mit frisch zubereiteten Tagesgerichten, ich lege aber darauf nicht den Fokus der Bewertung, erwähne es nur. Die Qualität ist passabel, aber nicht so, dass sie mich vom Hocker reißt. Es kommen aber genug, ich nenne sie mal netterweise „Hofratswitwen“, die das Angebot sehr wohl in Regelmäßigkeit schätzen.

Das Frühstücksangebot ist ausreichend und qualitativ sehr gut, darin ist es vergleichbar mit den anderen renommierten Kaffeehäusern und lässt kaum Wünsche offen. Ich bin schon eingeschossen auf gewisse Vorlieben, wobei ich die Konstanz der Qualität lobe. Es ufert aus alles zu listen. In der Hinsicht kann Wien gundsätzlich einfach was, was nicht nur hier gilt.

Eine Nichtempfehlung, was schmerzt, erteile ich für den Kaiserschmarren. Der ist wirklich ein Schmarren, aber in einem anderen Sinn und zwar als untypisch und für meinen Gaumen fast ekelig. Man mischte mir dazu Karamellsauce. Au weia, das habe ich zweimal probiert, aber beim zweiten Mal ging er postwendend retour. Dieser Patzer geht Gott sei Dank angesichts der sonstigen Tops unter und spielt so keine Rolle, aber wer’s mag? 😊

Eine kleine Unsitte wäre für mich noch die Weinausschank, die in 0.1l Einheiten anstelle eines anständigen 1/8l als sog. Achterl erfolgt. Muss das sein, mia san in Wien, net in … sakra! Aber daran hat man sich auch gewöhnt. Ist wie in einer Ehe, man frisst die kleinen Makel zugunsten einer langjährigen Liebschaft.


Die Patisserie

Zur Patisserie lässt sich sagen, dass ich sie nach mehr als 20 Jahren immer noch nicht vollständig kenne, ich gebe es auch auf. Aber dazu hat man heute im www-Zeialter alles online. Ein Loblied auf die Technik.

Mit der Zeit habe ich mich auf gewisse Köstlichkeiten eingeschworen, auf die ich abfahre, ja auf die ich nahezu süchtig bin, weil ich sie schlicht himmlisch finde. Frage: Wird es im Himmel mal schöner, besser, genüsslicher sein?

Bleiben wir auf der Erde und sagen wir wieder geerdet, ich liebe hier besonders eine Cremeschnitte, diverse Torten oder die putzigen Petite Four, die es in (muss kurz nachdenken) glaube sieben Variationen gibt. Bussi!

Ich denke, hier kommt jeder auf die Rechnung, sofern man nicht insulin- oder zuckerkrank ist und das tolle Angebot meiden muss. Da das Angebot wirklich reichhaltig ist, kann ich nicht auf alles eingehen.


Kaffekultur

Wie es sich gehört wird die Kaffeekultur sauber gepflegt, was für alle Oberlaa-Filialen gleichermaßen gilt und man bietet die Standardsorte oder eine italienische Röstung an. Letztere muss man aber bei der Bestellung extra dazusagen, ansonsten erhält man die normale Röstung. Beide Sorten werden von Meinl geliefert.

Wer Kaffee stark und kräftig mag, der sollte die italienische Variante wählen, oder er bestellt die Standardmischung „kurz“, was ristretto (nicht ganz aber in etwa) entspricht. Jedenfalls bildet sich so eine passabel Crema (siehe Foto), die sich als gewöhnlicher Mokka wieder verflüchtigt.

Ich persönlich bevorzuge den Kaffee auf diese Weise, weil er reicher an Aromen ist als das italienische Pendent, der den Gaumen etwas hantiger behandelt und ihm eine gewisse Bitternote verpasst.


Service und Wertung

Auftreten und Beratung des Servicepersonals ist ausreichend professionell. Es gibt langeingesessene Keller, die ich mit Namen kenne und fluktuierende Kräfte, wie das angesichts der Unternehmensgröße gar nicht anders geht. Man kann in der Hinsicht nichts wirklich bemängeln. Anderseits stechen sie nicht mit überragenden Merkmalen hervor, daher werte ich das mit einer 4.

Aufgrund diverser Mängel für Speisen und Getränke gibt es auch nur die 4, aber man verzeiht bekanntlich auch, besonders, da meine süßen wie schwarzen Lieblinge immer in bestechender Konstanz an Qualität überzeugen.

Für das Ambiente gibt es volle Punkte. Zuletzt hebe ich nochmals dieses für mich faszinierende Ensemble an Merkmalen hervor wie man m.E. in Wien nichts Vergleichbares finden wird, das gehobene Patisserie, einen wunderschönen Garten und traditionelle Kaffeehaus-Atmosphäre insgesamt vereint.


LG vom WrKFanWeniger anzeigen

4. Zauner Esplanade

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Hasnerallee 2, 4820 Bad Ischl
Zauner Esplanade - Kaffeekultur wie im BilderbuchZauner Esplanade - Zauner Stollen - Das AushängeschildZauner Esplanade - Kaiser Etagere - und was man sonst noch so alles braucht
In diesem Guide weil: Eine meiner liebsten Uraubsdestinationen - Sitzen an der Traun
SpeisenAmbienteService
1. Sep 2022
Der Zauner – mein Dommayer von Bad Ischl Seit Jahren schon zieht es mich auf meinen Reisen durch Österreich magnetisch an einen bestimmten Ort n...MehrDer Zauner – mein Dommayer von Bad Ischl

Seit Jahren schon zieht es mich auf meinen Reisen durch Österreich magnetisch an einen bestimmten Ort nach Bad Ischl zum Zauner an der Esplanade. Was die Zauners hier mittlerweile nach einer 190 jährigen Geschichte auf die Beine gestellt haben, Hut ab. Was bedeutet das für mich? Lese man weiter.

Bei Schönwetter im geräumigen Garten zu sitzen, den dahinplätschernden Wellen der Traun verträumt hinterherzusehen, ein Blick auf den Siriuskogel und die hübsche Villen am gegenüberliegenden Ufer, vor sich das gute Kaffeetscherl oder den herzhaften Roten, bildete schon oft den Grund für einen Zwischenstopp auf meinen beruflichen Reisen, um kurz die Seele aufzutanken.

Weil mich diese Erlebnisse immer wieder fasziniert haben, plante ich heuer ein paar Urlaubstage zusammen mit meiner immer treuen Begleiterin. Zwei mehrtägige Aufenthalte erlaubten einige weitere Einblicke in das Repertoire von Frühstück, Patisserie und auch der Speisenkarte und wir konnten uns ein wenig durchwühlen.

Was für mich der Dommayer in Wien ist, das ist hier der Zauner an der Esplanade. Kommt dazu ein guter Rund-Um-Service geschulter Mannschaft samt Auftreten und Manieren, die für das werte Wohlbefinden sorgen, ist das für mich besser als so manche Fernreise.

Damit meine Seele fröhlicher Dinge ist braucht sie gar nicht mehr nebst Begleitung um im Nachhinein sagen zu können: G‘habert homma z'aumm guat, g’sess’n samma z'aumm sche und bedient höm‘s uns königlich. Dann lebt meine Seele auf und solches erreicht sie hierorts wirklich gut.


Kaffee & Zaunerstollen make my life easy

Hier gibt‘s ihn wieder für mich, einen wunderbaren Kaffee, besser sogar als Meinl würd‘ ich sagen, wer der Röster ist weiß ich nicht. In der Form „kurz“ ausnehmend betörend nach dem Aroma frisch geriebener Arabica-Bohnen duftend, eine passable Crema, so tanke ich kräftig und nachhaltig Koffein und man kann freudestrahlend in ein glückliches Gesicht ohne Schminke blicken.

All das mit von mir hochgeschätzter Kaffeehauskultur, dazu gehört ein Silbertablett, die Kaffeetasse auf passender Untertasse platziert, dazu ein Glas Wasser und den Espresso-Löffel verkehrt oben drüber gelegt. Genau so macht man das, und weil‘s für mich ist noch einen Tupf Schlagobers extra, echtes selbstverständlich, und erneut glücklich er ist.

Zucker obligatorisch dabei, aber für mich redundant, man kann so aber am Foto ablesen, von wem das dargebotene Kunstwerk stammt, weil am Papier’l „Zauner“ steht.

Dazu eine Oblatte vom Zaunerstollen, der auch das Aushängeschild ist, wie die Sachertorte für den Sacher, nur in Ischl. Das ergibt ein Orchesterwerk für meine Sinne und ich brauche für kurze Zeit nichts anderes.

Es gibt ihn in heller der dunkler Ausführung, im inneren die streuselige Schoko-Haselnuss-Fülle, die auf der Zunge zergeht und der Gaumen singt. Ach, könnte es so auf immer und ewig sein.


Frühstück im Freien

Bei einem anderen Besuch war Frühstücken dran und wir ließen das Kaiser-Etagere auffahren. Klar, hier hat alles was mit Kaiser zu tun, Wir haben festgestellt, dass es zu zweit doch an Menge nicht unbedingt reicht, aber das Gebotene lässt in Sachen Auswahl kaum Wünsche offen.

Aus dem habe ich zwei Highlights entdeckt, das erste der Lachs. Der war richtig gut, intensiv und mit einer Note, die meiner Nase bislang vorenthalten wurde. Ich kann’s gar nicht beschrieben als nur edel, edel. Ich brachte in Erfahrung, woher man den bezieht. Der Lieferant heißt „Abrahams Friesländer“ aus Norddeutschland.

Und dann noch dieses Nusskipferl, das on-top am Etagere platziert wird, sodass man es auch wahrnimmt. Werbung? Auch, jedenfalls hat das bei mir funktioniert. Das könnte sogar den Stollen noch übertrumpfen, aber alles zu seiner Zeit.

Mann, kann Leben schon sein. Süß ist es, das sei gesagt, aber die Kombination mit geriebenen Nüssen ist wie Weihnachten, wenn die Vanillekipferl Saison haben, dafür ganzjährig und für jung und alt.


Mitagessen - Vorspiel

Und wieder sitzen wir da. Heute wird g’essen und dazu organisierten wir einen direkten Tisch an der Traun. Man kann sich da auch ganz lässig am grünen Geländer anlehnen.

Die dargereichte Karte beinhaltet auch die Weine flaschenweise und wenn man danach verlangt, erscheint eine dafür ausgebildete Fachkraft. Das finde ich toll, denn der Mann war auch vom Fach.

Nach eingehender Beratung festigte sich die Entscheidung für einen Mittelburgenlandler, Reumann Grenzlandhof aus Deutschkreuz mit dem klingenden Namen „Cuvée Mariela“ Jahrgang 2018. Der Tropfen erwies sich als vollmundig und kräftig, würdig das Kommende zu begleiten. Die Beratung hat sich gelohnt. Man findet solches oft nicht in Top-Lokalen, daher erhielt das meinen gebührenden Respekt.


Wiener Schnitzel - Original mit Hürden

Als Speisen finden wir nicht so die rechte Wahl, weil die Auswahl eher bescheiden war, aber dann wird es nicht selten die Klassik-Kombi Rindsuppe, heute Fleischstrudel, und danach ein Original Wr. Schnitzel, letzteres für beide.

Die Consommé war brav, sauber und rein, gut die Einlage, herzhaft und intensiv die Fleischnote. Sie überschattete den Suppengeschmack, das aber nicht zum Nachteil. Ein guter Einstieg.

Das Wiener vom Kalb, in der Pfanne herausgebacken, was ein paar dünklere Stellen der Panier offenbaren und ein unverkennbarer Butterschmalzduft, also ein richtiges Original mit alles.

Ich stehe auf das intensive schmalzig riechende Aroma aber nicht immer, weil es auch zuviel des Guten sein kann und dann schlägt es um, und das war für mich etwas der Fall.

So hin und wieder das Original des Originals, wie’s im Sacher-Kochlehrbuch steht, das geht in Ordnung und es bereitete dem Wort „Wien“ auch keine große Schande, nur halt der Geruch, aber vielleicht bin ich darin übersensibel. Meine Begleitung meinte es wäre ok, nun gut, dann nehm ich das auf mich.

Einen deutlich größeren Abstrich bildeten die Petersilienerdäpfel und da waren wir uns beide sehr einig. Mit leuchtend knallgelber Farbe waren sie zwar eine regelrechte Naturschönheit, der Geschmack nicht weniger, d.h. die Qualität wäre exzellent, nur bildete sich an der Oberfläche eine dünne Hautschicht und sie wurden mit der Zeit immer trockener.

Die sind halt schon länger gelegen und waren auch durch erneutes in Butter schwenken nicht mehr zu retten. Frisch ist eben frisch, ein m.E. dummer und unnötiger Küchenfehler.

Dafür gleichte der Gurkenrahmsalat mit Erdäpfeln das so entstandene Flüssigkeits-Defizit aus. Gut, dass wir den extra geordert haben. Reinen Gurkensalat, wie es mein Wunsch war, hat es nicht gegeben, aber der tat’s schon.

Aus früheren Besuchen hatte ich ähnliche Erfahrungen mit anderen Speisen. Es war ja nie schlecht, aber es bleibt wieder der Eindruck haften, in ein Kaffeehaus gehst Kaffee trinken und essen doch woanders. Das bestätigte aufs Neue meine Erfahrung, so kenne ich das auch vom Dommayer.

Top-Küche und Kaffeehaus dürfte als gastronomisches Konzept scheint’s nicht funktionieren. Schlag mich tot warum, aber so empfinde ich das. Anderseits verlange ich gar keine eierlegende Wollmilchsau, so einigt man sich auf die jeweiligen Stärken und lobt diese.


Nette Service G’schicht’n

Ich habe schon das tadellose Auftreten samt Manieren angesprochen, das gefällt mir klarerweise, reicht aber noch nicht. Es passierten einige Patzer, die aber bravourös gemeistert wurden. Und daran erkennt man, was Sache ist und das überzeugte. Ein paar G'schicht'ln dazu.

Ein etwas schon an Geruch leidender Schinken hatte sich ohne entdeckt zu werden auf das Frühstücks-Etagere geschlichen. Er wurde ohne Umschweife in einen neuen, saftig frischen verwandelt. Nun, die Geruchsprobe überzeugte auch den Kellner sofort.

Ich wollte dazu noch eine Portion Schnittlauch, aber lt. Küche wäre für heute noch nichts angeliefert worden. Ein paar Minuten später leuchtet er mir auf der Eierspeise eines anderen Gastes grün entgegen. Ich fragte, welche Zauberhand da im Spiel wäre. Wieder ohne Umschweife kehrt Marsch und schwupp di wupp kam ein Schüsserl mitsamt netter Bemerkung: „Es tut uns leid, aber wissens‘s unser Koch …“. Is doch liab.

Die Urgenz der ausgetrockneten Erdäpfel wurde kurz mit der Küche abgesprochen und man redete sich nicht heraus. Ändern kannst es eh nimmer, der Service kann da auch nichts dafür, aber auch den Umgang fand ich Klasse.

Ich habe selten Probleme mit Hoppalas, finde sie menschlich und steh‘ sogar insgeheim drauf, ich geb’s zu, denn dann hat man was, worüber sicher der Wiener so gern s‘Maul zerreißt, aber es macht eine ganz andere Musik, wie man damit umgeht. In meinen Augen hier genauso, wie es sich gehört.

Bei der Weinberatung kam ein Kellner in etwas anderem Look, der sich als „Mädchen für alles“ vorstellt. Es stellt sich heraus, dass er eher eine Koryphäe ist, nicht nur in der hiesigen Karte bewandert, sondern quer durch die Gastronomie Ausbildungen hat und auch eine schöne Portion Humor und Schmäh an den Tisch mitbringt. Gäbe es nur mehr seines Fachs.

Eine Eigenheit bietet der Zauner für die Patisserie. Man bestellt sich die Leckerlies nicht am Tisch, sondern begibt sich zur Theke, sucht sich was aus und erhält ein Zettelchen. Das Gewählte wird am Teller vor dir platziert, aber du darfst es nicht mitnehmen. Stattdessen wandert man zurück zum Tisch und überreicht den Zettel dem/der Kellner/in und die Bestellung wird dann zum Tisch gebracht.

Ok, warum einfach, wenn‘s umständlich auch geht, aber das hat hier schon so lange Tradition. So was ändert man wie ich das auffasse schon um der Tradition willen nicht. Gut, dann verbuchen wir das als Kulturaspekt.


Fazit – Rundum-Zufriedenheit

Der Zauner auf der Esplanade ist eine Wahl für jede Tageszeit, sei es für gutes Frühstück, eine Jause, für den kurzen Kaffeestopp oder das ausgedehnte Mittag- oder Abendessen. Er schlägt dabei andere um Meilen hinsichtlich seiner Patisserie und hervorragender Kaffeekultur.

Wer den gleichen Level für das Essen erwartet, der sollte das für meinen Geschmack aber woanders versuchen, es sei denn, man kann sich damit begnügen was das übliche Kaffeehaus dazu bietet.

Das Preisniveau wurde noch nicht angeschnitten. Ich halte den Zauner weder teuer noch billg, es ist für meine Begriffe insgesamt angemessen und vergleichbar mit gehobenen Kaffeehäusern aus Wien.

Ein paar Maßzahlen: Großer Espresso 4,60€, das Wiener vom Kalb 23,10€ oder unsere Weinwahl fiel auf 35€. Die aktuelle Speisekarte steht auch Online zu Verfügung: [Link]

Am Ende gibt der Gesamteindruck den Ausschlag und ist mit dem 1A-Ambiente und einem professionell agierenden Service für alle Fälle schon einen Besuch wert, und für mich als Kaffee- und Schokofreak auch ein Suchtfaktor. Mit anderen Worten, andere dürfen und können, ich muss. 😊Weniger anzeigen

5. Zum Renner

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Nußdorfer Platz 4, 1190 Wien
Zum Renner - Perfekter Tafelspitz - puristisch und ebenso ausgezeichnetZum Renner - Gasthausambiente as its best!Zum Renner - Schweinsbraten aus dem Holzofen - einer der besten ever!
In diesem Guide weil: Schöner Hof besonders am Abend sehr stimmig
SpeisenAmbienteService
19. Aug 2022
Vorbemerkung: Durchschnittliche Lesedauer des Berichts ca. 10-12 min. Wem das zu lange erscheint, der springe zu meiner abschließenden Empfehlung (...MehrVorbemerkung: Durchschnittliche Lesedauer des Berichts ca. 10-12 min. Wem das zu lange erscheint, der springe zu meiner abschließenden Empfehlung (ginge es nach mir könnte ich ein ganzes Buch schreiben 😊).


Zum Renner – warum er mein Nr.1 Gasthaus ist

Mit dieser kulinarischen Rezension gehe ich in medias res als WrKFan. Als Fan der Wiener Küche habe ich den Gasthof Renner nicht zufällig gewählt, ist er derzeit mein Lieblingsgasthaus in Wien. Ob sich daran so schnell was ändern wird? Ich vermute nicht, denn ein Zuwachs in dieser Kategorie ist heute nicht mehr zu erwarten.

Das zeichnet aber damit diejenigen aus, die sich über Generationen halten können und auch Krisen wie C... (räusper, ich hasse das Wort schon) problemlos wegstecken. Hier meine ich sogar einen anderen Trend zu erkennen, und zwar hat der Renner mittlerweile keinen Ruhetag mehr wie früher, was Besuche erleichtert. Beibehalten wurde der durchgehende Küchenbetrieb.

Läge er näher bei meinem Wohnort wäre er mein Stammwirt, aber bedingt durch eine längere Anreise werden wir wohl doch nie ein intimeres Paar werden, geliebt bleibt er aber. Ich kehre gerne dort z.B. öfter nach einer Kahlenberg-Tour ein. Auf das freue ich mich jedes Mal wie ein kleines Kind auf seinen Lolly.

Zu sagen er ist mein Favorit wird nicht reichen. Es gibt persönliche wie lokalspezifische Gründe, was für mich aber nur schwer zu unterscheiden ist bzw. habe ich gar nicht vor bloß objektiv zu bleiben, ich bringe bewusst die subjektive Note mit ein. Geht’s denn anders, wenn es um Geschmack und Vorlieben geht?


Die Einrichtung

Ich mag die beiden Stuben im vorderen Takt, die ein Hofdurchgang räumlich trennt. Zur Linken die Schankstube und zur Rechten eine weitere mit einem Kachelofen im Blickfang, beide Räume im Stil einer Jagdstube. Die Tischflächen weisen verzierte Einlegearbeiten. (lt. Dr. Google sog. „Intarsien“) auf. Man frage mich nicht wie man dies herstellt. Aber schön sind’s und ein Kunstwerk obendrein.

Im hinteren Trakt gibt es eine weitere Stube, sie wurde von mir aber noch nicht für Besuchszwecke benutzt bzw. stand sie dafür nicht offen. Ich denke, der Raum ist für geschlossene Festlichkeiten vorgesehen.


Der Gastgarten

Nach Durchschreiten des Hofdurchganges mit der hiesigen Adresse Nussdorfer Platz 4 unweit der D-Wagen Station und netten Willkommensgrußes des Andechser-Rundbogens betritt man mein mit Vorliebe gewähltes Ziel, den Gastgarten, den der Renner bloß als Biergarten betitelt.

In dessen Mitte beherrscht seit vielen Jahren eine gealterte große Linde das Ortsbild. Beim ersten Blick in diesen lauschigen Hof entlockt mir das immer wieder ein wohltuendes „Aaah“. Leider hat der bislang so edle Schattenspender mittlerweile einen radikalen Kahlschnitt verpasst bekommen. Das ist jammerschade, aber auch wir Menschen altern und verlieren gleichermaßen an Glanz des Hauptes einstiger Schmuck.

Markenzeichen sind Tische und Bänke aus Vollholz in auffällig tiefgrün lackierter Farbe, wirkt fast schon kitschig, fügt sich aber harmonisch in das Gesamtbild. Lediglich beim Kopfsteinpflaster kommt mir hin und wieder ein „Naja“ über die Lippen, aber sitzt man erst einmal, nimmt man das nicht weiter wahr.

Abends verwandelt sich die Atmosphäre in einen romantischen Hof, zu dem einige Lichteffekte nachhelfen. Solches ist ganz meins. Ja, das sind so die Orte, wo ich immer wieder hin will um mit einer wertgeschätzten Person zu verweilen und gemeinsam den letzten Tropfen Roten wie Weißen genüsslich über die Zunge gleiten zu lassen. Alles andere sei aber hier nicht Gegenstand näherer Bewertung. 😊


Rindfleischküche, puristisch mit Niveau

Es wird eine hauseigene Fleischerei betrieben, aus der Tafelspitz, Schulterscherz‘l, Beinfleisch & Co gewonnen und verarbeitet werden und zuguterletzt im Kupfergeschirr den Gast erreichen. Von dem hat man den Eindruck, Mensch Maier, bitte wann wechseln‘s des mal aus, aber ein Blick in das Innenleben fegt diese Frage rasch wieder vom Tisch. Schon die Optik betört immer wieder. Soll noch einer sagen die Augen essen nicht mit!

Solches bildet regelmäßig den Grund meines Herkommens, wirkt auf mich puristisch auf hohem Qualitätslevel. Es ging noch nie was retour, außer ein ratzeputz leergelöffeltes Reindl. Die Suppe, die sehr naturbelassen entsteht, wofür Ochsen tagtäglich ihr Leben lassen müssen, braucht derart keine Kraftverstärker. Das sei von mir gesagt einer der großen Unterschiede zu den meisten anderen Gasthäuern und macht Renners besondere Note aus.

So ist die angebotene Haussuppe um 5€ lediglich ein Abfallprodukt aus der täglichen Produktion, Nudeln dazu, größer geschnittene Karottenscheiben, tadellos im Biss und würfelig geschnittene Restl‘n aus der Rindfleischküche. Wäre doch nur jeder Abfall so perfekt. Ich habe sie schon oft als Hauptspeise gegessen, wenn der Hunger nicht groß genug war. Herzerl, was willst du mehr.

Mit Sicherheit schafft die gehobene Küche noch mehr Power als Kraftbrühe einer edlen Tafelspitzbouillon, keine Frage, aber wir reden von einem Gasthaus auf bodenständigem Level. Hier liegt die Power in seinem kräftigeren Fettgehalt aufgrund der Durchmischung von viel Fleisch und Knochen und der Umami-Effekt ist grandios. Fettaugerl, do schau her - In der Hinsicht von mir eine klare 5.

Zu den Rinder-Töpfen. Man kann sich auf einzelne Gustostückerl einschießen, oder nimmt, wie ich es meist pflege, den Braumeistertopf, der mehrere Fleischsorten beherbergt. Kostet etwas mehr, ist aber auch mehr drin und zahlt sich daher aus. Der Renner darf sie zu Recht Gustostückerl nennen, für mich sind sie das.

Die klassischen Begleiter Apfelkren, Schnittlauchsauce, Rösterdäpfel, Cremespinat sind völlig ok, der Röster meist etwas speckiger als anderswo, aber herzerfrischend g’schmackig. Lediglich am Cremespinat meckere ich fallweise herum, wenn er mir etwas zu mehllastig erscheint, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, ist also durchaus subjektiv.


Begleiterscheinungen angenehmer Art

Zumeist brauche ich eine Extraportion Kren, da mir der Apfelkren viel zu milde angerichtet wird, aber das gilt nicht nur für hier. Ich verstehe schon, man muss auch auf die anderen Gäste achten. Ich brauche den aber pfiffig und er darf mir ruhig auch mal von der Nase kurz ins vordere Großhirn stoßen um meine Sinne kurz zu benebeln und derart wieder zu reinigen. So wird er gleich von Haus aus zusätzlich geordert und kommt oft in einem netten Glaserl mit Deckel. Frisch gerieben muss er sein, was selbstredend ist.

Sprechen wir kurz das liebe Geldbörserl an, dann kostet der der Topf samt Beilagen ca. 30€ und reicht in der Regel für 2 Personen, wenn nicht gerade 2 Bodybuilder der Bärenhunger zur Proteinauffrischung hertreibt. Und sollte dem der Fall sein, empfehle ich zusätzlich einen Leberknödel als Suppeneinlage, der in sage und schreibe Tennisballgröße (!) angeliefert wird.

Das könnte also sogar eine 4-er Rudermannschaft sättigen. 😊, Wir hatten den in der Tat auch schon zu dritt aufgeteilt und alle waren zufrieden. Die Größe passt dabei zum Prädikat sehr gut für seine passable Lebernote und Festigkeit. Diese Dinger kannst so auch nur händisch machen.

Vergleichst du das mit der Konkurrenz, die den Titel Rindfleischpapst trägt, kriegst du hier das Gesamtpakt zum Halbpreis, wobei schon jeder auch seine Vorzüge hat, das will ich gar nicht bestreiten. Hier seien aber die für den Renner hervorgehoben, was mir erlaubt sei.


Weitere Wiener und andere G’schicht‘n

Beim Renner empfehle ich auch unser kulinarisches Wahrzeichen, das allseits bekannte Schnitzel, als authentisch und makellos. Man kann Kalb oder Schwein wählen. Hin und wieder hatte ich ausländische Gäste und diese führte ich gerne hierher, weil für meine Begriffe hierorts unser hochgeschätzer Wiener Bröselteppich einfach besser ist als in den dafür von der Tourismusbranche gehypten Innenstadtlocations. Man darf aber auch anderer Meinung sein. 😊

Renners hauseigenes Fleisch, eine anständige Soufflierung, auf die ich großen Wert lege, solches passt hier samt Erdäpfelsalat nach Omas ehrwürdiger Rezeptur. Auch hier ging bislang nur leeres Geschirr retour, der Rest durfte in mir sein gottgewolltes Werk vollbringen.

Lediglich der Preis für das Schnitzel liegt etwas höher, zumal keine Beilage inkludiert ist, ansonsten sind alle anderen Preise völlig moderat und der Qualität angepasst, eigentlich sogar günstig meine ich.

Liebhaber von Innereien kommen auch auf ihre Rechnung. Diese Meinung habe ich von anderen übernommen, ich selbst bin nicht der große Tiger dieser Fraktion, sieht man von Ausnahmen ab. Man muss dazu die aktuelle Tageskarte einsehen, die auch das jeweils saisonale Angebot enthält.

Das klassische Menü gibt es nicht, aber von Mo – Fr einen Mittagsteller, mit dem die Wiener Tradition diverser Hausmannsgerichte gut gepflegt wird, was die Standard-Karte für gewöhnlich nicht enthält. Ich bin mir nicht sicher, aber den erhält man solange der Vorrat reicht ganztägig (das werde ich noch genauer checken).

An Nebentischen beobachte ich regelmäßig das eine oder andere Steak, auch „dry aged“ bis hin zur Mörderportion eines T-Bones (steht hier das „T“ für Tonne?). Wie Menschen das tatsächlich aufessen können bleibt mir ein Rätsel, aber sie stellen das hier unter Beweis.

Ich habe für Steak & Co meine eigenen Vorzugslokale, aber wer solches mag, erhält auch hier eine repräsentative Auswahl. Der Preislevel liegt vergleichbar auf dem Niveau anderer darauf spezialisierter Lokale.

Oh mein Gott, ich könnte fortsetzen mit regionalen Weinen, die ich gar nicht angesprochen habe, für die Bierliga das Andechser, für Naschkatzen mehrere edle Süßspeisen, darunter Omas Malakofftorte, ein Butterziegelbomber ersten Ranges, Riesenportion, aber sooo guat, oder den hausgemachten Nussschnaps, der zu Verdauungszwecken nach so mancher Rindfleischorgie schon obligatorisch fürs Überleben notwendig ist. Man sollte den auf Rezept erhalten.

Ich wäre also noch lange nicht am Ende, muss aber eines anstreben. Aus dem Grund empfehle ich herzukommen und es selbst herauszufinden. Meinen Segen hat der Renner jedenfalls, wie könnte er sonst mein Lieblings-Gasthaus sein? Der Renner ist ein Renner, oder nomen est omen könnte der Lateiner sagen.


Ein paar Takte zum Service

Die Damen und Herrn tragen eine ländlich traditionelle Lederkracherne, und in dem Look verfügen sie auch über den sog. „Fleck“, sprich diese dürfen das Inkasso vornehmen. Hier gilt nach wie vor „Bares ist Wahres“, was ich öfter schon vergessen habe. Zum Glück ist nicht weit weg vom Lokal ein Bankomat. Das übrige Servicepersonal trägt passable Normalkluft und hilft mit an der Abarbeitung allfälliger weiterer Leistungen.

Hin und wieder erlebe ich die eine oder andere mangelnde Aufmerksamkeit und man wird für längere Zeit alleine gelassen. Ist der Weg von der Küche in den Hof doch um einiges weiter als anderswo, oder braucht das gestresste Personal seine wohlverdienten Rauchpauserl‘n für an Tschick?

Ich stehe davon ab etwas zu unterstellen, habe für vieles auch Verständnis, aber das sei meine subjektive Erfahrung. Solches zu sagen tue ich auch ungern, mag ich doch das Lokal wirklich sehr, aber nach vielen Besuchen möchte ich das von meiner Seite nicht ganz verleugnen.

Generell rückläufig ist der von mir immer noch geschätzte Wiener Schmäh für solche bodenständige und heimische Lokale, aber darüber berichte ich mehr bei anderen Wirtshäusern, bei denen der noch auf ihrer Karte steht. 😊

Hier vergebe ich schweren Herzens der Objektivität geschuldet nur eine mittlere Wertung. Ich mache meine Besuche grundsätzlich aber nicht vom Service abhängig, dazu müsste ich schon eine kräftigere Ohrfeige verpasst bekommen oder per Fußtritt hinausbefördert werden, um es bildhaft auszudrücken.


Abschließende Empfehlung

Was ich am Renner seit Anbeginn schätze ist seine Vielseitigkeit. Schönes Ambiente, ein toller Garten und mehrere Küchenrichtungen erlauben auch bei unterschiedlichen Interessenslagen gemeinsame Besuche, bei denen jeder zufriedengestellt werden kann. Auf diese Weise habe ich schon erfolgreich manche Runde hier organisiert.

Ein wenig Kritik am Servicepersonal wurde erwähnt und das kann man m.E. nicht auf die gegenwärtige Personalnot zurückführen. Hat der Renner sonstige Schwächen? Ja, hat er, aber ich werde sie zugunsten seiner überwiegenden Stärken nicht groß herausposaunen. Wer gibt freiwillig liebgewordene Subjektivität auf. 😊

Ich könnte eventuell herummotzen, dass mir der Kaffee zu schwach ausfällt oder der erwähnte Schnitzelpreis zu hoch ist, aber das war’s auch schon. Solches steckt die Rindfleischküche in hoher Qualität samt ihrer puristischen Note mit ihrem erwähnten First-Class Preis/Leistungsverhältnis mühelos weg.

Positiv bewertet haben bislang alle meine Begleiter die ansprechenden Stuben und selbstredend den urigen Innenhof, so wie ich, der in angenehm lauwarmer Abendstimmung sein Flair noch mehr entfaltet, weshalb ich für das Ambiente ein summa cum laude ausspreche.

Die Speisen werte ich, und jetzt schalte ich von subjektiv kurz auf objektiv um, als ein sauberes Sehr Gut und so lege ich euch zum Abschluss meinen Renner wärmstens ans Herz, wenn’s die kultiviert gepflegte Wiener Küche an einem schönen Orte sein soll.


Meine Verehrung und mit den besten Empfehlungen
Der WrKFanWeniger anzeigen

6. Glacis Beisl

(2)
MuseumsQuartier, 1070 Wien
Glacis Beisl - Grammelknödel - tadellose GesamtperformanceGlacis Beisl - Traumhaftes Wetter für den GastgartenGlacis Beisl - Rindsuppe  - Suppengenuss nach meinem Standard
In diesem Guide weil: Einzigartiger Hof mitten in Wien, lauschig zu jeder Tageszeit
SpeisenAmbienteService
5. Nov 2022
Glacis Beisl – Eine Gartenidylle Wiens Der Rekord-Altweibersommer des heurigen Jahres 2022 hat mich animiert das Glacis-Beisl häufiger als sonst...MehrGlacis Beisl – Eine Gartenidylle Wiens

Der Rekord-Altweibersommer des heurigen Jahres 2022 hat mich animiert das Glacis-Beisl häufiger als sonst zu besuchen. So waren es allein im Oktober drei Besuche, die jeder für sich schon fast so etwas wie Kurcharakter hatten.

Gut versteckt am Rande des Museumsquartiers und von außen nicht wahrnehmbar entpuppt sich beim Betreten einer der wohl schönsten Gastgärten Wiens, der aus dem Grund auch auf einigen Webseiten gelistet wird. Von meinen früheren Besuchen weiß ich, dass man hier nicht nur idyllisch sitzt, sondern auch sehr passabel isst.

Dazu ein paar Takte mit dieser Bewertung. Aber lasst mich noch ein wenig vom Ambiente schwärmen. I'm loving it!

Meine Seele jubiliert beim Anblick einer schon fast würde man meinen Waldatmosphäre, obwohl man die Bäume an einer Hand abzählen kann. Und welche Stimmung vermittelt wird, wenn man ihn in der Dämmerung genießt, schlägt für meine Seele jeden Kuraufenthalt, ja schön wär’s, es funktioniere immer so.

Aufgrund der Internet-Bewerbung weiß das wohl nicht nur ich allein, so ist es bei schönem Wetter Pflicht sich seinen Platz reservieren zu lassen. Am Empfang sitzt zu dem Behufe eine junge, sehr nette Dame, welche dir deinen Platz zuweist, ankommende Gäste dorthin führt und gleich Speisekarten mitnimmt, die sie darreicht.

Hat man Platz genommen, dauert es in der Regel nicht lange, schon ist der Service präsent. Aufgrund meiner zuletzt gehäuften Besuche war ich mehreren Personen schon bekannt und es erfolgte die Begrüßung auch mit Handschlag. Ein anderer zwinkerte mir schon von der Weite mit den Augen zu.

Was mich betrifft schätze ich das. Meiner Seel‘, sag dazu, des is jetzt aber scho eitel, gell? Aber nein, sie kann das nicht und meint dazu, des passt scho. 😊

Die Speiskarte gliedert sich in eine Hauptkarte mit einer recht straff gehaltenen Standardauswahl, einer Wochenkarte und dem Tagesteller. Nachdem ich die Standardkarte so gut wie durch bin, von der ich grundsätzlich alles soweit empfehlen kann und mit einem durchgängigen „Sehr gut“ bewerte, konzentrierte ich mich bei meinen letzten Nachmittagsbesuchen auf die Wochenkarte und werde auf meine noch in Erinnerung verbliebenen Eindrücke ein paar Reime dichten.


Suppen – meine Standard-Vorspeise

Zuvor auch meine vielleicht schon ebenso typische erste Strophe der Standard-Suppen-Ansprache: Die RS-Basis ist vorbildhaft und ein wahrer Genuss. Klassische Gemüseeinlagen werden extra zubereitet, was an ihrer schönen Bissfestigkeit noch leicht knackig zu derbeißen ist.

So mag ich das. Die weiteren Einlagen passen auch, es gilt sozusagen Wiener Standard, der auch eingehalten wird. Einmal war auch ein Kaspressknödel dabei, den ich mir nicht entgehen ließ. Die RS gehört hier zu meinen klaren Favoriten innerhalb Wiens und deren Liste ist bei mir weiterhin immer noch einstellig.

Sie ist ihren Preis (aktuell 5,40€) absolut wert und die Überschrift auf der Standard-Klassiker-Karte „Hausgemachte Rindsuppe“ unterschreibe ich.

Damit ich verwöhnter RS-Freak aber auch mal was anderes esse, so sollte es auch eine Zwiebelsuppe (5,60€) sein. Kräftig und intensiv, die Basis wieder RS, schön angereichert mit sichtlich lange mitgeschmorten Zwiebelstreifen und toller dunkler Farbe. Kleine Einlagen mit dreieckig geformten und gratinertem Toastbrotstückchen ergänzten den Genuss und rundeten es wohltuend ab. War ebenso sehr gut.

Erdäpfelsuppe liebe ich immer wieder, wenn sie angeboten wird, bin aber auch da zugegebenermaßen verwöhnt. Naja, fragen wir mal, wo nicht? 😉

Die Wochenkarte hatte sie einmal um gute 5,80€ gelistet, also gut, dann zu Tisch bitte. Naja, net von schlechten Eltern, so mal eine erste Begutachtung, Basis wieder RS, ohne Obers und nicht cremig ist auch eine Herausforderung, konnte aber im Geschmack auch punkten.

Etwas schlampig serviert, was mich etwas irritiert (also es stimmt, ich bin verwöhnt), wenn sie verschüttet daherkommt, aber das lassen wie dem sympathischen Kellner nach. Weniger passend fand ich die Champignons, das sollten bei mir Steinpilze sein, denn sie sind auch entsprechend geschmacksbildend und das hätte sie noch verbessert.

Nachgefragt beim Service kam eine etwas für mein Amüsement erheiternde Antwort: „Das geht nicht bei dem Preis.“ Ok, ich habe aber auch schon schlechtere Argumente gehört. Also man will Spitzenqualität liefern und dann soll es am Preis scheitern? Mein Gott, dann verlangt‘s halt um 20 Cent mehr, es …. ! Aber das letzte „es … “ hörte der Kellner nicht., denn das dachte ich mir nur.

Und eine hätte ich noch auf Lager, eine saisonale Kürbiscremesuppe (5,60€). Sie war gut, recht professionell zur Präsentation aufgeschäumt und darunter ein Kürbis-Kernöl-Spiegel in schillerndem grünlichem Farbton. Ah, hier machte man es also richtig an der Qualitätsschraube nicht zu drehen, es geht ja doch. :)

Einziges Manko, für mich zu dünn. Bei solcher Art Suppe bevorzuge mehr Cremigkeit, d.h. sie war sehr brav abgeseiht, dennoch geschmacklich für meinen Gaumen gut bis sehr gut.


Gerichte von der Wochen- bzw. Tageskarte

Ich komponiere ein paar Lobes- bzw. Nörgeltakte zu drei Hauptspeisen aus der Wochen- bzw. Tageskarte und beginne mit einem recht außergewöhnlichen Fischgericht, ein gebratener Hecht, was man nicht so oft liest. Nicht billig um 28,70€, aber er war das Geld wert.

Unglaublich feste Struktur, fast schon wie Fleisch, wie ich das so nur bei einem Seeteufel bislang kannte. Ein klasse Gericht, dazu ein Püree recht kräftig, nicht zu feincremig, allerfeinst und am Boden ein geschäumtes Soßerl, was ich aber nicht mehr weiß, was es war – mea culpa – aber was ich weiß: sensationell.

Die Hausmannskost durfte nicht zu kurz kommen, repräsentiert durch ein Erdäpfelgulasch (12,90€) mit ausnehmend gutem Saft, nicht zu sämig und kräftig würzig, wie ich es liebe, die Erdäpfel in großen Stücken, mehlig, passt hervorragend, ich muss das bei mir zu Hause ändern, denn ich verwende meine Standard Ditta, aber ich stelle hier fest, mehlige passen für dieses Gericht besser.

Welche Wurstarten verarbeitet wurden war wieder so ein Fragzeichen, nicht so rauchig, aber erhebend, aber was war es genau? Also fragte ich den Kellner und nach Rückfrage in der Küche kam ans Tageslicht: Es war eben nicht eine Sorte, sondern ein Mix aus Braunschweiger und Frankfurter, Pfieke mit Namen sozusagen. 😉

Absolutes Highlight, fast schon Sonderklasse war der Kümmelbraten zu 15,70€. Oh, mein Gott, der schlug bislang etliche Heurigen, wo man das bei den besseren üblicherweise gut hinbekommt.

Nicht so fettig und trotzdem saftig, das Krusterl im wahrsten Sinne des Wortes zum Reinbeißen, dass es nur so knackt und kracht, dazu ein kräftig einreduzierter Saft, eine pure Verneblung meiner Sinne in höchster Freude. Das erlebe ich nicht alle Tage, er muss absolut frisch gewesen sein, sonst geht das gar nicht, von mir eine Top 6 (aber mehr als 5 geht hier net).


Zur Getränkeauswahl verweise ich auf die HP. Die Weinkarte ist repräsentativ in ihrer Auswahl, mittleres Preissegment, aber von mir nicht sonderlich erwähnt, meist greife ich hier auf meine Standards zurück.

Aber gut ist hier mal der Kaffee (Rösterei Alt Wien) und ein vom Kellner mir empfohlener hausgemachter Nussschnaps, naja was sonst bei mir, schon wieder ein Standard, aber der Kellner erklärte mir, dass er an der Produktion beteiligt, deshalb kennt er alle Komponenten, Hut ab!


Mein Nachruf – subjektiv, aber kritisch

Man kann das Glacis-Beisl für meine Begriffe nicht als typisches Beisl einstufen, obwohl es den Namen trägt, oder sagen wir so, ich würde es nicht als ein ausgesprochenes Wiener-Beisl einordnen, aber es ist mit Sicherheit ein anspruchsvolles und in dem Sinne gehobenes Lokal. Was es auch gut macht ist das in gewissem Rahmen individuelle Angebot.

Die Speisen sind teils Wiener Küche und teils allgemein Österreich-Liga., Mir ist das Angebot der Standardkarte etwas zu spärlich, sodass ich, wenn ich auf der Wochenkarte nichts Geeignetes finde, dort zu wenig meiner Klassiker vorfinde, auf die ich zurückgreifen könnte.

Ich will nicht immer nur Wr. Schnitzel oder die ausnehmend gut zubereitete Bachforelle essen, auch wenn diese Gerichte makellos sind. Als Repräsentant für die Wiener Küche vermisse ich meinen geliebten ZRB, ein Schweinsbratl oder als Nachtisch z.B. einen Kaiserschmarren.

Aber was gekocht wird ist durchgängig von überdurchschnittlicher Qualität, insofern vergebe ich ein „Sehr gut“ mit einem reinen Gewissen.

Was den Garten angelangt, so geht es kaum besser und verdient Höchstnote. Wenn das Wetter nicht so passt bzw. für die nun anbrechende Herbst/Wintersaison hat das Lokal einen Vorbau als Wintergarten und danch kommt man in die Innenstube.

Diese ist allergings wirklich nicht mein Geschmack. Die Tische mit grünen Resopalplatten gingen ja noch, aber insgesamt hat mir der Look noch nie gefallen und wirkt auf mich steril und a wenig zappenduster. Man sollte das mal auswechseln oder überarbeiten. So bin ich hier ein typischer Sommerbesucher. Insgesamt trübt das die Note für das Ambiente, aber zugunsten des Gartens belasse ich es bei einer 4.

Mit dem Service bin ich zufrieden. Eine fixe Einteilung gibt es nicht, es kommen mit der Zeit alle vorhandenen Kräfte ins Spiel, einmal zählte ich fünf Personen, mit der Empfangsdame wären es sogar sechs, die sich im Laufe eines Besuches um mich gekümmert hatten, aber ich könnte nicht sagen, dass es nicht funktioniert hätte.

Mir gefällt natürlich auch der persönlich gewordene Einschlag, das macht es mir persönlich angenehm und sympathisch, nur versuche ich das auch objektiv darzustellen, und so hat er keine herausragende Note und ich bemesse ihn mit einem rundum gut, sprich das erfüllt die Erwartungshaltung.

Empfehlen kann ich das Glacis-Beisl jedenfalls als sehr gutes Lokal, nicht unbedingt als ein urtypisches Wiener Beisl wie dargestellt, aber als eines, das ich schon aufgrund der zentralen Stadtlage mit seinem meine Seele immer aus Neue faszinierendem Garten samt sehr guter Küche nicht mehr missen möchte.Weniger anzeigen

7. Herbeck

Scheibenbergstraße 11, 1180 Wien
In diesem Guide weil: Wunderschöner Gastgarten und gute Wiener Küche

8. Sichuan

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Arbeiterstrandbadstraße 122, 1220 Wien
Sichuan - Dim Sum (Shrimps-Bärlauch) - Vorspeisenklassiker der kantonesischen KücheSichuan - Rindfleich in Scheiben - ein weiterer VS-Klassiker - ähnlich Fuqi FeipianSichuan - Knusprige Ente - Ein Top-Klassiker - ausgezeichnet
In diesem Guide weil: Mein Edelchinese, - der Teich im vorderen Bereich eine Augenweise
SpeisenAmbienteService
14. Aug 2022
Sichuan - oder ausgeliefert der Hot-Chili-Mafia An die Schärfe der chinesischen Küche im Sichuan-Style musste ich mich erst gewöhnen. Als WrK-F...MehrSichuan - oder ausgeliefert der Hot-Chili-Mafia

An die Schärfe der chinesischen Küche im Sichuan-Style musste ich mich erst gewöhnen. Als WrK-Fan kennt man das vielleicht bei einem Gulasch oder dgl., aber nicht quer durch die Bank vieler Speisen. Anfangs war sie mir zu scharf, aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass diese Zubereitungsart in der Tat erst ab einem gewissen Scoville-Wert von 4 aufwärts ihren vollen Genuss entwickelt. Man lernt.

So wurde ich bekehrt und bin nunmehr selbst Mitglied der Hot-Chili-Mafia. Mittlerweile schärfe ich auch meine eigenen heimischen Gerichte @home mehr als früher, manchmal zum Leidwesen meiner Gäste, aber das ist eine andere G’schicht. 😊

Dafür zeichnet sich also die Sichuan-Küche verantwortlich. Die HP sagt übrigens, dass alle im Lokal werkenden Köche aus der westchinesischen Provinz „Sichuan“ kommen. So will ich’s dann auch glauben.

Im 4-Mann starken Team haben wir auf der vorderen Terrasse Platz genommen, mein absoluter Lieblingsplatz. Vor uns eine kleine Teichanlage, irgendwelche Fische schwimmen drin (bis heute weiß ich nicht welche), aber idyllisch, idyllisch, idyllisch, mir taugt’s hier einfach, besonders zur Dämmerung, und das Wetter hat wie quasi bestellt mitgespielt.

Gewählt habe für diesen Besuch das Lokal nicht ich, sondern mein Partner, der so rein „zufällig“ Chinese ist, dessen Abschied gefeiert wurde, da er uns nächste Woche verlässt, um wieder in seine Heimat zurückzukehren. Ach Wehmut, aber wieder eine and're G'schicht.

Nach seiner fachkundigen Meinung ist das Sichuan nicht völlig authentisch, wie es sich gerne verkauft, soweit seine Meinung. Meine ist, dass ein guter Spagat zwischen traditioneller chinesischer und unserer zuwege gebracht wird, indem man sie sanft an österreichische Verhältnisse anpasst. Ich kenne mittlerweile auch die von ihm als authentisch eingestuften Lokale, und so will ich‘s auch ihm glauben.


Unsere heutige Speisenfolge

Bei chinesischer Begleitung überlasse ich ihnen die Bestellung, wenn sie der Gastgeber sind. Sie sind es dann gewohnt, diese vorzugeben, kennen aber auch meine Vorlieben. Sitte bei Chinesen ist es, dass der Tisch so richtig mit den Tellern vollgepflastert wird und jeder kann sich von überall nehmen, wobei ein Vorspeisen- und danach ein Hauptspeisengang für etwas Ordnung gesorgt hatte.

Man will derart seine Gastfreundschaft zeigen. Also mir taugt’s auch, ist mal was anderes. Es gab auch schon Besuche, wo für den eigenen Teller klein Platz mehr war, dagegen waren wir dieses Mal regelrecht „gesittet“. Ich liste im Folgenden nur exemplarisch auf, woran ich mich hautpsächlich beteilgt habe und was ich für sehr gut und darüber befunden habe.

Rindfleisch in Scheiben (13) - Ein Vorspeisenklassiker, den sie in China fuqi-feipian nennen, mit dem Unterschied, dass in diesem Lokal keine Kutteln dabei sind (ich erinnere: „der Spagat“). Recht scharf in der dafür traditionellen klasse gewürzten Chili-Sauce - wie immer Top.

1.000-jährige Eier (16) - Ebenso eine urtypische Vorspeise, nur diesmal anders, und zwar die Eier klein geschnitten und mit Mapu-Tofu gemischt. Auf diese Art seeeehr gut, denn üblicherweise mache ich mir aus den Dingern nicht so viel. Aber diese Kombi war ein erhebendes Gaumenerlebens, das ich unterschätzt habe. Wie gut doch, wenn Insider an Bord sind. 😊

Peking-Ente (5f) – Eine fantastische Hauptspeise mit in Scheiben geschnittenen Entenstücken von der Brust, die Oberfläche knusprig gebraten. Dazu dünne Fladen aus (ich vermute) Reisteig, in die man die Stücke einwickelt, und wer will taucht sie in die dickcremige Pflaumensauce. Zusätzlich kann man Jungzwiebel hinzufügen. Man ordnet diese Zubereitungsart aber der kantonesischen Küche zu, es war deswegen nicht minder ein Genuss.

„Gongbao“-Huhn (52) – Ein Hauptgang im sog. „Gongbao“-Stil, der grundsätzlich auch eine Küchenrichtung Chinas ist, indem man mit vielen Nüssen arbeitet und mit der Sauce, die nicht scharf ist, das Hühnerfleisch mit ein paar weiteren Ingredienzien veredelt. Der Gaumen hat gesungen.


Für diese 4 Gerichte gibt es von mir durchwegs die Top-Note 5, andere Gänge überzeugten mich nicht vollständig, daher finde ich eine 4 in Summe für die Wertung angebracht.


Zu den Getränken lässt sich nicht viel sagen mit der für mich angenehmen Ausnahme, dass es doch eine für ein Chinalokal kleine Auswahl an Weinen gibt, die andere nicht haben. Dafür zeichnet die HP Herrn Tim Urban als verantwortlich.

So fiel meine Wahl auf einen Shiraz Cabernet, was aber meinem Insiderwissen zu verdanken ist, denn auf der Karte habe ich ihn nicht gefunden. Ein vollmundiger roter Edeltropfen mit durchaus kräftigen Elementen und für mich toller Sichuan-Reisebegleiter, wiewohl er aus Australien stammt und eine lange Anreise zu verbuchen hatte. Danke, es hat sich gelohnt.


Service und Allfälliges

Die hier arbeitende Kern-Mannschaft hat über die letzten Jahre kaum gewechselt, was Stabilität zeigt und ist für meine Begriffe sehr gut eingespielt. Ich bewerte solches an sich nicht gerne, daher belasse ich es mit der formalen Erwähnung, dass grundsätzlich alles passt.

Das Ambiente kann ich nur loben und hat auch für die Winterbesuche im Inneren ein ansprechendes Flair, chinesisch klarerweise, aber feinst. Siehe dazu meine Fotoauswahl.

Zuguterletzt was kostet die G'schicht? Für meine Begriffe liegt das Preisniveau auf mittlerer Ebene, nur was es diesmal gekostet hat, weiß nicht, denn ich war Gast. Man kann das aber auf der HP einsehen.

Das Sichuan wird mich sicher noch öfter sehen, nur halt um einen wertvollen Mann in unserer Mannschaft weniger, aber als Bandenmitglied der Hot-Chili-Mafia ist man dem nun verpflichtet, und es tut gut hin und wieder auch über den Tellerrand der WrK zu blicken.


So long Freunde der Küchenblasmusik, man liest sich. 😊Weniger anzeigen

9. Schweizerhaus

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Prater 116, 1020 Wien
Schweizerhaus - Das typische Gartenambiente (betriebsschwache Zeit)Schweizerhaus - Schöne AbendstimmungSchweizerhaus - Die Schank - Akkord wie am Fließband
In diesem Guide weil: Stelze, Bier und die Prateratmosphäre unter schattigen Bäumen
SpeisenAmbienteService
17. Okt 2023
Das Schweizerhaus – eine Wiener Institution Man kann über das Wiener Schweizerhaus (SH) am Rande des sog. Wurstelpraters sagen was man will, es ...MehrDas Schweizerhaus – eine Wiener Institution

Man kann über das Wiener Schweizerhaus (SH) am Rande des sog. Wurstelpraters sagen was man will, es ist eine Wiener Institution und ebenso Rarität, die keinen weiteren Repräsentanten vorzuweisen hat, zumindest nicht im Raum Wien und Umgebung.

Die einen wollen sich Wien ohne ein SH nicht mehr vorstellen, es hat quasi Kultstatus, die anderen meiden es und finden gar kein gutes Wort dafür. Ich kenne sogar böse Zungen, die lieber zum naheliegenden Englischen Reiter gehen und ihn über den grünen Klee loben, nicht aber, weil sie das so auch meinen, sondern lediglich um das SH madig zu reden.

Ich habe überlegt, ob ich überhaupt rezensieren soll, Werbung braucht Inhaber Kolarik & Co sicher keine, die Familie führt nebenbei noch weitere umliegende Betriebe und die Hütte ist überdies weit über die Grenzen Österreichs bekannt, die san oiso kane Oarman. 😉

Weiters finden sich hier im Forum schon genügend Berichte, positiv wie negativ, also was motiviert mich dazu? Ich nenne zwei Gründe:

1) Ich gehöre zu denen, die dem SH Kultstatus einräumen, das wird sich vss. nicht ändern.
2) Es sei dies so etwas wie meine persönliche Abrechnung über nunmehr schon Jahrzehnte.

Ich finde den Gastgarten großartig, groß ohnehin, aber auch geräumig, gärtnerisch schön ausgestaltet, ausreichend baumeschattet und zu den Abendstunden besonders stimmig. Wegen der Größe ist er nach Bereichen mit den Namen nach Wiener Bezirken unterteilt. So kann man von Wieden mit der U1 in die Leopoldstadt anreisen und befindet dann erst wieder in Wieden. Hier geht das also. 😉

Der Garten fasst heute ca. 1.700, der Innenbereich 600 Plätze, bei Schönwetter verlassen, wie ich mal erfahren habe, an Spitzentagen bis zu 6.000 Krügerl die Schank, die hier einer Fabrik mit Fließband gleicht. Es ist sehenswert der massenhaften Ausschank zuzusehen, arbeiten möchte ich zugegebenermaßen dort aber nicht.


Budweiser, Grießkirchner + Starter

Das Bier wird in Tanks gelagert und mit Stickstoff gezapft, somit ist es sehr kohlensäurearm und, tja, das zeichnet es auch aus, leicht (5% Vol. Alk.) und süffig und so liebe ich das seit Jahren, ich das Helle Budweiser andere das Gemischte oder Dunkle Grieskirchner. Das erste geht schon weg, ehe die erste Speise den Tisch erreichen könnte.

Der gegenwärtige Preis liegt bei 5,60€ für die Halbe. Früher war das SH darin oft gastronomischer Spitzenreiter und Kritikpunkt vieler Gäste, wie der Wiener halt goa so gern auch keppeln tut, was nun nach den letzten Teuerungswellen durchaus im Mittelfeld liegt. Der große Umsatz verhalf hier also zum Vorteil.

Manche starten mit dem Erdäpfelpuffer, der für sich schon eine Legende ist, nicht diese schwappeligen Industrielaberl, womit man Wien in der Vorweihnachtszeit überschwemmt, sondern richtige herzhafte Puffer, außen knackig schön geröstet und im Inneren die weiche Fülle, wer will mit viel Knofi obendrauf.

Sie kosten als Portion zu 2 Stück 4,70€, mit Knoblauch 4,90€. Allerdings härten sie auch rasch aus, man muss zusehen sie warm zu verzehren, ansonsten kann es auch vorkommen, dass man meint man beiße auf Granit.

Zwei Stück davon sind für mich schon eine Hauptspeise, sodass ich mich entscheiden muss auf dieses oder alternativ doch auf die Stelze zu setzen , die ich im Folgenden beschreibe. Für Kurzbesuche oder alleine ist das oft die Wahl, dazu das Pivo und du gehst zufrieden von dannen und kostet nicht das große Geld.

Und wer mal keinen Platz ergattert, kann sich diese auch vor dem Lokal beim Verkauf auf einem simplen Tatzerl zum günstigeren Mitnahmepreis einverleiben.


Schweinsstelze & Begleiter

Es gibt übrigens auch eine ansehnliche Speisekarte der Wr. Küche und auch Mittags- oder Wochenteller, auf das ich aber nur selten zugreife. Der Hauptdarsteller ist hier die hintere Schweinsstelze vom Grill, kurz Stelze. Ich wollte dazu schon mal einen Blick in die Küche werfen, was einem aber verweigert wird, weg'n der sog. Hygiene-Vorschriften warat's.

Man legt besonders Wert auf die Oberfläche, sodass kräftig eingesalzen krustig und knusprig beim Reinbeißen nur so die Schwarte kracht, das macht es besonders. Man schafft das nicht rundum, einige Teile werden zu hart und sind ungenießbar, aber der größere Teil beschert so ein himmlisches Vergnügen. Darunter befindet sich eine fettige Schicht, die man fast wie flüssig dazu aufsaugt.

Das dunklere gut durchgegarte Fleisch selbst ist gut und g‘schmackig, bei mir aber untergeordnet, ein bisschen davon wird vor Ort verzehrt, der Großteil landet am nächsten Tag in meiner Küche und wird zu einem Gröstl weiterverarbeitet, da ich oft nur zu zweit herkomme.

So pflegen wir das dafür seit Jahren, denn man erhält nur ganze Stücke von ca. 1,2 kg aufwärts, sodass eine für drei Personen ausreicht. Sie wird nach Gewicht verrechnet, das Kilo derzeit um 22,90€.

Das ist geteilt durch drei nicht wirklich teuer, aber man braucht ja auch Begleiter, so gehören dazu zunächst Senf und frisch geriebener Kren pro Person um 1,90€ oder manchmal auch eine Portion Bierrettich (3,90€), damit rutscht‘s auch besser runter. An kalten Beilagen gibt es noch einiges an Auswahl.

Liebste Vitamin-Beilage ist Krautsalat (4,60€), herrlich flüssig mariniert und zusätzlich mit ganzen Kümmelstückchen versehen, mit dem Gesamtensemble lacht das Herzerl so richtig. Angesichts der Kalorienbomben. die wir hier werfen, genügt davon eine Portion zu zweit.

Hervorzuheben wäre noch eine bestechende Küchenkonstanz. Die geannten Spezialitäten erreichen den Tisch über die Jahre in stets gleich guter Qualität.


Eine jüngst erworbene Leidenschaft

Als Besonderheit ist die Kuttelflecksuppe (6,30€) zu erwähnen, die ich nur im SH oder vom MO’s kenne, seit Jahrzehnten nach einem traditionell tschechischen bzw. slowakischen Rezept fabriziert, wer da führend ist, müssen sich die beiden ausschnapsen, hier wird sie auch Prager Suppe oder Drštková genannt.

An Innereien wagte ich mich lange nicht heran, aber eines Tages ist der Damm gebrochen und ich probierte sie und war überrascht, was für ein begehrter Leckerbissen das sein kann. Die Kutteln sind sehr sauber geputzt und werden in paprizierter Suppe gekocht, oder man nimmt als Basis Gulaschsaft.

Wie genau sie gemacht wird weiß ich nicht, aber der Touch würzig pikanter Gulaschsaftwürze in Verbindung mit den Kutteln, wienerisch würde man sagen „es niacht‘lt“, wie eben Innereien riechen, harmoniert ausgezeichnet. Jetzt steht bei meinen SH-Besuchen auch diese immer wieder am Radar. Ich muss aber auch die als Nr. 2 gelistete Krautsuppe probieren. Sie steht noch aus.

Und obwohl ich Fan der klassischen RS bin, so bleibe ich da mal bei meinem Vorurteil, wenn man mir solches ausnahmsweise gestatten möge. Bierlokal und Rind? Njet! Hier herrscht Schwein. 😉


Kaffee & Co

Als Pseudo-Kenner und doch Profi-Liebhaber des gut gepflegten Digestifs schließe ich Besuche gerne mit Kaffee und a weng‘l was zwecks Verdauung ab. Kaffee und Bierlokal können gar Spinne-Feind sein, aber hier dürfte eine brauchbare Freundschaft vorherrschen. Marke mir zwar unbekannt, aber ganz gut mit 4,30€ für den großen Espresso.

Besonders erfreut mich der Nussschnaps, dem hauseigene Produktion nachgesagt wird. Ob das stimmt weiß ich nicht, so will ich’s glauben, aber was ich weiß ist, er ist genial. Nicht bitter, nicht süß, ausgewogene Würzmischung, bei der die Gewürznelke nicht den Gaumen verhundst, und satte 40% wie man das von einem Brand kennt.

In 0,1l Flaschen auch zum Mitnehmen erhältlich wovon ich jährlich Gebrauch mache um Haushalt und eigene Gäste zu versorgen. Im Lokal 3,60€, also kein Eckhaus, die 0,1l Flasche mit 9,90€ doch nicht ganz billig. Man erhält dazu ein Geschenksäckchen + Stamperl. Das Extra macht leider den Preis, ich brauch das zwar nicht, aber diese Werbung muss man halt mitbezahlen.


Meine Service-Erfahrungen

Darüber könnte man ein Buch schreiben, es waren gewisse Praktiken über die Jahre üblich, allseits verpönt und handelten dem SH einen üblen Nachruf ein. Jeder Insider der dort hingegangen ist wappnete sich dagegen im Voraus, der Unbedarfte war ein armes Schwein und Opfer und so mieden viele das SH auch.

In größeren Gruppen wurden man regelmäßig beim Bier abgezockt, indem mehr verrechnet wurde als bestellt und man war umso frecher, je größer die Krügerl-Anzahl war.

Eine weitere bierige Unsitte war das vorzeitige Abstellen des Biers am Tisch, ehe man mit seinem fertig war. Dazu wurde oft nicht einmal gefragt, ob man überhaupt noch eines möchte, klaks, da stand es einfach. Nun hatte man darauffolgend Erklärungsnotstand und Streitigkeiten waren an der Tagesordnung.

Das Bier war in der Regel nicht korrekt eingeschenkt, weshalb es gar keine echte Halbe war. Und nicht selten wurde man ignoriert, wenn man nur ein Seidel wollte, das kam trotz Nachfrage nicht an. Ich habe das alles miterlebt und kann es bestätigen, aber ich kann heute auch die völlige Entwarnung aussprechen, solches ist Geschichte.

Hier dürfte die Chefetage durchgegriffen haben und sowohl das Kellner-Konzept als auch deren Moral umgekrempelt haben. Ich erlebe es nun sein einigen Jahren hochanständig und professionell und man erfreut sich einer stolzen Schaumkrone, woraus man sich möglicherweise einen Sport macht, wer es höher schafft.

Der Wiener Schmäh ist das Einzige, was mir manchmal abgeht, besonders wenn viel Betrieb ist, was aber auch verständlich ist, ansonsten läuft es in der Regel locker ab.

Pro Station/Bezirk gibt es einen Getränke- und einen Speisenkellner, die sich auch aushelfen. Sehr gut funktioniert das Reservierungssystem. Bis zu 3 Personen wird grundsätzlich nicht reserviert, da sucht man sich einen freien Platz, setzt sich nach Absprache dazu oder verhandelt mit dem Kellner, dem die Tischeinteilung obliegt.

Ab 4 Personen kann online reserviert werden. Für größere Gruppen benötigt man einen Vorlauf von ca. 4 Wochen, so meine Erfahrung.


Bewertung für ReTe

Meine durchschnittliche Besuchsfrequenz liegt bei 2-3 Mal jährlich seit mehr als 40 Jahren, öfter schaffe ich diese üppigen „Schweinereien“ samt sattem Bierkonsum wohl nicht, der aber nur hier über dem Schnitt möglich ist, weil es wie Öl den Rachen hinabgleitet.

Heuer waren es 5 Besuche, weil ich die neu in meinem Programm eingebaute Kuttelflecksuppe für sich öfter genießen wollte, und möglicherweise bildet sie nun den Grund, dass das so bleiben könnte.

Meine Rezension konzentriert sich auf die von mir bevorzugten Speisen samt Gewohnheiten, wofür ich aber eine klare Empfehlung ausspreche, und basiert ansonsten auf dem Vergleich mit anderen Bierlokalen. Aus der Perspektive sind die Speisen gut bis ausgezeichnet. Besonders die Stelze ist ein Unikat. Bierlokale schneiden kulinarisch bei mir ansonsten eher unterdurchschnittlich ab.

Das Ambiente ist Top, lediglich die Lautstärke kann hin und wieder auch stören, man darf nicht vergessen, nicht nur die illustren Gäste produzieren ordentlich Lärm, man befindet sich auch in einem Vergnügungsviertel und das sorgt für zusätzliche Dezibel.

Der Service hat sich deutlich verbessert und funktioniert nun seit einigen Jahren klaglos. Man darf sich allerdings nicht mehr erwarten, es ist die Masse auch ein Stressfaktor, der aber gut gemeistert wird, also rundum gut.

Für heuer ist die Saison 2023 gelaufen aber mit 2024 freut sich WrFan wieder auf Kutteln, Bier, Stelze, Nusserl und en passent auch die Puffer.


LG vom WrKFanWeniger anzeigen

10. Cafe Diglas im Schottenstift

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Schottengasse 2, 1010 Wien
Diglas Schottenstift - Sehr guter Espresso, noch besser, wenn ristrettoDiglas Schottenstift - Mein Diglas-Highlight - Der Topfenstrudel - mmhh...Diglas Schottenstift - Großes Frühstück - inkludiert auch ein Glas frisch gepr. Orangensaft
In diesem Guide weil: Schöner ruhiger Innenhof im 1. Bezirk
SpeisenAmbienteService
16. Mai 2023
Café Diglas neu belebt Das ehemalige Café Schottenstift wurde 2016 von der Diglas-Familie übernommen und so seinerzeit vor dem Aus gerettet. Der...MehrCafé Diglas neu belebt

Das ehemalige Café Schottenstift wurde 2016 von der Diglas-Familie übernommen und so seinerzeit vor dem Aus gerettet. Der edle Ritter Diglas durfte im selben Jahr auch noch das Café Weimar retten. Damit verfügt die Familie heute über insgesamt fünf Betriebe in der Stadt Wien und sie laufen alle sehr gut.

Dieser erhielt den Namen Café Diglas im Schottenstift. Ich mag es heute weit lieber als früher. Der Grund liegt simpel in der von Diglas deutlich besseren Kulinarik. Wie ich über Kaffeehäuser berichte, so ist deren Küche nicht unbedingt eine Stärke in Wien. Das trifft für die Diglas-Betriebe weit weniger zu.

Das Lokal gliedert sich im EG in zwei Räume, der straßenseitige wirkt etwas beengt, wenn viel los ist, weshalb ich den hofseitigen bevorzuge, der geräumiger ist und mir eine entspanntere Atmosphäre bietet.

Der alte schon in Jahre gekommene altfadrische Look ist durch einige Renovierungsmaßnahmen wieder sehr gemütlich geworden und hat das etwas zappendustere Gefühl genommen. Zum Verständnis sei gesagt: Ich liebe alt, aber nicht altfadrisch, das sich nach meinem Empfinden schon der Richtung grindig zuwendet.

Es bietet noch einen Vorteil, dass es nicht so überlaufen ist wie die anderen größeren Cafés der Innenstadt. Aber vielleicht sollte ich das gar nicht sagen, sonst war’s das dann damit. 😉

Im OG befinden sich die WC-Anlagen sowie zwei weitere Räume, die man für Veranstaltungen nutzen kann. An sich ist ansonsten oben kein Betrieb.

Besonders hervorheben kann man den hofseitigen Gastgarten, der nahtlos an den des nebenan liegenden Bierlokals Zattl angrenzt. Den zähle ich zu den lauschigsten Plätzchen, jedenfalls für Innenstadtverhältnisse, Ruhelage, d.h. kein Verkehr, umgeben von Grün und Sonnenhungrige kommen über die Mittagszeit auch auf ihre Rechnung. Ich muss dann zusehen einen Schattenbereich zu ergattern.

Durch die Übernahme konnte ich über die Jahre beobachten, wie es zu neuem Leben erwacht ist. Den Zuspruch erkennt man daran, dass es zwischen 12-14 Uhr nicht ratsam ist herzukommen, es sei denn man hat reserviert. Dann ist hier Halli-Galli und das Klimpern des Geschirrs und Bestecks kann man bis in den Hof hinaus hören.


Diglas-Küche

Die Küchen werden je nach Standort individuell geführt. Diglas bietet im Vergleich zu anderen renommierten Traditions-Cafés eine respektable Mittagsküche, weshalb ich sogar eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen kann und ich hier auch ein wenig darauf in der Rezension eingehe. Meine Gesamtnote macht sie aber nicht aus.

Man kann mit den üblichen Gasthäusern mithalten. Subjektiv finde ich die Küche der Wollzeile am besten, aber dort ist mir alles viel zu beengt und so fühle ich mich beim Essen nicht wohl. Das ist hier wie zuvor erläutert von besser Wohlfühl-Qualität. Man erwarte sich keinen High-Level aber Bodenständiges.

Es werden neben einer Standardkarte unter der Woche zwei Menüs angeboten, eines davon vegetarisch. Die Preise sind auch sehr angepasst an meine Geldbörse. Tagesteller I (vegetarisch) 11,90, Tagesteller II 12,90€, will man zusätzlich Suppe oder alternativ eine kleine Nachspeise kommt es auf 15,40€. Das kann man sich leisten.

Ganztägig gibt es die Standardkarte, mein Kaffeehausfavorit ist wie in vielen anderen auch das Gulasch (15,80€), das es hier nur in Normalportion gibt, d.h. kein sog. kleines Gulasch. Also muss ich den Hunger mitbringen. Das letzte war ausgezeichnet.

Die Beilage Salzkartoffeln lasse ich aber weg, weil mir das zu fade ist. Eine schlichte gute Bäckersemmel geht da wesentlich besser. Dazu ein Ottakringer und das Leben haut hin.

Bierfans aufgepasst, man bietet hier auch Fischer-Helles an, d.h. das aus dem Fischerbräu im 19. Bezirk. Ich selbst bevorzuge zu anderen Gerichten oder für sich alleine den guten Wein, von dem man eine Auswahl typischer regionaler Sorten anbietet.

Mein letztes Kalbswiener (24,90€) war ausgezeichnet, ohne Fehl und Tadel, die Farbe der Panier ausnehmend schön goldfarben, sauber souffliert, der Duft von Butterschmalz nicht aufdringlich, sondern angenehm die Nase bezirzend, dazu ein klassischer Erdäpfelsalat, der vielleicht einen sanften Abstrich erlaubt, aber soweit ok ist.

Eher eine Durchschnittsnote gebe ich dem Backhendlsalat, wo man eine gute Grundlage eines Salates legt, Kernöl obligatorisch, wobei ich das für mich abbestelle, was auch funktioniert hat, aber die Hühnerstreifen waren einfach nur ein mittelmäßig gebackenes Hühnerschnitzel. Das war mir zu trocken.

Sehr gute Erfahrung mache ich mit den Menüs, wo man merkt, dass der Kochlevel durchaus dem entspricht wie ich mir Wr. Küche vorstelle. Lediglich bei der Tagessuppe, zuletzt eine Frittatensuppe, serviert in einer kleinen Glasschüssel merkt man keinen besseren Standard, da drücke ich ein Auge zu, weil … wie schon gesagt Kaffeehaus (soweit meine Auffassung). 😉

Als Tagessuppe zum Menü fällt sie bescheidener aus. Neben mir saßen zwei englischsprachige Touristen, die eine RS a la carte gegessen haben, die in einem fast Monstertopf serviert wurde. Wenn ich bedenke, dass sie dieselbe Suppenbasis wie ich verzehrten, dann möchte ich davon auch nicht mehr als meine Portion. Man kann sie (beim Menü) auch weglassen.

Eine saisonale Spargelcremesuppe blieb weit hinter der Erwartungen. Die Creme wich vom Spargelton schon zu sehr ab, und es gab auch keine Einlage. Dazu ein Paar Schwarzbrotstücke, extra beigelegt, hätten möglicherweise Croutons werden sollen, sprich das wäre die Einlage gewesen, nun misslungen meine ich. Hartes Brot ohne Röstspuren wäre die richtige Bezeichnung. Die ließ ich stehen.

Solche kleine Dinge zeigen mir an, dass man seine Erwartungshaltung schon senken muss und sich auf das traditionelle Kochprogramm fokussieren sollte, oder man geht eben woanders essen. Aber als Kaffeehaus hat es ja auch seine Vorzüge, auf die ich nun kommen möchte.


Diglas Kaffeehauskultur

Diglas verfügt über seine eigene Rösterei, auf die man stolz ist, die Patisserie kommt aus der Filiale am Fleischmarkt. Damit werden alle ausgestattet und sind in der Hinsicht damit alle auf gleichem Level. Aber man kann nicht von Systemgastronomie sprechen, denn es gibt ja nur diese eine Produktionsstätte.

Sehr gut schmeckt mir der Kaffee aus eigener Rösterei. Es gibt keine näheren Angaben, aber vom Aroma und Geschmack ist er nach meinem Empfinden mehrheitlich Arabica. Welches Mischungsverhältnis (mit Robusta) weiß ich nicht, aber er fällt als Espresso stets sehr kräftig aus und so gefällt mir das auch.

Der Preislevel hält sich im Rahmen, meine Referenz ist der Große Mokka, hier zum Preis von 5,40€, damit liegt er sogar im unteren Segment für die Innenstadt. Hin und wieder begleitet er mich mit einer Marille Destillerie Freihof.

Zu meiner Kaffeehauskultur gehört auch die Gulaschsuppe, die ich auf gutem Niveau einordnen kann. Auch sie hat im Vergleich zu anderen Cafés einen sehr moderaten Preis von aktuell 5,80€. Und da sie passabel ist, so bevorzuge ich gerne hier die Einkehr dazu.

Mein Highlight bildet hier aber der unsagbare Topfenstrudel, der für meine Begriff zum Inbegriff für diese Mehrspeise in Wien geworden ist. Mit oder ohne Vanillesauce, das ist für mich eher zweitrangig, aber ich liebe diese warme herzerwärmende Topfenfülle, die seinesgleichen sucht.

Sie ist nicht cremig, nicht bröckelig, auch nicht kuchenartig, sondern einfach im wahrste Sinne des Wortes topfenartig, mit einer Luftigkeit und feinen Geschmacksnote, die mich glücklich macht. Er wird grundsätzlich warm serviert, was das Aroma und die Geschmeidigkeit unterstützen. Bissen für Bissen werden derart genossen.

Die Serviceleistung entspricht der Erwartungshaltung. Ich kenne hier kein sog. Stammpersonal, man sieht Saison für Saison immer andere Kräfte. Manchmal hinkt die Aufmerksamkeit, was aber nicht generell gilt. Hin und wieder begegnet man Herrn Diglas Junior, der dann seine Runden dreht.


Ich ziehe ein Fazit:

Das Cafe Diglas Schottenhof weist eine respektable traditionelle Kaffeehauskultur auf. Hinzu kommt der lauschige Gastgarten, besonders zur Abendstund‘ im Hof macht es das für mich in der Stadt besonders attraktiv, wo ich bevorzugt Besuche absolviere.

Sehr guter Kaffee, ein paar exzellente Mehlspeisen und ein paar Goodies steigern meine Speisennote auf ein Sehr gut. Die durchschnittlich gute Mittagsküche ergänzen es und auch das lockt mich immer wieder an. Dass man im Wiener Kaffeehaus grundsätzlich gut frühstückt erwähne ich nur ergänzend.

Mit der enormen Teuerungsrate ist man nur sanft mitgegangen. Ich schätze daher auch die immer noch moderate Preisgestaltung angesichts der Innenstadtlage.

Was für mich auch einen Ausschlag gibt ist, dass es nicht ständig überlaufen ist. Sieht man von Spitzenzeiten ab, so finde ich üblicherweise ohne viel Aufwand mein Platzerl für mich samt Begleitung.

Das Diglas Wollzeile z.B. ist permanent bummvoll, weshalb ich froh bin, dass diese Adresse ein wenig unscheinbarer liegt. Dank der Familie Diglas blieb es uns erhalten, denn der Rückgang dieses Wiener Kulturgutes hat auch in dieser Sparte schon begonnen.Weniger anzeigen

11. Villa Brandauer

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Strobl 73, 5350 Strobl am Wolfgangsee
Villa Brandauer - Wildlachs mit saisonalen Zutaten, sehr gut abgestimmtVilla Brandauer - Entrecote mit Garnelen, Grillgemüse und Eierschwammerln, sehr passabelVilla Brandauer - Obere Terasse (Anm.: Tische sind am Abend gedeckt)
In diesem Guide weil: Schöner Blick auf den Wolfgangsee und sehr gute Küche
SpeisenAmbienteService
26. Aug 2023
Villa Brandauer Unser heuriger Besuch am Wolfgangsee startet mit einer unerwarteten wie angenehmen Überraschung. Wir suchen zunächst Di abends d...MehrVilla Brandauer

Unser heuriger Besuch am Wolfgangsee startet mit einer unerwarteten wie angenehmen Überraschung. Wir suchen zunächst Di abends die Villa Brandauer in Strobl auf, ein Hotelbetrieb mit inkludiertem sehr schicken Restaurant, dessen schönes Ambiente und vielversprechende Speisekarte uns schon voriges Jahr ins Auge gestochen ist, aber wir hatten keinen Besuch geschafft.

Ziel war es einen Tisch für einen der Folgetage zu reservieren, am selbigen gingen wir davon aus würden wir ohnehin nichts erreichen. Wir müssen aber feststellen, dass die kommenden Tage Mi und Do die Ruhetage sind und Fr reisen wir weiter. Tja, oft host a Pech, da hätte man besser recherchieren müssen.

Jetzt fällt mir ein, warum ich auch im Vorjahr nichts erreicht habe, doch zu unserer Überraschung bietet uns spontan ein Ehepaar an, sich zu ihrem Tisch hinzuzugesellen. Sie sehen scheinbar unsere langen etwas enttäuschten Gesichter, die sich schon aufgemacht haben unverrichteter Ding wieder von dannen zu ziehen.

Dabei sind wir auf einen sofortigen Besuch gar nicht eingestellt, wir haben heute schon einiges intus, doch das können die zwei ja nicht wissen. Diese Wende muss nun kurz in Erwägung gezogen werden. Na klar, man nimmt dann, was sich einem bietet, ansonsten wäre das Lokal auch heuer wieder passe gewesen.

Na was für ein Glück für Glücksritter, die solches aber gar nicht vorhatten. Das Angebot wird also dankend angenommen, zuvor klären mir mit dem Service, ob der Tisch nicht auch für später schon reserviert wäre. Dann wäre die Freude wieder rasch vorbei, aber alles paletti, wir dürfen bleiben.

Jetzt kann also das Sitzen auf der Terrasse mit sehr schönem Seeblick auch genossen werden und das schon heute. Die Terrasse ist gärtnerisch ansprechend gestaltet und der Blick auf den See leistet sein Übriges dazu. Es setzt nun eine wohltuende Abendluft ein, wir messen ca. 22 Grad. In Wien sind es immer noch 28, ja, da liebt man das Ländle.


Getränke- und Speisenauswahl

Die Karte besteht aus dem a la carte Angebot und einer saisonalen Menüauswahl mit bis zu 4 Gängen. Das wäre allerdings angesichts unser heutigen Vorbelastung beim Zauner dingunmöglich gewesen.

Es gibt eine Weinkarte, die dargereicht wurde. Wie es sich gehört finden heimische wie südländische ausreichend Platz. Es wird die von der Menükarte angebotene Empfehlung eines Triebaumer Merlot um 36€. Ich erfrage die Möglichkeit der glasweisen Konsumation, was zunächst nicht ganz verstanden wurde, aber nach einiger Mühe erreicht unser Tisch die Info. Kostet per 1/8 6€, kann mal also auch so haben, und macht eh keinen preislichen Unterschied zur Flasche.

Damit bestellen wir glasweise in der Absicht weitere Sorten bestellen zu können. Aber ich muss sagen, das Kraftpaket, dass sich hier mit der Zeit entwickelt hatte, ergibt einen solchen Wow-Kick, dass wir nicht weiter daran denken zu wechseln und dabei geblieben sind.

Mir ist Triebaumer voriges Jahr schon ein Begriff mit einem sehr guten Cabernet Sauvignon geworden, also könnte man meinen, dieser Ruster Winzer wird den Merlot gleich gut auf die Reihe bekommen. Aber denkste, er war nicht gleich gut, sondern noch um Ecken besser und hat sich im Laufe des Abends zu einem immer wuchtigeren Vollblut-Edeltropfen. entwickelt. Es ist herrlich, immer wieder derart Gutes aus Österreich auf diese Art kennenzulernen.


Auf Vorspeisen wird einvernehmlich verzichtet, schade halt schon um meine geliebte RS, hier als Consomme mit dreierlei Einlagen.

Wir gehen in medias res mit Entrecote a la carte (32€) für die weibliche Begleitung, der männliche Teil macht es wieder wie üblich kompliziert und erfragt, ob das Speisenangebot aus der Menükarte auch einzeln ginge, was bejaht wird. Dann bitte für mich den Wildlachs. Der Preis ist dazu nicht ausgewiesen, auf der Rechnung liest man später 22€.

Mittlerweile beenden unsere Tischgäste, die sich auch als vorbildhafte Small-Talk-Gesprächspartner erwiesen haben, ihr Mahl, bezahlen und wünschen uns noch einen schönen Abend. Jetzt war der ganze Tisch unser, ich platziere mich um und werde nun auch mit einem direkten Blick auf den See belohnt.


Das Entrecote ist, ohne dass danach gefragt worden ist, medium, aber auch schon etwas darüber. Es wäre m.E. schon auch angebracht gewesen, dies vorher zu erfragen, denn mir wäre es weniger durch lieber gewesen. Nun, die Begleitung ist damit glücklich, so bin ich es auch.

Ergänzt mit zwei Black Tiger Garnelen, für mich nicht ausgelöst wieder ein Nörgelthema, da ist man froh, dass für sie das wieder kein Problem darstellt. Die Beilagen runden harmonisch gut ab und ergänzen fantastisch. Jus, Eierschwammerl, Grillgemüse sind hervorragend.

Ergänzt noch mit einem Korb Süßkartoffelfries, ok, wieder für mich wieder so ein Ding des Najo-Sagens, aber ich muss vorbehaltlos zugeben, crunchy, crispy mit sanftem Crashing beim Zermalmen bereitet dem Gaumen schon glückliche Gefühle, meiner Begleitung ohnehin. Das sind also Fries, welche diesen Namen auch verdienen.


Mein Wildlachs war edel, sowohl Aroma als auch Geschmack erreichen für mich den ersten Höhenflug, der noch getoppt werden kann angesichts der klassen Beilagen. Immer mehr werde ich ein Fan der guten Zusätze.

Himmlisch, dabei gar nicht so kompliziert zubereitet, Jungzwiebel vermischt mit Erdäpfel-Stückchen und weiteren gängigen heimischen Gemüsesorten, sauber gebunden mit sanfter Oberscreme-Sauce und sanfter, feiner Würze, Ein Gustostückerl waren ein paar Erdäpfelchips, natürlich keine Kelly’s sondern definitv hausgemacht.

Ich beginne Loblieder auf die gute heimische Österreich-Küche zu singen. Ein selten gelungenes Abendmahl mit zwei strahlenden Gesichtern, was will man mehr! Naja a Supperl wärs gewesen, aber lass ma das. 😉


Ein stimmiger Ausklang

Nach den Hauptgängen kann keiner von uns mehr piep sagen, womit wir die Frage nach einem Dessert höflich aber bestimmt abweisen müssen, aber immer geht Kaffee, groß stark und wenn geht ristretto. Man kredenzt hier Helmut Sachers, der muss gar nicht ristretto zubereitet werden, ist in der Regel stark genug und dem ist auch so.

Es wird ein Aschenbecher verlangt, die Dämmerungsstimmung verlangt nach einer genüsslichen Zigarre. Wir reizen nun diese uns geschenkte Möglichkeit auch genüsslich aus und verlangen noch die flüssigen Nachspeiserln und einigen uns auf eine regionale Zirbe.

Er kommt in einer sanft bleichgelben Farbe, erhält diese aber nicht von den Zirben, sondern von dem Zirbenfass, ist also kein Ansatzschnaps, sondern ein Brand und hernach fassgelagert. Tolle neue Erfahrung, verdient zu Recht das Prädikat „edel“, kommt somit gerne auf meine Wunschliste.


Der Service

Zu einer allgemein guten Stimmung verhilft auch ein guter Service, das muss klarerweise Hand in Hand gehen. Dazu würde ich sagen, dass es professionelle Kräfte gibt, wo im Grunde genommen alles geschmiert abläuft wie es für ein gehobenes Lokal zu erwarten ist.

Und es gibt einige jüngere, vermutlich saisonale Kräfte oder Praktikanten, die zeitweise auch für amüsante Momente sorgen, wenn sie gewisse Dinge halt noch nicht wissen oder sich sonst wie ein wenig potschert anstellen, wie es der Wiener zu sagen pflegt.

Ich trete das fairerweise auch nicht breit, es würde dem Lokal nicht gerecht, da derlei Dinge überall passieren können, nur beschert es dann auch einigen Gesprächsstoff, über den ich mich mit meiner Begleitung teils sogar sehr köstlich unterhalten kann. Meine Wenigkeit meint das auch generell nie böse.

Ich habe es aber ausnehmend respektvoll würdigen müssen, als sich einer der jüngeren Kräfte bei mir entschuldigt, weil er noch nicht so weinkundig sei. Nun, Hand aufs Herz, wir sind es doch auch nicht, wir trinken nur schon länger. 😉

Die Endrechnung erreicht die Summe von 95,20€, dem Dargebotenen angemessen und entsprechend, HS liegen im Bereich 20-30€, der Wein mit 6€ im Rahmen, doppelter Espresso mit 4,20€ und Zirbe um 5,10€ sind m.E. günstig.


Der nächste Tag

Am folgenden Tag besuchten wir das Lokal vormittags nochmals, trotz Ruhetag, einfach um mir noch einige Fotoeindrücke zu verschaffen. Einige Hotelgäste waren beim Frühstück und eine der Servicedamen des Vorabends war auch wieder anwesend. Sie erkannte mich sogar und fragte, ob sie mir etwas bringen darf.

Sie durfte, brachte Espresso und das ging dann auf’s Haus. Noch einmal ein guter Helmut Sachers also samt frischem Wasser. Ist doch nett, nicht wahr? So konnten wir nochmals die nun schon recht sonnige Terrasse mit Seeblick genießen. Ja, so geht Urlaub.

Zuguterletzt weise ich darauf hin, dass diese Rezension mein erstes Besuchserlebnis darstellt, das weder repräsentativ noch maßgeblich für andere sein muss, und das auch nicht für mich. Es war einfach unser Erlebnis eines wunderschönen Sommerabends von dem man sich weitere wünscht und über den es sich dann auch zu berichten lohnt.

Der Abend war für mich ein Highlight meines diesjährigen Salzkammergutaufenthaltes und so wird die Villa Brandauer gerne für künftige Besuche in Evidenz gehalten.Weniger anzeigen

12. Sternbräu

Griesgasse 23, 5020 Salzburg
In diesem Guide weil: Ein Must für den Salzburgbesuch

13. Grünspan

Ottakringer Straße 266, 1160 Wien
In diesem Guide weil: Toller Gastgarten und kulinarisch Plachutta-Level

14. Schreiner’s Gastwirtschaft

Westbahnstraße 42, 1070 Wien
In diesem Guide weil: Edelbeisl und ebenso edler Innenhof mit Blumen dekoriert

15. Tiziano

Schönbrunner Allee 66, 1120 Wien
In diesem Guide weil: Schöner Hofgarten bei Pizza und Spaghetti

16. Stöckl im Park

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Prinz-Eugen-Straße 25, 1030 Wien
In diesem Guide weil: Das Wort Park ist kein Schmäh

17. Hermenegild Mang

Landstraße 38, 3610 Weißenkirchen
In diesem Guide weil: Mein schönster Heuriger in NÖ

18. Panoramaschenke

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Filmteichstraße 5, 1100 Wien
In diesem Guide weil: Recht netter Biergarten mit ein paar böhmischen Gerichten

19. Holzapfel's Prandtauerhof

Joching 36, 3610 WEISSENKIRCHEN in der Wachau
In diesem Guide weil: Sehr schön dekorierter Innenhof

20. Cafe Restaurant Meierei im Prater

Hauptallee 3, 1020 Wien
In diesem Guide weil: Ein Platz zum Verweilen, sicher nicht die Kulinarik, aber der Blick auf die Hauptalle macht's

21. Meierei im Stadtpark

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Am Heumarkt 2a, 1030 Wien
Meierei im Stadtpark - Kaffeekultur nach meinem Geschmack - exzellenter EspressoMeierei im Stadtpark - Kaiserschmarren - geht kaum besserMeierei im Stadtpark - Frühstückstafel - wenn schon, dann ordentlich :-)
In diesem Guide weil: Mein Nr 1 Frühstückdestination neben dem Wienfluss

22. Fabrik Braugasthof

(1)
Ortsstraße 8, 2331 Vösendorf
In diesem Guide weil: Schöner Hofgarten und dazu ein Pivo

23. Gasthof Krimpelstätter

Müllner Hauptstraße 31, 5020 Salzburg
In diesem Guide weil: Schöner Gastgarten, klassicher Schöner Gastgarten

24. Gasthaus im Landhaushof

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Landhaushof 1, 9020 Klagenfurt
In diesem Guide weil: Städtische Umgebung, aber ist sehr nett

25. Biergartl im Stadtpark

Johannesgasse 33, 1010 Wien
In diesem Guide weil: Ein Platz zum Verweilen zu einem Glas Wein oder einer Tasse Kaffee

26. Strandgasthaus Birner

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An der oberen Alten Donau 47, 1210 Wien
Birner - Fischbeuschelsuppe - nicht wirklich der Bringer - griaßlert - mäßig, schon mehr schlechtBirner - Gebratene Forellenfilets - Küchenfehler: Letscherte Haut, sonst wärs net schlecht gewesenBirner - ZRB - ein absoluter Tiefgang - ich musste ihn aber nicht bezahlen
In diesem Guide weil: Sitzen an der Alten Donau, leider kann die Kulinarik nicht mithalten, aber man sitzt fantastisch

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