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Fr, 29. März 2024

Figlmüller - Wollzeile

(1)
Wollzeile 5, 1010 Wien
Küche: Wiener Küche, Österreichische Küche
Lokaltyp: Restaurant, Beisl, Gasthaus
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Figlmüller - Wollzeile

Speisen
Ambiente
Service
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Gesamtwertung

33
1 Bewertung fürFiglmüller - Wollzeile
Speisen
40
Ambiente
30
Service
30

Bewertungen

bruderw
am 1. September 2019
SpeisenAmbienteService
Der Schwiegervater feiert 70er und wird von der Familie zu einem klassischen Wienausflug eingeladen. Natürlich dürfen da die typischen Touristenhotspots nicht fehlen. Er ist ein Bröselteppichliebhaber der ersten Stunde, somit fällt die Wahl auf den Figlmüller. Telefonische Reservierung 2 Tage v...Mehr anzeigenDer Schwiegervater feiert 70er und wird von der Familie zu einem klassischen Wienausflug eingeladen. Natürlich dürfen da die typischen Touristenhotspots nicht fehlen.
Er ist ein Bröselteppichliebhaber der ersten Stunde, somit fällt die Wahl auf den Figlmüller. Telefonische Reservierung 2 Tage vorher wider Erwarten problemlos möglich, online nicht mehr. Die Dependance in der Bäckerstrasse war jedenfalls ausreserviert.
In der Wollzeile geht man durch einen lauschigen Verbindungsgang Richtung Bäckerstrasse und findet besagten Figlmüller rechter Hand.
Um 17:50 war schon eine längere Schlange Touristen aus Übersee vor der Tür und jeder diskutierte mit dem zunehmend genervten Kellner ob einer Tischmöglichkeit. Endlich waren sie abgewimmelt und wir konnten zu 9t unseren Tisch beziehen.
Das Lokal ist wie schon zuvor beschrieben sehr lauschig (eng würde es auch treffen). Unser Tisch wäre jedenfalls für 9 Erwachsene zu klein. (Wir waren 6 E+3K). Schlichte Holzbänke sollen den Charme eines Altwiener Heurigen versprühen, zum längeren Verweilen laden sie jedenfalls nicht ein. Dies dürfte durchaus Kalkül sein, erhöht es doch die Kundenfrequenz.
WC befindet sich extern vis a vis, den Schlüssel muss man sich selbst vom Haken nehmen.

Wir wählten:
Figlmüller Schnitzel vom Schwein (e15,5) mit gemischtem Salat (e4,7).
Das Schnitzel von der Karreerose wie erwartet dünn und in knuspriger Panade. Wie gefordert war auch bei uns der Teller nicht sichtbar. Nett: der gemischte Salat kann mit beliebigen Komponenten geordert werden was überraschend problemlos funktionierte. Wir lieben das Schnitz in dieser Form, somit waren alle rundum zufrieden.
Ich nahm die gebackene Kalbsleber (e13,5) mit Erdäpfel-Vogerlsalat (e4,7)
Die Leber von ausgezeichneter Qualität, überhaupt nicht durchzogen, sie zerging förmlich auf der Zunge. Der Salat solide hausgemacht, für meinen Geschmack etwas zu süß. Ich persönlich bevorzuge eine senflastigere und würzigere Marinade, aber mir ist klar, dass Geschmäcker verschieden sind.

Das Getränkeangebot ist eher bescheiden, da hat man seine Prinzipien. Bier sucht man auf der Karte vergeblich, ebenso Cola, Fanta, Eistee et. al. außer Almdudler.

Es gibt Wein aus eigenem Anbau zu sportlichen Preisen (1/8 zu 4,7 - Innenstadt lässt grüßen), Traubensaft, Himbeer- und Zitronenkracherl. Mein Spritzer im traditionellen Viertel war jedenfalls sehr ok.

Service präsentierte sich flott und routiniert, als Einheimischer konnte ich einen leichten Bonus unsgegenüber detektieren.

Fazit: Ich war sicherlich der einzige Wiener Gast in diesem Lokal, natürlich handelt es sich primär um eine touristische Institution. Die Angebotenen Speisen durchwegs sehr fein, das Ambiente lädt eher zum kuscheln als zum sitzenbleiben ein.

Nächstes Mal reserviere ich längerfristiger in der Bäckerstrasse. Ich komme trotzdem wieder.
Der Klassiker - Figlmüller - Wollzeile - Wienlauschiges Ambiente... für 9 Erwachsene eher nicht - Figlmüller - Wollzeile - Wien
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1 Kommentar

Danke für die informtive Bewertung. Experten-Vote von mir!

3. Sep 2019, 11:15·Gefällt mir1
FiletAT
am 30. Jänner 2017
SpeisenAmbienteService
Manchmal trifft sie einen aus heiterem Himmel ... die Lust auf ein ordentliches Schnitzel - die wienerische Fleischflade im fettingen Semmelbröselmantel. Bisher habe ich mich hier ja nur über die hohe Kunst des Steak-Konsums ausgelassen - dagegen ist ein Schnitzel wahrlich eine Banalität. Und übe...Mehr anzeigenManchmal trifft sie einen aus heiterem Himmel ... die Lust auf ein ordentliches Schnitzel - die wienerische Fleischflade im fettingen Semmelbröselmantel. Bisher habe ich mich hier ja nur über die hohe Kunst des Steak-Konsums ausgelassen - dagegen ist ein Schnitzel wahrlich eine Banalität. Und über ein sonntägliches Spontan-Schnitzexperiment eine ernstgemeinte Restaurantkritik zu schreiben, erscheint geradezu paradox. Aber sei's drum - was kann schon schiefgehen!

Die Schnitzellust überkam uns also, und wie so oft standen wir der Frage gegenüber, wo man denn jetzt in Wien wirklich ein gutes Schnitzel bekommt. Es ist in unserer Hauptstadt ja leider nicht wie in Italien, wo man, zumindest südlich von Venedig, selbst in der grindigsten Garagenbumse eine ordentliche Pizza bekommt. Die Chance ist bedeutend höher, dass man hier am Ende einen Pappendeckel a la Schnitzelhaus auf seinem Teller vorfindet.

Leicht ist es nicht ... für ein gutes Schnitzel muss man als Bewohner Transdanubiens in verkehrstechnich eher mühsam zu erreichende Bezirke vordringen. Also kann man auch gleich bis in die Innenstadt reisen - und da bietet sich natürlich ein Besuch beim Figlmüller in der Wollzeile an. Besonders, wenn man, wie wir, dort noch nie gewesen ist.

Weil es spontan war, rufen wir an und fragen, ob noch ein Tisch zu haben wäre - nur um recht unfreundlich abgewimmelt zu werden, dass man keine Reservierungen für den selben Tag annehme. Man kann aber vorbeikommen, wenn was frei ist, schön - wenn nicht, hat man Pech gehabt. Friss oder stirb, quasi. Ich will nicht unfair sein: das Figlmüller ist nicht nur eine Institution, es ist vor allem auch eine touristische Institution - und hat damit ziemlich heftige Besucherfrequenzen zu bewältigen. Ich verstehe, dass man da nicht auch noch kurzfristige Reservierungen bearbeiten möchte - die Bude wird auch so voll. Aber man kann das freundlicher kommunizieren.

Gerade erst vor ein paar Tagen waren wir wieder im von mir hier schon mehrfach gelobten DStrikt und haben uns noch kurzfristiger angesagt - freundlich und zuvorkommen wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt und nach ein paar Minuten hatten wir den Tisch. Ich denke kurz darüber nach, dass wir zwar im DStrikt das doppelte gezahlt haben wie beim Figlmüller - aber wie viel es wert ist, sich schon beim Anruf im Restaurant wertgeschätzt und willkommen zu fühlen. Man fährt schon mit einer ganz anderen Einstellung hin. Aber ich schweife wieder einmal ab.

Also angekommen im Schnitzelhaus, pardon, beim Figlmüller - eine überraschend kleine, enge Angelegenheit. Wir wollen brav beim Eingang auf einen Kellner zwecks Platzanfrage warten und fühlen uns so sehr im Weg, wie man nur im Weg stehen kann. Wir werden förmlich aber freundlich genug begrüßt, bekommen auch schnell einen Platz auf einem großen Tisch, wo man später noch jemanden dazusetzen möchte. Kein Problem für uns. So lernen wir später dann auch noch eine nette, deutsche Familie auf Kurzbesuch in Wien kennen.

Das Figlmüller erfüllt vom Ambiente her jedes Klischee - aber durchaus noch im positiven Sinne. Die Kellner allesamt ältere Herren im schwarzen Frack, die Gaststube urig mit hölzernen Sitzecken und zumindest der hintere Teil befindet sich in einem schönen Gewölbe. Dessen Wände zieren Zeitungsartikel aus dem gefühlten gesamten letzten Jahrtausend, inklusive dem Gesicht eines für meine Erinnerung jungen Rudi Carell. Man ist versucht, zum Ambiente "urig" zu sagen - rustikal trifft es vielleicht besser. Die klassische Wiener Gaststube war nie so mein Ding, ich fühle mich dort normal eher unwohl - hier finde ich das alles aber zurückhaltend genug, um sowohl authentisch als auch angenehm zu sein. Für Menschen mit Platzangst ist es vielleicht trotzdem der falsche Ort zum Schnitzelessen.

Auch sonst ist mein erster Eindruck positiv: Bier bekommt man hier keines, dafür Weine und köstlichen Traubensaft aus eigenem Anbau. Eine Institution braucht Prinzipien.

Für das Schnitzel sind wir gekommen, und so bestellen wir 2x das Figlmüller Schnitzel, einmal mit Petersilerdäpfel, einmal mit Reis. Dazu noch einen gemischten Salat und Preiselbeeren.

Mein Pizzavergleich von vorhin war nicht ganz zufällig: das Schnitzel kommt in der Tat rund, platt und riesig daher wie eine Pizza. Eine weitere Regel des Figlmüller ist, dass das Schnitzel größer sein muss, als das Teller - und so schneide ich aus meinem Semmelbröselschweinderl ein schönes Pizzadreieck heraus, um einen Ansatzpunkt zum Schneiden zu schaffen.

Schnell ist mir klar, dass sich am Figlmüller-Schnitzel die Geister scheiden: die Fraktion, die dicke Schnitzerl mag und sie für die einzig wahren hält, wird hier nicht glücklich werden. Der Figlmüller klopft tüchtig und lang. Ich mag das. Vor allem, wenn die Panier einen schönen, runden Geschmack hat. Die Gefahr bei einem dünnen Schnitzel ist, dass eine zu intensiv schmeckende Panier kaum noch was vom Fleischgeschmack übrig lässt - doch hier hat man eine wie ich finde gute Balance gefunden. Bröselig, knusprig, nussig und gar nicht fettig schmeckt sie, ohne zu übertreiben.

Das Fleisch ist ebenfalls hervorragend, nur am Rand gab es ein, zwei fettige Stellen, ansonsten ein wunderbar fleischiges Schweinderl.

Gleichzeitig bedeutet das aber, dass ich auch hier nicht den heiligen Schnitzelgral gefunden habe: überragend ist was anderes. Es ist "nur" ein richtig gutes Schnitzel. Einziger wirklicher Kritikpunkt: zumindest meines ist stellenweise etwas auf der trockenen Seite gelandet.

Bei den Beilagen kann ich die Petersilerdäpfel empfehlen - sehr solide. Der Reis ist eher bescheiden. Dafür war der gemischte Salat wiederum sehr gut.

Besonders angetan war ich vom Traubensaft: intensiver Geschmack, herrlich dickflüssig, angenehm süß. Ebenfalls empfehlenswert: die großzügige Portion Preiselbeeren, deren Beerengeschmack und Süße genau richtig ist, um den Schnitzelgeschmack zu ergänzen, aber nicht zu überdecken.

So bleibt also zu sagen, dass die Figlmüller-Frisbee-Schnitzel sicher keine Offenbarung sind, man aber auch wenig falsch machen kann, wenn man auf der Suche nach einem guten Schnitzel ist. Mein "Sehr gut" für die Speisen ist als großzügig zu verstehen, wer sein Schnitzel nicht so gerne plattgeklopft hat, möge das besser als "Gut" lesen.

Ob ich wieder komme? Wenn es mal passt mit Besuch oder Familie, die auf ein Schnitzel aus sind. Wir alleine aber eher nicht, da gibt es ja noch einige andere Schnitzelbuden auszuprobieren.
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11 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Vor einigen Jahren waren wir auf Sardinien mit dem Leihwagen unterwegs. Dann eine größere Waldlichtung: Lauter frei laufende Schweine samt ihren Ferkeln! Wir sofort aus dem Wagen, fotografieren - sieht man ja nicht alle Tage. Die Horde bestand aus ca. 30 - 35 Tieren. Wow, aber so schnell waren wir sicher nie wieder in einem Auto drinnen. Die Muttersäue gingen in Kampfstellung! Aber echt! Das war das erste und bisher auch letzte Mal, dass wir Schweine in freier Wildbahn erleben durften.

2. Feb 2017, 22:28·Gefällt mir1
helmkatze
am 9. April 2016
SpeisenAmbienteService
Wir waren nach 2 Jahren wieder einmal bei Figlmüller, das Ergebnis war eher enttäuschend. Wir mussten 3 Wochen vorher für 2 Personen reservieren. Die Schnitzel waren so gut und dünn wie beim Schnitzelhaus, aber im Durchmesser 30 cm. Dazu gab es einen Kartoffelsalat, der irgendwie gebraten, aber i...Mehr anzeigenWir waren nach 2 Jahren wieder einmal bei Figlmüller, das Ergebnis war eher enttäuschend. Wir mussten 3 Wochen vorher für 2 Personen reservieren. Die Schnitzel waren so gut und dünn wie beim Schnitzelhaus, aber im Durchmesser 30 cm. Dazu gab es einen Kartoffelsalat, der irgendwie gebraten, aber in Streifenform war. Der Preis für 2 Schnitzel mit Getränk + ein achterl betrug 60,-- €. Das Personal war bemüht, wir mussten aber mithören, dass es innerbetriebliche Probleme gab und die Mitarbeiter nicht gerecht abgefertigt werden. Allem in allem war es nicht mehr, das was es früher representierte.
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hph17
am 22. Oktober 2014
SpeisenAmbienteService
Die Werbung mit dem besten Schnitzel ist natürlich weit überzogen. Groß ja (Wagenradformat), geschmacklich so einigermaßen (der Kartoffelsalat dazu ist besser), aber eben kein Kalbfleisch (hat auch keiner behauptet) und die Panier ist aufs Fleisch draufgewalzt - nun ja. Meinen Geschmack trifft da...Mehr anzeigenDie Werbung mit dem besten Schnitzel ist natürlich weit überzogen. Groß ja (Wagenradformat), geschmacklich so einigermaßen (der Kartoffelsalat dazu ist besser), aber eben kein Kalbfleisch (hat auch keiner behauptet) und die Panier ist aufs Fleisch draufgewalzt - nun ja. Meinen Geschmack trifft das nicht, aber offenbar den meiner Kinder, die lieben das alles. Das Lokal hat ein uriges Inneres, wenn auch sehr beengt, aber vielleicht fühlt man sich ja auch nur wegen der vielen Touristen etwas beengt, die sich die Beine in den Bauch stehen, um reinzukommen. Die Kellner zeichnet wahrlich stoische Gelassenheit aus, ohne die sie den Trubel wahrscheinlich auch nicht unbeschadet überleben würden.
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I bin a Schnitzerl vom Figlmüller - links und rechts deppert klopft! G'schmeckt hat's trotzdem...

22. Okt 2014, 19:44·Gefällt mir
uc0gr
Experte
am 19. Oktober 2012
SpeisenAmbienteService
Das „Figlmüller“ in der Passage zur Wollzeile ist eine wahre Institution in Wien mit langjähriger Tradition. Im Prinzip ist dieses Lokal (nicht das in der Bäckerstraße) der „Ur-Figlmüller“, jedoch hatte man 1905 zuerst einmal in der Hollandstraße begonnen – ein kurzes Intermezzo. Bereits in viert...Mehr anzeigenDas „Figlmüller“ in der Passage zur Wollzeile ist eine wahre Institution in Wien mit langjähriger Tradition. Im Prinzip ist dieses Lokal (nicht das in der Bäckerstraße) der „Ur-Figlmüller“, jedoch hatte man 1905 zuerst einmal in der Hollandstraße begonnen – ein kurzes Intermezzo. Bereits in vierter Generation wird das „Figlmüller“ geführt - Hans & Thomas Figlmüller, beide eigentlich Betriebswirte, übernahmen die Agenden vom Vater, der leider erkrankte. Dass hier zahlreiche Touristen verkehren, und das Lokal stets gerammelt voll ist, darf niemand verwundern, steht der „Figlmüller“ doch in jedem Touristenführer. Daher wäre es auch völlig unfair und letztklassig dort einzukehren und nachher über den Massenauflauf zu schimpfen.

Gleiches gilt dafür, dass hier das Schnitzel nach „Wiener Art“ (vom Schwein) extrem dünn geklopft werden – für beides ist man hier bekannt, und man sollte es im Vornhinein bereits beachten. Man klopft die Schnitzel hier schon extrem dünn und natürlich werden damit die Fleischfasern zerstört – dieser Umstand ist aber allgemein bekannt und kein Geheimnis. Auch die Firmenphilosophie „Das Schnitzel muss in jedem Fall über den Tellerrand reichen“ ist seit Jahrzehnten schon beim „Figlmüller“ offen dargelegt. Ich persönlich hätte schon auch lieber Teller, die halt groß genug für das Schnitzel sein sollten, schon alleine aus hygienischen Gründen – Schnitzel am Tisch muss nicht sein, auch wenn man hierfür eben berühmt ist. Man ist seit 2011 ein AMA-Gastrosiegel-Betrieb (österreichische, regionale Produkte) und eine dementsprechende Produktauflistung ist im Eingangsbereich zu finden. Im „Tafelspitz 2012“ findet man den „Figlmüller“ mit 62 von 100 Punkten.

Nach wie vor wird die Tradition des „Ersten Pfaffstättner Weinhauses“ (Region Baden) hochgehalten, und daher wird kein Bier angeboten. „Bier hat im ehemaligen Weinhaus von Johann Figlmüller ebenso wenig Platz wie Fruchtsaft, Kaffee oder Mehlspeisen“, so die Kernaussage. Man bietet aber eine schöne Auswahl an Weinen, zum Großteil aus den eigenen Weingärten, sowie eigenen Traubensaft an. Auch ein hausgebrannter Weinbrand, der 24 Monate im Holzfass gelagert wird, wird offeriert. Die Speisekarte ist sehr übersichtlich und bietet traditionellerweise nur 13 Klassiker der Wiener Küche an (Schnitzel, Bries, Leber, Tafelspitz, Kalbsrahmgulasch, etc.), jedoch stehen beachtliche 12 tagesfrische Salate zur Auswahl - bemerkenswert.

Wir hatten natürlich reserviert, und so suchten wir nach dem Eintreten in das sehr traditionelle (auch von der Bauweise her) Lokal sofort einen Kellner auf. Ein ausgesprochen netter Kellner (Hr. Christian) begleitete meine beste Tochter von allen und mich durch den gesamten Lokalbesuch. Permanent strömten Leute in das Lokal und es ist daher, weil auch stets voll besetzt, weder lauschig noch romantisch ruhig. Erschreckend ist nur, wie wenig Benehmen etwa 90% der eintretenden Gäste (nicht nur Touristen!) haben. Man stürmt ins Lokal, sieht irgendwo einen leeren, aber natürlich per großer und deutlicher Kennzeichnung reservierten Tisch und setzt sich einfach. Unser äußerst zuvorkommender und höflicher Kellner bewies eine Engelsgeduld – ich könnte nicht stets die gleiche Leier zu ungehobelten Gästen mit guter Miene aufsagen. Auch schön zu beobachten, dass permanent mitten im Lokaleintrittsbereich, das Lokal ist nicht mit einem großen Foyer ausgestattet, die „Horden“ einfach wie die Böcke stumm, stets alle Gäste und Tische musternd, stehen bleiben. Aber unser Hr. Christian war stets Herr der Lage und nie unfreundlich oder gar grantig – eine wahrlich bewundernswerte Leistung.

Nachdem wir die Speisekarten rasch erhielten, bestellten wir einmal einen ausgezeichneten „Schilcher Sturm“ (EUR 3,20 für 0,25l) sowie den „Traubensaft aus eigenem Weinanbau“ (EUR 2,60 für 0,25l) ohne Aufpreis für das „Aufspritzen“ mit Leitungswasser auf 0,5l – beste Qualität, ein wunderbarer fruchtiger Saft.

Zweimal die „Tagessuppe = Leberknödelsuppe“ (je EUR 3,60) – eine sehr schmackhafte Rinderbouillon, aus dem hauseigenen Tafelspitz gekocht, wurde serviert. Vom Geschmack hätte sie für mich persönlich durchaus kräftiger sein dürfen, sie war aber geschmacklich sehr gut. Eine ausreichende Menge an gewürfeltem Gemüse sowie ein sehr gut gewürztes und hausgemachtes Leberknödel rundeten den Genuss ab. Ein glattes und sehr gutes GUT.

Zweimal das „Figlmüller Schnitzel“ (je EUR 13,90 ohne Beilage) – die Schnitzel waren erwartungsgemäß sehr dünn zu riesigen Fladen geklopft, sehr knusprig gebacken und fast fettfrei serviert. Man verwendet für die Schnitzel nur die Karreerose vom Schwein, die natürlich sehr mager ist – durch einen Schmetterlingsschnitt und permanentem Klopfen wird aus mind. 250g Fleisch ein etwa 30cm im Durchmesser großes Schnitzel. Keine Flachse, kein Knorpel, nur bestes Fleisch. Zum Ausbacken verwendet man drei verschiedene Pfannen, jedoch kein Butterschmalz sondern ein häufig gewechseltes Rapsöl, das aber eben neutral schmeckt. Auffallend war sofort, dass bei keinem der Schnitzel die Panier auch nur annähernd souffliert war, was aber auch bei einem dünnen Schnitzel zumindest stellenweise so sein sollte. Ich tippe auf zu stark angedrückte Brösel oder eigentlich noch viel mehr auf „vorpaniert und für den permanenten Andrang kühl gelagert“. Die Panier war aber geschmacklich eine Wucht. Es waren wohl einer der besten Brösel, die ich bisher bei einer Panier gegessen hatte. Perfekter Mahlgrad (kein „Paniermehl“) und ein wunderbarer echt „nussiger“ Geschmack. Sie stammen übrigens von der Bäckerei Schwarz aus für den „Figlmüller“ exklusiv gebackenen und geriebenen Kaisersemmeln – eine Wucht. In Summe gebe ich für ein doch außergewöhnliches Schnitzel ein glattes GUT, der Fleischgeschmack ging natürlich wegen der Dünne sehr unter.

Einmal den „Kleinen gemischten Salat“ (EUR 3,80) – frische Blattsalate, frischer Gurken-, Karotten- und Erdäpfelsalat wurden serviert. Angerichtet mit einer klassischen „Wiener Marinade“, also etwas süß und ohne Schnörkel, war der Salat ausgezeichnet und mehr als ausreichend - SEHR GUT. Meine beste Tochter von allen wollte zum Salat zwar ein Gebäck, jedoch beim Anblick der riesigen Salzstangen, ließ sie es lieber bleiben (siehe Foto).

Einmal den „Erdäpfel-Vogerlsalat“ (EUR 3,80) – ebenfalls ein sehr guter frischer Salat (hausgemacht) mit etwas Kernöl und frischem Schnittlauch wurde serviert. Hier nur ein glattes GUT, weil so geizig hätte man mit dem Kernöl nicht sein dürfen.

In Summe gebe ich für die Speisen ein glattes und ehrliches GUT. Manches war sogar sehr gut. alles war frisch und heiß serviert. Die Suppen, die Salate sind jedenfalls sehr zu empfehlen – für mich wird es wohl beim nächsten Mal das „Gebackene Bries“ werden.

Für das Ambiente gebe ich ebenfalls ein glattes GUT. Das gesamte Lokal ist ein Nichtraucherlokal und der innere Gastbereich ist wirklich entzückend und urig. Eine große Gaststube mit typischen Gewölben, einer kleinen heimeligen Sitznische – sehr schön, traditionell und authentisch, jedoch teilweise einengend. Aber auch die verglaste Veranda, wo wir saßen, hatte seinen Reiz. Es ist nur sehr lästig, wenn permanent Menschen von der Straße aus durch die Scheibe auf deinen Teller reinglotzen. Natürlich rühmt man sich auch mit jedem je erschienenen Zeitungsbericht an der Wand. Toiletten im Außenbereich sind natürlich nicht der heutige Standard und im Winter besonders unangenehm (Schlüssel muss beim Kellner geholt werden), aber irgendwie passt das alles zur Tradition des „Figlmüller“ und wirkt dann fast schon liebenswert. In jedem Fall sind die Sanitäranlagen, gepflegt und sauber.

Der Service (Hr. Christian) erhält von mir ein ehrliches SEHR GUT und eine besondere Auszeichnung für Diplomatie und Geduld. Stets Herr der Lage, immer freundlich, zuvorkommend und auskunftsfreudig. Zu keinem Zeitpunkt (bewundernswert) grantig oder gar unfreundlich, selbst im größten Andrang nicht. Immer wieder wurde nach uns geschaut und Empfehlungen erhielten wir zu jeder Zeit. Leeres Geschirr war schnell abgeräumt und Bestelltes wurde rasch serviert.

Fazit: ich empfehle jeder/m einmal ein „Wiener Wahrzeichen“, wie es der „Figlmüller“ durchaus ist, zu besuchen. Traditioneller ist es eindeutig in der Wollzeile, in der Bäckerstraße jedoch ist das Getränke- und Speisenangebot deutlich erweitert (siehe Homepage). Durch den permanenten und enormen Andrang sollte in jedem Fall eine Reservierung erfolgen. Uns hat es bis auf die Enge und das Benehmen so einiger Gäste absolut gefallen – alles war stimmig. Es ist hier zwar nicht billig, aber ich finde die Preise für das Gebotene, die Lage und für den Namen, den man sich auch erst einmal erarbeiten musste, fair und gerechtfertigt. Günstige Tagesmenüs (EUR 8,90) und Tagesteller (EUR 7,90) werden auch angeboten. Ja, ein Touristenauflauf, aber eine klassische Touristenfalle, wo man einfach nur abgezockt wird, ist es definitiv nicht. Man sollte zumindest einmal den „Figlmüller“ besucht haben, daher auch meine Empfehlung.
Figlmüller - Durchgang Wollzeile & Richtung Bäckerstraße - Figlmüller - Wollzeile - WienFiglmüller - Außenwerbung am Lugeck - Figlmüller - Wollzeile - WienFiglmüller - Außenwerbung am Lugeck - Figlmüller - Wollzeile - Wien
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6 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Vielen Dank, hautschi, so soll es sein...;-)) Gerry

20. Okt 2012, 20:57·Gefällt mir
Olli
am 21. November 2010
SpeisenAmbienteService
Sehr authentisches Lokal mit typischem Wiener Flair. Wir aßen das Wiener Schnitzel mit Erdäpfel/Vogerlsalat. Das Schnitzel war sehr gut: Buttrig, zart, AUSREICHEND dimensioniert, heiß und schnell serviert. Eine Überraschung bot der Erdäpfelsalat: Sehr gut und ausgesprochen gut abgerundet durc...Mehr anzeigenSehr authentisches Lokal mit typischem Wiener Flair.
Wir aßen das Wiener Schnitzel mit Erdäpfel/Vogerlsalat.

Das Schnitzel war sehr gut: Buttrig, zart, AUSREICHEND dimensioniert, heiß und schnell serviert. Eine Überraschung bot der Erdäpfelsalat: Sehr gut und ausgesprochen gut abgerundet durch Kernöl und eine Prise Zucker. Selbstgemacht und gut.

Kellner war schnell, aufmerksam und freundlich (wir waren nicht angemeldet, bekamen dennoch einen bereits für später reservierten Platz). Obwohl wir mit zwei Kindern unterwegs waren inkl. Kinderwagen hat man uns zuvorkommend behandelt. Dies ist nicht immer so...

Keine Touri-Abzocke. Sehr authentisch. Gerne wieder.
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