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Mi, 11. Dez 2024

Wiener Wirtschaft

(1)
Wiedner Hauptstraße 27, Wien 1040
Küche: Wiener Küche, Österreichische Küche
Lokaltyp: Gasthaus, Beisl, Restaurant
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Wiener Wirtschaft

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1 Bewertung fürWiener Wirtschaft
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Bewertungen

am 25. November 2023
SpeisenAmbienteService
Wiener Wirtschaft – Genuss trifft Gemütlichkeit Die Wiener Wirtschaft, Bestandteil der Hotelgruppe Schick, untergebracht im Hotel Erzherzog Rainer auf der Unteren Wieden, versteht sich aus meiner Perspektive als ein gutbürgerliches Restaurant auf bodenständigem Level Wiener Wirtshausküche. ...Mehr anzeigenWiener Wirtschaft – Genuss trifft Gemütlichkeit

Die Wiener Wirtschaft, Bestandteil der Hotelgruppe Schick, untergebracht im Hotel Erzherzog Rainer auf der Unteren Wieden, versteht sich aus meiner Perspektive als ein gutbürgerliches Restaurant auf bodenständigem Level Wiener Wirtshausküche.

Es hat sich dem Motto „Genuss trifft Gemütlichkeit“ verschrieben, bei der auch Wr. Schmäh kulturell gepflegt werden soll, als solches kann es mich als verwöhnten Wiener Kater von seiner eigenen gemütlichen Ofenbank hervorlocken, und wenn’s dann auch den Tatsachen entspricht, nicht nur einmalig.

Ich gehe seit geraumer Zeit gerne dorthin, bevorzugt in der kälteren Saison. Wenn die Gastgärten allmählich schließen, dann muss sich der genusssüchtige wie wärmebedürftige Kater andere Plätze suchen und findet hier eine recht gemütliche Einkehr.

Straßenseitig wird ein Schanigarten geführt, größeres Interesse hat er nie geweckt, er liegt mir zu nahe an der Wiedner Hauptstraße. Im Minutentakt zischen die Bims der Linien 1, 62 und Badner Bahn unaufhörlich stadtein- und auswärts. vorbei, da zieht‘s dir im Windsog quasi permanent die Gabel aus den Hand.

Warme Gelbtöne, rundum holzgetäfelte Wände kombiniert mit Ziegelmauerwerk, tagsüber heller Lichteinfall und sehr viel Raum, d.h. keine beengte Tischanordnung schaffen im Inneren einen passablen Eindruck, deutlich über dem ordinären Wirtshaus, ja man fühlt sich wohl (siehe Foto).

Linkerhand gibt es im durchgehenden Raum einen kleineren Bereich, fast wie ein Stüberl, den man für geschlossene Gesellschaften nutzen kann. Ich sitze lieber rechterhand im Hauptgastraum, da ist es einfach lebendiger.

Es ist an sich ein Restaurant, wird aber mehr wie ein Gasthaus geführt. D.h. man verzichtet dankenswerterweise auf das für mich lästige Gedeck, es gibt Mo-Fr zwei Menüangebote, eines davon regelmäßig auch für das Veggi-Klientel.

Bier kommt aus der Brauerei Ottakring, 0.5l Wiener Original oder Rotes Zwickel um 5,60€, die Weinauswahl hält sich in Grenzen, aber die angebotenen Tröpferl sind edel. An sich ist das heute Standard, allerdings haben sie einen höheren Preislevel im Bereich von 6,20€ - 7,90€, den Schankwein, ein GV oder ZW von Wutzl gibt‘s aber auch um 3,90€.

Im Folgenden stelle ich ein paar Erfahrungsberichte der letzten Besuche zusammen und greife dazu auf jeweils zwei oder drei Gerichte zurück, die mir in guter Erinnerung geblieben sind. Aus früheren Zeiten weiß ich, dass ich hier immer sehr gut gespeist habe, nur liegt sie schon etwas zurück. Und wir wollen ja wissen, ob das auch so geblieben ist.


Auftakt Suppe

Die RS ist anständig, was ich darauf zurückführe, dass Tafelspitz a la carte ebenso hoch im Kurs ist, Einlage wahlweise derzeit Griesnockerl, passabel, oder Frittaten, ebenso passabel, derzeit aber keine Leberknödel. Als Tagessuppe gibt es klarerweise aber immer wieder auch gute Alternativen, tagesfrisch ist selbstredend.

Die letzte, eine Karfiol-Cremesuppe, war hervorragend, das dürfte an der entsprechenden Knoblauch-Menge liegen, die nahezu alles ohne Einbuße der Gemüsecreme des Naturaromas herzhaft machen kann. Ein paar knackige Croutons obendrauf und der Start war tadellos geglückt.

Desgleichen eine Schwarzwurzelsuppe, gut gewürzt, mit Obers angereichert und als Highlight ein knusprig angebratenes Speckstückchen obendrauf. Das schafft gute Einstiege.

Die derzeit saisonale Kürbis-Cremesuppe (6,10€), aufgrund der intensiven Orange-Farbe tippe ich auf Hokkaido, war schlicht der Hammer, die Konsistenz auf den Punkt, voller Geschmack, perfekt gewürzt, sodass der Hauptaspekt wirklich bei „Kürbis“ liegt, ein kleiner Kleks Kernöl verteilt obendrauf, herrlich.

Die optische Präsentation allerdings sehr schlicht, etwas Grünzeug täte noch gut oder alternativ ein paar geröstete Kerne hätten ihr die Höchstnote verpasst, überaus gut war sie ja schon.


Plauderei über Mittagsmenüs

Man kann sie je nach Hunger zusammenstellen, der Menüteller 11,90€, die Tagessuppe dazu 3,20€ und wer noch etwas Vitamin-Kick benötigt (so steht’s auf der Karte) der packt noch 2,90€ dazu, das ganze Paket kommt somit auf runde 18€, was damit sanft über üblichem GH-Level liegt.

Nicht gut weg kommt bei mir die Salatbeilage, sie ist größtenteils ein Mix aus der Convenience-Produktion. Karotten Fisolen oder Kraut mit dem typischen Glas‘l-Geschmack übersäuerter Marinade. Den habe ich einmal probiert und kann hinkünftig darauf verzichten.

Über die fleischlosen Angebote muss ich teils auf Kostproben meiner Begleitung zurückgreifen, die von diesen Angeboten regelmäßiger Gebrauch macht als ich. Für den carnevorisch veranlagter Kater ist manches für mich alleine leider nur Notfutter, aber ich möchte das deswegen nicht abwerten. 😉

Gebackener Karfiol, der z.B. sehr naturbelassen, an Würze fehlte es aber m.E., dafür tipp-topp paniert und etwas Sauce-Tartar, die recht milde aber dennoch gut, insgesamt war mein Begleitung voll zufrieden.

Kümmelbraten, herzhaft gut, das Natursafterl sogar ein Hammer, lediglich die Kruste war schon ledrig. Das leigt daran, so mein Kellner, dass ich dazu um 11:30 Uhr hätte kommen sollen, da wäre es noch ofenfrisch, nach ca. 1 er Stunde muss man den halt aufwärmen, womit dieses verlorengeht.

Nun gut, sagen wir Punkt für die Wirtschaft, Fehler beim Gast. Die Semmelknödelschnitten an der Oberfläche leicht angehärtet, aber noch nicht störend, das Sauerkraut deftig speckangereichert, etwas mehr Einbrenn als üblich, aber durchwegs g‘schmackig gut. Ich denke da gibt es Potential nach oben, das nächste Mal komme ich früher.


Ein paar a la carte Gerichte

Rindsrouladen (22,90€), die Karte meint dazu „Wiener Art“ mit Bandnudeln, soll mir so auch recht sein und so musste ich nach dem Rechten sehen. Die Optik passt, das Fleisch trockener als gewohnt, liegt sicher an der Fleischwahl eines z.B. weißen Scherzels, ich selbst wähle den Schlögl.

Das Innere zeitweise etwas zu dürftig, auch der Speck, erzeugte dann einen mehr trocken brösligen Geschmack. Mir fehlte auch Zeller oder Petersilwurzel, die Sauce dazu für mich zu wenig Natursaft, schon vorbereitet, so mein Eindruck, oder es wurde zu viel mit Wurzelwerk angereichert.

Naja, „Wiener Art“ müssten wir noch diskutieren, tadellos die Bandnudeln, die aber keine echte Kochherausforderung darstellen. Ich würde zu der Darbietung sagen, geht so, aber Highlight war das keines. Es waren allerdings meine erste Rouladen hier, ich habe dazu keinen Vergleich aus früherer Zeit.

Bei Spinatknödel (17,50€) macht der Carnivore gerne die Ausnahme. Semmelknödel geht immer, könnte ich sogar ohne Zusatz essen, mit Blattspinatfülle umso lieber.

Als Beilage ein tadelloses Letscho, etwas paradeislastig, aber kräftig und naturbelassen. Die Unterlage Peperonata-Bergkäse sorgt für einen anständigen Umami-Kick. Gäbe es mehr solcher Angebote wäre ich der geborene Omnivore.

Der klassische ZRB (21,90€) ist guter Standard, jedenfalls sind die Röstzwiebel mal nicht gummiartig, sondern teilweise recht knusprig und auch gut gewürzt. Eine etwas rötliche Farbe weist auf den Zusatz Paprika, der aber nicht aufdringlich wirkt.

Der Saft ist kräftig und das Fleisch ein sauberer Rostbraten, so soll’s auch sein. Ein Salzgurkerl dient als Deko, ist aber nicht meins, einfach zu salzig. Bratkartoffeln sind brave Fritteuse-Arbeit. Die Gesamtperformance ist nicht über drüber, aber solide GH-Werksarbeit Wiener-Art.

Nebenan wird ein klassisches Wiener erspäht, sauber souffliert, die Optik 1A, aber damit alleine würde kein Gasthaus bei mir punkten. Das erwartet man sich schlicht in our good town Vienna.


Nachklänge

Die Schnäpse (2cl 4,40€) von Bauer, einer Grazer Destillerie, sind Durchschnitt, der Espresso dafür ausnahmsweise einmal exzellent, das sage ich bei einem Italiener nur selten, kräftig, herrliches Aroma und saubere Crema, das macht richtig Freude. Man verwendet dazu die Röstung Piacetto Supremo, den gab’s früher hier nicht.

Das animiert mich die Wr. Wirtschaft auch nur zu einem Kaffeehausbesuch aufzusuchen, in der City werden sie nämlich preislich immer unverschämter und manche liefern dazu sogar nur ein G’schloder. Hier kostet der Espresso klein 3,90€, groß 5,40€, und wir sind gerade eine Sabbatmeile entfernt von der Inneren Stadt.

Das hole ich mal mit einem Kaiserschmarren nach, vielleicht sogar Solo, was ich jetzt daher nicht bewerten kann, aber dann ein Foto einstellen werde, auf dem ich weiteres zu kommentieren gedenke. Darauf freut sich meiner Herzerl jetzt schon.

Zu beachten ist, ist dass es keine durchgängige Küche gibt, für mich fürs Essen ok, aber als Kaffeehausalternative natürlich ein Handicap.


Service und Allfälliges

Die Führung als Gasthaus erkennt man an der recht flotten Bedienung über die Mittagszeit, falls man auf das Angebot der Menükarte zugreift. So kann es vom steuereinzahlenden Volk bei begrenzter Mittagspause gut genutzt werden, meine Wenigkeit hat mittlerweile mehr Zeit und nutzt das auch.

Für mich subjektiv empfunden hat die Speisenqualität gegenüber früher etwas nachgelassen, weshalb ich heute kein allumfassendes Sehr gut vergeben könnte. Es müssten wenigstens ein oder zwei exzellente Ausreißer vorhanden sein, denen ich in letzter Zeit noch nicht begegnet bin, Dafür waren alle Suppen sehr gut. Ich lasse insgesamt doch guten Wh-Standard gelten.

Das wird wiederum gut kompensiert durch das für mich sehr anspruchsvolle Ambiente, was den Wohlfühlfaktor deutlich steigert. Ich habe dieses Wirtshaus aus dem Grund als meinen Favoriten für den Bezirk Wieden auserkoren.

Man kann im 4. woanders das eine oder andere sicher auch besser speisen, aber entweder repräsentieren sie nicht meine klassische Wr. Küche, es fehlt z.B. an entsprechenden Angeboten, wie ich z.B. großen Wert darauf lege, dass es eine Mittagsküche gibt bzw. alternativ ausreichend Hausmannskost, oder es gefällt mir dort schlicht nicht.

Das Auftreten der Kellner ist schick, klar man gehört ja zum „Schick“, und der eine oder andere kann wirklich auch mit Wr. Schmäh punkten, insgesamt professionell und dennoch locker. So gehört sich das auch.

Einer dieser alt-g’standenen Kellner quittiert im Frühjahr 2024 seinen Dienst. Tja, damit muss unsereins leider leben, dass solche nicht in der Gastro-Lehrwerkstätte erzeugt und nachgeliefert werden können. Man hofft aber, dass der kulturelle Abgang Wiens zumindest noch meine Lebensspanne überdauert.

Bis dahin kann ich die Wr. Wirtschaft mit gutem Gewissen empfehlen als ein sehr schönes Gasthaus mit fairen Preisen auf der Unteren Wieden nahe der Innenstadt als passable Alternative zu den doch recht teuer gewordenen City-Lokalen. Das Motto „Genuss trifft Gemütlichkeit“ kann ich als solches unterschreiben.


Euer WrKFan
Wiener Wirtschaft - Grießnockerlsuppe - sehr solide RS-Basis - Wiener Wirtschaft - WienWiener Wirtschaft - Alt-Wiener Backfleisch - königlich! - Wiener Wirtschaft - WienWiener Wirtschaft - Tafelspitz, sehr gut auch der Röster, etwas schwächer ... - Wiener Wirtschaft - Wien
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1 Kommentar
ChristianD3

Schöner Bericht auf dem üblich hohem 👌 Level.

8. Dez 2023, 10:08Gefällt mir1
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