am
5. Februar 2018
Gestern war ich noch in meiner Küche, hatte mir Hühnerdarm gebraten, so dass ich heute problemlos auf meine chinesischen Köche verzichten konnte. Das Kopp steht nämlich schon seit Jahren auf meiner Liste, grad hinterm Nussgartl, welches aber heute geschlossen hatte. Vielleicht hätte ich besser ei... MehrGestern war ich noch in meiner Küche, hatte mir Hühnerdarm gebraten, so dass ich heute problemlos auf meine chinesischen Köche verzichten konnte. Das Kopp steht nämlich schon seit Jahren auf meiner Liste, grad hinterm Nussgartl, welches aber heute geschlossen hatte. Vielleicht hätte ich besser einen Tag zugewartet.
Ich deklariere vorab meine Vorlieben, teils um nicht allzu sehr anzuecken, aber auch der Einordnung meiner vielleicht erstaunlichen Benotung zu Liebe. Also: Ich mag's authentisch und bodenständig, bin allergisch auf Hype und PR-Gewese. Ich ziehe eine Innerei jederzeit einem Steak vor, ja, ich gehe sogar so weit, dass ich Steaks und dergleichen nicht bestelle, wenn's eine Alternative gibt.
Kurz: Ich habe Probleme mit Leuten, die sich die Hose mit der Kneifzange anziehen.
Denen auszuweichen, ihnen garantiert nicht zu begegnen, dafür bietet das Kopp sicherlich Garantie.
So, nun bin ich startklar.
Vom Kellner gefragt, ob Raucher oder nicht, entscheide ich mich fürs Erstere, obwohl ich nicht rauche. Aber die Immissionen scheinen mir erträglich, wohl der Höhe des Raums wegen, und ich sitze lieber bei den Unangepassten, den Aussenseitern (zwinker zwinker hahaha) - Begründung siehe oben.
Die Karte ist reichhaltig, aber überschaubar, allerlei Braten, Schnitzel und Gerichte aus dem Fleischtopf, aber es findet sich auch eine halbe Seite Vegetarisches. Ein Mittagsmenü ist um weniger als 7 € zu haben. Da ich an einen zum Teil schon belegten Tisch gesetzt werde, was mir natürlich gar nichts ausmacht, kann ich zum Nachbarn rüber sperbern: Eine Bouillon mit Fleischkloss, dann wohl Hackbraten mit Kartoffeln in ganz ganz viel Sosse. Ehrlich gesagt, ich hätte es nicht bestellt, es sieht nicht sehr attraktiv aus, die Suppe scheint eher dünn. Aber das ist ein Urteil aus der Hüfte, es gilt die Unschuldsvermutung!
Das Ehepaar neben mir hat den Schweinsbraten mit einem grossen Kloss bestellt, in ganz viel Sosse. Dazu den gemischten Salat. Ich komme gleich dazu. Und je ein Krügel.
Das fällt mir beim Durchforsten der Karte sofort auf: Es werden mehrere Biersorten im Offenausschank angeboten, darunter auch ein dunkles. Das muss bei der Bewertung schon mal ins Gewicht fallen.
Ich bestelle dann, nebst einem eher aggressiven Zweigelt, das Ungarische Cordon, dazu gehört der Gemischte, und zusätzlich will ich noch Pommes. Ich liebe Beilagen.
Der Salat verdient meinen Applaus: er ist streckenweise zwar leicht süsslich, aber ganz angenehm ausgeglichen mit roten Zwiebeln, und zum vorzüglichen Krautsalat mit Kümmel passt das gut. Eisberg- und Kartoffelsalat finden sich noch in der Mischung, dazu einige Karotten-Julienne, die hätten nicht sein müssen, sintemalen sie wohl aus der Packung stammen, die Farbe legt den Schluss nahe. Maggi steht ja auf dem Tisch, eine Pfeffermühle wäre hier natürlich zu viel verlangt.
I sag's wie's is: Diese österreichischen Salate sind mir ein Problem, aber dieser hier war bisher der Beste.
Die Pommes sind fürchterlich: Offenbar wurden die irgendwann fritiert und dann irgendwie warm gehalten! Langweilig, mehlig, bar jeden Geschmacks, zudem erkalten sie äussert zügig und werden dann gummig - ich habe nicht mal alle gegessen. Typischerweise wird auch praktisch kein Gericht mit Pommes als Standardbeilage angeboten, ich habe nur Cevapcici in dieser Kombination mal vorbei rauschen sehen - trocken sah der Teller aus.
Das Ungarische Cordon mit Schinken und rezentem Käse kam aus der Friteuse, die Panade kross, dunkel, trocken (irgendwo ist da ein Widerspruch, aber das sind die Wunder der schnellen Küche, nehme ich an). Der Schinken war ok. Der Käse hingegen, der irritierte mich mit jedem Bissen mehr. Er war sehr rezent, so in der Art eines hervorragenden Raclettekäses. Nun ist aber hervorragender Raclettekäse unter 25 € das Kilo nicht zu kriegen, weil der Aufwand ist proportional zum Geschmack zu veranschlagen. Das hier war kein solcher, sondern ein gepushter Fake, auf jeden Fall kein wirklich guter Käse. Aber ich will Milde walten lassen: Im Cordon ist der Käse der Kostentreiber, hier sparen alle, wo sie nur können.
Am Schluss war ich grad zu satt, um noch eine Bestellung aus der Dessertkarte zu wagen. Der Nichtraucherraum wurde in steigender Kadenz mit allerlei gepuderten Mehlspeisen in für mich irren Dimensionen beglückt, ich musste es sein lassen.
Das Essen war objektiv gesehen eine 2-3, das rundet man hier auf, alle tun das. Da es mir dort gut gefallen hat, ich auch gelegentlich wieder hingehen würde, falls eine Begleitung darauf drängt, ist die 3 völlig korrekt. Die Bedienung war angenehm, effizient, professionell, amüsant, ohne aber gross sich zu beteiligen, mir hat's gepasst. Dem Ambiente gebührt auf meiner privaten Skala eine 5, mir gefällt's dort ungemein.
Wie man aber bei den effektiv vergebenen Punkten sehen kann, bin ich absolut objektiv geblieben.
Hilfreich13Gefällt mir10Kommentieren