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Do, 28. März 2024

Jell

(1)
Hoher Markt 8, 3500 Krems
Küche: Internationale Küche, Österreichische Küche
Lokaltyp: Gasthaus, Restaurant
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Jell

Speisen
Ambiente
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Gesamtwertung

37
1 Bewertung fürJell
Speisen
30
Ambiente
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Service
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Bewertungen

WrKFan
Experte
am 6. Mai 2023|Update 8. Mai 2023
SpeisenAmbienteService
Übergabe an die nächste Generation Vor einigen Jahren (ca. um das Jahr 2019) beendete Patronin Amon-Jell das Kochlöffelschwingen und übergab das Zepter an Sohnemann Junior, der das Gasthaus seither in der Familie weiterführt. Damit ist für uns eine Ära zu Ende gegangen. Mit „uns“ meine ich...Mehr anzeigenÜbergabe an die nächste Generation

Vor einigen Jahren (ca. um das Jahr 2019) beendete Patronin Amon-Jell das Kochlöffelschwingen und übergab das Zepter an Sohnemann Junior, der das Gasthaus seither in der Familie weiterführt.

Damit ist für uns eine Ära zu Ende gegangen. Mit „uns“ meine ich meine treue Begleitung, mit der ich viel gemeinsam ausgehe und die mit mir, was den Jell betrifft, zu gleicher Ansicht wie ich gelangt ist.

Viele Jahre hatten wir bei nahezu jedem Besuch in Krems dieses schmucke Juwel eines Gasthauses quasi besuchen müssen. Mehrere nette kleine Stübchen, zum Verlieben, die vom Wein umrankte Terrasse, eine Oase des Verweilen und Amon-Jells Küche, eine Symphonie sinnlicher Genüsse.

Dazu stets top geschultes Servicepersonal, in der ReTe-Sprache eine der sog. 5-5-5 Locations, die es für unsere Begriffe auch verdient hat. Es galt für uns als eines der besten Gasthäuser Österreichs.

Mit der Übergabe an Next-Generation haben sich leider einige Dinge geändert, für uns nicht zum Guten. Besser ging es ja wohl nicht mehr, aber einige Dinge betrübten unser Gemüt und die Sympathie.

Die am meisten schmerzende Sache ist, wiewohl sich Junior ambitioniert mit seinem innovativen neuen Weg ins Zeug legt, das klingt ja verlockend, dass aber diese Interpretationen für unser Gefühl als experimentelle Wege ankommen. Sie stoßen bei unser beider Gaumen auf einigen Widerwillen.


Neue Wege und neue Erfahrungen

Es wird mit zu vielen Gewürzen, Zutaten und Neu-Zusammenstellungen an Beilagen gearbeitet, die im Ergebnis keine gewünschte Harmonie erzeugen. Dieser Eindruck basiert nunmehr auf den gesammelten Erfahrungen seit 2020.

Wir aßen z.B. Weinbergschnecken, zäh, trocken, fade und in irgendwelchen Kräutern eingelegt, schlag mich tot welche. Weiters ein Fischgericht, das ich an sich ja sehr liebe, nun aber mit Nudeln und recht undefinierbaren paprizierten Soßen. Mehr Verwirrung als Genuss.

Dann erinnere ich mich an ein Ragout, bei dem ich mich fragen musste, ob ich eh noch ein Fleischgericht essen, weil die Sauce eine völlig vom Fleischgenuss divergierende Richtung einschlug.

Was Erfahrung und Routine der alt-ehrwürdigen Patronin Amon-Jell anbelangt, die uns immer zufriedengestellt hatte, so fehlt das dem Junior für unser Dafürhalten erst.

Ohne besserwisserisch wirken zu wollen, aber wäre ich an seiner Stelle, würde ich den Kurs nicht so radikal ändern, sondern zunächst an dem anknüpfen, was die Mama meisterhaft und erfolgreich mit den Jahren auf die Beine gestellt hatte und Neuanpassungen sanfter vornehmen.

Damit hält man das Andenken besser in Ehren, mit dem sich Amon-Jell auch einen Namen gemacht hatte. Ich finde es nie gut, wenn die Jungen meinen alles besser zu können und mit Erbgut derart umgehen. Aber das sei deren Sache.

Nun geht uns die Betriebsführung zwar auch nichts an, aber als wir die resultierenden kulinarischen Ergebnisse, die uns doch betreffen, beim Servicepersonal angesprochen hatten, so erreichte unsere Botschaft leider nicht ihr Ziel. Der neue Trend wurde gebunkert und man wolle eben neue Wege gehen. Punkt.

Nun gut, wir gingen auch neue Wege, und zwar in andere Gaststätten. Wir dachten uns, lassen wir den Jell Junior erst mal Erfahrung sammeln, vielleicht wird's dann was.


Eine neuer Versuch

Es verging nun einige Zeit, auch die Corona-Zeit wurde überwunden, ein neuer Besuch in Krems, und so gaben wir dem Jell eine weitere Chance. Aber wir setzten eine Art Ultimatum. Der neue Jell beginnt uns entweder zu überzeugen oder das war’s dann für längere Zeit.

Das Wetter war traumhaft, wir erhielten unseren Stammplatz auf der Terrasse rechts neben dem Kücheneingang. Ein netter Empfang, ein guter Start, wir nehmen Platz und begeben uns in die erste Runde.

Immer noch tadellos ist die hiesige Fleischstrudelsuppe, die hier Standard ist. Der Strudel imponierte mit kräftig, würzigem Geschmack, die Majorannote verstärkte diesmal noch, die RS tadellos. Man erhält eine ansehnliche Menge in einem Kännchen, aus dem man nachgießen kann. So kennen wir das schon länger.

Meine Begleitung war mit ihrer saisonalen Spargelcremesuppe ebenfalls zufrieden, deren Basis ebenfalls RS, weißer Spargel intensiv in Duft und Geschmack. Lediglich die beiden Brennessel-Nockerln waren etwas indifferent, nicht sonderlich passend, Spargelspitzen wären da eher angebracht, hier aber noch egal, weil verschmerzbar.


Die Hauptgerichte

Der innovative Charakter mit etlichen Nuancen ist einmal geblieben. Ich zitiere der Einfachheit halber die Beschreibungen aus der Speisekarte:

Für die eigene Wahl: < Geschmorte Lammvögerl im Paradeis-, Oliven, Salbeisafterl mit süß-saurem Paprikachutney, dazu Erdäpfel-Butterpüree und gebackene Parmesan-Oliven >

Die Wahl meiner Begleitung: < Gedämpfter weißer Spargel in Haselnuss-Butterbröseln auf Schalotten- Rhabarbermarmelade und gebrannten Haselnüssen >

Nun, was blieb von den vielen sinnesbetörend klingenden Genüssen im Gedächtnis? Am Ende schmeckte man von der Vielfalt eher nur Nuancen oder gar nichts, dafür blieben mehrere Unstimmigkeiten hängen.

Z.B. war die Spargelqualität nicht besonders, jedes Supermarktprodukt wäre besser meinte meine Begleitung und sie kennt sich darin schon aus. Es gab zwei Erdäpfeln als Beilage, welche die Düfte aufgesaugt hatten, aber als nicht passend empfunden wurden. Stinknormal in Butter geschwenkt ohne Schnicki-Schnacki wäre treffender angekommen.

Wirklich unpassend waren aber, so auch meine übereinstimmende Wertung, die dazu karamellisierten Haselnüsse. Deren Süße bildeten einen harten Kontrast zum Spargel und erzeugte das Gegenteil einer Harmonie im Gaumen. Vielleicht beglückt man Kinder damit, wir Erwachsene brauchen zu Spargel keinen "Zucker".

Von der Menge her war es auch zu wenig, mit 22€ als HS sicher kein Billiggericht und Haselnüsse können das nicht ausmachen.

Meine Vögerl, 31€ dafür später zu löhnen, überzeugten leider Gottes auch nicht. Das Fleisch war nicht sauber ausgelöst, sondern eine amorphe Masse, bestehend aus nur einigen, wenigen schmackhaften Teilen und ansonsten mit zu viel Flachsen, Binde- und Fettgewebe.

Das Erdäpfelpüree war m.E. schon etwas älter und steif, ging aber noch. Es vermischte sich ohnehin mit dem Saft, sodass dies nicht tragend wurde. Von den vielen Geschmacksrichtungen des beschriebenen Gourmet-Safterls jedoch keine Spur, das ging auf der Püreeschicht schlicht unter, welches das für sich inhalierte.

Sehr gut war dafür das paprizierte Chutney, das mal mit Lamm und Püree auch wirklich harmonierte, doch kaum, dass der Gaumen zu singen beginnen konnte, war gerade das nur in einer nahezu homöopathischen Dosis vorhanden. Zwei Bissen und futsch. So konnte nicht einmal die erste Strophe einer Lobeshymne fertig gesungen werden. Auf Wienerisch: A Jammer!

Die in Parmesan herausgebackenen Oliven waren nett, eine durchaus gute neue Erfahrung, aber gebraucht hätte ich sie nicht, d.h. nicht anstelle der Hauptkomponenten. In Summe fiel auch mein Gericht an Menge zu dürftig aus.

Welcher Eindruck verbleibt nachträglich auf diese Weise? Weniger wäre mehr, was Innovation anbelangt, dafür mehr an Menge, um auch den Hunger zu stillen und das Ganze würde noch dazu glücklicher machen.

Gott sei Dank nagen wir nicht am Hungertuch, die großzügig dimenisionerte Rindsuppe entschädigte auch, von der ich meiner Begleitung sogar ausreichend abgeben konnte. Allerdings verbleiben weiter die Qualitätsmängel, die für dieses Lokal völlig ungewohnt und untypisch waren.


Service-Reaktion & unsere Wertung

Es betreute uns eine nette und freundliche Service-Dame, die wir noch nicht so kannten. Wir konnten unsere Bedenken auch anmelden, erlebten dann aber einen Wortschwall an Rechtfertigungen, dass es eben wichtig sei neue Wege zu gehen und dieser Kurs von vielen Gästen auch sehr positiv angenommen wird.

Diese Platte kannten wir schon. Schön auch für andere, für uns war es so, dass unsere Einwände als Gast wieder nicht ernsthaft angehört wurden, sprich was wir zu sagen hätten, interessierte gar nicht, da es quasi ohnehin nicht stimmt. Es verblieb der Eindruck, dass wir nicht gehört wurden, sondern uns gepredigt wurde.

Wir bleiben aber nun bei unserer gewonnenen Erkenntnis: Man nimmt sich zu viel vor, das am Ende nicht zufriedenstellend umgesetzt werden kann. Weniger wäre mehr.

Zu den Qualitätsmängeln ist es gar nicht mehr gekommen, da sich die nette Dame auch noch um andere Gäste zu kümmern habe. Das stimmt ja auch, nur haben wir es damit auch sein lassen und suchten auch nicht das weitere Gespräch, denn: Wozu?

Wir löhnten insgesamt 120€ exkl. Maut, weil wir auch noch Kaffee und ein bisserl was Hochprozentiges zum Verdauen genossen haben, wie wir das gerne als Ausklang pflegen. Insgesamt war der Besuch für meine Begriffe erneut nicht stimmig. Nur zur Klarstellung: Nicht die Preise werden kritisiert, sondern die damit verbundene ungenügende Performance.

Ich rette die Speisennote auf eine Durchschnitts 3, da es auch sehr gute Dinge gibt, wenn man sich z.B. mit Klassikern (z.B. Wiener Schnitzel oder Samstags-Schweinsbraten) begnügt, auch die hausgemachte Cremeschnitte wäre sehr positiv zu erwähnen.

Die anderen HS erfüllen unsere Erwartungshaltung leider nicht bzw. nicht mehr so wie einst. Das Ambiente bleibt wie es ist, einfach Spitze, nur der für mich „gehörlose“ Service wird ebenfalls runtergestuft. Wäre ich Gastronom, gäbe es darin gehörig Nachschulung.

Jells innovativer Weg wird nun von unserer Seite ein paar Jahre auf Eis gelegt, was ich ewig Schade finde, aber ich sage klar dazu, das sei unsere subjektive Meinung und Entscheidung. Es darf jeder auch seine eigene Erfahrung machen. Und falls sie besser als unsere ausfällt, ich hätte absolut nichts dagegen. 😊
Gasthaus Jell - Fleischstrudelsuppe - im Kännchen zum Nachgießen - tadellos - Jell - KremsGasthaus Jell - Spargelcremesuppe - sehr gut (Einlage naja) - Jell - KremsGasthaus Jell - Spargel - recht eigenwillig neu interpretiert - Details ... - Jell - Krems
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1 Kommentar

Das „Handerl“ und das „Zungerl“ der Frau Mutter wurde offenbar nicht weiter vererbt… schade!

7. Mai 2023, 17:06·Gefällt mir2
laurent
Experte
am 31. Mai 2018
SpeisenAmbienteService
Nierndln, Hirn, Leber, Kalbskopf- ein Eldorado für Innereienfans; mein Eldorado. 18 Uhr, Krems, das mediterrane Flair des Hohen Marktes – und dort gibt’s auch ausreichend Parkplätze- im mit Weinreben umrankten kleinen Gastgarten mit 8 Tischen komplett ausreserviert nimmt einen gefangen. Schön...Mehr anzeigenNierndln, Hirn, Leber, Kalbskopf- ein Eldorado für Innereienfans; mein Eldorado.
18 Uhr, Krems, das mediterrane Flair des Hohen Marktes – und dort gibt’s auch ausreichend Parkplätze- im mit Weinreben umrankten kleinen Gastgarten mit 8 Tischen komplett ausreserviert nimmt einen gefangen. Schön gedeckte Tische, frische Kräuter im Topf als Tischdekoration, gehäkelte Deckserviette; stimmig und hübsch; aber das hat Stammersdorfer ja schon perfekt beschrieben
Schade, bei dem lauen Abend im Inneren des Lokales…..; Danke; die ausnehmend freundliche, charmante, dirndlgekleidete ( und Stammersdorfer: Sie lachte und scherzte soagar!) Bedienung machts trotzdem möglich; bis ½ Acht kann ich gerne ein Gartenplatzerl haben.
Jell; kenn ich doch; die Chefin bekannt aus Funk und Fernsehen begrüßt Ihre Gäste, offensichtlich zumeist Stammgäste, die das exzellente Speisenangebot schätzen. Von Surf&Turf bis Weinbergschnecken, Szegedinerkraut bis..; wer sich da nichts findet dem ist wohl nicht zu helfen; auch das vegetarische Angebot kommt nicht zu kurz.

Rasch wird das Schremser Bio-Roggenbier naturtrüb ( Seiterl 4,80) serviert; süffig; sehr süffig: Intensive Vollmundigkeit,i m Antrunk leicht fruchtig, kernig mit langem Abgang, da musste schnell ein zweites her.
Andererseits: Ein Glas Wein; bei der sehr gut zusammengestellten Auswahl mit regionalem Schwerpunkt, fällts schwer. Ordentliche Weingläser, Leitungswasser gibt’s gratis dazu; auch beim Kaffee wird eine Karaffe mit Wasser serviert. Kleinigkeiten ergeben big points.

Genauso schwer wie die Speisenentscheidung: Zuerst wird gefragt ob man Gedeck wünsche; sehr erfreulich, dass dies der Gast entscheiden kann; Stoffserviette gibt´s auch ohne Gedeck.

Das Gedeck (3,80) (zu)mächtig, üppig. Ein wirklich frisch-kräuterlicher Topfenaufstrich, Fleischschmalz und geschätzte 7 dag fein paprizierter Speck; dazu zweierlei lauwarmes Brot.

Die kleine Portion gebackener Kalbskopf (€ 14.--) wirklich sehr klein aber wirklich auch sehr gut. Super gewürzt, knusprige Panier, die Sauce Tartare hausgemacht mit feiner Säure; einzig den dazu servierten Petersilerdäpfeln hätte etwas Butter gutgetan.

Ganz großartig und auch von der Größe besser portioniert die gerösteten Nierndln mit Speck. Intersives, sämiges, perfekt abgeschmecktes Safterl mit deutlicher Zwiebel-Specknote, die Nierndln ganz genau am Punkt, keine Spur von zäh; Perfekt. Auch die Beigabe, Grammeltascherl sehr gut: Das Innenleben nicht zu fett, die Tascherl aus Erdäpfelteig gebraten, weich und trotzdem kernig; sehr gut

Das Dessert (9,90) 2erlei Schokolade war dann ein Dreierlei. Ein mikrowellengewärmter Schokokuchen, einer von der festen, groben Kategorie, Zotter-Schokolademus und intensives Schokoladeneis, dazu ein paar frische Erdbeeren.
Der kleine Mocca von Mohren war gut, der Service war super
aufmerksam und freundlich, die Beratung top. Sehr empfehlenswert; aber unbedingt reservieren, speziell wenn man im Garten sitzen möchte.

Die Aussage: Wirtshausküche mit einer gewissen Großzügigkeit; „ bei mir darf keiner hungrig vom Tisch gehen“ ( so Frau Jell) kann ich nicht nachvollziehen. 60 € inkl. Trinkgeld für 2 ½ Speisen , 2 kleine Bier und Kaffee und nicht ganz satt; na ja; bin wahrscheinlich ein Gourmand!
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Stammersdorfer
Experte
am 31. Juli 2016
SpeisenAmbienteService
Gelistet in: INNEREIEN.....
Es war wieder einmal so weit, am 27.7.2016 ging es auf einen kurzen nachmittäglichen Ausflug in die Hochburg der Marille, in die Wachau, um uns mit der jährlichen Ration an köstlichen Früchten einzudecken. (PS: sie kosten nicht doppelt so viel wie im Vorjahr, wie das in verschiedenen Medien zu le...Mehr anzeigenEs war wieder einmal so weit, am 27.7.2016 ging es auf einen kurzen nachmittäglichen Ausflug in die Hochburg der Marille, in die Wachau, um uns mit der jährlichen Ration an köstlichen Früchten einzudecken. (PS: sie kosten nicht doppelt so viel wie im Vorjahr, wie das in verschiedenen Medien zu lesen und zu hören war, sondern nur um 50% mehr als 2015)

Zwischenzeitlich stand auch wieder ein Kurzbesuch im „Strandcafe Dürnstein - Eissalon an der Donaupromenade“ am Programm Link Das Eis (Marille, Tiramisu, Joghurt) ist auch 2016 der Hammer, aber das ist wie immer eine ganz andere Geschichte.....

Und nachdem die Gegend bekanntlich auch kulinarisch so einiges zu bieten hat, haben wir am Vormittag gleich auch noch telefonisch einen Tisch im GASTHAUS JELL am Hohen Markt in Krems, für den Abend reserviert. Unser einziger Besuch liegt etwa 10 Jahre zurück, wir haben ihn aber noch positiv in Erinnerung.
Parkplätze gabs rund ums Lokal, zumindest jetzt im Juli, mehr als genug, bis 18h zahlt man dafür, aber da sperrt sie e erst auf. Glück hatten wir obendrein, es war der erste Tag nach der Urlaubssperre, da sind vermutlich die Lebensmittel besonders frisch :-)

Der kleine Gastgarten bietet im Idealfall 30 Gästen Platz und war an diesem lauen Sommerabend natürlich voll besetzt. Viele unserer Lieblingsnachbarn waren da, einige wenige Einheimische und mia. All diejenigen die einen auf Glücksritter machten, durften im Inneren des Lokals Platz nehmen und das waren einige, oder sie sind verärgert wieder abgezogen. :-))

Richtig gemütlich ist es hier, überdacht, sehr alte Weinstöcke ziehen sich quer durch, begrenzt ist der kleine Garten durch ein Steinmäuerl mit einem niedrigen Gitterzaun und verschiedenen Grünpflanzen. Die Tische geschmackvoll in apricot / weiß eingedeckt, die Stahlrohrsessel mit Armlehnen und Sitzpolster. Ein netter Ort um gut zu essen!

Das Service wird sehr souverän durch eine Dirndldame gemanagt, ein Profi ihres Fachs. Sie ist überaus flott, sehr aufmerksam, nichts steht länger als nötig am Tisch, freundlich natürlich auch und sie hat ihren Job sicherlich irgendwann gelernt. Aber es kommt ihr leider keine lächeln aus, sie wirkt irgendwie kühl, wir hatten den Eindruck eines „perfekten Serviceroboters“. Schade das kostet ihr die Höchstnote :-(
Hin und wieder half ihr ein sehr junger, freundlicher Lederhosenkellner, über den ich aber sonst nicht viel sagen kann.

Zu Beginn hatten wir jeder ein Glaserl eines fruchtigen, spritzigen Frizzante, den Jell Sante, samt Eiswürferl. Ein spezielles Tröpferl für sie, von einem Winzer aus der Gegend. Dazu wurde uns nach Rückfrage Leistungswasser serviert.
Ich trank an diesem Abend 2 x 0,3l des Schremser Roggenbiers, der Weintrinker wollt‘s wissen. Sehr ähnlich einem Weißbier würde ich sagen, wenig bitter, aber irgendwie eigenwillig, vor allem dann das zweite Seidl, das Erste schmeckte noch, sagen wir interessant. Die liebe Frau hatte 1/8 Grünen Veltliner am Berg, vom Ott aus Feuersbrunn, Jahrgang 2015, der ihr zum Essen sehr "gefallen" hat.
Der Espresso danach durchschnitt, aber wenigstens nicht bitter.

Ob wir ein Gedeck haben wollen wurden wir gefragt, ja bitte 2x. Es bestand aus herzhaftem Speck, top Fleischaufstrich, sowie einem wenig aufregenden Topfen was weiß ich was Aufstrich, dazu verschiedenes frisches Brot. (War uns für ein Gedeck fast zu umfangreich)
Eine Vorspeise gabs, das Kren-Mayonnaise-Ei, dazu französischer Salat und Beinschinken, sowie Weißbrot. Die Kombination Kren und Ei war ein kleines geschmackliches Feuerwerk, der Franzose eine Art Mayonnaise mit Gmias und Ei, so wie man beispielsweise Schinkenrollen füllt, sehr gut und der Schinken leicht geräuchert, ein ganz ein feiner.
Bei den Hauptspeisen wurde der Innereienfan nicht enttäuscht, es gab drei verschiedene, Hirn, Leber und Nieren. Ich entschied mich für gerösteten Nierndln in einer Veltliner- Sauerrahmsauce, dazu Grammeltascherln. Die Schweinsnieren weich, aber doch mit Biss, das Saftl mit viel Speck und Zwiebel, wunderbar sämig und perfekt abgeschmeckt und auch die knusprigen Tascherln mit gschmackiger Fülle. Das einzige das da nicht gepasst hat war die Menge, denn die war überschaubar, ansonst wars grandios.
Unsere zweite Hauptspeise war das rosa gebratene Donaulandlamm, mit köstlichen Knuspergrammeln auf einem Eierschwammerlsosserl, mit Topfenpalatschinke? Das Lampl super zart und weich, das Messer ist quasi von alleine durchgeglitten, die Sauce dazu vom Feinsten, sie ließ den Gaumen schon fast jubilieren :-) Unter einer Pala dazu konnten wir uns zuerst wenig vorstellen, war aber schlussendlich eine ganz „normale“ Palatschinke mit einer eher festen Topfenfülle, sodass man sie gut schneiden konnte, hat sehr gut dazu gepasst, irgendwie?
Nachspeise ja auch, eine Kugel Zotter Schokoladeeis, himmlisch!

Und die Moral von der Geschicht, aus der Küche der Ulli Amon-JELL kommen ganz feine Speisen raus, das Ambiente eines zum Wohlfühlen und auch die Servicedame macht einen sehr guten Job, nur bitte auch mal lächeln und nicht sooo „korrekt“. Die Rechnung mit Trinkgeld über 95,-- Euro haben wir mit Plastik beglichen und sind sehr zufrieden, mit vielen Marillen im Kofferraum, wieder nach Hause gefahren.
Donaulandlamm, perfekt! - Jell - Kremsgröste Nierndln mit Grammeltascherln, top! - Jell - Kremsfranzösischer Salat, Kren-Mayonnaise-Ei, Beinschinken - Jell - Krems
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isabelle
am 20. Juni 2016
SpeisenAmbienteService
Das Ambiente gefällt mir sehr. Man sieht, dass man mit relativ wenig Mitteln ein hochpreisiges Lokal gestalten kann. Die Struktur des alten Lokales ist erhalten geblieben, es wirkt sehr urig. Der Empfang durch das überaus freundliche Personal hat uns gut gefallen, aber leider sind die Toiletten e...Mehr anzeigenDas Ambiente gefällt mir sehr. Man sieht, dass man mit relativ wenig Mitteln ein hochpreisiges Lokal gestalten kann. Die Struktur des alten Lokales ist erhalten geblieben, es wirkt sehr urig. Der Empfang durch das überaus freundliche Personal hat uns gut gefallen, aber leider sind die Toiletten eiskalt, was für einen ersten Dämpfer gesorgt hat.
Das Gedeck (3.80), das man nicht zwingend konsumieren muss, kann eigentlich als Hauptgang durchgehen. für 2 Personen: 6 kleine Scheiben Brot, ca 100 g Speck und zwei Gläschen mit je einem Achtelliter Fassungsvermögen voll mit Aufstrichen. Ich verstehe nicht, warum man soviel hergibt, das kann nie jemand essen. Werfen sie die Reste dann weg?
Erstklassiger und preiswerter Schankwein, wie überall in den guten Lokalen der Gegend.
Enttäuschend: Kaspressknödelsuppe. Die 2 kleinen Knödel waren rund, mit dem Löffel kaum zu zerteilen, weil sehr hart und die Suppe zu salzig.
Das ausgelöste Backhenderl (17 Eu) sind 3 Stücke von der Brust. Ganz ok, aber keine Sensation. Der Schweinsbraten (16 Eu) - so richtig gut, aber auch ein wenig zu salzig. Der Krautsalat dazu, sehr gut. Wir haben bewusst eher günstige Speisen probiert. Die meisten Hauptspeisen kosten zwischen 20 und 28 Eu. zB Altwiener Backfleisch kostet 24 Eu. Das finde ich etwas übertrieben für gekochtes und paniertes Rindfleisch. Dessert hatten wir keines, weil wir nach der üppigen Couvert-Portion, von der wir ohnedies das meiste stehenlassen mussten, beim besten Willen nicht mehr konnten. Wieder hingehen? nein, lieber um weniger Geld zum Schwarz in Nöhagen, dort ist es billiger und vor allem deutlich besser.
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DanielD2
am 23. Oktober 2014
SpeisenAmbienteService
Familienmittagessen zur Wildzeit bei Familie Amon-Jell in Krems. Aus diesem Grund gibt es auf der großzügigen Karte zahlreiche - sehr opulent klingende - Wildgerichte sowohl bei den Vor- als auch bei den Hauptspeisen, daneben auch etliche Wirtshausklassiker. Wir hielten uns größtenteils an die ...Mehr anzeigenFamilienmittagessen zur Wildzeit bei Familie Amon-Jell in Krems. Aus diesem Grund gibt es auf der großzügigen Karte zahlreiche - sehr opulent klingende - Wildgerichte sowohl bei den Vor- als auch bei den Hauptspeisen, daneben auch etliche Wirtshausklassiker.
Wir hielten uns größtenteils an die saisonalen Gerichte und sollten Recht behalten.

Vorspeisen:
"Semmelknödel-Carpaccio" mit Grammel-Blunzngröstel, gebratener Garnele und Ei im Glas: klingt auf den ersten Blick überladen, ist aber völlig stimmig und beeindruckt, weil alle Komponenten auf den Punkt sind. Auch optisch ist dieses Gericht eine Augenweide.
Gratinierte Weinbergschnecken von Andreas Gugumuck mit knuprigen Calamari kommen nicht mehr in der Schale aber klassisch mit Kräuterbutter, darüber die kross gebratenen Calamari, alles fein knofelig. Wer Schnecken mag, der ist begeistert, so sollen sie schmecken.
Schweinshaxerlsulz & Rindsselchzüngerl mit Käferbohnensalat, Marillenessig & Kernöl sowie Artischocken Vinaigrette ist klassisch fein angerichtet und überzeigt durch die Frische der Zutaten.
Rotkrautsamtsupperl mit knusprigen Birnen-Wildfleischtascherl: eine spitzen Suppe, fruchtig, das Rotkraut kommt nicht zu derb durch und die Tascherln dazu runden das Gericht perfekt ab.

Auch bei den Hauptspeisen zieht sich die Liebe der Wirtin für aufwendige Kompositionen mit vielen liebevoll aufeinander abgestimmten Beilagen, Sosserln, Garnitur etc... durch. Alle drei Wildgerichte sind perfekt komponierte und mehr als ausreichende feine Wirtshausgerichte. Das Fleisch von bester Qualität und die anderen Komponenten passen super dazu:
Piccata vom Rehfilet im Graumohnmantel mit Birnen-Senfsosserl und Kürbiskrautstrudel mit Knusperblunzn
Gegrilltes Wildschweinrückenstück im Mayoran-Buttersafterl auf Honig-Speckzwieberln und Powidl-Pofesen
Fasanenbrustfilet im Speckhemd auf Weissweinessiglinsen, Hagebuttensosserl und kleine Wildfleischknöderl
Auch das bestellte Beuschel von der Wirtshauskarte war zur vollsten Zufriedenheit.

Nachspeisen:
Die Nachspeisenkarte sprüht leider nicht mehr so vor Kreativität, hier hält man es lieber klein und fein, auch lässt die Aufmerksamkeit des Service leider etwas nach. Der ausdrücklich zu den Nachspeisen georderte Kaffee kommt gleich, die süßen Nachspeisen 20 Minuten später. Keine Tragödie, schade wars trotzdem, wenn man den Kaffee eben gerne dazu trinkt.
Gebackene Mäuse auf Apfelmus mit Dirndleis waren sehr in Ordnung, vor allem das Eis war sehr fruchtig und cremig.
Die Schoko-Mohnknödel (leider kein Foto) haben wir uns etwas anders vorgestellt. Die Topfenknödel waren mit einer Mohnfülle, in der wohl auch Schoko war, die man aber nur erahnen konnte. Warum man grad bei der ausgezeichneten Zwetschkensoße dazu so sparen musste, das man gerade ein halbes Stamperl dazu gereicht hat, entzog sich leider unserer Kenntnis.
Der ebenfalls bestellte Käseteller überzeugte durch perfekte Reife und Temperatur des Käses.

Zusammengefasst sehr starke Vorstellung bei Vor- und Hauptspeisen. Kreative bodenständige Wirtshausgerichte. Bei den Nachspeisen gibts noch Potential aufzuholen, aber das ließe sich bestimmt leicht ändern.
Roter Mönch und Epoisses de Bourgogne - Jell - KremsGebackene Mäuse auf Apfelmus mit Dirndleis - Jell - KremsRieslingbeuscherl mit Semmelknödeln - Jell - Krems
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Alphawoelfin
Experte
am 29. April 2013
SpeisenAmbienteService
Das Essen war - wie erwartet - ausgezeichnet: Der Zwiebelrostbraten zart, die Bratkartoffel dazu g-schmackig und die Sauce mmmmhhh. Das Saiblingsfilet auf Emmer-Reis- mit Spuren von Spargel schmeckte gut. Allerdings war der Emmer-Reis, der mich fast ein bissl an Rollgerste erinnert, geschmacklich...Mehr anzeigenDas Essen war - wie erwartet - ausgezeichnet: Der Zwiebelrostbraten zart, die Bratkartoffel dazu g-schmackig und die Sauce mmmmhhh. Das Saiblingsfilet auf Emmer-Reis- mit Spuren von Spargel schmeckte gut. Allerdings war der Emmer-Reis, der mich fast ein bissl an Rollgerste erinnert, geschmacklich zu dominant zum zarten Fisch. Eine Leistung ist wirklich auch der Hauswein, das Achterl um 2 Euro. Ein köstlicher, spritziger Weisser.
Das Service war bemüht. Allerdings gab es einen grossen Wermutstropfen: Wir hatten (weil Raucher) an diesem sonnigen Sonntag im Garten reserviert und - weil es ein 70. Geburtstag war - auch Blumen für den Tisch versprochen bekommen. Als wir voller Erwartung ankamen, erklärte man uns, dass trotz der 21 Grad und Sonnenschein der Garten geschlossen sei, weil es evt. regnen könnte. Das tat es bis heute nicht..
Und auch die Blumen waren nicht da.
Jeder Raucher weiss, wie mühsam es ist, im sog. "Nichtraucher" zu sitzen.
Deshalb auch weniger Punkte für das Ambiente.
Das Essen hat uns ziemlich versöhnt. Aber die Gastgartenöffnung sollte im Hause Jell überdacht werden..
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4 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Ich kann mich nur wiederholen: I'm lovin' it ;-)

30. Apr 2013, 17:02·Gefällt mir
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