In der Umgebung
Di, 23. April 2024
ChristianD3
Experte
am 29. August 2022
SpeisenAmbienteService
100 Punkte von Falstaff
5 Gault Millau Hauben
2 Michelin Sterne
wiederholt untern den top 15 Restaurants weltweit ... das nenn ich eine Visitenkarte.

Heinz und Birgit Reitbauer haben hier im Stadtpark etwas ganz besonderes erschaffen - für uns ist es DER Genuss-Tempel von Österreich (wir haben schon einige kennelernen dürfen) mit dem auch größten Wohlfühlfaktor.

Vor nun ungefähr 8 Jahren wurde die alte Außenhülle komplett entfernt und durch einen modernen zeitgenössichen lichtdurchfluteten Glasbau ersetzt - uns gefällt es.
Auf dem begehbaren Dach werden seltene und auch heimische Kräuter angebaut, die in der Küche Verwendung finden.

Hier haben wir vor nun doch schon einigen Jahren Kontakt mit der "Sternegastronomie" aufgenommen und es war gut hier gelandet zu sein - wir schätzen die ungezwungene und fast schon etwa familiäre Atmosphäre zwischen dem Gast und den Angestellten.

Vom Eintreten und Abnehmen des Mantels/Sakkos bis zur Verabschiedung wird man verwöhnt und umsorgt.

Wir waren nun schon ungefähr an die 10 mal hier zu Gast - ein Anlass oder eine Ausrede wird immer wieder schnell gefunden um sich hier für 4-5 Stunden auf höchstem kulinarischen Niveau verwöhnen zu lassen. An die gut 70 Kreationen und unzählige "Grüße aus der Küche" wanderten in unsere verzückten Mägen - nicht zu vergessen die hervorragenden Weine die von dem Sommelier Rene Antrag - einer der besten - hier perfekt und zielsicher zu den Speisen auswählt werden.

Möchte nun kurz (sogut das eben geht) von unserem letzten Besuch erzählen, es galt auf meinen Geburtstag auszustoßen...

Nach der freundlichen Begrüßung und dem Check der Reservierung wurden wir in den zentralen Hauptraum (von diesem gehen einige sogenannte "Finger" eine Art Pavillons sternförmig weg, die kleiner und intimer sind) geleitet wo der für uns reservierte Tisch schon wartete. Hohe sehr bequeme Sessel mit Lehnen sind hier der Standard, man sitzt ja doch ein paar Stündchen.

Aperitiv wurde besprochen/empfohlen - wir entschieden uns für einen schönen erfrischenden Winzersekt vom Schloss Gobelsburg. Dann überflogen wir kurz die ausgehändigte Speisekarte - prinzipiell hier ist hier vieles möglich. Von A la charte, Gerichte rein/austauschen in das Degustationsmenü oder sich einfach ein mehrgängiges Degustationsmenü aus den jeweils 2 Möglichkeiten zusammenzustellen...

Birgit Reitbauer fungiert hier als die Gastgebenerin - freundlich, kompetet und auskunftsfreudig wird meist von ihr die Menüfolge be- oder abgesprochen. Heute wollte ich unbedingt ein "Signiture-Dish" von hier probieren - "Saibling im Bienenwachs" - eine hier entwickelte Garmethode, wo das rohe Fischfilet im flüssigen Bienenwachs gegart wird. Vorweg - tolle Show, noch tollerer Geschmack.
Wir entschieden uns wie eigentlich immer für das "volle Programm" ohne dem Dessert, wir schließen gerne mit "Käse" ab - die Weinbegleitung obligatorisch.

Dann kommt er auch schon - Hr. Djordjevic, der "Brot-Andi" wie man ihn liebevoll nennt. Gekonnt kurvt er mit seinem großen Brotwagen (an die 30 Sorten) durch das Lokal und stellt dem Gast jede einzele Brotsorte vor - immer wieder ein Erlebnis. Für mich muß einfach immer das hier selbst gebackene warme "Blunzenbrot" dabei sein...

Dann werden auch schon die ersten "Grüße aus der Küche" vor uns am Tisch drapiert - wunderschön anzusehende kleine Köstlichkeiten, die den Magen auf das kommende vorbereiten, die Geschmacksknospen öffnen... (Hier nun auch der Hinweis auf meine Fotos).

Wir starteten mit "Amur" ein phantasitisch gebeizter Amur Karpfen mit geschmortem Kohlrabi, Pfirsich, Paradeis-Paprika - leicht, die einzelnen Zutaten gut verifizierbar, die schöne Fruchtigkeit des Saturnpfirsichs gibt dem Ganzen eine gewisse fruchtige Leichtigkeit.

Meine Frau wählte als Einstieg Kerbelwurzel - in Nussbutter confierte, gebackene Kerbelwurzel, dazu etwas Kokos-Linsengemüse - sie war verzückt.

Es folgte Fenchel mit Bergamotte, Hanf Salzfeige & Liebstöckel - dazu knusprige Rollgerste, Schmorsaft der Hauptzutat und ein paar Tropen intensivem Liebstöckelöl.
Für mich folgte nun der vorher schon erwähnte "Saibling im Bienenwachs" mit gelber Rübe, Pollen & Rahm. Das Filet wird in einem Holzrahmen an den Tisch gebracht, flüssiges Bienenwachs darübergegossen, nach dem festwerden desselbigen wird dieser in der Küche aus seinem Wachspanzer befreit und mit den anderen Zutaten angerichtet und dann serviert - Timing ist alles.
Der Fisch saftig, aromenreich und mit den dazugereichten Beilagen eine wahrliche Geschmacks-Symphonie.

Der Zwischengang (1x Waller, 1x Schleie) - hier bleibt man regional, ein Markenzeichen des "Steirerecks".
Schleie mit Albina Rübe, Mangold & Haselnuss - phantastisch diese dazu angegossene Beurre-Blanc mit etwas Dillöl abgeschmeckt. Der Waller - festfleischig perfekt gegart dazu Grünkohl, Yuzu & Perigord Trüffel... absolut mein Ding, ich war in anderen Sphären meiner wundervollen Begleitung erging es nicht anders.

Der Brotwagen rumpelte wieder mit Nachschub vorbei - man ließ sich nicht lange bitten.

Hier haben wir nun eine kurze Pause schon bei der Menübesprechung angemeldet - man vertrat sich die Beine ein wenig in der frischen Luft und fröne dem Laster.

Weiter gings mit Topinambur mit Rindermark - herrlich veredeltes Wurzelgemüse, leicht und trotzdem geschmacklich sehr intensiv das confierte & geflämmte Rindermark - tolle Konsistenz, brachiale Üppigkeit im Geschmack - ich war im Himmel.
Für die Frau - Bohnen Gulasch mit Marillen, Apfelpaprika & Malz - Käferbohnen, Mungobohnen und Risinabohnen perfekt gekocht waren das geschmackliche "Gerüst", die gedörrten Marillen brachten kleine fruchtige Aspekte in das Gericht, der marinierte Apfelpaprika hob das Gericht durch seine subtile Säure.

Es folgte der Hauptgang. 2 x die Ente vom Schneeberg:
Kleine Tranche des Vogels verfeinert mit Zwetschkenpowidl - dazu ein kleines Stück des Entenherzens (confiert in Nussbutter) angegossen wurde ein dünner aber intensiver Natursaft, der dazugereichte "Krautwickel" sehr "natur" der Geschmack einzigartig.

Nach einer kurzen Pause kam er - der Käsewagen - bestückt mit ca 50-60 Käsesorten, affiniert in der einen Stock tiefer liegenden "Meierei", dort reifen an die 120 Sorten dieser feinsten Milchprodukte - überwiegend aus Rohmilch. Herr und Meister über diesen Wagen ist der Käse-Sommellier Franz Stranz, ein weiteres "Urgestein". Man unterhielt sich und ließ sich beraten - einheimische Sorten sollten es werden. Mit gekonnten Bewegungen und Schnitten wurden nun kleine Stücke zu einem kleinen Käse-Ensemble zurechtgelegt, noch ein paar Kerne und ein wenig Quitte - der "Brot-Andi" kurvte mit seinem Wagen nochmals vorbei... wir waren im Käse- und Aromenglück.

Die jeweils dazugereichten Weine erwähne ich hier absichtlich nicht - es würde den Rahmen sprengen - nur soviel. Herr Antrag ist nicht umsonst einer der besten seines Fachs. Viel Heimisches aber auch internationale Raritäten finden den Weg aus dem Keller zum Gast.

Die vom Haus vorbereitete kleine Geburtstagstorte ließen wir gut verpacken und wurde am nächsten Tag genossen.

Das letzte Gefährt rollt nun in unsere Richtung - den exzellent bestückten Digestif-Wagen ließen wir
diesmal passieren.

2 mal Espresso - dazu wurden hauchdünne getrocknete Scheiben unterschielichster Zitrusfrüchte aus der Orangerie Schönbrunn gereicht. Wir waren begeistert über diese Aromenvielfalt.

Die Rechnung wurde mittels Visa beglichen - natürlich kein Geschenk (kann sich jeder mittels
HP ausrechnen) - aber wie wir abermals fanden - diese Perfektion gepaart mit der Ungezwungenheit der Gastgeber und deren Crew - jeder Euro war gut investiert.
Das bestellte Taxi wartet, man half uns in die Mäntel und brachte uns zur Tür und verabschiedete uns - bis hoffentlich bald. Ein Anlass wird sich finden oder ansonst einfach mal so...
Der ultimative Käsewagen - Steirereck im Stadtpark - WienDas Degustationsmenü mit den korrespondierenden Weinen - Steirereck im Stadtpark - Wiendie Grüße aus der Küche... - Steirereck im Stadtpark - Wien
Hilfreich3Gefällt mir6Kommentieren
11 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Werter adn, bitte auch diesen 1. (folgenden) Satz streichen: Wir sind einander keine Rechenschaft schuldig. Aber ich schulde hier jedem gerne meine Aufmerksamkeit, der etwas aus seinem reichen Erfahrungsschatz preisgibt - That's my way (manches kopiert man auch gerne, z.B. dein change to English) - voi nett! - btw., die update Fkt. is super!

30. Aug 2022, 00:15·Gefällt mir1

Nur zur Verdeutlichung: 1. Ad ChristianD3: sehr schön geschriebene Bewertung und ja, ganauso wie Du bin ich Fan von Kreativität, Mut (ohne dem Durchbrechen von Althergebrachtem hätte sich in der Kulinarik nie was geändert) und vor allem gutem Handwerk, was aber nicht bedeuten muss, dass dies „meine“ kulinarische Ausrichtung ist. Müsste ich ein letztes Geeicht, ein Henkersmahl bestellen, wär es wahrscheinlich eher ein Beuschl, ein Gulasch, ein ZRB oder auch was einfaches italienisches, aber nicht ein „confiter Lammrücken an roter Rüben Essenz auf der allgegenwärtigen „beurre blanc“. That’s me, ganz subjektiv und auch niemals wertend. Dennoch: die Neugier ist geweckt, auch oder vor allem durch Deine Rezension und, auch wenn’s nicht „my first choice“ ist, werde ich Handwerk/Produkt/Kreativität/Service/Ambiente einordnen, schätzen und bewerten können.

29. Aug 2022, 23:41·Gefällt mir2

Den 1. Satz kannst Du getrost streichen - den Rest hast Du verstanden… 😃

29. Aug 2022, 22:34·Gefällt mir2

@Christian: Du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Bleib er so, schreib er so, genieß er so weiter - Ich kann mich auch nur schwer ändern. Und will ich das auch? - Selten - Es ist also mehr ein gegenseitiges Mitteilen der persönlichen Erfahrung samt Vorlieben und der Versuch für andere einen Anreiz zu schaffen - Gelungen! - Dabei suche sich jeder das für sich Beste raus und das bedarf auch einer umfassenden Information - Wurde geliefert - Noch was: Mit Creme de la Creme war bei mir nicht die Geldbörse gemeint, sondern die Chefpartie bzgl. kulinarischer Kompetenz - und was man von dir so liest, gehörst du für meine Begriffe dazu - daher nochmals: Hut ab! - man vergebe mir für mein oft immer noch stümperhaftes Vokabular eines ehemaligen Vostadtprolos. :)

29. Aug 2022, 22:24·Gefällt mir

Waren doch ein paar Gerichte die es kurz zu beschreiben galt - und nein - ich hab‘ die Worte nicht gezählt… 😉 … und WrKFan: ich reagiere nicht empfindlich nur ich verwehre mich, das diese Form der Küche nur etwas für die Creme de la Creme sei. Hier geht es rein um die Wertigkeit des Genusses - meine Frau und meine Wenigkeit zählen finanziell zur guten Mittelschicht. Wir genießen diese gemeinsamen Stunden in diesem Ambiente und geben uns auch gewissermaßen dieser perfekten kulinarischen Inszenierung mit Begeisterung hin. Es geht auch nicht um Überzeugungsarbeit meinerseits - ich respektiere hier auch jede Meinung, da ich mich auch noch dazu in fast jeder Form der Gastronomie wohlfühle … ich berichte einfach - and that’s it!

29. Aug 2022, 21:35·Gefällt mir2

@Christian: Super Bewertung - ambitionert und mit Leidenschaft, so mag ich's - Hut ab! - PS: Und so was geht dann kaum unter 1.000 Worte (gell? 😉)

29. Aug 2022, 21:15·Gefällt mir1

@adn: Dann bist du dort womöglich falsch. Es gilt für mich Gleiches. Aber ich will dich nicht davon abhalten, denn wäre ich nie dort gewesen, könnte ich nicht wissen, dass mich diese Art Küche nicht erreicht hat. Und das gilt für die am Boden geerdeten Lokale recht ähnlich, z.B. der Kopp: Den magst du oder du meidest ihn - viel dazwischen gibt es da m.E. nicht. Aber es gibt die Alternative auch a la carte zu essen, also es muss nicht zwingernd die Schnicki-Schnacki-Über-Drüber Cuisine für die Creme de la Creme sein. Nur, einmal wollt ich's wissen und es war auch der Wunsch meines Geb-Kindes . :-)

29. Aug 2022, 21:06·Gefällt mir1

M12: Die „Meierei“ wäre damit Deine/Eure perfekte Location.

29. Aug 2022, 20:04·Gefällt mir1

Hier kannst Du genauso gut auch ein klassisches „Kalbswiener“ mit Salat genießen und das Gulasch ist und bleibt ein Gulasch. Die Reitbauer‘s tun nichts dekonstruieren - dieser Trend verschwindet immer mehr aus der Spitzengastronomie. Man spielt viel mehr mit hochwertigen Zutaten, unterschiedlichen Zubereitungsarten und überraschenden Kombinationen - Kreativität und Klarheit ist gefragt. Der Konsument und Gast läßt sich nicht mehr von Schäumchen und Espumas beeindrucken und blenden a la Nouvelle Cuisine der 80er. Wer diesen veralteten Küchentrend folgt wird heute nie zu den ganz Großen gehören.

29. Aug 2022, 20:03·Gefällt mir3

Mir gehts da ähnlich wie adn1966. Mich schreckt hohe Hauben oder Sterneküche eher ab. Zuviel Spielerei und ich wäre von den Aromen höchstwahrscheinlich zu sehr geflasht. Aber dieser Käsewagen gepaart mit herrlichen Brot + der richtige Wein, das wäre schon mal was. Ich glaube in der Meierei kann man das auch genießen ?

29. Aug 2022, 17:55·Gefällt mir2
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