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Fr, 26. April 2024

Das Bootshaus Alte Donau, Wien - Bewertung

Menue1
am 12. Juli 2019
SpeisenAmbienteService
Der Freund will unbedingt ins „Bootshaus an der Alten Donau“ und diesmal klappt es auch mit der Reservierung – unter der Woche und zu Mittag ist es scheinbar kein Problem. Wir treffen uns, von der Arbeit kommend, gleich dort. Er mit dem Auto, ich mit dem Fahrrad. Für beides gibt es Abstellplätze. Ich bin mit dem Drahtesel natürlich pünktlich, da ich von der Stadt bis zum Ziellokal, einen wunderbaren Radweg bzw. eine schattige und verkehrsberuhigte Ybbsgasse benutzen kann. Er muss sich durch den Verkehr stauen.

Nach der Ankunft frage ich gleich einen der Kellner nach unserem Tisch und muss etwas warten, da er erst im Reservierungsbuch im Lokal nachsehen muss. Dann werde ich an einen 2er Tisch vor der schönen Terrasse geführt und eine Kellnerin übernimmt.

Ich muss nicht lange alleine sitzen und wir sind vollzählig und gustieren in der schicken Speisekarte. Alles in blau-weiß gehalten, mit Ruder-Nixen, Tierabbildungen und vielen Wellen. Gerichte, die man empfehlen möchte sind rot eingerahmt. Das blau-weiße Boots-/Wasser- und Wellenkonzept wird konsequent durchgezogen. Als „Reservierungskärtchen “ dienen kleine Wimpel, die mit einer Klammer am Tisch fixiert werden und schon von Weitem gesehen werden können. Das Personal trägt eine einheitliche Uniform (blaue Polos mit dezentem Firmenaufdruck).

Wir werden nach kurzer Zeit nach unseren Wünschen gefragt. Zur Vorspeise die Ährenfische und einen Sommersalat, danach einmal Fish & Chips und gegrillter Octopus auf Spargelrisotto. Dazu ein großes Mineralwasser und ein großes Obi g’sprizt.

Die Getränke werden schnell gebracht, es ist tatsächlich noch nicht viel los. Ein sehr junger Kollege (Familie, Praktikum oder Ferialjob ?) stellt die Karaffe mit dem gespritzten Apfelsaft inklusive Strohhalm vor mich und die ¾ l Vöslauer vor den Freund. Dazu kommen zwei Keramikbecher besagter Minaralwassermarke. Ich schicke die beiden Zahnputzbecher zurück und bitte um richtige Gläser. Wird anstandslos akzeptiert und ausgeführt.

Keine zehn Minuten später sind die Vorspeisen da. Die Ährenfische sind für ihn. Sie werden auch gelobt und wieder einmal soll ich doch wenigstens EINEN kosten. Ich mag noch immer nicht - konnte mich noch nie damit anfreunden. Mein Salat ist frisch und knackig, das Essig/Öl Dressing gut abgeschmeckt und das Richtige für einen schönen Sommertag.

Schön langsam füllt sich auch heute das Lokal, es ist aber nie ganz voll. Das Personal hat nun mehr zu tun, da sie aber gut aufgestellt sind – ich zähle zumindest fünf Kellner/innen und dazu noch der junge Getränkebursche. Die Hauptspeisen kommen – vor mir baut sich ein Gitterkorb mit Pommes und zwei Stücken Fisch auf, dazu ein kleines Schälchen Erbsenpüree und ein sehr saurer Limettenmayo Dip. In dem braunen Glasfläschchen mit Pumpzerstäuber befindet sich lt. Kellnerin noch Essig extra – für den Fisch.

Auf dem grünen Spargelrisotto liegt ein anständiges Stück Octopus – zart und gut gegrillt. Das Risotto ist cremig und die Spargelspitzen noch knackig – etwas mehr Parmesan könnte sein, aber das ist Geschmackssache, denn der Freund braucht immer viel davon. Sogar aufs Reisfleisch kommt es.

Mein Gericht wurde, wie gesagt, in einem Korb mit einem Fettpapier, das sich als Zeitung tarnt serviert – völlig unpraktisch wenn man, wie ich, nicht mit der Hand sondern Besteck essen möchte. Man muss von oben rein und hat keine Schneidemöglichkeit, weil die Pommes darunter nachgeben. Dazu kommt noch, dass der untergesetzte Teller zu schmal ist, das Ganze also ziemlich wackelt und klappert. Ich mache nach zwei Versuchen daher kurzen Prozess und gebe alles auf den Teller. Der Fisch, saftig, frisch und geschmacklich einwandfrei. Leider geht er in dem (zu) dicken Backteig etwas unter. Zusammen mit dem Erbsenpüree eine schöne Kombination. Die Pommes sind knusprig und von guter Qualität. Ich glaube aber nicht, dass sie frisch gemacht wurden. Das stört mich aber keineswegs. Der Limettendip ist mir aber um Stufen zu sauer, gut dass ich den Essig nicht auch noch versprüht habe. Ich schmecke auch wenig von der Limette – es ist nur sauer. Ob’s immer so ist oder ob’s ein Küchenunfall war bleibt dahingestellt. Das Gericht war gut, aber ich habe schon Besseres gegessen.

Zum Abschluss, bestellen wir noch einen ganz guten Espresso und einen Cappuccino. Wir verlassen das Bootshaus gesättigt. Ich radle am Heimweg die Pommes wieder runter und der Freund hat noch einen Termin und setzt Hüftgold an.

Mein Resümee: Ich war vor dem Besuch skeptisch und kritisch eingestellt - das will ich gar nicht leugnen - und bin es nach reiflicher Überlegung noch immer. Also das Essen ist von guter Qualität und die Küche weiß was sie tut - keine Frage. Das Personal ist freundlich und bemüht – sehr angenehm. Die Lage und das Ambiente sind gemütlich – das Konzept ist stimmig und es gibt nichts zu bemängeln. Es wurde einiges an Geld investiert. Die Gäste sind altersmäßig gemischt, es wird aber eindeutig die besserverdienende Mittelschicht angesprochen (siehe Café Landtmann). Soweit so gut. Was ich persönlich nicht mag sind zwei Dinge.

1. Ich bin vor einigen Tagen über einen Presseartikel vom 11.05. gestolpert (Link), der den Preis für Fish & Chips mit 13,90 angibt – ich bezahlte im Juli aber 15,90. Diese Preissteigerung ist angesichts dessen was ich am Teller hatte schon recht ordentlich und zusammen mit

2. der Tatsache, dass Leitungswasser verrechnet wird– und das nicht zu knapp (¼ l um 1 Euro bis 1l um 2,50 Euro) finde ich das angesichts der Preislage unangemessen und beinahe schon gierig. Die Argumentation lt. Karte „Wiener Wasser ist bei uns selbstverständlich kostenlos. Wir verrechnen Service und allg. Kosten zzgl. Steuern“ ist mau.

Ob ich wieder hingehe, kann ich noch nicht sagen, momentan fühle ich mich abgezockt und bin ein wenig „verschnupft“. Das hat aber nichts mit der Bewertung Speisen/Ambiente/Service selbst zu tun. Da war alles gut.
Hilfreich12Gefällt mir10Kommentieren
9 Kommentare

auch von mir sehr gerne ein "X" als Motivation für weitere Berichte von Menue1-Experte :-)

17. Mär 2023, 14:00·Gefällt mir1

Bald geht ja die Saison fürs Freie wieder los und da stoße ich auf den Bericht. Super Rezension - das mit Wasser werde ich mal selbst inspizieren - Hab übrigens für dich als Experte gevotet. Hier mein ehrliches HGL - der Fan

17. Mär 2023, 12:57·Gefällt mir1

ich kaufe auch ein K :)

13. Jul 2019, 11:50·Gefällt mir

same same in der segelschule hofbauer (ufertaverne?) wenn man zu dritt isst und über 70 euro auf der Rechnung stehen hat ,will ich nicht für eine Karaffe Leitungswasser extra bezahlen (müssen) - wenn jemand NUR Wasser trint - andere story ... aber solange es die Leute mitmachen ...tja

13. Jul 2019, 11:50·Gefällt mir

Bin ganz bei dir Alphawoelfin!

12. Jul 2019, 20:40·Gefällt mir

nehme ein S zurück...

12. Jul 2019, 20:28·Gefällt mir

Ich persönlich bin immer regelrecht beleidigt, wenn ich bei einer ordentlichen Zeche, und wir haben fast immer eine oder zwei Flaschen Wein, extra für das Leitungswasser bezahlen muss. Dass dann oft noch frech lauwarm serviert wird. Solche Lokale besuchen wir nie ein zweites Mal. Nebenbei : in der Spitzengastronomie ist mir das noch nie passiert...

12. Jul 2019, 20:28·Gefällt mir3

Wenn die Leute in einem Lokal nur Wasser schlempern, und da gibt es viele, versteh ich das zu 100%. Zur Flasche Wein, Stichwort oft über 300% Preisspanne, kann ich es auch nicht nachvollziehen. Aber warum sollten sich die Lokalbetreiber davon abbringen lassen, wenn ihre Lokale ständig voll sind. Ich würde es auch nicht. Menue1 schöner Bericht übrigens, HGL vom Stammersdorfer alias 331iger, a ja und was die Ährenfische dort betrifft, ich kenne keine besseren.....

12. Jul 2019, 19:17·Gefällt mir1

Wenn sich genug Leute finden, die sich abzocken lassen, wird sich an deren Preispolitik nichts ändern.

12. Jul 2019, 15:32·Gefällt mir
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