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Fr, 26. April 2024

Palatschinkenkuchl, Wien - Bewertung

adn1966
Experte
am 28. September 2012
SpeisenAmbienteService
Zwischen zwei Terminen Zeit für ein kurzes Mittagessen am Naschmarkt. Schon Jahre, actually viele Jahre war ich nicht in der Palatschinkenkuchl, also nichts wie hin.

Die Palatschinkenkuchl ist einer der alteingesessenen Betriebe vom Naschmarkt, das Lokal gibt‘s schon lange, lange noch bevor sich der Naschmarkt zu einer veritablen Fressmeile entwickelt hat, lange bevor die Lokale Schulter an Schulter aus dem Boden geschossen sind. Eine Entwicklung, die aus Konsumentensicht durchaus zu begrüßen ist, bietet der Naschmarkt nunmehr nicht nur die gewohnte Einkaufsvielfalt, sondern auch ein unglaublich diverses Gastronomieangebot.

Die Palatschinkenkuchl ist nicht „high end“, nicht „trendy“ und (noch) nicht optisch runderneuert. Und doch, sie ist ihrem Prinzip treu geblieben. Gute Palatschinken werden hier geboten, in unglaublicher Vielfalt, qualitativ gut zubereitet.

Wir setzten uns an einen Tisch im Garten, mitten im spätsommerlichen (oder eigentlich schon frühherbstlichen) Treiben am Naschmarkt. Die Karte bietet, nun ja, nomen est omen, vorwiegend Palatschinken.

Es gibt die pikante Fraktion, entweder als eine große Palatschinke angeboten, oder als eine oder zwei kleine Palatschinken serviert. Alle erdenklichen Kombinationen sind auf der Karte, von Faschiertem mit Schmelzkäse, Putengeschnetzeltem, Käse mit Spiegelei, Würstchen, Chili con Carne, Ratatouille, und noch viel mehr.

Dann gibt’s eine unglaubliche Vielfalt süßer Palatschinken, jede Menge Marmeladesorten, aber auch die Topfen-Eis Abteilung, Apfelmus, diverse Früchte, und, und, und. Es gibt eine Saisonkarte, mit ausgesuchten Palatschinken, so was wie eine Tages- oder Wochenkarte in einem normalen Restaurant. Preislich bewegen sich die Palas zwischen 5 und 8 €, je nach Menge und Größe.

Ein gutes Zusatzangebot ist die Frühstückskarte. Bis 11:30 kann man zwischen zwei Arten von Standardfrühstück (€6-9) wählen, aber auch viele Frühstückszutaten einzeln bestellen. Honigsemmel, Buttersemmel, weiches Ei, bodenständige, g’standene Gerichte. Vom Häferlkaffee, der sich thematisch gut ins Angebot fügt, nicht zu sprechen.

Der Service ist freundlich, im Trubel des Naschmarkttreibens darf man sich allerdings nicht die Gemütlichkeit und Ruhe erwarten, die man in einer anderen Gegend bekommen würde. Flexibilität beim Personal ist durchaus vorhanden, die Liebste und ich bestellten je eine Palatschinke mit Faschiertem und Schafkäse, möglichst scharf (gab's so nicht auf der Karte), und je eine klassische Marmeladepalatschinke. Das Essen kam schnell, begleitet von einem guten, wenn auch nicht ganz gut gekühlten Schilchersturm und einem Achtel Veltliner.

Die Qualität der Palatschinken ist tadellos. Wir haben’s hier nicht mit einem Haubenrestaurant zu tun, und genau so soll es auch bewertet werden. Geschmacklich gibt’s weder am Teig, noch an der Füllung, noch am leicht geschmolzenen Schafkäse auch nur das Kleinste auszusetzen. Die Marillenpalatschinken sind ebenfalls tadellos, genau so stellt man sich eine Palatschinke mit wirklich guter Marillenmarmelade vor, genau so soll sie sein.

Der sympathische CO-Besitzer Martin erklärt uns beim für mich obligaten Ristretto, der in Geschmack und Kürze meine Erwartungen durchaus erfüllt hat, dass er gerade an einem Konzept arbeitet, um das Lokal optisch zu „entstauben“, sowie das Angebot den neuen Gegebenheiten anzupassen. Er will es moderner machen, durch frischere und zeitgemäße Optik der neuen Marktsituation Rechnung tragen, und ich glaube, er ist mit diesem Plan bereits auf dem richtigen Weg.

Das Produkt, das er verkauft, ist absolut in Ordnung, die Karte bräuchte eine zumindest optische Verjüngungskur, vielleicht ließe sich das Angebot künftig noch ein wenig erweitern.
Speziell für das Abendgeschäft täten einige ausgesuchte Rotweine sicher gut, etwas mehr Kreativität bei der Frühstückskarte, ein modernerer Auftritt nach Außen, ein „eye – catcher“, dessen Fehlen vielleicht dafür verantwortlich ist, dass manche potentielle Kunden heute einfach vorbeilaufen, täten Not. Vielleicht auch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit vom Service, diese gewisse „extra mile“, die den Unterschied zu so vielen anderen Lokalen macht, wäre auch eine Möglichkeit, sich von den Mitbewerbern abzuheben.

Es war ein nettes und gutes Mittagessen in der Palatschinkenkuchl, mit einer positiven Überraschung, was das Preis-Leistungsverhältnis angeht. Ich wünsche Martin (und Vera, seiner Partnerin), dass er das neue Konzept erfolgreich umsetzt und damit auch in Zukunft erfolgreich am Naschmarkt präsent sein wird.
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9 Kommentare

"Wo i bin, is immer vuarn...!"

4. Okt 2012, 13:24·Gefällt mir

Wie würde euch "I steig in die Leitung" oder "I hau mi auf die Groden" statt "Ich gehe online" gefallen? "I ziag mir die Linie eine" ist ja schon anderweitig vergeben ;-)

4. Okt 2012, 13:00·Gefällt mir3

Ich wollte dre Dinge sicher nicht mit meinem Kommentar: 1. Einem geschätzten Mitglied zu nahe treten. Es war NICHT persönlich gemeint, sondern allgemein. 2. Einen sehr guten Bericht in der Qualität schmälern. 3. Eine Diskussion lostreten. Das ist leider völlig falsch angekommen, aber ich hasse z.B. "cool" oder "geil" statt "leiwand" oder "wölt" und möchte, dass die österreichisch-deutsche Sprache auch noch morgen existiert. @amarone: das kommt darauf an, was du gerade machen willst ;-) Aber das Internet, als recht junge anglizistische Erfindung heranzuziehen, ist m.E. der falsche Ansatz. Wie hätte sich aus der Sprachkultur etwas hierfür als "österreichisches" Wort bilden sollen? Nochmals, ein sehr guter Bericht bleibt ein sehr guter Bericht! Gerry

4. Okt 2012, 12:13·Gefällt mir

adn: stimmt, wir sagen: ich geh "online", und nicht: ich geh "auf den Strich" ;-P

29. Sep 2012, 12:54·Gefällt mir5

Passt scho!

29. Sep 2012, 01:22·Gefällt mir

Vielen Dank, Gerry, für das Kompliment. Was das "Denglsih", das Du kritisierst, betrifft: Vielleicht liegt's daran, dass ich meine Ausbildung in Amerika gemacht habe, vielleicht hat's damit zu tun, dass ich in meinem Job-Alltag überwiegend Englisch spreche, dass sich in meiner Rhetorik immer wieder englische Wörter einschleichen, - glaub(t) mir, es ist kein künstlich aufgesetztes Stilmittel, sondern meine Art, Dinge auszudrücken. But then again, (entschuldige, Gerry) wir sagen auch "Homepage" und nicht "Heimatseite". Wie uns halt der Schnabel gewachsen ist. Sprache ist nun mal etwas Lebendiges.

28. Sep 2012, 23:53·Gefällt mir

Könnte man bitte einmal mit dem "Denglish" aufhören? Wäre super! Toller Bericht trotzdem vom adn1966! Gerry

28. Sep 2012, 22:27·Gefällt mir

Thanks, amarone, many thanks.

28. Sep 2012, 16:00·Gefällt mir

"highend"-Review, actually ;-)

28. Sep 2012, 15:56·Gefällt mir1
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