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Fr, 26. April 2024

Kuishimbo, Wien - Bewertung

langnan
Experte
am 5. November 2015
SpeisenAmbienteService
Nach dem ernüchternden und halbsatten Besuch beim Restaurant Yori machte meine Frau und ich uns auf dem Weg zum Naschmarkt um eine Sesampaste im Asien-Shop zu kaufen. Die Gelegenheit wollten wir auch nützen um das Kuishimbo zu probieren. Wir hatten schon lange gehört, dass es dort Takoyaki (Oktopusbällchen) gäbe, ein typisch japanischer Snack. So was findet man nicht oft in Wien.

Das Kuishimbo ist wie schon öfters beschrieben ein sehr sehr kleines Lokal, wenn man nicht draußen neben der Straße sitzen möchte, dann gibt es drinnen nur Platz für acht Personen in zwei Reihen aufgeteilt. Man sitzt auf Hochstühlen wie in einer Bar, nur halt mit dem Gesicht zur Wand und muß mit Tischnachbarn rechnen . Eine Speisekarte ist ebenso wie die Toilette nicht vorhanden. Die Namen der Gerichte sind auf Papiere gedruckt und an der Wand aufgeklebt, auch wenn man draußen Platz genommen hat, sollte man die Gerichte drinnen bestellen. Ich finde diese Atmosphäre ist recht authentisch japanisch, nach den europäischen Vorstellungen zwar nicht unbedingt als gemütlich einzustufen, aber solange der Tischnachbar sich nicht störend verhält ist alles in Ordnung. Beachte man doch die fehlende Toilette, gebe ich vorsichtshalber einen Drei für das Ambiente.

Meine Frau und ich hatten das Glück gleich zwei frei Plätze nebeneinander zu bekommen, das Lokal war damit "randvoll". In der kleinen Küche nebenan arbeiteten zwei Herren und drei Damen gleichzeitig, eine bemerkenswerte Leistung, was ohne eine schlanke kleinwüchsige Figur der Mitarbeitern nicht zu bewältigen wäre. Ich wäre schon etwas zu "dick" für diesen Arbeitsplatz ^_°. Einer der Herren arbeitete hauptsächlich als Kellner und begrüßte uns sehr freundlich. Nachdem wir Platz genommen hatten, fand die Speisenauswahl mit erhobenen Köpfen statt, die Namen waren ja schließlich an der Wand vor uns. Die Gerichte sind nach den jeweiligen Kategorien eingeteilt, Reis, Nudeln, Maki, Vorspeisen usw.. Die meisten Sachen waren japanische Hausmannskost und bodenständige Küche, Hunger und Neugier wurden bei uns schnell geweckt. Wir entschieden uns neben Takoyaki für einen Kaiso-Salat, kleines gemischtes Sashimi und Curryreis. Alle Gerichte haben wir zu zweit geteilt.

Der Kaiso-Salat beinhaltete Algen und Zwiebeln in Soyasoße. Wir hätten gedacht, dass die Zwiebeln nur eine Nebenrolle spielen würden, (leider) waren sie der Hauptzutat bei diesem Gericht. Ein kleiner Berg fein geschnittener Zwiebeln, begleitet von einer geringen Anzahl Algen. Geschmacklich waren die Zwiebeln knackig und süßlich, fast keine Spur von Schärfe. Meine Frau mag Zwiebeln eigentlich gar nicht, aber sie konnte auch paar Bissen davon essen.

Das kleine gemischte Sashimi war erstaunlich gut gemacht. Zwar ist die Portion für 17€ etwas klein, aber die Qualität und Schneidetechnik waren sehr gut. Es waren nur zwei Sorten von Fischen dabei, Thunfisch und Lachs. Besonders der Thunfisch hat mir gefallen, keine schlecht aufgetaute Billigware wie man sie bei einigen Asiaten kennt, die sich im Mund fast wie ein zerfallender wässriger Schwamm anfühlt. Der Thunfisch hier war sehr zart und die Zellstruktur ist auch nicht zerstört worden, entweder war die Ware sehr frisch oder der Koch beherrscht die richtige Methode des Auftauens.

Curryreis ist in Japan sehr beliebt. Wenn man bisschen Japan kennt, dann weiß man, dass in der Hausmannskost dort auch viele Sachen vorkommen, die eigentlich nicht der japanischen Kultur gehörten, z.B Curry, Würstchen, Hamburger, Kroketten usw., sieht man auch oft in Manga (japanischer Comic) oder japanischen TV-Serien. Anders als beim indischen Curry, war das Gericht beim Kuishimbo milder und leicht süßlich, beinhalteten kleine Fleischstücke und Möhren. Nicht schlecht, ich mag es halt etwas pikanter. Als Beilage zum Curry gab es noch einen kleinen Eisbergsalat.

Takoyaki kam fast zum Schluss, sehr heiß und mit "Katsuobushi" (Flocken vom getrockneten Bonito, eine Thunfischart. Dieser Zutat ist wie Algen unverzichtbar für die japanische Küche und wird bei vielen Gerichten, vor allem Suppe, als Gewürz verwendet). Durch die Hitze veränderten die hauchdünnen Fischflocken ihre Struktur und sah aus, als würden sie sich bewegen. Der Geschmack konnte leider nicht mit der Optik mithalten. Einerseits finde ich die Soße zu dominant, der Oktopus konnte man schon fast kaum schmecken. Außerdem gefiel mir der Teig auch nicht, ist wie ein frittierter Kartoffelknödel.

Fazit: Recht gute und authentische japanische Küche, vor allem eine Seltenheit in Wien. Traditionell präsentieren sich solche kleine japanische Lokale in einer sehr feinen Art. Was an Räumlichkeiten und Komfort fehlt, wird den Gästen durch Sauberkeit, Service und nahrhafte Küche wieder wett gemacht. Beim Kuishimbo wird diese zu respektierende Arbeitseinstellung der Japaner in Wien ausgeübt, weiter so.
Takoyaki, Oktopusbällchen - Kuishimbo - WienKaiso Salat, Algen mit Zwiebeln in Soyasoße. - Kuishimbo - Wienkleiner geschmischter Sashimi - Kuishimbo - Wien
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3 Kommentare

3x in Japan gewesen in den letzten 15 Monaten... seit dem esse ich kein sushi mehr anderswo - ok, mit ausnahme von BKK - dort hab ich auch echt authentische Läden gefunden. Das problem ist, dass der Fisch hier immer entweder zu kalt oder zu kalt und geschmacksneutral ist. einzig im Koinonia hab ich die Sweet Shrimp Sashimi gefunden - aber leider zu einem unglaublich teuren Preis! Falls jemand hier ein Lokal kennt iin dem man Fat Belly Salmon und Toro bekommt - bitte melden. falls nicht, muss ich bis zum Juli warten - dann gehts wieder nach Nippon.

6. Nov 2015, 06:35·Gefällt mir

Na ihr 2 müssts einen Appetit haben ;-)

5. Nov 2015, 23:31·Gefällt mir

Schön geschrieben und sehr informativ, so wie immer :) Danke!

5. Nov 2015, 19:26·Gefällt mir
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