In der Umgebung
Do, 2. Mai 2024

Rosenbauchs, Ebreichsdorf - Bewertung

Experte
am 1. Februar 2024|Update 5. Feb 2024
SpeisenAmbienteService
Das Rosenbauchs also. Seit die Liebste und ich nach Pottendorf gezogen sind, wollen wir natürlich wissen, was sich bei uns in der neuen Umgebung kulinarisch so tut. Dabei stießen wir auf das Rosenbauchs in Ebreichsdorf, gute Kritiken, ansprechende HP, heute will es zu Mittag probiert werden.

Das Lokal blickt auf eine fast 100-jährige Geschichte zurück und präsentiert sich in gediegenem Ambiente. Großzügige Räumlichkeiten, schön eingedeckte Tische, der Stil gemahnt ein wenig an vergangene Jahre, dennoch ist es schön und gemütlich.

Wir wurden sehr freundlich empfangen, schon die telefonische Reservierung wurde sehr nett entgegengenommen, obwohl die Reservierung offenbar nicht notwendig war. Hauptgeschäft dürfte am Abend sein, zu Mittag war sehr, sehr wenig los.

Es gibt einen sehr gemütlichen und großen Naturgarten, der derzeit natürlich im Winterschlaf ist und nur für den Zigaretten-Zwischengang herhalten musste, dafür aber gut und windgeschützt war. Im Frühling/Sommer stelle ich mir das allerdings sehr nett vor.

Die Speisekarte ist nicht überbordend groß, es gibt ein paar Vorspeisen, eine Rindsuppe (mit den klassischen Einlagen – Frittaten, Leberknödel), sowie Fisch (Bachsaibling), Lammrücken und – schulter, hausgemachte Ravioli, sowie die Klassiker Kalbswiener und Cordon Bleu. Danach auch Desserts, auch hier finden sich Klassiker wie Powidltascherl (liebe ich, sieht man auch selten) und gebackene Mäuse (sieht man noch seltener). Sehr schön.

Wir eröffnen mit einem Glas eines herrlichen Sauvignon Blanc für die Liebste, sowie einem grünen Veltliner für mich. Beide Weine hervorragend. Die Liebste wählt zwei Vorspeisen, Blattsalate mit Ziegenkäse, danach die „alte Kuh“, eine Kombination von Carpaccio und Beef Tatar, mit Ei und Teriyaki Sauce. Für mich soll’s die Leberknödelsuppe sein, gefolgt vom Kalbswiener. Ganz kann ich meine Wiener Wurzeln noch nicht ablegen. ;-)

Vorab gibt’s ein Gedeck, bestehend aus zwei hausgemachten Brotsorten (hell mit Oliven, dunkel mit Nüssen und Rosinen), Butter, Rehsalami in WanTan Teig, einen Kräuteraufstrich, Meersalz und Olivenöl, sowie einem hausgemachten Crissino.

Nun, allein mit dem Gedeck wird die Latte sehr hoch gelegt. Das Brot ist hervorragend, ebenso Butter, Kräuteraufstrich und die interessante, aber sehr gute und würzige Kombination der Rehsalami mit dem WanTan Teig. Das Olivenöl ist ausgesprochen hochwertig und gut und der Crissino ist sozusagen das knusprige Sahnehäubchen. Selten von einem Gedeck so begeistert worden.

Danach kommt ein „amuse geule“, eine Etagere mit Rotkraut, einem Chip, etwas Trüffelmayo, in der unteren Etage ein Sardellenfilet auf Couscous. Tadelloses Handwerk, tadellose Kombi, die (hohe) Latte wurde locker übersprungen.

Auftritt der Suppe: sehr dunkel in der Farbe, hier dürften Knochen laaange geröstet worden sein, kräftig, aber nicht, wie oft bei so dunklen Suppen, zu konzentriert. Perfekt ausbalanciert, eine echte, ehrliche und tadellose Rindsuppe, vielleicht sogar die Beste, die ich jemals genießen durfte. Den Begriff „Leberknödel“ nimmt man im Rosenbauchs wörtlich. Ein Knödel aus Leber, angenehm intensiver Lebergeschmack, nicht mit Weißbrot gestreckt. Daher natürlich recht kompakt, aber nicht zu fest. Geschmacklich einfach hammermäßig gut, so sollte ein Leberknödel schmecken.

Der Liebsten Salat schmeckt gut, ist ansprechend angerichtet. Der Ziegenkäse etwas fest, aber geschmacklich auch gut.

Auftritt der Hauptspeisen:

Mein Wiener Schnitzel besteht aus zwei mittelgroßen Stücken, die Portionsgröße ist meiner Meinung nach perfekt, ich brauch keine Schnitzelberge am Teller. Die Panier schön souffliert, ich persönlich mag sie einen Ticken dunkler, wie sie zum Beispiel der Stadtwirt macht.

Leider gibt’s Abzüge bei der Konsistenz. War’s keine Schale, war das Fleisch nicht oder zu wenig geklopft, ich weiß es nicht. Beide Teile, speziell das erste Schnitzel, waren für ein Kalbswiener zu „chewy“, man musste mit relativ viel Kraft schneiden (sollte nicht sein) und noch mehr kauen (sollte schon gar nicht sein). Geschmacklich gut, aber leider nicht so zart, wie ich es in einem Haus dieser Handwerkskunst erwartet hätte. Der dazu gereichte Erdäpfel-Vogerlsalat war wiederum tadellos, vielleicht einen Hauch zu senflastig.

Das Carpaccio der Liebsten war gut, exzellente Fleischqualität, hätte aber noch etwas dünner sein können, um wirklich hauchdünn auf der Zunge zu zergehen. Das Beef Tatar war interessant, weil etwas mehr mit Gewürzen/Teriyaki abgeschmeckt, leider, leider etwas zu salzig. Ich bin ja grundsätzlich eher Purist, wenn es um BT geht, gehacktes, hochwertiges Fleisch, ein paar fein geschnittene Zwiebel, Kapern, Eidotter, Chili und fertig. Dennoch, von der Qualität war es durchaus gut.

Für ein Dessert fehlte der Platz im Magen, das wird beim nächsten Mal nachgeholt. Als Abschluss gönnte ich mir noch einen sehr guten und (Gott sei Dank) wirklich kurzen Espresso, dazu gab’s ein nettes Plauscherl mit dem Chef.

Fazit: sehr freundlicher Service, sehr professionell, netter und aufmerksamer Chef, der sich wirklich um seine Gäste bemüht. Hochwertige Produkte und eigentlich ein sehr, sehr gutes Küchenhandwerk, bei den Hauptspeisen war heute allerdings noch Luft nach oben.

Wir werden definitiv öfters Gäste sein, das Haus hat viel Potential und die Neugierde auf den Rest der Karte und natürlich auf die Powidltascherl ist geweckt. Auch auf den Garten freuen wir uns jetzt schon.

Die Rechnung betrug € 110,00 inkl. Trinkgeld, für die Qualität der Speisen absolut angemessen. Zum Abschluss gab’s je eine kleine Dessertetagere aufs Haus (vielleicht als Gutmachung für die Hauptspeisen, mit einer kleinen Vanillecreme und einem kleinen Topfenstrudel, beides hervorragend.
Carpaccio und Tatar, sehr gut - Rosenbauchs - EbreichsdorfAmbiente - Rosenbauchs - EbreichsdorfDas Gedeck, schlicht eine Sensation - Rosenbauchs - Ebreichsdorf
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3 Kommentare
adn1966

Lieber Laurent, danke für den "Weltliner", hier war offenbar Herr Freud Vater des Gedankens. War aber nicht beabsichtigt - und ist korrigiert.

5. Feb, 12:07Gefällt mir1
laurent

"grünen Weltliner".. find ich Weltklasse; ein Welt -Veltliner, amazing

3. Feb, 17:45Gefällt mir1
WrKFan

Jö schau, adn goes Pottendorf, alles Gute dort. Uns verspricht das weitere gute Rezensionen aus der Gegend. Ich suche auch gute Tipps auf der B16 Strecke Wien-Eisenstadt, auf der ich mich in letzter Zeit bewege, aber mir fehlt das Wissen. Das Lokal hat es gleich auf meine ToDo Liste geschafft - LG vom Fan - PS: Der Weltliner hat mir doch ein kleines Lächeln beschert, oder heißt der wirklich so? Aber keine Sorge, ich bin nicht der cmling. :)

2. Feb, 12:17Gefällt mir
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