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Sa, 27. Juli 2024

Gasthaus zur alten Press, Graz - Bewertung

am 21. September 2016
SpeisenAmbienteService
An einem Samstagvormittag spazieren wir mit dem festen Vorsatz über die Hauptbrücke in Graz, endlich ins Gasthaus zur alten Press einzukehren. Bisherige Versuche sind stets gescheitert, nun soll es passen.
Kurz vor 12 Uhr kommen wir am spitz zulaufenden Gastgarten in der Griesgasse an. Der ist schon gut besucht, viele Tische sind reserviert. Die verbleibenden freien Tische reizen uns nicht wirklich und wir suchen uns einen Tisch im Lokal. Drinnen angekommen treffen wir auf einen jungen Mann aus dem Service, uns wird die freie Platzwahl überlassen. Links geht’s nach einem kleinen Gang zum Gastraum mit der Theke, das Stüberl rechts gefällt uns besser.

Der Raum wirkt gemütlich und urig, das Mobiliar und die Wandpaneele verheimlichen nicht, dass sie wohl schon länger an ihrem jetzigen Platz stehen. Die Homepage gibt sehr detailliert Auskunft über die geschichtlichen Hintergründe des Hauses, das 1663 erstmals erwähnt wird. Alte Musikinstrumente sind zu Dekozwecken angebracht, was uns nicht ganz gefällt ist die abenteuerliche Verlegung von Stromkabeln – die hätte man wahrscheinlich ohne großen Aufwand auch unter die Verkleidungen platzieren können. Der prominent im Durchgang zu unserem Stüberl montierte Zigarettenautomat ist ein Element, das unserer Ansicht nach ebenfalls nicht ganz gut ins Ambiente passen will.

Im Service arbeiten zwei bis drei junge Damen und Herren, deren Fokus ganz eindeutig auf dem Gastgarten liegt. Wir müssen deshalb ein wenig warten, bis die Speisekarte zu uns gebracht wird, dafür wird das dann sehr freundlich erledigt. Das Speisenangebot ist gut gegliedert, der kulinarische Bogen spannt sich allerdings recht weit von typisch steirischen Schmankerln bis hin zu Kokoscurry und Garnelen.

Unsere Getränkewünsche werden zügig aufgenommen und rasch serviert, die Flasche Gösser Naturgold (Euro 3,40) ist gut gekühlt, das kleine Budweiser (Euro 3) überzeugt mich nicht ganz. Vom ersten Schluck an meine ich einen leicht säuerlichen Geschmack wahrzunehmen, der aber gerade nur so hintergründig ist, dass es für eine Reklamation nicht reicht.

Der Gastgarten scheint inzwischen voll besetzt zu sein, denn laufend werden gut beladene Teller nach draußen getragen. Ein wenig überraschend schlendert der Chef und zugleich Koch des Hauses durchs Lokal – er dürfte seiner Küchencrew vertrauen. Wir werden als Gäste erkannt, für einen Gruß reicht es leider nicht – für uns ein NoGo, das man sich in der Gastronomie als Chef eigentlich nicht leisten kann.

Gute 15 Minuten nach der Bestellung werden unsere Gerichte serviert.
Gebackenes Putenschnitzerl "Steirisch" mit Erdäpfel-Vogerlsalat (Euro 10,10). Das Gericht wird auf einem avantgardistisch geschwungenen Teller serviert, der nicht so recht ins rustikale Ambiente passen will. Das Schnitzerl erhält seinen steirischen Touch durch gehackte Kürbiskerne, die Teil der Panier sind. Geschmacklich ist es ganz gut, das Fleisch ist nicht zu dick und nicht zu dünn geschnitten/geklopft. Der Teller ist fast ein wenig überladen, denn auch der gute Erdäpfelsalat und auch die gut marinierte Portion Vogerlsalat sind großzügig dimensioniert. Einen der beiden Salate separat zu servieren wäre wohl die bessere Entscheidung gewesen.

Die Teller recht großzügig zu beladen scheint aber zum Stil des Hauses zu gehören, denn auch mein Gericht kommt in stattlicher Portionsgröße daher. Schweinsmedaillons mit Dijon Senfbutter überbacken, dazu Pfeffersauce, Marktgemüse und Erdäpfelkroketten (Euro 14,80). Drei großzügig geschnittene und sehr gut gebratene Stück Fleisch bilden den Mittelpunkt des Gerichtes. Sie sind mit einer Senfhaube überbacken und geschmacklich gut. Das Gemüse ist eine wilde Mischung aus frischen Komponenten und TK Ware, die Mandelplättchen zur Deko wecken Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Die Kroketten sind natürlich auch TK, aber immerhin knusprig, beim Safterl hat man geschmacklich übers Ziel hinausgeschossen. Zwiebel, Speck und Pfefferkörner gehen eine nicht wirklich harmonische, viel zu intensive Beziehung ein, die ein starkes Durstgefühl hervorruft.

Wir sind nicht in der Lage, die großen Portionen ganz zu bewältigen. Bis zum Abservieren vergeht einiges an Zeit, dass die Nachfrage, ob es noch etwas sein darf ausbleibt, ist in diesem Fall verschmerzbar.

Wir bitten bei nächster Gelegenheit um die Rechnung, auf der knapp über 31 Euro angeführt sind.

Zum Fazit: Das Gasthaus Zur alten Press liegt unweit der Hauptbrücke in einer kleinen Fußgängerzone. Das Gasthaus ist im Inneren bis auf einzelne Ausreißer sehr urig und rustikal eingerichtet. Das Service war bei unserem Besuch teilweise aufmerksam, die mangelnde Freundlichkeit vom Chef des Hauses haben wir als sehr unhöflich empfunden. Die von uns gegessenen Speisen zeichneten sich vorwiegend durch sehr große Portionen aus, die Qualität war passabel, ob es für einen Folgebesuch reicht: wir sind skeptisch.
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