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Fr, 26. April 2024

Orpheus, Wien - Bewertung

Alphawoelfin
Experte
am 18. Oktober 2021
SpeisenAmbienteService
Wir alle haben das wundervoll sonnige Wochenende hinter uns.
Dies war auch der Grund, mit Mutti, die ein Wochenende bei uns in Wien verbrachte, die Innenstadt unsicher zu machen und durch die Gassen zu streifen.
Naturgemäß stellte sich nach einigen Stunden Hunger ein und ich erinnerte mich an das "Orpheus", (das Lokal selbst nennt sich auf Griechisch "Orpheas" und so steht es auch auf dem Schild heraußen) ,in welchem ich vor einigen Jahren meinen Polterabend mit den Freundinnen startete. Damals war das sehr schön und vor allem das Essen und die Kellner zur vollsten Zufriedenheit.

Kurzer online-check bezüglich aktueller Bewertungen: Falstaff vergibt 1 Gabel, Falter lobt, diverse Internetportale haben sehr gute Bewertungen anzubieten.

Rasch angerufen und "Ja", man kann auch Samstag Nachmittag um 16 Uhr vorbeikommen.

Dem Rauchen geschuldet reserviere ich im kleinen "Gastgarten".
Von der Temperatur her- und wir sind auch in weiser Voraussicht gut angezogen - ist es sehr gut möglich, noch im Gastgarten zu sitzen.

Der perfekt Deutsch sprechende, aber dem Anschein nach griechisch-stämmige, junge Mann lässt uns zuerst einmal einige Minuten warten.

Im Unterschied zu vielen anderen Testern möchten wir immer gleich unser Getränk bestellen.
Nach kurzer Beratung mit dem Kellner entscheiden wir uns für Assyrtiko "Gaia" von Santorin, € 39,--.

Die Tische sind in Leinen eingedeckt, die Servietten aber aus Papier. Nach geraumer Zeit wird uns der gewünschte Aschenbecher gebracht.

Die Speisekarte bietet fast alle griechischen Klassiker (Link ) und auch ein paar Gerichte, die man nicht überall bekommt.

Da wir während des Spazierens durch die Stadt leider beim Heindl vorbeikamen und unbedingt die frischen Maroni-Herzen schnabulieren mußten, geht sich diesmal eine Vorspeise platzmäßig nicht aus ;-)

Für Mutter, die kaum Erfahrung mit griechischem Essen hat, wird es ein deshalb ein Souvlaki vom Huhn. Dazu gereicht werden Pommes frites und eine Art Topfen-Dip, der eher unauffällig ist. Daneben ein bisschen Blattsalat.

Das Fleisch schmeckt ganz typisch, mit offenbar etwas Thymian und Oregano, feinen Grillaromen, zartes Fleisch. Sehr gut. € 12,50.

4

Der liebe Begleiter und ich haben uns für die Fischgrillplatte entschieden. € 54,--

Als die riesige Platte serviert wird, benötigt der Kellner Hilfe von einer Kollegin. Der Tisch muß um- und aufgeräumt werden, Dinge zur Seite gestellt werden, der Weinkühler hat keinen Platz mehr: Action!

Die Platte ist wunderschön angerichtet. Es finden sich: Eine Goldbrasse, klein, zwei große Branzino-Filets, einige gegrillte Kalamari, einige Scampi, Muscheln.

Der Reihe nach:
Die Goldbrasse ist sehr, sehr gut, kann man nicht anders grillen. 5
Die gegrillten Kalamari von zartester, wunderbarer Qualität, Holzkohlenaromen, ausgezeichnet, so , als ob sie in der Früh noch in der Ägäis geschwommen wären. 5
Die Scampi auf den Punkt, perfekt, aromatisch. 5
Die vom Kellner angekündigten Miesmuscheln stellen sich dar als Greenshell-Muscheln und schmecken nicht besonders. Zäh, kaugummiartig. 2
Die Branzinofilets sind etwas zu lang und stark gebraten, zusätzlich versalzen.
Trotzdem sind sie zart geblieben, aber man hätte aus dem tollen Grundprodukt mehr herausholen können. 3

Ergibt in Summe 4 für die Fischplatte.

Dazu werden richtige Bratkartoffel mit Rosmarin serviert. Sehr gut. 4
Das mitservierte Grillgemüse ist mit sehr viel Olivenöl zubereitet (was wir lieben), allerdings wirklich letschert und ein bißchen so schmeckend, als ob es schon viele Stunden fertig zubereitet irgendwo gestanden hätte. 2

Der extra bestellte Blattsalat ist eine hübsche Mischung (Ruccola, rote-Rüben-Blätter, Spinat, etc.). Der Koch muß sehr verliebt sein, denn auch der Salat ist versalzen.
Dazu muß ich sagen, dass ich üblicherweise viel Salz verwende.
3

Wir genießen die Köstlichkeiten, beschließen, die Beilagen nicht allzu ernst zu nehmen und freuen uns über den köstlichen Wein: Mineralisch (no na, wenn er von Santorin ist), würzig, kräftig 13,5%, leicht geoaked. Wirklich ausgesprochen gut!

Zum Abschluß gibt es Elliniko Sketo (griechischen Kaffee ohne Zucker), der stilecht im Metallkännchen serviert wird, dazu ein typisches Loukoumi (das sind die geleeartigen, süssen Würfelchen, manchmal noch in Staubzucker gewendet, welche mit einem Zahnstocher in den Kaffee getunkt werden - mmmm).
Ein Ouzo mit Eis ohne Wasser rundet den Griechenland-Ausflug ab.

Während der 2 Stunden sitzen wir mehr oder weniger allein im Garten. Der Kellner lässt sich kaum blicken. Die georderten Decken, es wurde doch schon etwas kühl gegen 18 Uhr, müssen wir insgesamt 4x verlangen, bis sie gebracht werden.

Obwohl wir für den Garten reserviert hatten, war der Tisch nicht gedeckt. Wir mussten selbst zwei Tische zusammenstellen, Sessel rücken, herumräumen.
Erst danach kam der Kellner mit den Tischtüchern.

Wir hätten uns wohler gefühlt, wenn er aufmerksamer gewesen wäre und uns besser betreut hätte.
Wobei er sicherlich sehr beschäftigt war, denn gegen 18 Uhr 30 war das Lokal bereits ziemlich gut besucht.

Ganz überzeugt waren wir mit dem ganzen Drumherum nicht. Allerdings waren die Speisen und der Wein in Summe sehr gut, sodaß wir beschlossen, in einigen Wochen nochmals wiederzukommen und dann im Innenbereich - der wirklich schön aussieht - einen feinen Abend zu verbringen.
Bratkartoffel - Orpheus - WienFischplatte - Orpheus - WienWein zum Niederknien - Orpheus - Wien
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5 Kommentare

reiche ein "s" nach

18. Okt 2021, 15:59·Gefällt mir

Lieber Meidlinger! Du hast recht. Ich bin im Herzen ja Griechin und liebe vor Ort, in einem kleinen Fischerdorf, am Wasser lauwarmes, letschertes Gemüse, alle Sorten von Eintöpfen, Fischen, etc. Das es in Wien griechisches Essen in toller Qualität fast nicht zu kriegen gibt, verstehe ich auch nicht. Wobei: Den Fisch haben sie, mit Ausnahme des Branzinos, sehr, sehr gut gemacht. Und es gibt sogar Briam...eines meiner Lieblingsgerichte. Ein Traum wären natürlich die diversen Gigantes-Gerichte, Dolmas frisch oder "Jemista"...

18. Okt 2021, 15:58·Gefällt mir1

Also dem Angebot kann ich nichts abgewinnen. Das gibt es so bei zig anderen Griechen. Die Linsensuppe nicht bei jedem. Es ist so schade, denn die griechische Küche hat soviel mehr anzubieten als Moussaka, Souvlaki, Gyros oder Stifado. Empfehlenswert das Buch Culinaria Griechenland. Ein dicker Schmöker und neu aufgelegt worden und kostet nur 14,90. Das letscherte Gemüse ist eigentlich usus bei den meisten Griechen. Wenn man das nicht mag sollte man nicht zum Griechen gehen oder eine andere Beilage wählen. Soll keine Kritik an dir sein. In Griechenland ist es üblich das Essen schon in der Früh oder vormittags zuzubereiten und es dann nur aufzuwärmen. Was vielen Leuten hierzulande stört ist, dass es nicht heiss serviert wird, was aber auch ganz normal in Griechenland ist und mich gar nicht stört, denn ich hasse nichts mehr, als zu heisses Essen, heissen Kaffee oder heisse Suppe.

18. Okt 2021, 15:38·Gefällt mir

Hallo, liebe Grüße nach...! Du hast recht, da haben wir gleich Erinnerungen an Gersthof, oder? Der versalzene Branzino wurde wirklich gerettet durch die anderen Meeresgetiere. Deshalb dann doch der 4er.

18. Okt 2021, 12:12·Gefällt mir

Liebe Grüße, Alphawölfin, aus dem Urlaub! Darauf, einen Branzino zu versalzen und zu lange zu garen, steht bei mir Teeren und Federn, insofern finde ich die 4 sehr gütig von Dir. Sonst aber, wie immer, eine sehr schön zu lesende Bewertung.

18. Okt 2021, 12:05·Gefällt mir
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