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Di, 19. März 2024

DSTRIKT - Bewertung

Gastronaut
Experte
am 17. Oktober 2014
SpeisenAmbienteService
Das „Distrikt“ im Wiener Nobelhotel Ritz Carlton hatte ein Problem. Und zwar, dass es eben "nur" das Restaurant eines Hotels war. Und wer geht als Wiener bitte schön ins Hotel essen? 2012 startete das Lokal unter der Führung des damaligen Starkoch Wini Brugger als "gehobenes österreichisches Gasthaus". Wie formuliere ich jetzt höflich, dass das ein Bauchfleck vom Dreimeterbrett war? Jedenfalls verschwand Wini Brugger weitaus unauffälliger, als er präsentiert worden war und die Nummer zwei im Distrikt übernahm das Ruder.

Die Idee von Tristan Mißner war es, aus dem Distrikt ein Steakhouse zu machen und nur durch den Einsatz von großartigem Fleisch, einem motivierten Team und Küchenspielereien wie einem Josper-Grill zu reüssieren. Dabei wurde ihm etwas zugestanden, was in der sonstigen Welt von Hotelketten fast undenkbar ist: Er bekam freie Hand und durfte die Speisenauswahl, die Getränkekarte und die restliche Elemente des Distrikt frei gestalten. Und dafür konnte er auch experimentieren, wobei die bunteste Blüte der Karte wohl ein Filetsteakburger um astronomische 26 Euro aber ohne befriedigendes Burger-Erlebnis war. Daneben gab es noch ausgefallene Muschelkreationen und Fleischvarianten, die dem Hotelgast zu wenig österreichisch und dem Wiener zu spooky waren. Zwar war von Anfang an alles auf höchstem Niveau, aber die richtige Richtung musste erst gefunden werden. Und das wurde sie jetzt auch.

Es war ein abenteuerlicher Spagat, den der junge Deutsche vollführen wollte. Bei viel Gegenwind senkte er die zuvor viel zu hohen Preise bei Gerichten und Getränken und führte sogar eine leistbare Sommelier-Bierkarte und ebenfalls leistbare Hausweine ein. Von der vormals unüberschaubaren Speisekarte mit zu viel unnötigem Schnickschnack blieb eine solide Auswahl, die mit Specials aber der Küche noch genügend Freiraum zur Interpretation lässt. Die verbliebenen Steaks kommen nun zuerst in die Höllenmaschine „Josper“, bevor sie in einem viel sanfteren Grill zur Vollendung gegrillt werden. Und der neue Burger ist tatsächlich jene Offenbahrung, die kaum jemand erwartet hätte: Ein flammengeküsstes Goldstück aus bestem Rind. Das Fleisch dafür ist so hochwertig, dass es eigentlich gar nicht gegart werden müsste. Die Verhältnisse von Fleisch zu Brot zu Käse zu Saucen zu Salat sind fast schon unheimlich perfekt. Mit knapp 17 Euro ist der Spaß auch jetzt nicht billig, aber das Geld wirklich wert. Die dazu gereichten Pommes Frittes werden – wenn nicht anders gewünscht – mit Parmesan und Trüffelöl serviert. Eine vielleicht spannende Variante, aber Geschmacks-Puristen sollten sie lierb ohne beides bestellen.

Neben den Steaks und Burgern warten auch neue Experimente, wie neuerdings ein Duroc-Schweinsbraten. Aber ich habe für mich entschieden, dass hier ganz eindeutig einer meiner herzallerliebsten Burger-Rückzugsgebiete entstanden ist! Ach ja: irgendwie sollte man sich nun bei den Hotelbetreibern bedanken. Und zwar dafür, dass sie hier ausnahmsweise ihr oft engstirniges Reglement überdacht haben, und einem findigen Gastronomen die Möglichkeit geben, sich für seine Gäste zu entfalten...
DSTRIKT - WienDSTRIKT - WienFiletsteak mit gebratenem Knoblauch und getrüffelten Pommes Frittes mit Parmesan - DSTRIKT - Wien
Hilfreich14Gefällt mir8Kommentieren
3 Kommentare

Falsche Rubrik erwischt, sollte zur Bewertung von Alphawölfin.

8. Feb 2015, 14:53·Gefällt mir

Die Jakobsmuscheln werden durch Limettensaft zur Ceviche. Kren? Für mich ein Verbrechen.

8. Feb 2015, 14:52·Gefällt mir

Schön dass es Dir so gut gefallen/geschmeckt hat, wir Wiederholungstäter haben mittlerweile mehrere Burger vernichtet. Falls Du wieder mal hinkommst: unbedingt den Baked Cheesecake probieren, unglaublich gut! Zurzeit ist das Dstrikt unser Burgermasta.

17. Okt 2014, 19:41·Gefällt mir
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