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16. Jänner 2018
Als Liebhaber der echten chinesischen Küche will ich mal dem Rat von ReTe-Experten folgen und mich auf die Hiesige einlassen. Dazu beigetragen haben das kalte, feuchte Wetter und die selbstbewusste Werbung von Walter in einem Schaukasten an einer Ecke der Gumpersdorfer Strasse. Ein paar Schritte ... MehrAls Liebhaber der echten chinesischen Küche will ich mal dem Rat von ReTe-Experten folgen und mich auf die Hiesige einlassen. Dazu beigetragen haben das kalte, feuchte Wetter und die selbstbewusste Werbung von Walter in einem Schaukasten an einer Ecke der Gumpersdorfer Strasse. Ein paar Schritte weiter sehe ich schon sein Lokal, das mich mit der Tafel "Liebe Feinschmecker - Essen Sie bei mir, sonst verhungern wir beide" endgültig für ihn einnimmt.
Offenbar gibt es täglich zwei Mittagsmenüs zur Auswahl, am Nebentisch sehe ich, es kostete heute 7.50. Mich aber interessiert natürlich die Kür, wenn ich schon mal von meiner Passion lasse. Schon draussen entscheide ich mich provisorisch für den gebackenen Kalbskopf mit Mayonnaise-Salat (12.50).
Das Lokal ist angenehm klein, wahrscheinlich 50 Plätze, je zur Hälfte Raucher/Nichtraucher, in sauber getrennten Räumen, dazu eine kleine Bar gleich beim Eingang. Der Empfang durch den jungen Kellner ist von professionneller Nettigkeit, ich fühle mich gleich wohl in der Einrichtung, die den Charme einer städtischen Bauernstube der 70er Jahre verströmt. Die Tische stehen relativ nahe beieinander, die Stammkundschaft aus der Gegend und mich stört das jedoch nicht - wer mag, findet wahrscheinlich einen Gesprächspartner, doch niemand drängt sich auf. An einem Nebentisch sehe ich denn auch zwei Herren am jeweils entgegengesetzten Ende des Pensionsalters, die sich offenbar eben erst kennen gelernt haben, in ein Gespräch vertieft. Sehr schön.
Ich beschliesse, hier sicher nicht auf ein paar Euro mehr oder weniger zu schauen, sondern mich möglichst weit in die Karte hinein zu essen. Deshalb bestelle ich nebst dem Hauptgericht auch die Tagessuppe und, ganz gegen meine Gewohnheit, ein Glas Zweigelt (2.90), der mir sehr gut mundet.
Die Suppe, eine Gemüsecrème, ist wirklich sehr gut, ich höre entsprechendes Lob übrigens auch vom Nebentisch. Fein abgeschmeckt mit Butter oder Rahm. Das ist viel versprechend.
Der Kalbskopf mit dem Kartoffelsalat kann da nicht ganz mithalten, das wäre dann wohl doch zu schön. Der sehr crèmige Kartoffelsalat ist ein wenig fade, ich hätte mir deutlich mehr von den roten Zwiebeln drauf gewünscht. Der panierte Kalbskopf ist ebenfalls ganz gut, die Panade kross, das Innere enthält sowohl Fleisch wie auch gelatinöse Haut, schmeckt aber vor allem nach Salz und Pökel - das ist mir dann doch zu wenig raffiniert. Sintemalen das dazu bestellte Brot sich als ein Körbchen mit Salzstangen entpuppt!
Obwohl schon recht satt, folge ich dem Vorschlag des netten Kellners und bestelle eine Süssigkeit, Mohr im Hemd empfiehlt er mir. Um dann kurz darauf zurück zu kommen mit dem Bescheid, sei leider schon aus. Und mir die Marillenpalatschinken, ganz frisch gemacht, vorzuschlagen. Ich bestelle noch den Espresso dazu, welcher angesichts der Lage des Quartierrestaurants und der eher älteren Kundschaft überraschend kräftig war.
Ich wusst' es ja, aber als ich der zwei Omeletten ansichtig werde, die da schön bepudert daher kommen, bin ich mir der Bestellung doch schon reuig, kämpfe mich aber durch. Objektiv gesehen sicher ein gutes Dessert, nach den Massstäben der mir als mastig bekannten österreichischen Küche. Manche hätten wahrscheinlich noch einen guten Schlag Rahm drauf vermisst.
Während der ganzen Zeit kümmert sich Chef Walter nebst der Küche auch um einen reibungslosen Service, ich finde, zusammen machen die beiden das ganz gut. Keine übermässigen Wartezeiten, keine Aufdringlichkeiten - Service denn auch Sehr Gut. Bei den Speisen und dem Ambiente ein Gut, fast schon ein Sehr Gut, aber das wäre irgendwie Lob gehudelt.
Mir hat's gefallen, vielleicht geh' ich wieder mal hin für etwas günstigeres, Würste mit Pommes und ein Bier beispielsweise. Aber ausgiebig speisen werde ich doch weiterhin bei den echten, traditionellen Chinesen. Welche das sind, seht ihr ja aus meinen Bewertungen.
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