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Do, 25. April 2024

Gasthaus Sodoma, Tulln - Bewertung

WrKFan
Experte
am 18. Dezember 2022
SpeisenAmbienteService
Sodoma - Gasthaus zur Sonne

Mein letzter Besuch fand 2019 statt, und ihn habe ich noch in angenehmer Erinnerung. So verspürte ich wieder Lust nach dem quasi Platzhirschen gehobener Gastronomie für den Bezirk Tulln. Zuvor deckte ich mich im Fleischparadies Höllerschmid für das Jahr 2023 ein, auf der Rückreise dann der Abstecher für 13:00 Uhr geplant nach Tulln.

Die Reservierung hatte geklappt und wir erhielten den schönen Rundtisch im mittleren Raum, der rund um uns noch einen Zubau enthält. Es ist so eine Mischung als alt und modern. Die vordere Gaststube in der Schank ist ebenso ansprechend. Und ja, auffällig ist die blitzblank polierte Schneidemaschine im Eingangsbereich, eine nette Dekoration.

Vom Wesen her nach meiner Einschätzung Gasthaus, von der Küche her meint man gehoben. Aufgrund des erst zweiten Besuchs ist mir das Lokal noch kein Begriff. Weitere Infos wollte ich via HP einholen, die aber nur sehr rudimentär gestaltet ist, insofern sind die zuvor ergangenen Rezensionen weit aufschlussreicher.

Beim Durchlesen bleibt man unweigerlich beim Begriff „Grantscherb’n“ hängen, was ich nicht weiter kommentieren möchte, aber es erinnert mich an meinen Berufskollegen, hier wohnhaft und jahrelang Stammgast. Von ihm erhielt ich die Empfehlung, der wie meinesgleichen ein Fan und Feinspitz für diese Art Küche ist.

Die Wege gingen eines Tages auseinander, weil er meinte, er lasse sich gewisse Dinge hier nicht bieten und ist nun mehr auf den Floh eingeschossen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, denn bei meinen beiden Besuche konnte ich in diese Dinge nicht einsehen.


Erfahrungen wollen wiederholt werden

Der heurige Besuch konnte leider an das Niveau des letzten nicht heran. Ich habe die Fischsuppe in unsagbar guter Erinnerung, also musste sie wieder auf den Tisch.

Mit Safran und Chili verstärkt, ausreichend Fisch einst ein Hochgenuss und ich posaunte überall herum, dass sie die allerbeste wäre, die ich bislang kenne. Diese war vom Fond her zu dünn, Safran nur in homöopathischer Dosis vorhanden und mehr paige als gelb in der Farbe. Die Komponente Fisch zwar in Ordnung, aber der Kick gelang nicht mehr. Schade.

Meine Begleiterin war mit ihrer Topinambur-Cremesuppe recht zufrieden, die ich etwas gekostet hatte. Nun gut, ich mache mir aus dem Süßzeugs nicht so viel, aber sie war dennoch subjektiv besser als meine. 1:0 für meine Begleitung.

Zuletzt einen Zwiebelrostbraten in sehr guter Erinnerung, der ebenfalls eine Empfehlung meines Kollegen war, und er war definitiv nicht von schlechten Eltern, aber auch nicht High-End. Ich wollte ihn nicht schon wieder auf die Tagesordnung setzen. So wurde es nach Durchsicht der Karte der Klassiker Wiener Schnitzel.

Die Änderung der Beilage von Gemischer Salat auf Erdäpfel Vogerl-Salat war kein Problem. Er war recht gut, wiewohl Feinspitze schon höhere Ansprüche gewohnt sind, soll heißen er war schon in Ordnung, aber nicht darüber. Das Schnitzel wurde allerdings eine herbe Enttäuschung.

Schon die Optik haute nicht hin, es hatte den Look wie von einer Fritterbude und recht ungleichmäßig in der Farbe. Trotz des schlechten Äußeren entdeckte man beim Schneiden Luftlöcher, d.h. souffliert war es an sich schon, aber das Fleisch war zu überwürzt. Das lasse ich für gehobene Küche nicht durchgehen.

Meine Beisitzerin hatte wieder mehr Glück. Ihr Kabeljau mit Sellerie- und Kürbispüree und etwas gemischtem Gemüse war sehr gut. Der Fisch kräftig im Biss, intensiv im Geschmack und die Beilagen ergänzten harmonisch. Tadellos! 2:0 für meine nette Begleitung, ihr sei’s auch vergönnt.

Eine weitere Begleitung gesellte sich als Quattro vom Gager um nicht brustschwache 55€ hinzu. Angesichts unserer Speisenwahl wäre ich für einen Weißwein gewesen, aber hier möge meine allseits treue Begleitung das Sagen haben, als sozusagen Treuebonus. Somit ein glattes 3.0 und nun Hattrick für sie. Aber diese Cuvée für sich ist Klasse.

Der Ausklang mit einer wirklich guten Illy-Edition, also einer von der besserer Sorte, und ein zwei Runden zwecks der besseren Verdauung war für mich bei dem Besuch die beste Leistung. Zufriedengestellt wurde ich damit klarerweise nicht.


Service und Abgang

Im Service hatten wir m.E. unaufmerksame Kellner, oder sagen wir so, sie waren nicht von der Sorte sonderlich wortgewaltig. Weiter fiel auf, dass ich kein Lächeln beobachten konnte, als wäre Lachen nur im Keller erlaubt. Der Umgang war dementsprechend steif und kalt.

Klar, wir erhielten alles, eine Sache sagten wir aber dem Chef des Hauses, der en passant immer seine Runden drehte, und er entsprach dann unserem Begehr.

Insofern hatte er nicht jämmerlich versagt, das zu sagen ginge zu weit, aber diese Kommunikationsarmut mag ich nicht, wenn ich schon gehoben ausgehe. So konnte ich z.B. meine Meinung über das Wiener Schnitzel nicht loswerden. Aber ebenso konnten wir auch nichts loben. Tja, so wird das halt nix.

Woran lag das? Ich hatte den Eindruck, dass es stressbedingt war. Es war zwar ausreichend Personal anwesend, aber alle waren sehr geschäftig. Am Ende machte einer zu uns die Bemerkung, man wäre nun froh, dass die Pause käme, es war gegen 15:00 Uhr, die Tische wurden rund um uns bereits für den Abend neu eingedeckt.

So beachtete man uns einfach nicht länger. Nur nenne ich das ebenso keine gehobene Gastronomie, zumal wir wie üblich nicht schlecht zechten und sich der Spaßfaktor für Sodoma auf der exakten 150€-Marke eingependelt hatte, und das noch ohne Maut.

Aber ein Novum gibt es auch positiv zu vermelden. Wir konnten via Bankomat zahlen, na also geht doch. Und was mir noch aufgefallen war, die Preise sind ganzzahlig. D.h. es gibt hier keine Cent, sondern schlicht ein- oder zweistellige Beträge. Finde ich an sich ok, denn wer ist wirklich beeindruckt von 29,90€? Hier sind es 30,-- und damit Klartext.

Summa summarum war es aber kein erfolgreiches Erlebnis, weshalb wir es nun auch wie der Floh machen. Wir hüpfen einfach weiter bis wir sozusagen bei seinesgleichen mit Namen landen. Und die Moral von der G’chicht? Es bedarf keines Grantscherb’n um uns zu vertreiben, es geht auch mit anderen Mitteln. 😉

Mein Bedarf an der Stadt Tulln ist nun für einige Zeit gedeckt. Da ich meine, dass dies auch eine subjektive Erfahrung war, die andere nicht teilen müssen und diesmal der Kategorie „Pech gehabt“ angehört, so wird es irgendwann schon wieder einen weiteren Besuch geben, aber dann kommt in der Gegend, wenn es mich wieder hierher verschlägt, zunächst der Floh dran.
Sodoma - Fischsuppe- naja, das ginge besser - Gasthaus Sodoma - TullnSodoma - Kalbeljau mit 2 Püree und Gemüse - tadellos - Gasthaus Sodoma - TullnSodoma - Wiener Schnitzel - sollte m.E. schon anders aussehen - Gasthaus Sodoma - Tulln
Hilfreich7Gefällt mir6Kommentieren
2 Kommentare

Der Wirt heißt so….

19. Dez 2022, 17:10·Gefällt mir

Also den Lokalnamen finde ich nicht sehr geschickt.

19. Dez 2022, 14:36·Gefällt mir
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