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Do, 25. April 2024

Schubert, Wien - Bewertung

adn1966
Experte
am 2. September 2021
SpeisenAmbienteService
Das Schubert, also.

Irgendwo hatte ich vor geraumer Zeit darüber gelesen, dass es ein neues Restaurant gibt, auf der altehrwürdigen Mölkerbastei, dort, wo ehemals das „Schubertstüberl“ war. Die Rezension (ich tippe auf Hrn. Kamolz/Profil, genau weiß ich es aber nicht mehr) war gut geschrieben und machte Lust, das Schubert einmal auszuprobieren.

Gestern war’s soweit, online-Reservierung auf der HP (über einen Quandoo-Link) hat funktioniert, also nichts wie hin. Ist nicht weit weg von uns, zwei Stationen mit der Bim zum Schottentor – vulgo Jonas-Reindl, dann ein paar Minuten zu Fuß.

Wir wurden freundlich begrüßt und bekamen einen sehr schönen Tisch im Garten angeboten, das Wetter war gestern Abend ja spätsommerlich gut.

Der 3G-Nachweis wird vorbildlich kontrolliert und die Karten werden gereicht. Wir ordern erstmal eine Karaffe Wasser, ein Achterl Sauvignon Blanc für die Liebste, für mich soll’s ein kräftiger Chardonnay sein.

Die Liebste bestellt vorab „gedämpfte Melanzani mit Steinpilzen, grünen Heidelbeeren und Beluga-Linsen“, gefolgt von einem Beef Tartar, bitte mit etwas Scharfem. Ich wähle das Öfferl-Brot mit Speck und Aufstrich, danach darf’s für mich das kleine Gulasch (mit Chili-Käsekrainer) sein.

Auftritt der Vorspeisen: der Liebsten mundet’s, ein Gericht, mit dem ich, als ich es gelesen habe, nicht allzuviel anfangen konnte. Aber ja, die Steinpilze sind hervorragend, ebenso die Melanzani, ein gelungenes Spiel von Würzigkeit und Säure, gut abgerundet durch eine Vielzahl kleiner Beluga-Linsen, die über den Teller verteilt waren. Ich hab ehrlicherweise noch nie „grüne Heidelbeeren“ gesehen oder gegessen und hätte, wenn ich es nicht auf der Karte gelesen hätte, gedacht, es handelte sich um kleine Weinperlen. You live, you learn.

Meine Vorspeise war simpel und genial zugleich. Öfferl-Brot ist halt nun einmal genial, da kann man als Gastronom gleich einmal nichts falsch machen. Dazu hauchdünn geschnittener, guter, würziger Speck und ein rötlicher Aufstrich, der optisch an Liptauer gemahnt, allerdings ein Kichererbsenaufstrich ist. Hummus+, würde ich sagen, ich habe noch nie einen derart guten Kichererbsenaufstrich gegessen, nicht fad, leicht papriziert, nicht pikant und doch würzig, einfach ein Gedicht.

Die Hauptspeisen: Der Liebsten Beef Tartar ist eine recht kleine Portion, sensationelles Rindfleisch, sowohl vom Geschmack, als auch von der Konsistenz. Getoastetes (auf Wunsch der Liebsten etwas dünkler) Öfferl-Brot, die Schärfe in Form einer hausgemachten, scharfen, dicken Sauce in einem Extra-Schüsserl. Waffenscheinpflichtig wäre jetzt noch milde ausgedrückt, das konnte wirklich was. Ich mag es, wenn ein Wirt für Schärfe-Aficionados etwas hausgemachtes parat hat, und seien es nur frisch aufgeschnittene Chilis oder Peperoncini. Nur das Tabascoflascherl zücken ist zu wenig. Hier war es perfekt, hier hat sich der Koch, keine Ahnung ob kurzfristig, was echt gutes überlegt.

Mein Gulasch war eine (wie beschrieben) kleine Portion, eine Öfferl-Handsemmel (hervorragend) gab’s dazu. Das Gulasch sehr, sehr eingekocht, etwas zu trocken für meinen Geschmack (ein bisschen mehr Saft wäre ein Gewinn), aber geschmacklich ein Traum. Verfeinert mit einer (Mini-) Chilikäsekrainer, die sehr gut mit dem Gericht harmoniert hat.

Für Desserts war definitiv kein Platz mehr, ein kleiner, guter und kräftiger Espresso rundete den Abend ab.

Tadelloser, aufmerksamer Service, ein angenehmes Ambiente an der Mölkerbastei, eine kreative, moderne Küche, ein Küchenchef, der sein Handwerk versteht und mit hochwertigen Zutaten teils klassiche Gerichte neu und interessant interpretiert. Die Höchstnoten sind hier verdient, es hat einfach alles auf sehr hohem Niveau gepasst.

Chapeau, das war ein beeindruckender Abend, man wird uns dort noch öfter antreffen. Etwas über € 70,00 für Speis und Trank, mit Karte bezahlt, sind nachgerade wohlfeil für die Qualität des Gebotenen.
Ambiente 2 - Schubert - WienMeine Vorspeise - Öfferl-Brot mit Speck und einem wahrlich sensationellen ... - Schubert - WienAmbiente 1 - Schubert - Wien
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4 Kommentare

2020 - gilt als neu ;-) Wenn ich nachdenke, indoor - großer runder Tisch mit barock angehauchten Stühlchen ? Wohl jetzt nicht mehr, wenn ich mir das outdoor-Styling anschaue... >:-)

2. Sep 2021, 17:46·Gefällt mir

Früher war es halt das "Schubertstüberl", das war aber echt nichts erwähnenswertes. In den zwei größten Tageszeitungen gibt es (im Kleinformat) eine Review, die erst ein paar Tage alt ist und das Lokal als "neu und gut" (sehr zusammengefasst) beschreibt, das Großformat hat eine Review aus 08/20 mit dem gleichen Tenor. Also ja, ganz neu nicht, aber das eine Jahr COVID ist ja quasi aus der Zeitrechnung auszublenden ;-)

2. Sep 2021, 15:58·Gefällt mir

Nun, in Corona-Zeiten wurden Begriffe wie "neu" und "Zeitgefühl" ja leider neu definiert. Keine Ahnung, wann ich das gelesen hab, man verzeih mir die Unschärfe. Ich denke, die Ausrichtung (oder zumindest der Küchenchef) ist neu, so lange kann das noch nicht her sein. Ich werde es beim nächsten Besuch klären.

2. Sep 2021, 15:53·Gefällt mir

@adn1966 - bist du dir sicher, dass das Lokal neu ist - ich war dort schon vor Jahren mal - oder haben's den Namen nicht geändert ?

2. Sep 2021, 15:43·Gefällt mir
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