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Sa, 27. Juli 2024

Gasthaus Purkarthofer, Fernitz - Bewertung

am 15. Februar 2017
SpeisenAmbienteService
Langsam werden die Möglichkeiten weniger und weniger, die sich im näheren Umkreis der Arbeitsstätte für einen schnellen Besuch in der Mittagspause anbieten. Eine nicht ganz unbekannte Option wartet allerdings noch in prominenter Lage am Kirchplatz 1 in Fernitz auf uns – wir besuchen den Purkarthofer.

Es regnet leicht bei unserem Besuch und wir sind froh, direkt vor dem Gasthaus einen der wenigen Parkplätze ergattert zu haben.
Über ein paar Stufen geht es nach oben, am Ende der Treppe erstreckt sich links und rechts eine große Terrasse. Im ersten Raum findet sich die überraschend modern gestaltete Theke, die trotzdem mit viel Holz die Gemütlichkeit in der Gaststube unterstreicht. Unser Weg führt uns weiter ins Stüberl, einen überschaubaren Raum mit vier Tischen und wir setzen uns dort an den Ecktisch.

Der junge Mann aus dem Service lässt nicht lange auf sich warten und begrüßt uns. Er wirkt freundlich, aber auch ein wenig verunsichert und erkundigt sich, ob wir die Speisekarten möchten. Beim Überreichen selbiger erwähnt er noch die Tagesgerichte, allerdings so schlampig und leise, dass man keine Chance hat, die Information zu verstehen. Die Karte ist außen nett gestaltet und erfrischend überschaubar – ein paar Vorspeisen, ein paar Hauptgerichte und Nachspeisen – mehr ist meistens auch nicht notwendig. Man legt Wert darauf extra festzuhalten, keine Gewürzmischungen, Fertigprodukte und Convenience zu verwenden. Der junge Servicemitarbeiter kommt nach einiger Zeit wieder, um die Getränke aufzunehmen. Wir fragen nochmals nach bezüglich der Tagesgerichte und bekommen diesmal etwas verständlicher Auskunft. Die Speisenwahl ist getroffen und wir freuen uns auf das Essen.

Inzwischen haben sich weitere Gäste eingefunden und der kleine Raum ist voll. Die Anordnung der Tische und Sessel wirkt auf uns etwas unharmonisch, immerhin sind die Sesselbezüge farbenfroh.
Nach guten zehn Minuten kommt die Vorspeise auf den Tisch. Der Kollege hat sich für ein Tagesmenü entschieden und damit für die Karottencremesuppe. Die erfreut optisch durch ihre kräftige Farbe, auch geschmacklich kommt sie sehr gut an.

Für mich soll es die gebundene Erdäpfelsuppe mit Schwammerl und Majoran (Euro 4,90) sein. Der erste Blick ist vielversprechend, allerdings trübt sich das Bild rasch. Die Bindung der Suppe scheint nicht ganz gelungen zu sein, unter der obersten aufgeschäumten Schicht finden sich Klümpchen ähnlich wie bei saurer Milch. Auch der Geschmack erinnert leider daran, die Suppe ist kein wirklicher Genuss.

Während wir die Suppe essen fällt dem jungen Mann aus dem Service ein, dass er eigentlich auch gleich das Besteck für den Hauptgang eindecken könnte. Man kann sich vorstellen, dass das nicht ganz so gut funktioniert, während der Gast gerade isst, aber das hält ihn nicht von seinem Plan ab. Abserviert wird ohne Nachfrage und auch ich verzichte auf einen Kommentar zum eigentümlichen Geschmack der Suppe.
Während wir auf die Hauptspeise warten geht die Chefin eine Runde, allerdings ohne groß Notiz von uns zu nehmen geschweige denn, uns zu begrüßen. Sie hinterlässt einen kühlen, nicht wirklich gastfreundlichen Eindruck auf uns, der sich bis zum Ende unseres Besuches nicht mehr ändern wird.

Gekochtes Rindfleisch mit Spinat und Erdäpfeln (Menüpreis 9,50). Das Gericht ist optisch sehr schön angerichtet. Die gerösteten Erdäpfeln bilden das Bett, auf dem eine Scheibe zartes Rindfleisch liegt, der Cremespinat ist ebenso wie die Schnittlauchsauce im separaten Gefäß am Teller angerichtet. Der Kollege ist auch vom Geschmackserlebnis angetan und vollauf zufrieden.

Bei der Hauptspeise habe auch ich etwas mehr Glück, denn beim Anrichten von meinem Wiener Schnitzel vom Bio-Schwein mit Erdäpfeln und Preiselbeeren (Euro 11,90) ist man jedenfalls sehr sorgfältig vorgegangen. Die zwei Stück einwandfreies Fleisch sind sehr gut herausgebacken, die geschmackvollen Petersilerdäfeln runden das Gericht perfekt ab. Ich bin nach dem Suppendebakel wieder ein wenig besänftigt, wie es uns geschmeckt hat wird aber auch diesmal beim Abservieren nicht gefragt.

Teil des Menüs von meinem Kollegen ist eine Nachspeise, die die Chefin persönlich bringt. Ich hätte mich überreden lassen, ebenfalls noch eine Nachspeise oder eine Kaffee zu bestellen, aber die Frage danach bleibt ein wenig überraschend aus.
Immerhin: der Apfelstrudel war dem Vernehmen nach sehr geschmackvoll.

Wir bitten um die Rechnung, die in Summe knapp über 32 Euro ausweist und diskutieren nach dem Verlassen des Lokals noch länger über das Erlebte. Im Endeffekt bleibt ein schaler Nachgeschmack und die Erkenntnis, dass das beste Essen ohne gastfreundliche Wirtsleute heutzutage wohl nicht mehr wirklich funktioniert.

Zum Fazit: Der Purkarthofer ist ein klassisch österreichisches Gasthaus in Fernitz bei Graz. Das Gebäude uns die Räumlichkeiten erscheinen gepflegt und gemütlich. Das Service konnte uns leider nicht überzeugen. Die Flüchtigkeitsfehler hätten durch eine extra Portion Gastfreundschaft ausgeglichen werden können, stattdessen wurden wir kühl empfangen und fühlten uns nicht wirklich willkommen. Die von uns gegessenen Speisen waren mehrheitlich gut bis sehr gut, lediglich bei der Erdäpfelsuppe dürfte in der Küche einiges danebengegangen sein.
Gekochtes Rindfleisch mit Spinat und Erdäpfeln - Gasthaus Purkarthofer - FernitzWiener Schnitzel vom Bio-Schwein mit Erdäpfeln und Preiselbeeren - Gasthaus Purkarthofer - FernitzKarottencremesuppe - Gasthaus Purkarthofer - Fernitz
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1 Kommentar
MarOre

Schöner Bericht, wie immer!!

16. Feb 2017, 08:26Gefällt mir
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