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Fr, 26. April 2024

Pöschl, Wien - Bewertung

adn1966
Experte
am 10. Dezember 2017
SpeisenAmbienteService
Nun habe ich es endlich doch ins Pöschl geschafft. Schon lange war es auf meiner Wunschliste, aus dreierlei Gründen:

- Oft vorbeigegangen, hat einen sympathischen Eindruck gemacht.
- Gute Berichte bei ReTe
- Ich mag den Pöschl, vor vielen Jahren war das Kleine Café eine Art Stammlokal von mir.

Die Liebste und ich beschlossen heute, auf einen Abstecher in die Stadt zu fahren, eine Kleinigkeit zu essen, etwas durch die Stadt zu flanieren, vielleicht einen Glühwein trinken, ... .

Der Zufall wollte es, dass wir einen Parkplatz genau gegenüber vom Pöschl gefunden haben, und wir beschlossen, unser Glück ohne Reservierung zu versuchen.

Das Lokal war wie immer, als ich früher vorbeigegangen bin, ziemlich voll. Wir ergatterten zwei Plätze an der Bar, das passt, wir beide mögen es, an einer Bar zu sitzen. Die Bar ist auch breit genug, um bequem essen zu können.

Das Pöschl ist mittlerweile ja nicht mehr unter der Ägide des Hanno Pöschl, er hat es im Sommer an einen langgedienten Mitarbeiter verkauft. Offenbar wird es aber im gleichen Stil und der gleichen Küchenausrichtung weitergeführt. Und die ist wirklich gut. Mir fehlt natürlich der Vergleich zur Zeit, als es unter Hanno Pöschl geführt war, aber sowohl Karte, als auch Ambiente, Service und Qualität der Speisen waren nach unserem ersten Besuch sehr zufriedenstellend.

Es ist viel los, die Tische sind relativ eng platziert und auch zwischen Bar und Tischen ist wenig Platz. Trotzdem ist es gemütlich, angenehm, nicht kitschig, nicht zu sehr Gasthaus aber auch nicht zu sehr Restaurant. Einfach gemütlich, mit einem gewissen Charme. Die Liebste meinte, es wirkte „französisch – in a good way“ und ich kann ihr hier nur zustimmen.

Unser Kellner an der Bar war freundlich und auch immer da, um z.B. zu fragen, ob wir noch etwas zu trinken möchten, er beriet unaufdringlich und kompetent. Einzig bei der Frage, ob das Beef Tatar gehackt sei, war die Antwort falsch. Er meinte, es sei gehackt, es war definitiv faschiert. Sei’s drum.

Die Auswahl ist schwierig. Die Karte ist gerade richtig groß, nicht zu überladen, es gibt 4 kalte Vorspeisen, 4 warme Vorspeisen, 3 Suppen, eine gute Auswahl an Hauptspeisens, zwei davon vegetarisch, und einige Nachspeisen. Und doch, viel interessantes lacht mich an. Klassiker wie Reisfleisch, geröstete Leber, aber auch gebackene Käseblunznradln auf Rote-Rüben Salat wäre eine Überlegung Wert, darüber hinaus Backhendl, Kalbswiener und natürlich das Gulasch (klein und groß), das ich sicher einmal probieren möchte, gilt es doch als DIE Messlatte für ein Wiener Gasthaus.

Der vegetarischen Fraktion bietet man ein vegetarisches Linsengericht mit Semmelknödeln, sowie Kräuterravioli. Gebratener Zander mit Steinpilzrisotto erhascht kurz der Liebsten Aufmerksamkeit, wird aber kurz danach wieder verworfen. Ich schwanke zwischen Rehragout und Leber, entscheide mich dann aber doch anders. Man sieht schon, es wird noch ein paar Besuche geben, zu viel ist auf der Karte, das unbedingt probiert werden will.

Wir eröffnen: Die Liebste nimmt eine ungarische Fischsuppe (Halaszle), gefolgt von einem Salat (junger Blattspinat mit Weintrauben und gebratenem Ziegenkäse), ich entscheide mich für das Tatar, gefolgt von einem gefüllten halben Freilandbrathuhn.

Weinmäßig fällt die Wahl auf einen Cabernet/Zweigelt vom Aumann (glasweise), den kannte ich noch nicht, war aber ein tadelloses Tröpfchen.

Als Gedeck wurde ein Körbchen mit Schwarzbrot und Baguette gereicht, ohne Butter oder Aufstrich. Beide Brotsorten hervorragend, das Baguette, wie man es auch in Frankreich bekommt, das Schwarzbrot von einer Qualität, die ich schon aus dem Kleinen Café kannte, offenbar der selbe Lieferant (Mühlenbrot, wenn ich mich nicht irre).

Auftritt der Speisen:

Die Suppe der Liebsten war gut, würzig, cremiger, als ich eine Halaszle aus dem Burgenland kannte, mit ein paar Stückchen Fisch. Mein Tatar war eine, für eine Vorspeise ausreichend große Portion, mit ein paar Oliven, etwas Rucola/Vinaigrette, einer Kapernbeere und ein paar hauchdünn geschnittenen Zwiebelringen. Dazu ein Körbchen mit frischem Toast.

Das Beef von tadelloser Qualität, nur leider faschiert, nicht gehackt. Die Zwiebelringe sind nett anzuschauen, zum Essen in der Form halt etwas unpraktisch. Ich finde es besser, Zwiebel fein gehackt neben dem Tatar zu platzieren, dann kann man es besser abmischen. Ist aber eine Kleinigkeit und rein persönliche Präferenz. Ich mag es auch, wenn etwas scharfes dabei ist, fein gehackte Peperoncini, mit denen man sich das Tatar ganz nach persönlichem Geschmack schärfen kann, die fehlten leider. Wurden auf Nachfrage in einem kleinen Schüsserl aber prompt nachgeliefert. Passt.

Der Salat der Liebsten war optisch nett angerichtet, zwei Stück gebratener Ziegenkäse auf einem Bett von wirklich frischem, jungen Blattspinat, mit Weintrauben und Granatapfelkernen. Der Ziegenkäse war gut, wenngleich hier das Beaulieu im Palais Ferstel mit dem nahezu gleichen Salat der Matchwinner ist. Besserer Ziegenkäse. Französisch. Das können die wirklich gut.

Mein halbes gefülltes Brathendl war eine interessante Sache. In zwei Hälften geschnitten, auf einer genau richtigen Menge eines sehr g’schmackigen Saftls platziert, ohne Extrabeilage, ohne Deko, sehr schön. Interessant war, dass die Fülle, wie man es kennt, nicht im Hendl war, sondern nur zwischen Hendl und Haut. Hat offenbar den Vorteil, das Fleisch saftiger zu halten, aber auch den Nachteil, dass die Haut nicht die übliche Konsistenz einer Brathendlhaut hat, sondern sich mit der Fülle zu einer Art Kruste verbindet.

Hat mich ehrlich gesagt etwas gespalten zurückgelassen, das Fleisch, der Saft waren ausgezeichnet, die Fülle auch gut, die Gesamtkomposition war nicht der Burner, ich bevorzuge die klassische Variante. Haut-Hendl-Füllung.

Für ein Dessert war kein Platz mehr, ein kurzer Espresso (Hausbrandt) musste natürlich sein, sehr gut.

Es war ein sehr schöner Nachmittag, der Preis von € 90,- inkl. Trinkgeld waren absolut angemessen.

Service, Ambiente, Speisen und Getränke haben uns gefallen, wir werden noch des Öfteren wiederkommen, es gibt noch viel auf der Karte, das mich reizt und es ist fein, ein Lokal in unmittelbarer Nähe zur Kärntner zu kennen, das nicht Touristenlokal ist.

Auch wenn Herr Pöschl hier nicht mehr die Feder führt, die Qualität, Preis-Leistung und das Gesamtkonzept sind absolut überzeugend.
Salat mit gebratenem Ziegenkäse - Pöschl - WienBeilagensalat zum Brathendl - Pöschl - WienBeef Tatar - Pöschl - Wien
Hilfreich14Gefällt mir11Kommentieren
1 Kommentar

Huuuuuunger..

11. Dez 2017, 16:44·Gefällt mir1
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