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Sa, 27. April 2024
amarone1977
Experte
am 2. Jänner 2013
SpeisenAmbienteService
Der Wiener 16. Bezirk ist ja ein besonders bunter. Dass es in Ottakring allerdings sogar einen Steinbruch gibt oder gab, wusste ich bis vor kurzem nicht.

Ich hatte in der Maroltingergasse zu tun, ganz in der Nähe des Wilhelminenspitals. Was hier noch wie tiefste Vorstadt wirkt, ist ein paar Hundert Meter weiter südlich ganz anders.
Hier wird’s schlagartig zur ruhigen, beschaulichen Wohngegend, und mitten drin – ein bunter Tupfen, hell erleuchtet, die Trattoria Alfredo. Man hat mich hierher „geschickt“. Steinbruchgasse. Und das in Ottakring, do schau her.

Wir schreiben die Zeit der Weihnachtsfeiern, ohne Reservierung anzutanzen ist zumeist schon mutig. Doch ich mach’s wie mit der Parkplatzsuche, ich weiß genau: für mich ist was frei.
Tatsächlich, der kleine, erhöhte Tisch an der Bar ist frei, wunderbar. Ringsum reges Treiben, romantische Zweiertische dicht an dicht, hinter mir das typische gemischte Gelächter am 8er-Tisch, mit dem obligaten Kreischgelächter der lustigen Alleinunterhalterin. Die gibt’s in jedem Land dieser Erde, in jeder Stadt, in jedem Dorf.

Das Lokal ist in ein bissl eigenartiges Rot getaucht, welches vor allem an der Bar das große Gläserregal von hinten beleuchtet. Etwas eigene Stimmung, zusammen mit den vorweihnachtlichen Gefühlen aber auch recht gemütlich.

Am Flachbildschirm läuft eine Diashow über das Lokal, eines der Bilder ist „in memoria di“ Alfredo dem Namensgeber gewidmet, wobei jetzt nicht genau hervorgeht, ob der der frühere Besitzer des Lokales war oder nicht.

Der Peroni-Zapfhahn an der Bar unterstreicht Italianità, obwohl der Chef meines Wissens Österreicher sein soll. Nicht ganz sattelfestes Italienisch in der Karte könnte darauf zurückzuführen sein.

Der Service hat zu tun, vergisst aber zu Beginn und nach der Hauptspeise ein wenig auf mich. Der allerdings nach eindeutig suchenden Blicken sehr aufmerksame Pferdeschwanz-Kellner macht das dann doch wieder ordentlich wett.

Getränke: abseits vom bereits erwähnten Peroni alla spina pflegt man glasweise nicht die ganz große Schule, da finden sich „Urlaubsklassiker“ à la Frascati (wer sauft den doch?), Pinot Grigio (die Massentraube schlechthin) und Valpolicella (hier stehen die Chancen höher, vielleicht einen interessanten Kleinwinzer zu erwischen). Dazu noch die Könige der Kopfwehtrauben, Lambrusco und Proscecco, letzterer vom 30-Millionen-Liter-Zisternenwinzer aus der Nähe von Padova.
Dazu noch einen Sizilianer (den ich dann nehme), ansonsten heißt’s wohl Flaschen ordern, es sei denn, man verlässt sich auf den einen oder anderen österreichischen Wein wie etwa von Nigl.

Speisen: man macht ein wenig auf gehoben italienisch, Wochenkarte, Standardkarte. Klassisch italienisch, ein Hauch international dazu. Und natürlich Pizza. Letztere verschmähe ich allerdings, schaue mir die „Fixsterne“ jenseits von Pasta und Pizza an, die nicht unterinteressant klingen, zwei davon landen auf meinem Tisch:

„Bruschetta“ – drei Sorten, einmal mit Thunfischcreme und Kapernbeeren und Rucola, einmal klassisch mit Würfeltomaten und einmal mit Pesto und Mandeln.
Die Tomaten zerdrücke ich vorher geflissentlich, sobald Tomaten zur Soße werden, kann ich sie essen. Ist eben so.
Brav gewürzt, nicht zu viel, das Pesto könnte ein bisschen mehr sentimenti mediterranei wecken, da fehlt mir ein wenig das Aroma, dass ich von richtig gutem Pesto genovese kenne und schätze.

Risotto: ja warum denn nicht, hatte ich schon länger nicht mehr. Hier experimentiert man mit Käse und Fleisch, heraus kommt ein ein Risotto con Pecorino, Pecorinorisotto mit Jungzwiebeln, Cherrytomaten und gegrillten Rinderfiletscheiben. Die Cherrytomaten bleiben in der Küche, während ich mit Soße kein Problem habe, könnte ich nie in eine rohe Tomate beißen. Egal, andere Geschichte.
Das Risotto ist recht grobkörnig, soweit ordentlich auf den Punkt erwischt, die Kombination von Jungzwiebeln und dem Käse gefällt mir gut, dazu die beiden Stückerln vom Rind mit dunklem Sößchen. Schade nur: während das eine Stück (rechts am Bild) vom Garpunkt her wirklich gut erwischt wurde, auch schön zart war, war das andere entweder ein ganz anderes Stück Fleisch, oder einfach zu lange in der Pfanne: es ist ein bissl „zu durch“, würde ich mal diplomatisch sagen, auch wenn’s das Gesamtbild nicht entscheidend trübt.

Caffè geht in Ordnung, schön nussig, der Grappa ist ein wenig zu lieblich, die Italiener sagen morbido, ich sag eher verfälscht, poliert dazu.

Fazit: kein uninteressantes Lokal, in warmes Rot getaucht, Küche leistet sich keine wirklich groben Schnitzer, könnte aber für meinen puristischen Geschmack einen Tic klassischer und „originaler“ sein.
Für die Gegend auf alle Fälle ein praktisches Lokal für ein Abendessen für 2 oder mehr.
Ristorante / Trattoria Alfredo - WienBruschette - Ristorante / Trattoria Alfredo - WienRisotto con pecorino (und Rinderfiletspitzen) - Ristorante / Trattoria Alfredo - Wien
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12 Kommentare·Zeige alle Kommentare
schlitzaugeseiwachsam

Ja, dann wünsche ich Dir alles Gute und viel Erfolg für Deinen Kindergartenabschluß. Nur Mut! In diesem Jahr schaffst Du es (vielleicht). ;)

30. Sep 2013, 21:12Gefällt mir
Griecherl

@lelia: wie meinst das mit dem 21ten? Hab gar ned auf die Uhr geschaut - so spät ists schon? @asiaseiwachsam: das setzt ja Matura voraus und ich arbeite grad am Ganztagskindergartenabschluß. Im "Kauderwelsch" Sprachführer hab ich gelesen, daß die Koreaner bei Langnasen ohnehin sehr nachsichtig sind. Ihnen (den Langnasen) werden keine Kenntnisse der zahlreichen Höflichkeitsstufen, keine tiefen Verbeugungen und keine Kniefälle abverlangt. Koreaner freuen sich schon über ein einfaches, auf europäisch gestottertes "Anyong haseo"!

30. Sep 2013, 20:09Gefällt mir
schlitzaugeseiwachsam

Griecherl, einen Koreanischkurs wo man lernen kann richtig zu grüßen findest du hier: Link

30. Sep 2013, 17:34Gefällt mir
amarone1977

Griecherl: eine echte Scherzgranate, hm? ;-) Dabei wissen wir jetzt immer noch nicht, ob du den Text letztendlich verstanden hast oder nicht...

30. Sep 2013, 16:57Gefällt mir
Griecherl

Bitte vielmals um Verzweiflung - hab gedacht, Du bist ein Mäderl, das sich mit 3.u4.Fall und dem Einparken etwas schwertut.

30. Sep 2013, 16:29Gefällt mir
amarone1977

Griecherl - ich tu mir schwer mit Lesen, natürlich. Schon bei Humboldt angerufen? Bericht mittlerweile entziffert? LOL PS: übrigens - egal ob abalone oder amarone, was hier glaube ich schon jeder begriffen hat - amarone ist immer noch ein ER ;-) Und egal ob Kozze oder Cotze - was isst du nur für Sachen, kann ja nur grauslich sein... ts ts :-P

30. Sep 2013, 15:11Gefällt mir
Griecherl

Liebe abalone1979 - habe lange überlegt, ob "Kozze" leichter verständlich wäre, denn scheinbar tust dich auch ein bisserl schwer mit Lesen - die waren wirklich grauslich. Tomatenzerdrücken bei Clubsaunabeleuchtung - das klingt schon sehr nach Seewolf....

30. Sep 2013, 14:43Gefällt mir
amarone1977

Griecherl: ich kann nichts dafür, dass dir beim Lesen die Luft - oder sonstwas ausgeht. Wer des Lesens mächtig ist, findet in dem Bericht die Information, die er braucht. Schon bei Humboldt angerufen? Ob der Text gefällt oder nicht, steht natürlich auf einem anderen Blatt. "Cotze" - würd ich auch nicht essen. Gibt's allerdings dort nicht auf der Karte ;-))

30. Sep 2013, 13:39Gefällt mir1
Griecherl

Ja, sag mir bitte, wo's Kurse für "sinnerfassendes Lesen sinnloser Texte" gibt. In der 1.Hälfte steht nur drinnen, daß sie sich in Wien ned auskennt- als Schulaufsatz wär das glatte Themenverfehlung. Die "Cotze mararinara" waren hier jedenfalls unter jeder Kritik & total versalzen. Die netten Kellner würden auch besser in ein Praterlokal passen - die schummrig rote Beleuchtung übrigens auch. Anyong haseo!

30. Sep 2013, 13:17Gefällt mir
schlitzaugeseiwachsam

Es sollte wirklich Kurse für sinnerfassendes Lesen geben.

28. Sep 2013, 17:33Gefällt mir
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