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Fr, 26. April 2024

Loibnerhof, Dürnstein - Bewertung

WrKFan
Experte
am 7. Oktober 2022
SpeisenAmbienteService
Loibnerhof – (m)ein Landgasthof der Superlative

Die Wachau zählt für mich zu den beliebtesten Ausflugszielen. Neben mehreren Anziehungspunkten dieser reizvollen Gegend gab es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, als ich den Loibnerhof der Familie Knoll das erste Mal betreten hatte.

Wo bin ich hier gelandet? Ein Rest’l des Garten Edens, wo man vergessen hatte, dass wir Sterbliche den gar nicht mehr betreten dürften? Die Familie Knoll hat wohl eine Ausnahmegenehmigung vom Himmel erhalten.

Ich beschreite im Sommer den Eingangsbogen und komme aus dem Staunen nicht heraus. Es eröffnet sich ein riesengroßer Garten mit mehreren Bereichen. Mittlerweile schon an die Schönheit der kultivierten Apfelbäume gewohnt werde ich meistens im rückwärts gelegenen Bereich untergebracht, wenn man zu zweit herkommt. Für Gruppen ab ca. 4 Personen sind die heurigenartig angelegten Holztische im Schatten der Obstbäume vorgesehen.

Sollte das Sommerwetter nicht ausreichend schön sein gibt es rechterhand den überdachten Verandabereich, der weiterhin den Einblick in den Garten ermöglicht, wo man regen- und windgeschützt sitzen kann.

Vis-a-vis dieses großen Gartenimperiums steht ein weiterer Hof der Familie Knoll, in dem wir zuletzt untergerbacht wurden, wenn die Wettersituation den großen Gartenbetrieb nicht mehr zulässt. Auch dort gibt es einen Innenhof samt zwei, drei Innenstuben in dem 4-kanthofartig angelegten Territorium.


Landhausküche der Oberliga

Was wäre ein schöner Landgasthof ohne seine ebenso vorbildliche Küche? Eine fantastisch kräftige Rindsuppe (5,80€) ohne Schummeln ist dann wohl selbstredend und ich wurde bislang noch nie enttäuscht. Sie ist regelmäßg der Start auf der kulinarischen Reise.

Andere Suppen, wie die Wachauer Fischsuppe (7,70€) "fischelt" für meine Begriff etwas zu wenig, sie wird mehr auf Basis eines Gemüsefonds hergestellt, ist aber deswegen keinesfalls schlecht. Favorit wird sie so halt bei mir nicht, dennoch ist die Qualität über jeden Zweifel erhaben. Etwas Dille drübergestreut gibt ihr eine entsprechende Note.

Auf der Karte fand sich eine Erdäpfelsuppe (6,90€), saisonal mit Eierschwammerl, auch die sehr brav und wohltuend, nur ist meine Erwartungshaltung auch da wieder anders. Ich hätte sie umgetauft auf „Eierschwammerlsuppe“, diese ergänzt mit kleinen Erdäpfelstückerl und mollig mit Obers angereichert. Als solche war sie wieder ausnehmend gut. Etwas flexibel muss man halt auch sein.

Auf der Abrechnung findet sich übrigens auch die Position „Schwammerlsuppe“, was damit also auch so stimmt. Dieses kleine Verwirrspiel sprachlicher Art könnte man m.E. bereits auf der Speisekarte korrigieren, ist mir aber erst später aufgefallen.

Soweit es mein Erinnerungsvermögen erlaubt werden die Fleischprodukte von der Fleischerei Höllerschmid bezogen, was dann schon für sich spricht und damit für hohe Qualität an der Endstation Gast verspricht, was ich bestätigen darf.

Am Wochenende widmet man sich dem Kalbsbraten mit Semmelknödelfülle oder dem etwas raren Kalbsnierenbraten, beides von mir sehr geschätzt, für die ich Top-Noten vergeben kann. Die aktuellen Preise habe ich leider nicht, da sie nicht auf der Karte waren, aber die Erinnerung an den feinen wie puristisch guten Geschmack eines zarten Kälbchens ist geblieben. Man möge mir das glauben.

Ein medium gebratenes Beiriedstück (relativ stabiler Preis von derzeit 33,80€) mit individueller bzw. saisonaler Beilage ist regelecht zum Niederknien ob der Zartheit des Fleisches. Für jedes Gericht wird ein herzhaftes Safterl zubereitet, eine anständig schöne einreduzierte Jus, die eine weitere Geschmacks- und Kraftquelle für den Gaumen darstellt.

Mein treue Begleitung entscheidet sich beim letzten Besuch für die geschmorte Lammstelze in einer Thymian-Jus mit Polenta und Gemüse, eine 1-er Wahl, das Fleisch butterzart, fällt fast schon alleine vom Knochen, das Ganze wunderbar gebraten. Ich durfte nur ein Stück kosten und gebe nur einen kurzen Eindruck wieder, es wurde mir nicht mehr erlaubt, meine Begleitung hatte es vorgezogen diesmal auf keinen Bissen zu verzichten. 😊

Und es gibt hier diese Ente, oh mein Gott, ich kann sie nicht jedes Mal bestellen, aber sie gehört wohl zu meinen in Österreich mir angebotenen Top-Favoriten und für die alleine komme ich schon gerne her.

Drei wunderschön ausgelöste Stücke, eine knusprige Haut, schon allein der Anblick lässt das Wasser im Munde zusammenrinnen, und wieder dieses herzhafte Kraft-Safterl, dazu zwei kleinere Erdäpfelknöderl und ein Apfel-Rotkraut werden zum Höhepunkt einer kulinarischen Reise.

Apropos kulinarisch. Recht nar(r)isch entwickelt sich mittlerweile ihre Preisgestaltung. Nun, billig war die gute Bio-Freiland-Ente noch nie, was ja auch nicht sein muss, aber mit 30,30 € wurde eine recht hohe Latte vorgelegt. Ob dies die gerechtfertigte Reaktion auf die gegenwärtige Energiesituation ist? Man fragt sich nur.

Beim letzten Besuch heuer noch 28€ und bloß ein paar Wochen später hat man nochmals nachgebessert? Brauchen auch Enten mehr Strom? Aber gut, das sei Politik-Kack und hier nur nebenbei erwähnt. Zurück zum schöneren Teil des Lebens.

Ich entschied mich beim letzten Besuch für einen meiner persönlichen Klassiker eines ZRB, weniger des Geldes wegen (aktuell 26,40€), sondern weil der noch gar nicht dran war, wie mir kurz bewusst geworden ist. Nicht dazu gehören Senf und der Gurkensalat, den ich persönlich regelmäßig dazu ordere, nur damit das am Foto nicht missinterpretiert wird.

Sicherheitshalber vergewisserte ich mich, ob er auch ein Rostbraten ist und nach Bestätigung wurde er bestellreif. Wie schon erwähnt ist Höllerschmid eine Kategoire für sich und so war es dann auch. Bissen für Bissen ein saftiger wie geschmacklicher Hochgenuss, nicht gespart wurde mit Größe und Dicke der Bratenscheibe. Und wieder dieses Tip-Top Safterl, ach sorry, falls ich mich wiederhole, na weil‘s halt wahr ist. 😊

Sehr angenehm wieder mal richtige Braterdäpfel zu sehen. Man hat sich schon so an die frittierten gewöhnt, dass es damit wieder eine Besonderheit wird. Etwas weniger überzeugend waren die Röstzwiebel. Die gehören für meine Begriffe mehr geröstet, also dunkler und sollten frischer sein. Eine seltene aber doch Schwachstelle hatte ich da in Sachen Knoll-Küche vorgefunden, sapperlot!

Als Dessert sollte man die hausgemachte Cremeschnitte probiert haben. die aber für meine Begriffe schon etwas zu fest und üppig ausfällt, sie ist nun mal ein Zuckerbomber ersten Ranges und wird nach Suppe und HS eine sportliche Herausforderung. Aber man ist hier stolz auf ihre Eigenproduktion wie uns die blonde Kellnerin im hübschen roten Dirndl versichert.


Weinbegleitungen oder härtere Gangarten

Die Knolls sind auch Winzer und produzieren ausgezeichnete Weißweine. In der Gegend wachsen für mich Österreichs beste Rebsorten für den Veltliner und Riesling, letzterer auf den Terrassen, der mein König und Favorit unter den Weißweinen ist. Ein paar Gläschen Federspiel, das 1/8l um 6,40€ dürfen meine Speisen regelmäßig begleiten.

Sie sind auch über den Handel oder ab Hof flaschenweise erwerbbar. Steht man mehr auf Rotweine werden einige zugekauft, da diese hier nicht dominant sind. Von mir begehrt ist Knolls eigener Marillenschnaps, der auf dem Niveau eines Gölles oder Guglhof mithalten kann, preislich sich aber darunter befindet, hier im Lokal 2cl um 5,90€.

Frau Grete Knoll, die uns kurz beehrt und sich selbst als „Auslaufmodell“ bezeichnet hat, weil die jüngere Generation mittlerweile den Laden hier schmeißt, schreibt sich aber immer noch auf die eigene Visitenkarte die Produktion ihres hausgemachten Nussschnapses (2cl hier um 4,40€). Nach getaner Speisevernichtung braucht man den eh zur Verdauung. Er ist ein wenig bitterer und weniger gesüßt als vergleichbar andere, aber das macht seine Note damit aus.


Meine zusammengefasste Lobrede

Über die Serviceleistung halte ich mich wie gewohnt bedeckt, denn er funktioniert ohnehin auch ohne meine Worte tadellos und zwar "mit alles". Ich sage aber ausnahmsweise, dass es auch attraktiv anzusehen ist, wenn in der sommerlichen Hochsaison neben geschult professionellen Kellnern in dem reizvollen Gastgarten nicht weniger reizvolle, ich vermute Ferialpraktikantinnen in traditionellen ländlichen Dirndln, den Service unterstützen.

Leute, da wünscht man sich noch etwas jünger zu sein, aber das sei eine andere Geschichte. Für den Loibnerhof hebe ich gerne die Taferl mit der Note „Ausgezeichnet“ für Ambiente und Service in die Höhe.

Zu den Speisen und Getränken meine ich schafft es ein Lokal nur selten, dass ich ein volles Ausgezeichnet für alles vergebe, manches wie die Ente oder die Kalbsbratengerichte verdienen das von meiner Seite ungeschminkt, aber die Landhausküche samt Weinbegleitung überzeugt insgesamt mit einem mehr als klarem „Sehr gut“ auf allen Ebenen.

So wartet man auf einen weiteren Grund und eine neue Gelegenheit eine unsere schönsten Gegenden Österreichs, die den Donaustrome begleitende Wachau mit allen ihren Vorzügen und Reizen wieder bereisen und genießen zu können.

Der Loibnerhof bildet in der Hinsicht mittlerweile einen kulinar(r)ischen Fixpunkt für meine Wenigkeit samt familiärer Begleitung. Möge die Familie Knoll ihn noch lange weiter so in bewährten Händen halten.
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