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Di, 19. März 2024

Kaiserstube

Museumsstraße 31, 6020 Innsbruck
Küche: Tirolerisch, Pizza
Lokaltyp: Restaurant, Beisl
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Ambiente im NR Bereich - Kaiserstube - InnsbruckBeilagenreis - Kaiserstube - InnsbruckWiener Schnitzel (Schwein) mit Sauce Tartare (?!) - Kaiserstube - Innsbruck
Gemischter Salat - Kaiserstube - InnsbruckRaucher-NR-"Trennung" - Kaiserstube - InnsbruckAmbiente - Kaiserstube - Innsbruck

Kaiserstube

Speisen
Ambiente
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Bewertungen

adn1966
Experte
am 4. Oktober 2016
SpeisenAmbienteService
Zwei Tage Flugdienst endeten am späten Abend mit einem Anflug auf Innsbruck. Der Herbst hat hier schon Einzug gehalten, die tiefe Wolkendecke machte es durchaus spannend, ob wir landen können. Wir konnten, und eine knappe Stunde später, um 22:30, war ich an der Hotelbar, wo ich leider erfahren mu...Mehr anzeigenZwei Tage Flugdienst endeten am späten Abend mit einem Anflug auf Innsbruck. Der Herbst hat hier schon Einzug gehalten, die tiefe Wolkendecke machte es durchaus spannend, ob wir landen können. Wir konnten, und eine knappe Stunde später, um 22:30, war ich an der Hotelbar, wo ich leider erfahren musste, dass die Küche um 22:00 bereits geschlossen hatte. Hunger!!

Der freundliche Kellner an der Bar empfahl mir, in die Kaiserstube zu fahren, eines der wenigen Lokale, wo man in Innsbruck am Sonntag um diese Zeit noch gut essen könne. Also rein ins Taxi und ab zu der Kaiserstube.

Das Lokal liegt recht zentral und sieht von außen jetzt einmal nicht so schlecht aus. Abendrestaurant und Bar steht auf der Tafel und die Öffnungszeiten (täglich 19:00 - 04:00) machen klar, dass man sich hier als "late night hangout" positioniert hat. Nachtschwärmer, die zu später Stunde der Hunger überkommt, sind hier das Zielpublikum. Der zweite Geschäftszweig ist offenbar die Essenszustellung. Schon beim Betreten des Lokals sieht man geschäftige Auslieferer ihre in weiße Plastiksackerln gehüllten Speisen sortieren und für den Abtransport fertigmachen. Und das Zustellgeschäft scheint gut zu gehen.

Man betritt das Lokal durch den Nichtraucherbereich, weiter hinter gibt es einen ebenfalls recht großen Raucherbereich. Die Trennung ist sportlich, nämlich nur in Form von Schildern "Sie betreten nun den Nichtraucher- bzw. Raucherbereich. Die Lüftung allerdings funktioniert gut, selbst im gut besuchten Raucherbereich war die Luft frisch und nicht verraucht.

Ein Kellner ist rasch zur Stelle und fragt nach Getränkewünschen. Ich bestelle ein Achterl eines burgenländischen Cabernet und ein Mineralwasser und widme mich der Karte. Selbige ist recht reichhaltig, österreichische/Tiroler Klassiker wie Schnitzel, Riesen-Cordon Bleu (Skepsis macht sich breit, ob meine Entscheidung, hierher zu kommen, die Richtige war), Ribs, Kasspatzn, Schninkenspatzn, Chicken Wings, einige Nudelgerichte und eine Seite mit „ofenfrischen Pizzen“. Nun, ja. Stroganoff gibt’s auch, möglicherweise, um eine, für den Gast nachvollziehbare kulinarische Stilrichtung endgültig zu verunmöglichen.

Ich frage den Kellner, wie denn seiner Meinung nach die Pizzen wären, worauf er mir sagt, alles sei gut, er würde mir aber doch die „Klassiker“ empfehlen. Gut, dann soll’s das Schnitzel sein, das für € 11,90 optional vom Schwein oder Huhn angeboten wird, fälschlicherweise als „Wiener Schnitzel“ tituliert. Die Kalbsvariante, die den Namen zu Recht tragen könnte, gibt’s nicht. Die Angst vor dem Riesen – Cordon ließ mich das Schnitzel ordern, bitte mit Reis und einem kleinen, gemischten Salat, danke.

Die Wartezeit war kurz, aber lange genug, um das Clientele ein wenig zu beobachten. Studentenbeisl wäre eine passende Assoziation, nicht unangenehm. Neben mir ein Tisch mit angeregt diskutierenden, jungen Menschen, mitten drin ein indisch aussehender Herr, der eine Pizza in Begleitung eines Whiskys nahm. Ich breite den Mantel des Schweigens über die Getränkewahl zur Pizza, diese sah jedenfalls nicht einmal so schlecht aus, dünn, ganz gut belegt.

Anyway, Auftritt des Salats (€ 4,90). Eine weiße Schüssel, viel, sehr viele grüne Blätter verschiedenster Provenienz, 2 Tomatenspalten (wäh!), etwas grob geschnittene und nur teilweise geschälte Gurkenscheiben, grob geschnittene Karotten (leicht gekocht oder TK) und eine gute Handvoll Mais (WTF?). Das Ganze mit ein paar Spritzern eines nichtssagenden Joghurtdressings besprenkelt. Und, on top, eine veritable Haube von Brunnenkresse (??) Kreativ.

Und leider, leider, so was von nicht abgeschmeckt. Grobmotorisch geschnittenes Gemüse und zwei Handvoll Blätter machen noch keinen Salat. Den Mais verstehe ich nicht ganz, die Kresse in ihrer Übermenge auch nicht, am wenigsten aber, dass hier nicht einmal ansatzweise mit Salz, Essig, Öl gearbeitet wurde. Die Dressingspritzer, die bestenfalls als Dekoration taugen würden, hätte man genauso gut weglassen können. Geschmacklich verzichtbar, der Rest des Salates einfach geschmacklos. Schade.

Ein paar Minuten später kam mein Schnitzel und eine Schüssel Reis. Hmm.

Der Reis offenbar von Uncle B., sterile Körner ohne auch nur einen Ansatz von Würze oder Geschmack. Ich liebe Reis, koche und esse ihn gerne als Beilage. Guter Reis will Zwiebel, einen Hauch Nelken, will mit Suppe aufgegossen werden, mit Salz und ein wenig Pfeffer abgeschmeckt sein. Guter Reis kann ein Geschmackserlebnis sein, auch ohne Schinken, Erbsen, Pilzen, was ich auch sehr gerne mag. Dieser Reis hat jedenfalls außer seinem Plastiksackerl, in dem er in der Mikrowelle oder im Wasserbad seine Runden drehen durfte, nichts von diesen Dingen gesehen. Da hilft auch nicht, zwecks Optikverbesserung ein Löfferl gehackte Petersilie zwanglos darauf zu verteilen.

Das nächste Desaster, das Schnitzel. Zwei Stück, absolut ident in Größe und Dicke, in Begleitung einer Zitronenspalte und einem Schüsserl Sauce Tartare (again, WTF?)

Ich habe in meinem Leben noch nie so gleichmäßig dünne, kompakte Schnitzel gesehen, die Panier absolut am Fleisch klebend, ohne einen Millimeter Luft dazwischen. Farblich und strukturell absolut homogen, keine Schattierungen, keine Wellen, nichts. Geschmacklich irgendwo zwischen belanglos und Badeschwamm. Ob der Farbe tippe ich jedenfalls auf Fritteuse versus Pfanne, bei der Struktur und Homogenität in der Größe wäre ich geneigt, auf ein Convenience Produkt zu tippen, wohlwollend möchte ich einschränken, ich habe hoffentlich nicht Recht.

Natürlich sollte man hier die Latte nicht zu hoch legen, der Qualitätsanspruch der Zielgruppe scheint nicht so ausgeprägt zu sein. Will man in oder nach einer durchzechten Nacht Ribs, Cordon oder Wings, scheint die Kaiserstube gut genug zu sein. Und nicht nur das. Nachdem das Lokal auf ReTe noch nicht gelistet war, machte ich mir die Mühe, das Echo auf anderen Portalen zu checken. Beim internationalen Ausflugsberater wird die Kaiserstube mit wenigen Ausnahmen nachgerade über den grünen Klee gelobt.

Während meines vergleichsweise kurzen Aufenthalts gingen gefühlte Unmengen an Lieferessen raus, der Raucherbereich war durchwegs gut besucht und ich hatte jetzt nicht den Eindruck, die Gäste wären mit dem, was ihnen serviert wurde, nicht zufrieden.

It is, what it is. Ein Lokal, das eine umfangreiche Karte für Nachtschwärmer bietet. Die Portionen sind groß, der Service ist effizient, das Ambiente ist gemütlich, passt doch eh alles, offensichtlich. Und der Erfolg scheint da zu sein, Gäste- oder Bestellmangel gibt es keinen.

Und doch, mir tut es in der Seele weh, wenn man Gerichte so lieblos zubereitet, sei es aus dem Streben nach Gewinnmaximierung oder weil es der Besitzer oder der Kapitän in der Küche einfach nicht besser weiß oder kann. Speziell, wenn es sich um Kleinigkeiten handelt, die mit kleinen Korrekturen so viel besser gemacht werden könnten.

Ich bin davon überzeugt, das auch einem nachtschwärmenden Studenten ein gut abgeschmeckter Salat besser schmecken würde als die lieblose Rohkostschüssel, die mir vorgesetzt wurde. Und das Schnitzel vom Schwein könnte man mit ein wenig Bedacht auf Produkt und Zubereitung so viel besser machen, ohne sich gleich aus dem Beislkonzept rauszusprengen. Man muss ja auch nicht unbedingt Reis als Beilage anbieten, nur, wenn man es tut, sollte es gut zubereiteter Reis sein, nicht diese lieblose, nichtssagende Sättigungsbeilage in Form von geschmacklosen Körnern.

Ich bin selten In Innsbruck, die Gefahr, dass ich wieder dort einkehren werde, ist schon allein deshalb überschaubar. Hat satt gemacht, war günstig, das Ambiente war recht gemütlich, der Service war das Highlight meines Besuches, die Speisen waren allesamt eine Enttäuschung.
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