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Muttertag 2013. Ich habe für die liebe Mutter, die Zuckerpuppe und mich um 12:30 Uhr im Schönblick am Eichenberg reserviert. Das Lokal liegt am Ortseingang auf knapp 800 Meter Seehöhe und damit 400 Meter über dem Bodensee. An Sonnentagen gibt es von der Terrasse einen traumhaften Blick über die östliche Bucht. Heute: Regen!
Wir werden im Eingangsbereich vom Serviceleiter in Empfang genommen, verweisen auf unsere Reservierung und werden dann etwas stehen gelassen. Kurz später werden wir an den Platz geleitet. Die gute Stube wurde offensichtlich über den Winter renoviert. Auf den Klinker-Boden hat man vergessen. Ein grober Fehler, weil er etwas Kantinenfeeling induziert. Der Rest ist ordentlich gemacht, vermittelt atmosphärisch aber keinen wirklichen Fortschritt gegenüber früher (am Kamin prangt „1979“, offensichtlich das Jahr der letzten gründlichen Sanierung). Jene Hälfte des Raumes, in der wir sitzen, ist mit einer abgehängten, hinterleuchteten Rigips-Decke ausgestattet. Die Möbel sind in hellem Holz gehalten und mit blauem Stoff gepolstert. Im hinteren Bereich wurde die Holzdecke belassen. Die Tische sind ordentlich gedeckt und das Lokal ob des Jubeltages für die Mütter ausgebucht. Rauchen kann man auf der Terrasse.
Die Karte (je eine Doppelseite Standard plus eine zum Anlass sowie die Weinkarte) bekommen wir noch vom Serviceleiter. Dann werden wir (laut Rechnungsbeleg) von Frau Julia bedient. Offensichtlich in der Servicehierarchie die Nummer 2. Daneben gibt es eine Phalanx von noch sehr unsicheren Lehrlingen.
Am Tisch stehen – wie die Zuckerpuppe es bezeichnet – leckeres Sasaka (also Verhackertes) und Schwarzbrot. Dieses wird von uns (primär mir) restlos verzehrt und ersetzt praktisch den ersten Gang. Zwischendurch wird den anwesenden Damen als nette Geste noch eine kleine Süßigkeit offeriert.
Die Küche wird mit 2 Falstaff-Gabeln (87 von 100 Punkten), 2 A la Carte-Sternen (66 Punkte) und einer Gault Millau-Haube (13 von 20 Punkten). Das – in Kombination mit der Preisgestaltung – weckt natürlich eine gewisse Erwartungshaltung. Für den Hauptgang entscheiden wir uns für:
1. Mutter = Medaillons vom Schweinsfilet „Grafensteiner“ an sämiger Apfelbrandsauce mit Pommes Frites (lt. Karte Riebel-Serviettenknödel) und buntem Gemüse um 21,20 Euro.
2. Zuckerpuppe = Zanderfilet in der Haut gebraten auf Jungzwiebelstreifen an cremiger Weißweinsauce mit hausgemachten Nudeln um 20,80 Euro.
3. Meine Wenigkeit = Eichenberg Töpfle: saftige Medaillons vom Schweinskarree in Rahmsauce (auf meinen Wunsch ohne Pfifferlinge) und Spätzle um 18,80 Euro.
Das Essen wir praktisch zeitgleich serviert (Pluspunkt). Das Töpfle wird auch als solches serviert und von einem nicht 100 Prozent geschickten Lehrling vorgelegt. Allerdings weisen alle drei Hauptspeisen (2 x Fleisch und 1 x Fisch) etwas zu viel Garzeit auf, sprich sie sind zu trocken. Beim Fisch ist es unwesentlich, beim Fleisch etwas stärker. Die ordentlich gewärmten Teller tragen ihres dazu bei. Sehr gut sind die Beilagen: die in Kombination mit der leckeren Sauce sehr guten Spätzle, die selbstgemachten Nudeln und selbst die Pommes Frites schmecken besser als sonst. Auch das Gemüse war jeweils sehr fein: knackig und g'schmackig.
Die Portionen waren reichlich und eingedenk der nachmittäglichen Einladungen meiner Schwester zu Kaffee und Kuchen wird auch der dritte Gang gestrichen.
Noch erwähnenswert das Abservieren: ein junger Kellner fragt (wörtlich), ob er aufräumen dürfe, was wir natürlich bejahen. Danach räumt er den Tisch auf eher brachiale Art, lässt ein Stückchen Petersilie und eine leichte Irritation in meiner Nase zurück. Tipp des Tages: Deo an anstrengenden Tagen nicht vergessen!
Fazit: die Erwartungshaltung an die Küche, auch an Tagen mit hohem Gästeaufkommen alle Fleisch- und Fischgerichte perfekt zu garen, wurde nicht erfüllt; die Neugestaltung der guten Stube hätte mit einem feschen Parkett oder dunklen Naturstein bessere Wirkung entfaltet; und im Service kann man nicht nur auf Quantität setzen, sondern muss auch in Qualität investieren.