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Di, 19. März 2024

Dolce Vita

Heuplatz 2, 9020 Klagenfurt
Küche: Internationale Küche, Mediterran
Lokaltyp: Restaurant
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Dolce Vita

Speisen
Ambiente
Service
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Bewertungen

amarone1977
Experte
am 26. Juni 2013
SpeisenAmbienteService
Nach dem Schnitzel-GAU letztens konnte es ja nur mehr besser werden. Dass es sogar ausgesprochen gut werden sollte, damit hatte ich gar nicht erst gerechnet – ein lang ersehnter Besuch im Dolce Vita sollte völlig spontan Wirklichkeit werden. Nach dem Aperitivo beim Stamm-Italiener ein kurz...Mehr anzeigenNach dem Schnitzel-GAU letztens konnte es ja nur mehr besser werden.

Dass es sogar ausgesprochen gut werden sollte, damit hatte ich gar nicht erst gerechnet – ein lang ersehnter Besuch im Dolce Vita sollte völlig spontan Wirklichkeit werden.

Nach dem Aperitivo beim Stamm-Italiener ein kurzer Anruf, ob in 10 Minuten zufällig ein Tisch frei wäre. Kein Problem, man freut sich auf uns.

Vielleicht hat das kleine Bistretto von Stephan Vadnjal sich in all den Jahren ja ein besonders Privileg erarbeitet. Bei so vielen schicken wie teuren Lokalen rund um den See seinen persönlichen Lokaltraum in höchst unauffälliger Lage zu hegen und zu pflegen ist eine große Leistung, als Klagenfurter weiß ich mittlerweile schon recht gut, wie schwer es in einem „großen Dorf“ ist, sich abseits der ganz großen Touristenmeilen erfolgreich zu halten.

Das Lokal mit Adresse Heuplatz 2 befindet sich an der dem großen Platz abgewandten Seite, schön versteckt hinter gepflegtem Gebüsch. Gegenüber die Mauern von Gericht und Gefangenenhaus. Doch der beschauliche Ort sorgt dafür, dass man von alledem nichts mitbekommt. Der Durchgang zwischen Heuplatz und der Rückseite des Theaters ist so unauffällig wie „geheim“, man muss schon wirklich wissen, wohin man sich „verirrt“, wenn man das kleine, aber feine Lokal für sich entdeckt.

Mittags gibt’s einen Aushang der Angebote am Eingang, abends zählt der Chef die angebotenen Gerichte kurzerhand auf, das Angebot kann dann je nach Lust und Laune zu mehrgängigen Menüs kombiniert werden. Sehr einfach gehalten, aber das ist gut so.

Wir entscheiden uns für eine Vorspeise, eine Hauptspeise und eventuell ein Dessert.
Meeresfrüchte sind nicht wirklich meins, wer’s mag kommt hier allerdings voll auf seine Rechnung.

Vorweg: wer hier wie Frau Kommmentatorin der Bewertung weiter unten auf große Portionen hofft, wird enttäuscht. Aber darum geht’s hier nicht, der Genuss ist nicht die Menge, sondern das Wie.

Das kleine Lokal ist relativ schlicht, um nicht zu sagen banal eingerichtet, die etwas ungewöhnlichen schwarzen Stühle sind der einzig wirklich hervorstechende Akzent. Warme, orange gehaltene Töne an der Gewölbedecke, einfache Leuchten an der Wand, die später ein bisschen besser gedimmt wurden, was den Räumlichkeiten gleich ganz anderes Ambiente verleiht. Nach Bedarf vielleicht sogar um etwas weniger Licht bitten – das kann was!

Nicht zur Dekoration: die mächtige, gute alte Berkel. Dem besten Prosciutto verpflichtet.

Unser Tisch ist mit leicht käsigen Grissini gedeckt, wohl hausgemacht, da nicht abgepackt, mit interessantem Knick.
Zwei Sorten Brot, die man anderswo sicher nicht bekommt, vor allem das biskuitartige (!) ist einfach ein Traum in Kombination mit der zum Gedeck servierten Schale Olivenöl. Letzteres hat genau diese leicht bittere Fruchtigkeit, die man sich von wirklich exzellentem Olivenöl erwarten darf.

Aufstriche gesellen sich dazu, der Kräutertopfen ist fein angerichtet, ist nicht vordergründig bröselig und sauer, gerade richtig. Die Sardellenbutter ist ein gefährliches Suchtmittel. Pomodorini secchi runden das Bild ab.
Last but not least: die wohl auch hausgemachten Käsecracker (vielleicht hab ich den Chef jetzt mit dieser Bezeichnung beleidigt, ich hoffe nicht) bieten sich förmlich an zum Löffeln der cremigen Aufstriche.

La cucina saluta – mit einer kalten Fenchelcreme samt kleinen, knackig-aromatischen Fenchelwürferln und der ersten Miesmuschel, die mich restlos überzeugt. Das als ausgeschriebener Meeresfrüchte-Feind – das Getier „miachtlt“ nicht, hat schönen Biss und schmeckt so, wie es eigentlich jeder stets von Miesmuscheln behauptet. Theorie also, hier schmeckt mir die erfreuliche Realität. 3,50 mit dem Gedeck.

Carpaccio vom Ochsenfilet.
Gegenüber ein Carpaccio di polipo (wenn ich das richtig gesehen habe!). Beide Vorspeisenteller biegen sich nicht aufreizend vor dem Gast, sondern werden in der idealen Portionsgröße serviert, Genuss garantiert – und der nötige Platz für den Hauptgang bleibt vorhanden.
Wer mich kennt weiß, dass mich das 647. Carpaccio aus der Tiefkühltruhe ermüdet. Kalt, hauchdünn – und trotzdem wässrig wie geschmacklos. Wer seinem Gast wirklich gutes Fleisch servieren will, der braucht weder eine Tiefkühltruhe, noch hauchdünn gehobeltes Fleisch.
Die zum Hinknien zarten Scheiben, gut 5mm dick, sind am Rand sogar ganz, ganz kurz angebraten, nur ein Hauch sozusagen. Abgeschmeckt wieder mit dem phänomenalen Olivenöl, ein bisschen Pfeffer, ein bisschen Parmigiano und wirklich frischer Rucola.
Das sicher beste Carpaccio seit meiner Rohfleisch-Orgie im Piemonte. 14 Euro.


Pesce al sale.
Branzino in der Salzkruste. Man muss nicht lange darüber philosophieren, warum diese Garmethode dem Fisch die allergrößte Ehre erweist.
Perfekt filetiertes Fleisch, gerade mal eine Gräte finde ich, unendlich zart, fast flaumig. Noch ein bisschen vom feinen Extra vergine DOP drüber, perfekt.
Ein bisschen Blattpspinat, schöne Scheibchen Bratkartoffeln und endlich mal Zucchinischeiben, die auch ich essen will: gerade mal ein bisschen mehr als zwei Zentimeter Durchmesser garantieren, dass Zucchinischeiben noch diesen Biss haben, der dann fast ein bisschen an Schwammerl erinnert.
Superfein. 32 Euro.

Dessert: Crème caramel.
Erdbeerragout, frische Himbeeren. Und – ich hab’s erraten – ein zartschmelzendes Tonkabohneneis, welches weder der Chef noch der bescheidene Kellner vor der Bestellung erwähnt haben.
Die Crème mit perfekter Kruste, nicht geleeartigem Innenleben, sondern schön homogener Konsistenz, auch wenn’s ein wenig suppiger sein könnte nach meinem Geschmack.
Himbeeren: schön frische, vollreif-aromatische Früchte, das Erdbeermark sicher nicht aus der Flasche gedrückt. 10 Euro.

Vino: ein (für mich) relativ untypischer Riesling, relativ „warm“ in der Stilistik, aber gut zu trinken, im eleganten, hohen Glas ordentlich präsentiert. 4,60.

Caffè, Grappa: Caffè Hausbrandt in erwartungemäß kräftig-milder Note, ich werde nicht enttäuscht. Beim nächsten Besuch muss ich allerdings auch den Grappa wieder probieren. Will man uns zuerst den Berta barricato „verschreiben“, so bin ich froh, dass wir das duftende Modedestillat nicht genommen haben. Ich bestelle jenen „più artigianale“, und ich fühle mich verstanden: der wunderbare, leicht bittere Nachhall gibt das Gefühl, Traubenkerne zu kauen.
Caffè für nicht wohlfeile 2,80. Der Grappa ist mit 4,50 dafür wieder mehr als fair kalkuliert.

Opsi… un saluto dolce: die Küche grüßt zum Schluss mit einem schön cremigen Mousse, oben zart bitter, ganz unten mit Marille. Überzeugend.
Das Service ist aufmerksam, aber sowohl Chef als auch Kellner üben sich in vornehmer, fast bescheidener Zurückhaltung.

Tutto sommato: um die 70 Euro pro Person sind nicht billig, anhand des Gebotenen aber immer noch preiswert. Die Portionen sind nicht überbordend, aber für den Genießer genau richtig. Wir haben exzellent gegessen – und uns nicht überessen, genau das wäre der eigentliche Frevel.
Was hier ganz besonders auffällt: hier ist jemand wirklich überzeugt von höchster Qualität – und weiß sie auch ebenso umzusetzen, wie man sie selbst in Italien nicht so einfach an jeder Ecke bekommt.

Wer hier – wie unten im Kommentar zur Bewertung beschrieben – sich mit Brot „abfüttern“ muss, um satt zu werden, der hat das Prinzip des guten Essens nicht verstanden. Wer einen vollen Bauch bis zum Anschlag braucht, der soll sich „nachhaltigen“ Pangasius beim Diskonter kaufen und sich zuhause vollfressen.

Verzeihung. Mir war so danach.

PS: Beste italophile Erfahrung bis dato hier in Klagenfurt und darüber hinaus – außerdem ein wohltuender Beweis, dass es mehr gibt als die unendlich vielen Ristoranti und Pseudo-Pizzerie hierzulande.
Ich komme wieder, prossima puntata.
Dolce Vita - KlagenfurtGruß - Dolce Vita - KlagenfurtCarpaccio vom Ochsenfilet - Dolce Vita - Klagenfurt
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12 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Ich kann eigentlich nicht Italienisch, aber verstanden habe ich's doch!

2. Jul 2013, 02:16·Gefällt mir
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