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Fr, 26. April 2024

Propeller, Graz - Bewertung

HrMann
Experte
am 27. Juli 2013
SpeisenAmbienteService
Der Propeller ist eines der meistbesuchten Studentenlokale. Er liegt quasi neben der Karl-Franzens-Universität und lockt durch diverse Happy Hours (Cocktail, Kaffee+Kuchen, Nudel), Buffets und Lunches zusätzlich Gäste an. Gleich eines vorweg: Wegen der Küche besuche ich dieses Lokal schon längst nicht mehr. Diese hat sich in den letzten 3 Jahren Zunehmens verschlechtert. Was veranlasst mich dennoch dieses Lokal aufzusuchen?

Es ist der Gastgarten. Dieser ist gerade im Frühjahr und dann auch im Sommer prächtig. Während der wärmsten Jahreszeit bieten die Bäume einen natürlichen Schutz vor der Sonne. Darüber hinaus befindet sich der Gastgarten in einem Innenhof, der von keiner Seite durch eine Straße belästigt wird. Man findet hier Ruhe vor den Geräuschen des städtischen Verkehrs. Solche Plätze sind im Studentenviertel eher selten vorzufinden. Natürlich wird es auch hier laut aber auch nur dann wenn eine größere Runde an Studenten sich ein wohl verdientes Prüfungsbier genehmigt.

Die inneren Räumlichkeiten können mit dem Gastgarten leider nicht mithalten. Dieser Bereich ist eher modern gehalten, jedoch merkt man an manchen Ecken und Enden, dass einige Möbelstücke schon zu vielen Gästen Platz geboten haben. Sie sind ganz einfach abgenutzt und sollten erneuert werden. Betritt man von der Zinzendorfgasse aus das Lokal schreitet man direkt durch den Nicht-Raucher Bereich. Zur linken stehen einige Sofas und gepolsterte Sessel, dessen zugehörige Tische bestenfalls Kaffee und Kuchen Platz bieten können. Mit viel Holz wird versucht, eine Art Wohnzimmeratmosphäre zu erlangen. Das ist zwar nett, passt meiner Meinung nach aber eher in ein Kaffeehaus.

Geht man weiter kommt man zum Raucherbereich, der vom Nichtraucherbereich nur indirekt abgetrennt ist. Man geht lediglich um die Ecke. Dem Rauch ist dies egal, dieser „duftet“ um die Ecke wie es ihm gefällt, was wiederum mir nicht gefällt. Weiters befindet sich in diesem Bereich eine Bar mit dem obligatorischen TV-Screen, zwecks Fußballübertragungen. Der Raucherbereich ist eher eng, einige Tische sind beschwerlich zu erreichen. Die Kellner müssen hier schon um die Tische tänzeln und Teller werden aus diesem Grund auch gerne über die Tische hinweg gereicht. Dem Studenten wird’s egal sein, andere Besucher fühlen sich durch diesen Umstand sicher nicht beglückt. Geht man nun weiter durch das Lokal kommt man zuerst bei der Küche vorbei um dann direkt in den oben beschriebenen Gastgarten zu gelangen. Für den Gastgarten eine 4, für die inneren Räumlichkeiten eine 2, ergibt eine 3.

Die Speisen locken mich also nicht mehr an, die Begründung folgt nun.

Essen

Eine bestellte Fritattensuppe: Bis jetzt die schlechteste Fritattensuppe, die ich je bekommen habe. Die Suppe wurde in einem herkömmlichen Gefäß serviert, also jener kleine Topf mit den netten Hänkeln. Als jemand, der Suppen sehr gerne konsumiert, bin ich ob der Größe dieser Form meist beleidigt. Dieses eine Mal erwies sich das Suppentopferl als passend, denn es wurde mir eine Instant-Gemüsebrühe serviert, dessen geschmackliche Beschreibung es sich nicht lohnt. Gekrönt wurde dieses Wasserl mit ein paar alten, dafür sehr wenigen, zähen fritatten-ähnlichen Trümmern. Der Schnittlauch on top wirkte geradezu sarkastisch. Geschmeckt hat‘s nicht, dafür war es wenigstens zu wenig. Ja wenn es diesen Spruch noch nicht gegeben hätte, dann hätte ich ihn hier an dieser Stelle erfunden. Für diese Leistung eine 1, also mangelhaft. Die 0 vergebe ich nur, wenn etwas verdorben ist.

Gnocchi mit Tomatensauce und Rucola: Die Gnocchi sind nicht selbst gemacht. Darüber kann man ja noch hinweg sehen. Das Problem bei diesen Gnocchi war allerdings, dass sie im Biss zäh waren und selbst für ein Convenience-Produkt trocken ausgefallen sind. Eine ausgezeichnete Tomatensauce wäre in diesem Fall eine Verschwendung gewesen, die servierte Sauce ergänzte dann die Gnocchi sehr wohl, aber eher im negativen Sinne. Der Rucola tat mir direkt Leid, er konnte ja nichts dafür! Beliefert wird dieses Wagnis mit einer kleinen Schale salzigem Hartkäse. Gott sei Dank kein Parmesan, das wäre abermals Verschwendung. Auch hier eine mangelhafte 1.

Mein Sitznachbar bestellte dasselbe, nur mit Penne. Ich kostete - mit demselben Ergebnis, nur wurden die Gnocchi eben durch sehr weich gekochte Pasta ersetzt. Hätte man die Nudeln al dente gewollt, so hätte man diese um mindestens 3 Minuten früher aus ihrem Wasserbad befreien müssen. Benotung ebenda.

Mozzarella mit Tomaten und Basilikum, serviert mit etwas Salatgarnitur und ein paar Scheiben Toastbrot für € 4.1 Ja, für dieses Geld darf man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Serviert wurde natürlich diese Mozzarella, welche man im Supermarkt als Block kaufen kann. In ihrer Konsistenz eher fest erfreut sie sich in vielen mittelmäßigen Lokalen an großer Beliebtheit. Ich bin eher ein Freund der weichen, cremigen Mozzarella di buffalo. Naja, eben selber Schuld, wenn ich diese schon vorher erwartete Version bestelle. Ich muss aber ehrlich sein: Für diesen Preis schlägt sich das Gericht ganz gut. Es wurde nichts falsch gemacht. Die Mozzarella und die Tomaten wurden gleichmäßig geschnitten (Chapeau!), in der Mitte ein paar Salatblotscherl mit obligatorischen Olivenöl Aceto Dressing. Preis-Leistung eine 3, geschmacklich eine 2.

Das Beste kommt zum Schluss, wobei das Beste hier nicht über eine 2 hinwegkommt. Die Käse-Spätzle serviert mit einem gemischten Salat. Der gemischte Salat fällt sofort durch. Das Dressing zu sauer, bis auf den grünen Salat nur Fertigsalate. Schade um die Rohstoffe und um den Ruf der Küche. Die Spätzle selbst schmecken ganz gut und sind schön üppig, aber nicht zu fettig. Oben befinden sich einige knusprige Zwiebelringe, die dem Gericht eine leicht süßliche Note spenden. Die mitgelieferte Schale geriebener Hartkäse wird einfach ignoriert, denn man weiß ja schon wie dieser schmeckt. (Siehe Gnocchi). Die Spätzle allein verdienen sich eine 3, abgerundet wird aufgrund der Leistung des Salates, also eine 2.

Vor kurzem kam ich zu dem Vergnügen, das Frühstückbuffets zu probieren. Es war wieder der Gastgarten, der mich dazu bewegte. Das Buffet spiegelt die kulinarische Leistung der Küche wieder. Eine Käse-Sorte, ein Krug Milch, die üblichen Flakes, Yogurth, Käse, Wurst, alles nicht aufregend. Die Pancakes zu trocken, zu viel Mehl wurde hier verwendet. Ein O-Saft lässt sich keiner ausfindig machen, die Eierspeis ist eher trocken und recht salzig. Damit man nicht zu viel davon isst? Der negative Höhepunkt sind die mickrigen Semmerl, die vom Vortag sein mussten. Schön zäh, mein Kausmuskel trainier ich lieber durch Kaugummis. Die Milchbrötchen könnte ich mir auch selber im Supermarkt kaufen, aber das tue ich nicht, weil sie mir ja gar nicht schmecken. Der einzige Lichtblick war wieder der Gastgarten und der sehr gute Gitarrenspieler, dem ich gerne zugehört habe. Schließlich lenkte er mich von der gebotenen Buffetleistung ab. Eine 1.

Das Essen bewerte ich mit einer einer 1. Da ich selbst in diesem Lokal bis jetzt nur vegetarisch gegessen habe, kann ich nur für diese Gerichte sprechen. Da würde ich den Köchen dringend Nachhilfe empfehlen. Die panierten Schnitzel, die die Kellner den Nebentischen servierten, sahen immer recht ordentlich aus. Das taten die Gnocchi allerdings auch.

Der Service bekommt eine 2. Die machen ganz einfach ihren Job, müssen auch nicht besonders nett sein, Kundschaft findet sich scheinbar zur Genüge.

Fazit: Ja was nun, werde ich den Propeller wieder aufsuchen? Ja, sicher sogar, denn ein Bier schmeckt auch hier noch immer wie ein Bier und der Gastgarten lädt einfach dazu ein, ein paar Stunden zu versumpern. Vom Essen werde ich einfach die Finger lassen.
Hilfreich15Gefällt mir10Kommentieren
2 Kommentare

@ aldebaran: Danke für das Lob. Zur Irritation: Ja, vielleicht sollte ich es deutlicher machen, dass die 1 im Sinne der Rete Skala gemeint ist und für mangelhaft steht. Werde ich gleich ausbessern! @ hautschi: Hat mir selbst Spaß gemacht und hab mir auch etwas Zeit dafür gelassen :)

28. Jul 2013, 17:06·Gefällt mir1

Eine mit einer ausreichenden Prise Humor geschriebene Bewertung -und auch Gott sei Dank nicht zu wenig! Absolut H-G-L

28. Jul 2013, 10:57·Gefällt mir
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