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Experte
am 9. Februar 2012
SpeisenAmbienteService
Das China-Restaurant Chen ist wohl eines der allerersten Chinesischen Lokale in Wien insbesondere in Margareten gewesen. Ich kenne es seit meiner Kindheit schon, und die ist halt leider auch schon mehr als 30 Jahre her….eine echte Institution an asiatischer Kochkunst in Margareten.

Es ist seit jeher ein sehr netter Familienbetrieb und wird auch dementsprechend freundlich und familiär geführt. Einmal hier gewesen, und beim nächsten Mal wirst du sofort wieder erkannt. Und sofort wird gefragt, wie es dir geht, was macht die Tochter (in meinem Fall) etc. Man fühlt sich einfach „aufgenommen“. Auch gab es hier einmal einen für mich legendären chinesischen Kellner, der auch bei ACHT Personen nichts aufgeschrieben, sondern immer nur „Ja“, „Ja“, „Ja“,….gesagt und wirklich NIE etwas vergessen hat – acht Getränke, acht Vorspeisen, acht Hauptspeisen…ein Fall für „WETTEN DASS“!

Beim Eintreten in das Lokal ist man sofort mitten in den Achtzigern, ganz typisch eingerichtet, wie halt früher Chinesische Lokale in Wien so sein „mussten“. Gold verzierte Schank, mit Gold verzierte Kassettendecke, da und dort ein Andenken aus der Heimat, aber trotzdem absolut nicht überladen oder gar kitschig – einfach sehr dezent und geschmackvoll sind Sammelstücke aus China wohlplaziert und stimmig aber nicht erschlagend zur Schau gestellt. Ich liebe es…mir gefällt’s, einfach abschalten und in eine andere Welt eintauchen…

Generell werden hier auch sehr günstige und mit ausreichender Auswahl tägliche Menüs angeboten (siehe Fotos). Man muss aber nach einem Blick in die Speisekarte feststellen, dass hier in Wirklichkeit sowieso gar nichts teuer ist – es sind einfach sehr moderate und angepasste Preise. Zusätzlich finde ich extrem gut, dass das Lokal sehr familienfreundlich ist. Sei es durch vorhandene Kinderhochstühle oder durch die sehr attraktiven Öffnungszeiten (auch am Wochenende!). Am Tisch angekommen, findet man gleich einmal die so typische Menage wie in vielen Chinesischen Restaurants (siehe Foto).

So, und nun aber zur Kulinarik!

Als Vorspeise hatte ich die „Gebackenen Wan Tan“ (2,80 EUR): meiner Meinung nach kann man die Wan Tan weder knuspriger noch fettfreier machen. Natürlich sind die in Öl schwimmend gebacken, aber sie sind so etwas von „trocken“ (= fettfrei), es ist unbeschreiblich. Ich hatte keinen Tropfen Öl am Teller. Ein herzliches, schmatzendes SEHR GUT. Dazu eine typische Knoblauch-Sojasauce, die auch sehr O.K. war – kein Gassenhauer, aber durchaus angemessen. Der Preis aber ist schon ein Hammer.

Dazu ein „Sojasprossensalat mit Knoblauchdressing“ – ausgezeichnetes Dressing, knackig frisch, richtig schön nach Knoblauch schmeckendes Dressing, was will man mehr von einem Salat verlangen.

Zur Hauptspeise hatte ich das „Knusprige Rindfleisch in Sesamkruste“ (derzeit Aktion zu 8,50 EUR): die Speise kam wirklich dampfend heiß auf den Tisch, sehr guter knuspriger Backteig, ausgezeichnete Fleischqualität (keine harte Stelle, kein Fett, keine Flachse), knackiges Gemüse, und eine sehr mollig würzig schmeckende Sauce dazu. Negativ war nur, dass der Backteig eben keine Sesamkruste (Sesam-Backteig) für mein Empfinden war, sondern im Nachhinein über die Speise ausreichend Sesam gestreut wurde. Geschmacklich tat das zwar keinen Abbruch, aber so wie es in der Karte steht, so sollte es halt dann auch sein. Eine Portion Reis dazu zu sehr günstigen 0,80 EUR und ich war glücklich. Ein ehrliches SEHR GUT bis GUT wegen der Sesamkruste.

Dazu hatte ich ein frisch gezapftes Zipfer vom Fass (2,90 EUR für das Krügerl) zu einem heute schon sensationellen Restaurantpreis! Auf Kosten des Hauses erhielt ich dann auch noch einen „entbehrlichen“ Nachtisch (wie beim Menü), der ein Dosen-Früchtecocktail war. Aber die Höflichkeit trieb es runter, ich wollte außerdem niemand beleidigen und es war ja eine sehr nette Geste, wenn auch ungefragt.

Die Speisekarte bietet wohl für jedermann/-frau etwas, jedoch werden Vegetarier leider auf ganze sechs warme Speisen reduziert, was ich persönlich sehr schade finde. Die kleine aber sehr feine Auswahl an Dim Sum (= gefüllte Täschchen, meist gedämpft aber auch frittiert) ist mehr als einladend, und hier gibt es auch vegetarische Varianten (Durchschnittspreis 3,10 EUR pro Portion, meist vier Tascherl).

Teeliebhaber müssen mit einer sehr beschränkten Auswahl vorlieb nehmen, wiewohl der Jasmin-Tee hier vorzüglich ist (Jasmin-, Grüner oder Roter Tee), Schnapserl sind ausreichend vorhanden (Bambus Schnaps, Reis Schnaps, Rosen Schnaps, Ginseng Schnaps, etc. – von 2,50 EUR bis 3,50 EUR für 2cl). Süßspeisenliebhaber dürfen auch nur aus insgesamt acht Variationen auswählen, wobei das gebackene Eis hier eine sehr gute Wahl ist.

Typischerweise werden hier auch Warmhalteplatten (nicht beim Menü) und auch der obligate Pflaumenwein beim Bezahlen serviert – so ist’s nun einmal, obligat für alteingesessene Chinesische Restaurants. Für den Sommer gibt es eine sehr gut funktionierende Klimaanlage, denn einen Gastgarten gibt es leider nicht. Es werden alle gängigen Kreditkarten akzeptiert und niemand wird hier deswegen „schief“ angesehen.

Die Sanitäranlagen sind in einem sehr gepflegten wenn auch nicht neuen Zustand und der Service ist permanent zugegen, aber trotzdem nicht aufdringlich – es wird dauernd durch das Restaurant gegangen und geschaut, ob jemand etwas braucht. Der größte Teil des Restaurants ist der Nichtraucherbereich, die Trennung ist jedoch etwas „halbherzig“, da es nur einen offenen Durchgang gibt.

In eigener Sache: es wird hier, wenn auch dezent, definitiv mit Glutamat gekocht – ich habe eine große Unverträglichkeit dem gegenüber und bin dafür ein sehr guter Indikator. Es ist aber auch für mich im absolut verträglichen Bereich, jedoch werden die „Süß-Sauren“ Speisen mit mehr Glutamat gekocht. Wer es verträgt, kein Problem, anderen Besuchern rate ich von diesen Speisen ab. Schade, dass es überhaupt verwendet wird, das kostet einfach das SEHR GUT bei den Speisen und daher nur GUT, obwohl recht „ungerecht“. Eines sei noch angemerkt, die Glutamat-Geschichte begann hier mit einem Kochwechsel vor etwa 12-14 Jahren. Vorher gab es das hier gar nicht.

Fazit: ich empfehle das Lokal jedem, der sich in der Nähe befindet / wohnt. Alle Speisen haben hier immer vorzüglich geschmeckt. Es gibt, wenn man es eben weiß, ein paar echte Schmankerl (z.B. das „Guai-Wie-Ji Seltsames Huhn in süß-sauer scharfer Sauce mit Knoblauch“ – ausgezeichnet, oft probiert, oder die Speisen auf der „Heißen Platte“). Also empfehlen kann ich das Lokal mit ruhigem Gewissen, so man halt weiß, wo mehr oder weniger Glutamat hier verwendet wird – ich hoffe, ich konnte das vermitteln. Weil eines klar, in JEDER Sojasauce ist Glutamat enthalten – frei nach Paracelsus: „Allein die Menge macht das Gift!“ Es ist kein Haubenlokal, und genau in diesem Rahmen bewerte ich dieses Restaurant.
China Restaurant Chen - Visitenkarte - China Restaurant Chen - WienChina Restaurant Chen - Visitenkarte - China Restaurant Chen - WienChina-Restaurant Chen - Lokaleingang - China Restaurant Chen - Wien
Hilfreich17Gefällt mir3Kommentieren
1 Kommentar

Wie bei meiner Tochter, liebe Inaisst....ohne flambiertes gebackenes Eis konnten wir das Lokal NIE verlassen! Gerry - Danke für's Lob!

12. Feb 2012, 18:31·Gefällt mir
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