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Di, 21. Mai 2024

Waldgasthof Schimanszky, BERNDORF - Bewertung

Experte
am 19. Juni 2023
SpeisenAmbienteService
Vorwort

Aufmerksam wurde ich auf die etwas abgelegene Gastwirtschaft durch unseren werten User Meidlinger12, der mittlerweile wieder zu seinen Triestingtaler Wurzeln hierorts zurückgekehrt ist, wo er aufgewachsen ist. Und für Insider: Heute repräsentiere ich (fürs Forum) den Meidlinger! 😊

Er aber kennt darum in der Gegend so ziemlich alles und kann dementsprechend zwischen den Guten und weniger Guten differenzieren. Zunächst mein Dank an ihn für diese Empfehlung. Diese hier gehört zu den sehr guten oder sogar noch darüber.

Bislang war mir der Name Schimanszky nur vom Edelbrand Herzkirsche bekannt, den mir seinerzeit einer der früheren User namens SSW (für Insider) als Abschiedsgeschenk überreicht hatte, bevor er wieder in seine Heimat zurückkehrte.

Eine der Töchter der Familie Schimanszky betrieb bis vor nicht allzu langer Zeit auch die Gaststätte „Zur Wilden Schimanszky“ in Wien 1, nur befindet sich diese im Aus. Man hat nicht mehr vor das Lokal weiterzuführen. Da bin ich leider zu spät dran.


Gastwirtschaft Schimanszky

Die Wirtschaft in dieser kleinen idyllischen Gemeinde Ödlitz hat nur am Samstag und am Sonntag bis 16 Uhr geöffnet. Nach zwei Besuchen kam zunächst der Eindruck hoch, es wäre mehr ein Hobby.

Der Eindruck trügt allerdings, denn Hr. Schimanszky betreibt noch weitere Gewerbearten, z.B. werden mehrere gute Edelbrände produziert. Dafür muss auch entsprechend Zeit investiert werden. Er kann nicht über Mangel an Beschäftigung klagen. Eine Leidenschaft hat er für Trüffel entwickelt und ansonsten ist Wild aller Art hier Programm.

Er stellt auch eigene Weine her, einer davon, Cuvée Susanne, also ein Roter, wurde nach einer seiner Töchter benannt. Besagter Wein unterstützte uns bei der Mahlzeit, die Tochter im Service bei unserem zweiten Besuch, beides kräftige Charaktäre, darüber hinaus wie schon der Vater vollprofessionell im Gastgewerbe und weiteren Sparten unterwegs.

Solche Dinge sind mir von der Landbevölkerung geläufig, die meist sehr selbständig wie vielseitig ihre Lebenswerke gestalten, familiär gut zusammenabreiten und das auch müssen. Im Vergleich dazu sind wir Städter einseitig und oft zu sehr nur auf eine Sparte spezialisiert. Nun, das ist halt so bei uns Pflasterhirschen, umso schöner 0815-Gewohntes mal zu verlassen.


Idyllischer Landgasthausstil

Die Gastwirtschaft besteht aus mehreren Räumen im schönen Landhausstil, den ich beim ersten Besuch kennengelernt hatte. Noch attraktiver befinde ich den Außenbereich. Er ist nicht groß, aber das macht seine doch romantische Stimmung aus und konnte beim zweiten Besuch genossen werden.

Es störte mich hier nicht einmal der sich vor dem Haus befindliche Parkplatz, da rundum das Element „Grün“ dominiert. Wir wählten einen Tisch zur Linken, wo ein mächtiger Kastanienbaum ausreichend natürlichen Schatten spendet. Er spendete auch immer wieder etwas seiner verfrühten Kastanien, die von Zeit zu Zeit auf den Tisch prasselten.


Vorspeisen

Nun zur Kulinarik. Der Start erfolgt mit einer Aperitif-Empfehlung und steht schon nach Sekunden am Tisch. Danach folgt ein Prozedere, indem Hr. Schimanszky einige seiner Spezial-Produkte, wie Trüffel oder andere Naturalien aus Gottes Produktion mit Stolz präsentiert und erklärt, welche in den Gerichten zur Anwendung kommen.

Das Element Trüffel lockt schon, wenn es nicht alltägliche Gewohnheit wird, und fand in beiden Besuchen wohlwollende Zustimmung mit einer Vorspeise via Bandnudeln, durchmischt mit einer exzellenten Sauce, deren weitere Würzung ich für sich gar nicht ausmachen konnte.

Vor allem, weil der feine Duft nach dunklem Trüffel die Gesamtkomposition beherrscht. Dazu wird noch etwas ganz frisch darüber gehobelt und durchdringt schon vor dem ersten Bissen deine Nase. Das war schier unbeschreiblich und zähle ich zum Besten was ich jemals wo gegessen habe. Aber man darf auch stolze 24,30€ dafür berappen.

Dagegen verblasste die zweite VS, Grüner Spargel auf etwas Parmesan mit zerlassener Butter und glasierten Garnelen, dazu etwas Salatgarnitur um 17,90€. Der Spargel war exzellent, aber die Garnelen erzeugten keine Stimmung. Dazu würde m.E. anderes besser passen, wie man halt klassisch Spargel ergänzt.

Fr. Susanne erklärt mir, sie sei völlig meiner Meinung, sei aber mehrheitlicher Gästewunsch. Daher wird es Garnelen mit Spargel genannt und nicht umgekehrt. Naja, dann ich bin ich eben das Opfer von solchen „Banausen“ und das geht damit nicht auf das Konto Schimanszky. 😉


Hauptgänge

Beim ersten Besuch begleitete mich (oder ich ihn) ein weiterer werter Forist, ChrstianD3, der zu meinen treuen Begleitungen gehört, mit dem ich eine HS als Gang für 2 Personen geteilt hatte, ein Filet vom Reh um wohlfeile 79,80€, also pro Nase 39,90€. Exzellent medium gegart, optisch auch ein Hingucker, das Fleisch wiewohl Wild ausreichend zart und man spürte auch etwas das sog. „Wüd‘ln“.

Wiewohl das schon sehr gut, taugten mir noch mehr die wunderbar zart angerösteten Schupfnudeln aus Erdäpfelteig als erste Beilage. Man sagt immer wieder wir verzehren zu viel Fleisch, was stimmt. Da hätte ich mal den Vorschlag, dass man Schupfnudeln und das Wild nur als Beilage serviert. In die hätte mich eingraben können. Weitere Beilagen ergänzten das Gericht (siehe Foto), wurden aber zu Statisten.

Beim letzten Besuch wählten meine Begleitung und ich wieder eine Empfehlung des Chefs, klarerweise wieder Wild und wieder nicht auf der regulären Karte, ja das ist oft typisch für diese Art engagierter Wirte, Filetspitzen vom Wildschwein, pro Person um 33,90€.

Hier war das Fleisch wesentlich fester, aber immer noch zart genug, aber das Element des Wüd‘lns wurde weniger wahrgenommen, wiewohl ich das für Wildschwein mehr angenommen hätte. Ich denke wegen der sehr guten Pfeffersauce, die es ein wenig übertünchte, diese angenehm pfeffrig, viele rote und schwarze ganze Körner sorgten dafür und harmonisch mit Pilzrahmsauce abgestimmt.

Auch da war insgesamt das Verhältnis Fleisch zu Beilagen zulasten der tierischen Fraktion, und es kommt dann mit der Zeit eine etwas trockene Empfindung hoch. Mehr Beilage wird scheinbar meine neue Richtung. Der typische Ösi-Gast an sich will hat Fleisch, Fleisch und nochmals, Fleisch, ist mir klar. Aber nein, Vegetarier werde ich deswegen nicht.

Mich beglückten dazu also auch ungemein gute in Speck eingewickelte Fisolen, recht gelblich die Farbe und ein, ach nahezu göttliches Erdäpfelpüree, angereichert mit, ja wie kann es hier anders sein, ausreichend Trüffel, serviert originell in einem kleinen Glas. Das war wieder zum Reinkriechen, könnte man das nur.


Nachspeisen

Auch darin möchte man sich einer besonderen Note bedienen, einmal verzehrte ich Powidltascherl, für mich klassisch dem Standard guter Böhmischer Küche entsprechend, also gut, aber nicht überwältigend.

Beim zweiten Besuch gab es wieder außerhalb der Karte Marillenknödel oder Mozartknödel, jeweils für sich oder kombiniert. im Grund genommen kann man sie einfach auch stückweise um 4,80€ bestellen. Die Marille war Spitze, fest im Biss, Säure pur, Klasse, eine Wohltat, lediglich der Teig hinkte der letzten Erfahrung etwas hinten nach, ja immer diese Vergleiche, aber so ist das eben.

Die Mozartknödel waren aber eine Besonderheit, bestanden aus der Produktion Manner , darum der Name, und waren für mich derart im Topfenteig und innen verflüssigt warm eine neue Erfahrung. Nicht schlecht, aber auch nicht mehr.

Was mich etwas stört ist eine etwas aufdringliche Marzipannote, aber das ist Geschmackssache oder hier eben Manner geschuldet, mir bewusst, reiner Nougat reicht für mich. Das geht also wieder nicht aufs Konto der Küche.

Was aber auffällig war, dass beim letzten Besuch fast alles mit einer echten Rose am Teller dekoriert verziert wurde. was hübsch anzusehen war, aber ein Fragezeichen aufwirft. Hätte man die auch essen können? Wir unterließen es aber dies auszuprobieren. 😉


Service und allgemeine Wertung

Das Engagement des Gastgebers, Herr Wolfang Schimanszky für seine Gäste ist ohne Zweifel sichtbar, spürbar und sein Herz dem verwöhnten Gast auch eine Super-Performance zu liefern ist für mich unbestritten gegeben. Sein dafür auch höheres Preisniveau ist m.E. gerechtfertigt.

Und ehe ich's vergesse, Bares ist Wahres wird hier noch gefahren, auch die Rechnung erfolgt noch händisch geschrieben. Wer eine mit USt benötigt, sollte das zuvor urigeren.

Da ich (bekanntlich) auch Fan der Fraktion guter Edelbrände bin, so verbinden sich gleich zwei Herzen und jeder schwelgt in seinem Element. Das wusste man beim zweiten Besuch schon und so stellte er mir gleich seine derzeitige Kollektion auf einen Begleittisch zur Auswahl.

Sein für mich Top-Brand ist die Herzkirsche, nur ist diese leider derzeit nicht verfügbar, das ist Pech, aber danach folgt eine absolute Rarität, ein Cabernet-Merlot-Brand. Ein solcher und weitere wurden beim ersten Besuch auch in 1/2 Liter Flaschen erworben und verschönern mir gerade das Leben heute @home. Die Preise bewegen sich um die 30€, je nachdem, also kein Eckhaus.

Seine Tochter Susanne, im Auftreten noch mehr engagiert, wie ich erwähnte vollprofessionell in Wissen und Erfahrung, aber gegenüber mir als Gast auch hin und wieder eine Prüfung. Ihr Wissen teilt sie gerne mit, plaudert darüber minutenlang, was schön ist, hat aber auch eine derart feste Meinung, die Widerspruch nur wenig duldet.

Das führte beim Ordering der Nachspeisen zu einem Missverständnis, indem ich mehr verwirrt als beraten wurde. Ich erhielt darauf, was sie mir empfohlen hatte und nicht ganz, was ich wirklich wollte. Aber ok, das werde ich fürs nächste Mal berücksichtigen. War für mich nicht so schlimm, nur ich sag‘s auf Wienerisch: „A weng’l au’strengend“.

Der Papa & Chef schenkte mir diesbezüglich bei unserer Verabschiedung dazu auch ein nettes väterliches Lächeln, ja er kennt wohl seine Töchter. Und man erlaube mir nur diese kleine freche Bemerkung. Das Lokal im 1. hieß bitte warum: „Zur Wilden Schimanszky“? 😊

Der Gesamteindruck des Lokals bleibt ungetrübt dessen nach meinen zwei Besuchen eine absolute Top-Empfehlung, denn ich denke das wird sich bei weiteren Besuchen kaum anders verhalten. Und ich werde schon allein wegen der guten wie raren Edelbrände hinfahren. Auf mich wartet noch die Herzkirsche, ich kenne keine bessere.

In Summe bewerte ich alles als rundum sehr gut, wiewohl diverse Schmankerl kaum besser gingen wie ich versucht habe zu vermitteln, aber ein wenig Luft darf auch für die besten Dinge verbleiben.

Ansonsten wird man nicht alle Tage mit so fantastischen Trüffel- und Wildgerichten auf gehobenem Level beglückt, ja und diese Beilagen! Das will bei Gelegenheit wiederholt werden, solange es ihn auch noch gibt.
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