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Fr, 29. März 2024

Il Castello

Amraser Straße 110, 6020 Innsbruck
Küche: Italienisch, Pizza
Lokaltyp: Pizzeria, Trattoria
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Die Schank (kurz leer und damit frei für ein Foto) - Il Castello - InnsbruckFisch, reichlich, und auf meinem Tisch angerichtet - Il Castello - InnsbruckIl Branzino (im Salzmantel) - Il Castello - Innsbruck
Das Reich des Pizzaiolo - Il Castello - Innsbruck

Il Castello

Speisen
Ambiente
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Bewertungen

adn1966
Experte
am 23. Oktober 2014
SpeisenAmbienteService
Die besten Dinge sind doch immer die Unerwarteten. Wie wahr, wie wahr. Aber, first things first: Oft kommt es vor, dass man als Besatzungsmitglied DHC, als "dead head crew" irgendwo hin geschickt wird. Eine brachiale Bezeichnung, hat nichts mit "kopflos" zu tun, auch werden wir nicht um einen ...Mehr anzeigenDie besten Dinge sind doch immer die Unerwarteten. Wie wahr, wie wahr. Aber, first things first:

Oft kommt es vor, dass man als Besatzungsmitglied DHC, als "dead head crew" irgendwo hin geschickt wird. Eine brachiale Bezeichnung, hat nichts mit "kopflos" zu tun, auch werden wir nicht um einen Kopf kürzer gemacht, sondern fliegen als Passagier zu einer Destination, von der wir dann aktiv, also als Pilot oder Flugbegleiterin, zurückfliegen. So geschehen mit mir heute Abend, für eine Nacht in Innsbruck gestrandet, um morgen früh den ersten Flieger nach Wien zu kutschieren.

Mein Taxifahrer lud mich also im Hotel Ramada ab, gleich gegenüber dem Tivoli-Stadion, und der Hunger gebat, nach Einchecken und sich-in's-Privatg'wand schmeißen, ein passendes Lokal für das Abendessen auszumachen.

Mir war nicht nach Hotel-Restaurant, also fütterte ich "Google Maps" mit dem Zauberwort "Restaurants". Die App (oder ein gelangweilter NSA - Mitarbeiter) beschied mir alsbald, es gäbe in Fußweite einen Italiener, das "Il Castello". Nach Check der HP und durchwachsenen Bewertungen im Netz entschied ich mich, mein Glück zu versuchen.

Der zehnminütige Fußmarsch ließ mich an meiner Entscheidung zweifeln. Kalt, nass, grau, und eine Gegend, die eine gastronomische Einöde vermuten lässt. Wuascht.

Nach knapp zehn Minuten tauchte es vor mir auf, das "Il Castello", ein kleines Restaurant in einer unscheinbaren Seitengasse in den Outskirts von Innsbruck. Beim Betreten die erste Überraschung: unerwartet voll, und unerwartet gemütlich. Rechts der NR - Bereich, mit Vitrinen voller Antipasti, links der Raucherbereich mit einer gemütlichen Holzschank und des Pizzaiolos Reich, dessen Herzstück der große Holzofen ist.

Nun, es ist nicht das aufgeräumteste Lokal, das ich betreten habe, und man könnte hier sicherlich noch an vielen Details feilen. Und doch, schon beim Betreten verspürt man eine authentische und originäre Gemütlichkeit, die nicht künstlich und krampfhaft erzeugt ist. Der Padrone des Lokals, den ich später noch etwas näher kennenlernen sollte, ist gerade dabei, mit einer Sechsergruppe im Raucherbereich anzustoßen, am übernächsten Tisch links sitzen unüberhörbar zwei Italiener. Ich setze mich an einen Zweiertisch dazwischen und lasse das Ambiente erst einmal auf mich wirken.

Abseits vom Chef werkt noch ein etwas älterer Herr an der Bar, in Diktion und Zeichensprache eindeutig italienisch, und auch aus der Küche hört man, dass hier entweder "la familia" kocht, oder zumindest Kollegen aus bella Italia. Einzig der Pizzaiolo dürfte nicht italienischen Ursprungs sein, war er doch der Einzige, der mit dem Rest des Service Deutsch parlierte. Egal.

Die Karte bietet das Übliche an Pasta, Pizza, Pesce, Carne und Dolce. Ich entscheide mich für eine Pizza Capricciosa, mit Mozzarella, Schinken, Artischocken und Champignons. Mangels einer Weinkarte wähle ich den "vino rosso da casa", bei echten Italienern selten ein Fehler. Und prompt kommt ein durchaus satisfaktionsfähiger Chianti daher, der Abend kann beginnen.

Wäre die lustige Sechsergruppe zu meiner Rechten nicht sowas von tirolerisch, mit allen "s'ischt ..." und "k(ch)untascht ...", man könnte meinen, in einem Vorort von z.B. Mailand gelandet zu sein. Italienischer Purismus, kein Kitsch, eine simple Holzschank, eine große Pizza-Station incl. Holzofen, die Antipasti-Vitrine, und alles ein wenig schlampig, aber nichts desto trotz gemütlich. Dazu die italienische Geräuschkulisse, ein einfacher, aber guter und süffiger Rotwein, Herz, was willst Du mehr? Pizza. Und die kam auch nach wenigen Minuten, ein durchschnittlich großer Fladen, Gott sei Dank nicht überbordend über den Tellerrand hängend, sehr appetitlich mit gutem Schinken, zarten Artischocken und frischen Champignons.

Meinem Wunsch nach zusätzlicher Schärfe wurde mit einem Schüsserl einer offenbar hausgemachten, grünen Pepperoncino-Öl-Mischung entsprochen, und auch eine Flasche mit gutem Olivenöl wurde eingestellt. Hervorragend.

Die Pizza verdient wohlwollende Zustimmung, nichts falsch gemacht, der Pizzaiolo, vielleicht könnte sie noch einen Tick länger im Holzofen verweilen. Geschmacklich einwandfrei brachte die Pepperoncino-Mischung die richtige Schärfe. Gute Produkte, keine sinnlose Billigware, - so wollen wir das.

Das große Kino gab's allerdings rechts neben mir beim Tiroler-Sextett. Spaghetti aglio olio wurden mit Basilikum im ganzen Parmesan - Laib angerührt und vor den staunenden Gästen aus ebendiesem Serviert. Danach gab's Ravioli mit Trüffelöl und, auf Drängen des Chefs, eine Portion Risotto Mascarpone, erstaunlicherweise auch aus dem Parmesanlaib. Welcher g'standene Tiroler kann von diesen drei Gängen satt werden? Eben, also kredenzte der Chef den Burschen nebenan noch schnell Branzino in der Salzkruste, mit Seezunge, Blattspinat und Kartoffeln, professionell auf meinem Tisch, der sich, weil ich ja nur allein an meiner Pizza werkte, platztechnisch anbot, filetiert und angerichtet. Herrlich. Die "Ah's" und "Oh's" nebenan klangen tirolerisch zwar etwas härter als in Wien, die Begeisterung über das Servierte mochten sie trotzdem vermitteln.

Der Pizza folgte der obligato Ristretto (nur einer, schließlich muss ich morgen früh raus) in Begleitung eines kleinen Grappa, beides vorzüglich und schlichtweg perfekt.

Bevor ich den Heimweg zum Hotel antrat konnte ich mich noch ein wenig mit Antonio, dem Padrone, unterhalten. Er betreibt das "Il Castello" nunmehr seit drei Jahren und ja, er ist mit dem Geschäftsgang zufrieden. Wen wundert's? Gute, ehrliche Küche, mit guten, ehrlichen Produkten, der richtigen Portion Gemütlichkeit, Authenzität, ohne in die Kitschfalle zu tappen.

Eine zugegeben unerwartete, jedoch sehr positive kulinarische Erfahrung abseits des Zentrums von Innsbruck. Allein dafür gebührt dem Team des "Il Castello" ein Eintrag und eine Bewertung bei ReTe. Mille grazie, Antonio.
Die Schank (kurz leer und damit frei für ein Foto) - Il Castello - InnsbruckFisch, reichlich, und auf meinem Tisch angerichtet - Il Castello - InnsbruckIl Branzino (im Salzmantel) - Il Castello - Innsbruck
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