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Fr, 26. April 2024

Sapori d'Italia, Wien - Bewertung

adn1966
Experte
am 7. Februar 2015|Update 8. Feb 2015
SpeisenAmbienteService
Eh brav.
Ja, eh ganz nett.
Und die Pizza ist eh ganz gut.

Eigentlich wäre damit alles gesagt.

Allein der Umstand, ich würde ob dieses Dreizeilers im Forum (zu Recht) verbal gekreuzigt werden, aber auch die Tatsache, es wäre dem Lokal gegenüber nicht fair, die Bewertung derart zu verkürzen, lassen mich etwas ausholen.

Ein spontan vereinbartes Abendessen mit HelmuthS, einem Testerkollegen, führte mich heute Abend in das Sapori d’Italia, mein Interesse war durch die kürzlich von hbg338 gepostete Review geweckt worden. Eine gute Pizza mit qualitativ hochwertigen Zutaten? Das will probiert werden.

Was für ein Name!

Sapori d’Italia! Allein der Klang des Namens verspricht authentische, frische italienische Küche, weckt eine Erwartungshaltung. Geschmack, Geruch einer frisch aus dem Ofen geholten Pizza, Pasta, die im Parmesanlaib zubereitet wird, frischer, knackiger Salat, begleitet von feinen, italienischen Weinen, die Leidenschaft eines italienischen Padrone, „La Mamma“ in der Küche, - zugegeben, I get carried away with Clichées, aber ja, das war die Primärassoziation, die Erwartung, die der Name des Lokals in mir hervorrief.

Der erste Dämpfer kam, als ich Internet nach dem Lokal suchte. In diversen Portalen, auch auf ReTe, ist eine Webadresse angegeben, die leider schnurstracks in die Garage führt. „Forbidden“, „Access denied“, „die Seite kann nicht geöffnet werden“, „Error 404“, - nicht gerade das, was man sich von einem zeitgerechten Internetauftritt erwartet. Mag sein, dass das Problem nur temporär ist, Server down oder ähnliches, ich konnte jedenfalls weder Fotos des Lokals, noch die Speisekarte einsehen oder online reservieren. Nun gut, ist halt so. Telefonisch klappte die Reservierung, ein Tisch im Raucherbereich wurde freundlich bestätigt.

Von Außen präsentiert sich das Sapori eher schlicht. Weiße Leuchttafeln, einfach und unscheinbar. Die Schlichtheit setzt sich nach dem Eintreten fort, linker Hand ein durch eine Glastür getrennter Raucherbereich, der Rest ist für die nichtrauchende Fraktion vorgesehen. Gemütlichkeit kommt nicht auf, sei’s durch die Tatsache, dass selbst an einem Freitag Abend gerade einmal eine Handvoll Gäste in beiden Teilen des Lokals war, sei’s, weil selbst kitschige Wandmalereien (eine wandfüllende wie fürchterliche Canale Grande Darstellung), als auch ordentlich eingedeckte Tische, inklusive echter Tulpen und zweierlei Papierservietten, es nicht vermochten, authentisches, italienisches Flair zu vermitteln. Es fehlt die Seele, das „echte“ Italienische. Wer braucht ein zig-m2 großes „Canale Grande“ Mural, von, vorsichtig gesagt, Michelangelos nicht bestem Schüler, umso mehr, als man diese Art von Pseudo-Italien-Kitsch in Italien abseits der Touristenmeilen nur selten finden wird?

Ähnlich ist’s wahrscheinlich, wenn man in Amerika, Asien oder Australien ein Lokal betritt, das eine Dirndl-Lederhosen-Kirtag-Almabtrieb Wandmalerei als „authentisch österreichisches Ambiente“ zu vermarkten versucht.

Der Service war, eh schon wissen, eh ganz nett. Keine wirklichen Fehler, der Funke sprang allerdings nicht über. Als Vorspeise orderte ich en lieu des auf der Karte aufgeführten „Caprese“ nur Mozzarella, also quasi Caprese ohne die von mir so leidenschaftlich verschmähten Tomaten, gefolgt von einer Pizza Provinciale (Schinken, Speck, Mais, Pfefferoni). HelmuthS und ich entschieden, uns die Pizza zu teilen (kein Problem), ich deponierte meine drei üblichen Sonderwünsche (ein Ei auf meiner Hälfte der Pizza, und bitte, der Fladen möge gut durchgebraten und knusprig daherkommen, in Begleitung von Peperoncino - Öl) Auch hier, kein Problem.

Auftritt der Vorspeise: Caprese senza pomodori, also Mozzarella mit Olivenöl und ein bisschen Basilikum. Fazit: Eh brav. Nicht der schlechteste Mozzarella, aber leider auch keiner, der mich niederknien lässt. Bei weitem nicht.

Kurz danach, Auftritt der Pizza: Auf meiner Hälfte fand sich ein Ei, dessen angestrebter Aggregatzustand (außen durch und weiß/innen flüssig – wachsweich und gelb) leider nicht erreicht wurde. Es war ein bisschen eine Eierspeis’. Schade.

Olio di Peperoncino wurde in einer beinahe homöopathischen Dosis in einem Extraschüsserl gereicht und war, genau, - eh ganz brav. Keine Schärfe, die auf ein frisch angesetztes, hausgemachtes Peperoncino-Öl schließen lässt, kein Pep, kein Pfiff. Peperoncino – Öl soll scharf sein, soll brennen, soll strafen, wenn man leichtfertig zu viel davon auf der Pizza verteilt. Wo ist der Charakter, wo ist die Leistung?

Extrawunsch Nr. 3 (gut durchgebraten) war glattweg vergessen worden, was der freundliche Kellner auch unumwunden zugab. Seriously, bei gefühlten 4 Gästen im Lokal? Seinen Vorschlag, er könne die Pizza ja noch kurz in den Ofen schieben, lehnte ich ab, ein weiteres „Nachbrutzeln“ hätte der ohnedies etwas verunglückten Eierspeise auf meiner Pizza wohl kaum gut getan.

Wenigstens der Schinken auf der Pizza entstammt nicht einem quadratischen Pressblock, die Pfefferoni wiederum sind der im Glas eingelegten Fraktion zuzurechnen. Schon auf der ersten Seite der Karte rühmt sich das Sapori, Schinken, Salami und Speck von ausgewählten Produzenten zu beziehen, die auch namentlich genannt werden und, eh lieb, zwar beileibe keine Industrieprodukte sind, aber jetzt auch nicht gerade Begeisterungsstürme auslösen. Italienischer Provenienz sind sie jedenfalls nicht, was wiederum schade ist, könnte das Sapori d’Italia, wollte es seinem Namen gerecht werden, doch genau damit punkten.

Testerkollege Helmuth nahm einen „Insalata Mista“ zur Pizza, eine Riesenportion Salat wurde serviert, die trotz oder gerade ob Ihrer Größe leider auch nicht vermochte, Begeisterung auszulösen.

Abschließend orderte ich meinen üblichen Ristretto, der leider als normaler Espresso serviert wurde. Mein fragender Blick wurde von unserem Kellner mit einem „ich weiß, gehört kürzer, hat aber der Chef gemacht“(sic!) quittiert. Seriously?!

Der den Espresso begleitende Grappa Nonino war gut, aber das war zu erwarten.

Fazit: Nein, nein, und noch einmal nein. So wird das nichts.

Es reicht nicht, beim Gast das Gefühl „ich hatte schon schlechtere Pizze“ oder „Ist eh ganz gut“ hervorzurufen. Es genügt nicht, keine großen Fehler zu machen, die Summe der kleinen Fehler ist leider groß genug. Ein verpatztes Ei, ein vergessener Garpunkt der Pizza, ein Ristretto, der keiner ist oder Peperoncini, die einfach nur brav, aber nicht mehr sind.

Wie ein roter Faden zieht sich das Brave, das Austauschbare, das unnötig Kitschige, das versucht, Flair und Authentizität zu vermitteln und doch gnadenlos daran scheitert, durch das Lokal, vom Ambiente über den Service bis zu den Speisen. Und auch der bestellte Wein war (der p.t. Leser darf raten) eh brav. I’ve had worse, but I’ve had better.

Zu wenig, um dem vielversprechenden Namen Sapori d’Italia gerecht zu werden, bei weitem zu wenig. Mehr Mut, mehr authentische Küche, mehr unverwechselbare und beeindruckende Zutaten und letztlich auch mehr Aufmerksamkeit, dass die, zugegeben kleinen Fehler, keinesfalls dann passieren, wenn das Lokal ohnedies fast leer ist, täten Not.

Mi dispiace, es tut mir leid, aber das wird wohl mein erster und letzter Besuch im Sapori d'Italia gewesen sein.
Pizza Provinciale (mit Ei) - Sapori d'Italia - WienCaprese (ohne Tomaten) - Sapori d'Italia - WienAußenauftritt - Sapori d'Italia - Wien
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27 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Ach wenn das nur so einfach wäre, adn. Du übersiehst mal wieder die rechtschaffene Lust am Ärgern. Wahrscheinlich warst Du auch erstaunt, als Du zum ersten Mal mit der Empörung eines Phobiker konfrontiert warst, dem der Zorn aus der Feder spritzte, weil Raucher sich zu rauchen erkühnen, wo es nicht verboten ist. Die Zeit zeigt uns, daß dieser Zorn nicht vergeblich sein wird. Darf man sich man dann noch wundern, daß weitere Hoffnungen auf eine Welt nach phobischen Vorstellungen prächtig gedeihen?

9. Apr 2015, 19:32·Gefällt mir4

Richie: dass es Dir dort gefällt/schmeckt, sei Dir gegönnt, Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Einem Mitglied eines Tester-Forums nahezulegen, keine Bewertungen zu schreiben, ist, nun ja, gelinde gesagt, kurios, lebt doch dieses Forum genau davon: Mitglieder bewerten Restaurants. Wenn Dir meine Bewertungen, vergangene und künftige, aus welchem Grund auch immer, nicht gefallen: lies sie einfach nicht.

9. Apr 2015, 18:49·Gefällt mir8

Richie, bist noch da? Komm sei net so, schreib noch was lustiges!

9. Apr 2015, 17:36·Gefällt mir5

Richie, 8-Sterne-Tempel gibt es nicht. Oder war das der Versuch, ironisch zu sein? Hier würde ich dann wirklich eine Kennzeichnung empfehlen, kann aber auch dann kein Schmunzeln in Aussicht stellen.

9. Apr 2015, 01:14·Gefällt mir1

Verzeih' die Einmischung, oh allerwertester Herr Löwenherz! Da du das Recht der Meinungsäußerung ja einerseits erkannt hast, ist andererseits jedwede darauffolgende Empfehlung in Richtung adn1966, "jegliches Lokal in Zukunft mit seiner "testenden" Anwesenheit zu verschonen", völlig überflüssig und eines der freien "Meinungsäußerung" mächtigen Erdenbürgers dieser "zivilisierten Welt" unwürdig. Dass es dir allein dort schmeckt, sei dir aber vergönnt. Mit herzlichen Grüßen an den Allerwertesten! ;-)

9. Apr 2015, 01:06·Gefällt mir10

Allerwertester adn1966! Verzeih' die leichte Ironie, doch dein weit ironischerer Beitrag über das Lokal "Sapori d'Italia" rechtfertigt wohl solche. Dir dürfte wohl in 8-Sterne-Tempeln noch was zum Meckern auffallen - aber das sei dein gutes Recht der Meinungsäußerung in der zivilisierten Welt. Nur verschone bitte in Zukunft jegliches Lokal mit deiner "testenden" Anwesenheit, bevor du es derart grundlos heruntermachst wie das "Sapori d'Italia". Mir schmeckt's nämlich dort ausgezeichnet - und daran wird deine "Abwertung" (Be- wäre für deine Ergüsse ein zu hohes Lob ...) auch nichts ändern können ... Mahlzeit ...

8. Apr 2015, 23:46·Gefällt mir

ich hab mich tatsächlich vom Namen blenden lassen, oder besser gesagt, der Name hat die Erwartungshaltung naturgemäß nach oben geschraubt. Eröffnete ich im Ausland ein Lokal mit dem Namen "Genuss aus Österreich", eine gewisse Authenzität, Lebensmittel und Spezialitäten aus Österreich wären für mich Kraft des Namens verpflichtend. Zur Diskussion Authentizität versus Geschmack: ich erwarte, dass der Wirt eines z.B. italienischen Lokals authentische italienische Küche anbietet. Wenn es allerdings des Gastes Geschmack ist, z.B. auf der Pizza ein Ei zu haben oder eben einen Caprese ohne Tomaten, finde ich nichts Verwerfliches daran, wenn der Wird dem Gast diesen Wunsch erfüllt. (was er im Sapori ja auch getan hat). Ich denke nicht, dass ich mich dafür schämen muss, gewisse Dinge nicht zu mögen, Geschmäcker sind eben verschieden.

10. Feb 2015, 22:09·Gefällt mir2

Jeder soll essen, was ihm schmeckt, und seien es Maiskörndl, Frankfurter, Ananasscheiben oder Kebabspeidln auf der Pizza. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, ich akzeptiere das ja eh. Jeder mag unter „Pizza“ was anderes verstehen, weil eben jeder seine Spielart entwickelt hat. American Pizza [pee-tsə] ist eben nicht pizza napoletana. Steht aber wenigstens so drauf, ich weiß also wenigstens, woran ich bin. Aber: sehe ich auf einem Restaurantschild "sapori d'Italia" oder "ristorante italiano", dann erwarte ich mir eben schon italienischen Geschmack in einem italienischen Restaurant. Punto. Steht ja drauf. Denn wenn auch das drin ist, was drauf steht, haben wir küchentechnisch ganz was anderes am Teller, und da ist es mir egal, woher der Koch kommt. Solange er nur die Italianità gelernt hat, die für das verdientermaßene Tragen der Etikette vonnöten ist. Nein, wäre. Genau das ist aber in gefühlten 29 von 30 "italienischen Restaurants" nicht der Fall. Über Geschmack lässt sich also nicht streiten - über (eigentlich) eindeutige Etiketten also meiner Meinung nach sehr wohl. Und ja – es gibt natürlich Italiener, die zwar „original“ sind, aber ausreichend „furbi“ sind, um uns Eingeborenen das vorzusetzen, was angeblich „Italia a tavola“ sein soll – Beispiel Piaristengasse.

9. Feb 2015, 23:25·Gefällt mir1

Jetzt muss ich aber schmunzeln: Ich kenne eine Trattoria mit Mittagspause und der Besitzer ist Serbe.

9. Feb 2015, 15:18·Gefällt mir

Nicht immer aber immer öfters sind authentische Italiener auch an den Öffnungszeiten zu erkennen: die machen oft Mittagspause.

9. Feb 2015, 14:16·Gefällt mir
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