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Fr, 26. April 2024

Mayer am Pfarrplatz, Wien - Bewertung

Lukrez
am 30. Juni 2012
SpeisenAmbienteService
Der Mayer am Pfarrplatz, mit dem Beethovenhaus, zählt wohl zu den anerkannten Institutionen, die mit dem üblichen Überbegriff Heurigen gehandelt werden.
Hat auch einen großen Vorteil: 2 Gärten (einen vorne, einen hinten) dazwischen genügend - abgetrennte - und verwinkelte, durchaus größere Räumlichkeiten.
Den Nichtrauchern stehen so insgesamt, wenn ich mich nicht verzählt habe, 6 bzw. 7 Räume - den Rauchern (im geschlossenen Teil) eigentlich nur 3 kleine Tischerl neben der Schank zur Verfügung - und im Sommer natürlich auch beide Gärten (im Winter heißt’s frieren, trotz einer installierten Heizvorrichtung neben dem Aschenbecher, die relativ neu angebracht wurde). Daher funktioniert es durchaus, daß sich die Heimischen und Touristen nicht wirklich in die Quere kommen.

Die Aufmachung der Lokalität traditionell, aber nicht extrem kitschig, wenn man vom Beethoven-Übermaß absieht, und recht gemütlich - „rustikal“. Es gibt ein Buffet - zum Anstellen - und eine eigene Speisekarte, vorwiegend mit warmen Speisen, die monatlich zusätzliche Schwerpunkte setzt (Knödel, Spargel u.ä.),
deren Speisen dem Gast vom Personal selbstverständlich zum Tisch gebracht wird (und im Verhältnis teilweise eindeutig preiswerter erscheinen!).
Als zusätzliche Spezialität, die neben dem Herrn Ludwig van auch gewisse Berühmtheit erlangt hat, ist die dort anwesende „Häuslfrau“, die für die Sauberkeit und Ordnung an diesem Örtchen sorgt, und gewissermaßen ein Unikum darstellt.

D’rüberlesen, erst wieder im drittletzten Absatz steht was halbwegs Interessantes!

Für uns Wiener ist der Heurige ja der Ort kollektiver Glückseligkeit, Schlußpunkt eines sommerlichen Ausflugs oder Einkehrpunkt nach einem heißen Arbeitstag, wenn man in der Nähe wohnt (Oh, Glückliche/r). Übrigens das Wort Heuriger stammt natürlich vom Wort „heuer“, also „dieses Jahr“ (und hat absolut nichts mit der Gage von Matrosen zu tun!). Demzufolge ist ein Heuriger, der Wein der letzten Ernte - im Gegensatz zum „Alten“, der schon etwas länger im Keller reift.

Zum Thema Heurigen, wäre grundsätzlich noch folgendes anzumerken: Ein „echter“ Heuriger hat eine sogenannte Buschenschank-Konzession.
Diese gestattet dem Wirten nur, neben EIGENEM Wein, Sturm und Traubensaft, Mineral- und Sodawasser und einem (!) Kracherl (= kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk); zum Buffet: …“erkaltende“ Speisen zu kredenzen - also keine Gulaschsuppe direkt vom Herd, keinen Schweinsbraten direkt aus dem Rohr -sondern nur aus der Vitrine, wo sie langsam erkalten. Insider mit genügend Zeit warten also geduldig ;-) auf Frisches aus der Küche.

Dazu gibt es heimische Wurstwaren, Speck, Schmalz und Grammeln, Butter Sardinen und Rollmöpse (!), Obst und Gemüse. Man kann aber auch Liptauer (der nächste Streitpunkt: Zumindest der korrekten Zubereitungsart: mit Brimsen, ansonsten ist es ein Heurigen-Aufstrich oder Zigeuner-Aufstrich oder wie auch immer), Frühlings- oder Knoblauchaufstrich ordern, dazu ein Packerl Soletti (ehemals Studentenjause genannt). Oder aber einen, der - oftmals herrlichen - Salate aus Erdäpfeln, Schwarzwurzeln oder Fisolen (Gurken, Paradeiser usw.)

Allerdings sind - normalerweise - immer mehr Heurigenwirte im Besitz einer Gastro-Konzession, d.h. sie dürfen auch Bier (!), Kaffee und Tee ausschenken oder frische Schnitzel, Backhendl und Nudelgerichte servieren. Ob dies immer ein Fortschritt ist?

Wir, eigentlich die anderen (ich war im Keller auf einer Privatführung, ein bißchen was nachkosten…solange es die Weine noch gibt - der normale Gemischter Satz ist bereits ausverkauft! - um mein Bild nach der Hausmesse/Jahrgangspräsentation Mayer am Pfarrplatz und Rotes Haus im April und der WienWein - Präsentation abzurunden), hatten allerdings auch keinen allzu großen Appetit mitgebracht und sich mit gebratenen Blunzn-Radeln mit Sauerkraut (sehr gutes Weinkraut) und (frischen!) Kren, „Schafskäsegupf von unserem Bauern mit hausgemachtem Kernölpesto und mariniertem Vogerlsalat“ (in Dimension und Geschmack sehr gut),
einigem vom Bufett (sehr gutes Schmalz!), guter ! Schinken und dergleichen versorgt. Ich stieß erst zur Nachspeise wieder dazu und konnte mich von der sehr guten Qualität von Apfel- und Topfenstrudel überzeugen, die um fast 22 Uhr, gerade frisch aus dem Backrohr kamen und mit wahlweise Schlagobers oder Vanillesauce (fein und mit echter!) zur freundlichen Vernichtung angeboten wurden.

Warum, jetzt keine Preisangaben? Tja, weil alles etwas durcheinander, zwischen- und zusammen- gezahlt wurde (Thema: Einladung und Gegeneinladung), obwohl - wie wir etwas zu spät erfahren haben - alles auch auf die eine Tischrechnung dazu zuschreiben gegangen wäre.

Summa summarum: Ein zufriedenstellender Abend, nicht gerade billig, aber das Gebotene durchaus qualitativ in Ordnung! Der Wein, wirklich hervorragend, (Gemischter Satz !!!, Gelber Muskateller !!!, Sauvignon Blanc !!!) ist eher nicht im günstigen Bereich angesiedelt - aber dafür könnte man ihn ja durchaus zu vernünftigem Preis „über die Gasse“ mitnehmen.
Die Benotung mit geringfügigem Vorbehalt, aber ich glaube sagen zu dürfen: gerechtfertigt.
Hilfreich14Gefällt mir2Kommentieren
1 Kommentar

Ich weiß, daß einst Buschenschänken steuerlicher Vorteile genossen (war eine Frage bei der Steuerberaterprüfung eines guten Freundes von mir). Trifft das noch zu?

29. Jun 2013, 18:39·Gefällt mir
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