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Sa, 27. April 2024

Gourmetlounge, Wien - Bewertung

uc0gr
Experte
am 25. September 2014
SpeisenAmbienteService
Auf die „Gourmetlounge“ aufmerksam geworden durch eine „Daily Deal-Werbung“, statteten wir dem Lokal einen Besuch ab. Die telefonische Vorreservierung verlief nicht nur problemlos, sondern überaus herzlich und freundlich. Das Lokal ist gar nicht so einfach zu entdecken, hat es doch ein sehr unscheinbares Erscheinungsbild von außen, insbesondere neben dem doch „mächtigen“ Eingang des Hotels „Kaiser Franz Joseph“. Kaum eine Beschilderung findet sich am Portal der „Gourmetlounge“, lediglich ober der Eingangstüre findet sich der Hinweis „Restaurant“.

Vor der Eingangstüre stapeln sich einige Kartons der letzten Weinlieferung, und die blieben auch dort bis zum Verlassen des Lokals – keine gute Idee. Mittelhelles Holz dominiert das Lokalinnere, sei es durch die Holzvertäfelung der Wände oder durch das Interieur selbst. Alles wirkt sehr sauber und adrett, lediglich die Stoffbezüge der Bänke und Stühle (fast in Thronform) sind nicht sehr ansprechend, weil irgendwie altmodisch, was aber Geschmackssache ist. An den Wänden diverse klassische Bilder wie z.B. Ballett-Tänzerinnen im Stil von Degas in großen, massiven und vergoldeten Rahmen, die jedoch leider durch die Aufhängung grob „misshandelt“ wurden.

Wir wurden sehr aufmerksam und freundlich von der netten Servicedame empfangen, begrüßt und an unseren Tisch gebracht. Unser Tisch war besonders adrett und ansprechend eingedeckt - endlich wieder einmal Salz- und Pfeffermühlen und nicht das bereits gemahlene „Niespulver“ aus dem Pfefferstreuer. Darüber hinaus steht dem Gast eine nette Menage mit gutem, nativem Olivenöl, ausgezeichnetem Kürbiskernöl, Balsamico dunkel und hell, zur Verfügung – sehr löblich.

Der Gutschein beinhaltete ein „4-Gänge-Candlelight-Dinner für Zwei inkl. 1 Flasche Wein“ bestehend aus:
⇨ 1. Gang: Carpaccio (Filet vom Almochs mit Grana Padana, Rucola)
⇨ 2. Gang: Hühnerkraftsuppe (Gemüsestreifen, Nudeln und Hühnerfleisch) oder Kokos-Curry-Suppe (vegan)
⇨ 3. Gang: Hüferlsteak vom österreichischen Weiderind (160 g Hüftsteak auf Rucola-Risotto mit mediterranen Ofen-Paradeisern) oder gebratener Seeteufel (mit Mango, Limette und Chili an Tomaten-Bulgur)
⇨ 4. Gang: Gourmettorte (leichter Boden, Erdbeerfüllung und Prosecco-Crème)

Beim Wein entschied sich die beste Ehefrau von allen für den „Albarino - Con un par“, Vicente Gandia, Rias Baixas/Spanien, der sie sehr gut durch alle Gänge begleitete, da dieser Weißwein sehr aromatisch und ausdrucksstark war.

Zu trinken hatten wir sonst noch ein „Ottakringer Null Komma Josef“ (EUR 3,90 / 0,5l), einen „Aperol Spritz mit Prosecco“ (EUR 4,90 / 0,25l), einen „Cappuccino“ (EUR 3,70) sowie einen „Espresso Doppio“ (EUR 4,10) – alles tadellos, auch der Kaffee schmeckte uns - Afro Coffee, Link, der meines Wissens zur Red Bull-Gruppe gehört

Zu den Speisen…
⇨ 1. Gang: „Carpaccio (Filet vom Almochs mit Grana Padana, Rucola)“:
Ich hatte offensichtlich den Anschnitt des Filets, den man aus farblichen Gründen als Steak verwenden sollte und nicht für ein Carpaccio. Der sehr guten Fleischqualität tat dieser Umstand aber keinen Abbruch, und das Filet war auch ausreichend dünn geschnitten. Die Fleischmarinade hatte eine schöne Senfnote, der Rucola war frisch und gut mariniert, dazu noch eine Scheibe vom gerösteten Toastbrot, Kapernäpfel und hausgemachte Kräuterbutter, die leider direkt aus der Kühlung, ergo steinhart serviert wurde, vervollständigten den Genuss. Ein glattes „GUT“ (3).

⇨ 2. Gang: „Hühnerkraftsuppe (Gemüsestreifen, Nudeln und Hühnerfleisch)“:
Die Hühnerbouillon war definitiv hausgemacht, jedoch äußerst mild und blass. Ausreichend Gemüse, Nudeln und Hühnerfleisch fanden sich in der Suppe. Der Genuss wurde aber leider besonders dadurch getrübt, dass man gemeinsam mit dem Hühnerfleisch auch mehr als „ausreichend“ Knorperl mitservierte. Schade und daher nur ein „MÄSSIG“ (2).

⇨ 2. Gang: „Kokos-Curry-Suppe (vegan)“:
Die Suppe wurde leider eher als dicker Brei serviert mit darin enthaltenen Bohnensprossen, Champignons und vollendet mit gerösteten Mandelsplittern. Völlig erschlagen wurde jeglicher Geschmack mit einer Unmenge an Curry-Pulver, das außerdem der Suppe auch schon eine bittere Note gab – etwaiges Kokosaroma konnte kaum mehr herausgeschmeckt werden. Leider, aber für diese nicht feine, sondern eher sehr plumpe Küchenleistung kann ich nur mit gutem Willen ein „MÄSSIG“ (2) geben.

⇨ 3. Gang: „Hüferlsteak vom österreichischen Weiderind auf Rucola-Risotto mit mediterranen Ofen-Paradeisern)“:
Wir bestellten statt dem Hüferlsteak ein Filetsteak (Upgrade mit Aufpreis möglich) – die beste Ehefrau von allen wünschte es „medium“. Serviert wurde ein relativ dünnes Steak, das natürlich auch noch durchgebraten war. Das Steak war kaum gewürzt, schmeckte nicht sehr intensiv nach gutem Rindfleisch – ein völlig belangloses Steak. Der Risotto hatte bereits einen Säurestich und war zu weich, also einfach nicht wirklich frisch. Die Speise wurde mit schmackhaften Sprossen und etwas Blüten ausgarniert, optisch schön anzusehen, die Ofen-Paradeiser waren aber das Beste vom Hauptgang. Da kann ich leider nur ein „MANGELHAFT“ (1) geben.

⇨ 3. Gang: „Gebratener Seeteufel mit Mango, Limette und Chili an Tomaten-Bulgur“:
Wenn man schon exotische Früchte nimmt, dann sollten diese auch reif sein und Geschmack haben. Die Karambole (Sternfrucht) war hart und geschmacklos, die Mango hatte für eine Mango sehr wenig Aroma, dabei sind gerade Mangos so intensiv schmeckende Früchte. Die Garnele schmeckte leider einfach grauenhaft, wie ewig eingefroren und aufgetaut. Der Seeteufel war schön auf den Punkt gebraten, außen knusprig und innen glasig – ich mag das. Der Tomaten-Bulgur war in Ordnung, die Tomaten jedoch recht sauer und nicht fruchtig. Auch für diesen Gang kann ich leider nur ein „MANGELHAFT“ (1) geben, trotzdem auch dieser Hauptgang sehr ansprechend arrangiert wurde.

⇨ 4. Gang: „Gourmettorte (leichter Boden, Erdbeerfüllung und Prosecco-Crème)“:
Der Schokoladen-Biskuitboden war saftig und gut, beide Crèmes waren gut gelungen, leicht und erfrischend. Die Pitahaya (Drachenfrucht) war ebenfalls nicht reif, geschmacklos, statt der so typischen und wunderbar exotischen Honigsüße – trotzdem gebe ich dem Gang noch ein „GUT“ (3).

In Summe ergibt die Bewertung der einzelnen Speisen 12 Punkte und daher im Durchschnitt ein glattes „MÄSSIG“ (2). Wir waren tatsächlich sehr enttäuscht von diesem Besuch und vor allem von der teilweise nicht vorhandenen Küchenleistung.

Für das Ambiente, alles war sehr sauber und adrett, unser Tisch besonders hübsch eingedeckt, gebe ich ein glattes „GUT“ (3) unter Berücksichtigung, dass es sich um ein Lokal ohne Auszeichnungen oder Hauben handelt. Die Sanitäranlagen waren TOP gepflegt und sauber. Aber eine Wasserkaraffe mit deutlicher Abplatzung am Flaschenhals darf nicht an den Gast kommen.

Der Service, eine sehr freundliche und bemühte junge Dame, erhält von mir ebenfalls ein „GUT“ (3), wiewohl man bemerken musste, dass weder Wasser oder Wein eingeschenkt wurden. Aber sonst fühlten wir uns sehr willkommen und gut aufgehoben. Wegen der Mängel bei den Speisen gingen beide Kaffees aufs Haus und auch das Upgrade auf das Filetsteak wurde nicht verrechnet.

Fazit: ich könnte die „Gourmetlounge“ nicht mit ruhigem Gewissen empfehlen – zu schwach war die Küchenleistung. Der finanzielle Schaden hielt sich für uns, wegen des Gutscheines, zum Glück in Grenzen. Die Preise sind nicht im günstigen Bereich angesiedelt, bedingt durch die gebotene Küchenleistung aber ist das Preis-/Leistungsverhältnis definitiv nicht zufriedenstellend. Es gibt einen Gastgarten direkt an der Sieveringer Straße und das Lokal ist ein Nichtraucherlokal.
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2 Kommentare
uc0gr

"Die Hoffnung war sein Wanderstab, von der Wiege bis zum Grab!" Vielleicht nimmt man sich ja die von uns auch vor Ort geäußerten Reklamationen zu Herzen. Viel Glück in jedem Fall.

26. Sep 2014, 16:51Gefällt mir
adn1966

Eine sehr sachliche, aussagekräftige Bewertung. LGH sowieso, Gerry. So wie Du die Küchenleistung beschreibst, scheint es mir noch eher mild bewertet zu sein. So wirklich gestimmt hat dort eigentlich nichts. Ein bisschen "ich will, aber ich kann net". Exotische Früchte ohne Geschmack, Steak nicht auf den Punkt, Knorpel in der Suppe, ... traurig.

26. Sep 2014, 00:03Gefällt mir1
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