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Fr, 26. April 2024

Wild, Wien - Bewertung

amarone1977
Experte
am 9. Oktober 2012
SpeisenAmbienteService
Gelistet in: Wien - Beisl & Co.
Jetzt wird’s wild.

Nicht nur, weil das Gasthaus Wild ebenso heißt, sondern weil auch obendrein zur Zeit noch Wildwochen sind. Doppelt wild also. Na Mahlzeit sag ich – und treff mich mit Freunden, die das Lokal von sich aus vorgeschlagen hatten.

Auf dem Weg von der U3-Station Landstraße über die Untere Viaduktgasse bis zum Radetzkyplatz hab ich sogar noch Gelegenheit, den Bericht von Userin „sakoe“ durchzulesen – welcher sich mit meiner Erfahrung im Großen und Ganzen decken sollte.

Drinnen ist’s recht gemütlich, viel „holziges“ Wirtshausfeeling gepaart mit einer erfrischend jugendlichen Servicemannschaft.
Löblich: der Nichtraucherbereich ist der vordere, große Bereich um Eingang und Schank. Und um auf die Toiletten zu kommen, muss man eben nicht durch den Raucherbereich spazieren, sondern die Raucher sind es, die durch die gute Luft hindurch auf’s Örtchen spazieren „müssen“.
So soll’s sein – und für die ewigen Motschkerer gleich vorweg: das Lokal ist sogar am Montag „knackevoll“.
Mit mir sitzen übrigens drei Raucher am Tisch, die sich vorher und nachher vor dem Lokal, und während dem Lokalbesuch mal kurz im Raucherbereich die Nikotindosis geben. Für niemanden ein Problem, einhelliger Tenor: das gute Essen soll nicht durch Rauch gestört werden. Na geht doch!

Die jugendliche Servicemannschaft: die mögen ihren Job wirklich, das spiegelt sich in jedem ungezwungenen Satz wider. Flink, flott, unaufgesetzt freundlich und humorvoll, „ich empfehle mal…“, „soll ma noch warten mit der Hauptspeise?“.
Ja, es geht, die Mannschaft hat alles im Griff und keinen Stress. Bei voller Hütte wie schon gesagt.

Wildwochen. Sogar am Vorspeisenteller tummelt sich allerhand vom wildgewordenen Aufschnitt. Ein netter Beginn.

Die Rindsuppe: eine wirklich authentische Suppe mit ordentlich „Gmias“ drin. Dazu eine Einlage, vor der sich meine Mitesser fürchteten. Beim Gedanken, Hirn zu essen, wurden Augen verdreht – völlig unberechtigt, schließlich essen wir ja auch Würste, also Därme, durch die Schweine ihre Darmwinde hindurchgeblasen haben. Trotzdem sollte ich der einzige bleiben, der diese Delikatesse ernst nimmt. Fein passiert, mit Mehl und Ei, mit Gewürzen fein und leicht pikant abgeschmeckt.
Schmeckt fast wie zuhause und lässt Freude aufkommen.
Rindsbouillon mit Hirnnockerl – im wahrsten Sinne des Wortes eine denkwürdige Suppe.

Der junge Mann vom Service ganz kokett: „Ohne Ihre Mutter zu beleidigen, kann die Ihre mit unsrer mithalten?“

Gamskeule mit Eierschwammmerltascherl: das Fleisch teils zart wie Gulaschfleisch, zum Teil ein wenig fester und leicht durchzogen, aber ansprechend würzig und gut, ein bissl Wacholder fehlt, wäre noch besser.
Die Tascherln passen gut dazu, könnten aber ruhig noch ein wenig mehr Pepp haben. Große Teigtaschen sind aber auch nicht wirklich einfach hinzukriegen, ohne dass sie das Kochwasser zu sehr aufnehmen.

Nachspeise: schaffen nicht alle mehr, nur zwei von vier bestellen. Einmal Somlauer Nockerl, einmal das Kaktusfeigenmousse mit Buttermilchsüppchen.
Der Servicespezialist bringt aber instinktiv vier Bestecke zum Tisch und stellt die beiden Teller einfach in die Mitte. Gewagt – aber angesichts unserer lustigen Runde berechtigt.
Die Somlauer Nockerl hatte ich bis dato überhaupt noch nie probiert, ein relativ festes Biskuit, sagen wir mal „Schichtkuchen“ mit Vanillesauce dazu. Ganz die große Liebe wird’d nicht werden.
Einhellig tendieren die vier Gabeln zum Kaktusfeigenmousse, dessen Konsistenz vielleicht ein bisschen zu weich ist, aber die Kombination von fein-exotisch duftendem Mousse und „süß-saurer“ Begleitung funktioniert sehr gut.

Caffè, Grappa. Braucht man jetzt. Geht absolut in Ordnung.

Fazit: wirklich sympathisches Gasthaus mit Wiener Küche und internationalen „Ausflügen“. Die Küche kratzt am 4er, Service und Ambiente komplettieren aber einen wirklich gelungenen Abend mit Wiederholungsgefahr.
Rindsuppe mit Hirnnockerl - Wild - WienGamskeule mit Eierschwammerltascherl - Wild - WienSomlauer Nockerl, im Hintergrund Kaktusfeigenmousse mit Buttermilchsüppchen - Wild - Wien
Hilfreich24Gefällt mir15Kommentieren
2 Kommentare
amarone1977

CAH: Die Küche kratzt am 4er, so sagte ich doch. Ich hab lange darüber nachgedacht! :)

14. Okt 2012, 22:17Gefällt mir
CAH

Hallo, die Beschreibung klingt für mich eher nach einer 4er als einer 3er Bepunktung...

14. Okt 2012, 21:42Gefällt mir
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