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Fr, 26. April 2024

Kirby´s, Graz - Bewertung

bluesky73
Experte
am 17. Mai 2016
SpeisenAmbienteService
Gelistet in: Burger in Graz
Wer hätte sich das vor ein paar Jahren gedacht, als man Burger ausschließlich mit einem der beiden großen amerikanischen Big Player in Verbindung gebracht hatte. In den letzten Jahren kamen mehr und mehr einzelne Burger-Lokale mit teilweise beachtlichem Erfolg hinzu, mancherorts scheint sogar soetwas wie eine Goldgräberstimmung aufgekommen zu sein.

Der neueste Zuwachs in Graz auf dem Sektor eröffnete kürzlich mit dem „Kirby´s“ in den ehemaligen Räumlichkeiten der „Brasserie Santner“. Einer der beiden Eigentümer ist in der Grazer Gastroszene kein ganz unbekannter, versorgt Herr Mikulik doch mit seiner Steakboutique seit einigen Jahren die Steakszene auf exzellente Weise.

Bleibt noch die Frage, warum das Kirby´s heißt, wie es heißt – Namensgeber war das kleine Hündchen vom Chef, das uns auch letzten Samstag freundlich wedelnd an der Türe willkommen heißt. Wir versuchen unser Glück ohne Reservierung am späteren Nachmittag und hoffen, dass ein veritabler Regenschauer kurz davor möglichst viele Spontangäste von einem Besuch abhält.

Nach der Eingangstüre und den zwei Stufen, die man zu überwinden hat steht man im ersten Gastraum mit einer sehr schönen urigen Theke und einigen Tischen. Wir werden freundlich begrüßt und in breitem amerikanisch gefragt, ob wir eine Reservierung haben. Das gehört zum Konzept und soll das amerikanische Flair perfekt machen. Uns wird ein Tisch angeboten, der erst drei Stunden später reserviert ist – bis dahin sind wir lange fertig, das sollte passen.

Die junge Kellnerin, die für uns zuständig ist nimmt´s nicht ganz so genau mit der Sprache…sie hat aber auch ohne diese zusätzliche Hürde genug zu tun, denn ganz sattelfest scheint sie in der Gastronomie noch nicht zu sein. Sie bringt uns erst mal die Karten, die sich wie fast schon üblich auf Klemmbrettern befinden.

Außergewöhnlich ist das Gewicht der Bretter, denn die Stahlplatte dürfte schon einiges wiegen – wehe, wenn die mal wo runterfällt. Die Auswahl ist wie erwartet – „hand crafted burgers“, ein paar nicht alltägliche Sides und Saucen sowie der übliche Cheesecake stehen nicht ganz leicht lesbar auf dem braunen Papier. Die Auswahl an Bieren ist groß, bei Rückfragen kann man sich an einen eigenen Bier-Sommelier wenden.

Wir werden rasch fündig und das Fräulein schreitet zur Tat, die Getränke und Speisenwünsche aufzunehmen. Die Getränke (kleines Budweiser, Euro 2,50; Pfirsichsaft mit Leitungswasser, Euro 2,50) kommen zügig. Beim Servieren des Gläschens wird mir bewusst, dass hier (halbe) Pint ausgeschenkt werden. Wir bekommen noch Ketchup in der Flasche und in eine Stoffserviette eingewickeltes Besteck, dann sind wir eigentlich bereit für die Burger. Erst heißt es aber mal warten….lange 30 Minuten bei halb vollem Lokal.

Das Ambiente ist relativ gelungen. Man hat den Verputz von den Wänden entfernt und die rohe Ziegelwand freigelegt, Auf der anderen Seite ist eine interessante Holzwand in Bretteroptik entstanden, die mittelblau gepolsterte, rundumlaufende Bank wirkt irgendwie nicht ganz harmonisch. In dem Bereich, in dem wir sitzen sollte sie noch etwas besser verankert werden, denn sobald sich der Sitznachbar bewegt, schwankt die ganze Bank. Das Service wirkt noch nicht ganz eingespielt – jeder macht alles, ohne, dass man ein Konzept dahinter erkennen würde, die Herren scheinen etwas mehr Erfahrung am Gast zu haben.

Dann aber ist es soweit und einer der vier Herren aus dem Service bringt die beiden Burger auf Holzbrettchen, auf dem wohl aus hygienischen Gründen noch ein bedrucktes Blatt Papier liegt.
Für mich soll es der Bacon Cheeseburger (Euro 12) sein. Optisch gefällt er ganz gut, das Briochebun glänzt verführerisch, der geschmolzene Käse verläuft seitlich. Die erste Kostprobe dämpft den guten optischen Eindruck ein wenig. Der Burger ist sehr asymmetrisch zusammengebaut, die Sauce findet sich nur auf einer Seite, die karamellisierten Zwiebeln ebenfalls. Das Brötchen glänzt zwar schön, ist aber eher von der harten Sorte und relativ schnittfest. Das Fleisch ist dafür gut, der Burger medium gebraten.

Als Beilage sollen es für mich Truffle fries (Euro 4) sein, die in einem kleinen Tonbecher am Holzbrett stehen. Die Fries sind viel breiter geschnitten als üblich, die Parmesankruste ist ganz gut, der Trüffelgeschmack ist dezent. Die Pommes selbst sind allerdings wohl auch aufgrund ihre Größe innen sehr weich, fast schon matschig und kein wirkliches Ess-Erlebnis. Die zusätzlich bestellte Spicy Sauce hat eine angenehme Grundschärfe, die Menge ist für den Preis ok.

Die Wahl von Fr. bluesky fällt auf den Phillipp Cheeseburger (Euro 11), der zusätzlich zu den Standardzutaten noch Mushrooms beinhaltet. Das Fleisch ist auch hier nach Wunsch gebraten, Salat und Tomate sind frisch, der Speck sehr kross.

Die sweet potato fries (Euro 3) sind im Gegensatz zu den Truffle fries sehr dünn geschnitten und dadurch fast ein wenig trocken geraten. Auch beim Salz hat man es etwas übertrieben, schade drum. Die Gewürzgurke, der Länge nach geviertelt liegt wie man es kennt neben dem Burger, sie ist geschmacklich sehr gut und knackig.

Abserviert wird etwas zögerlich, die junge Dame ist sich nicht sicher, ob sie die Brettchen schon mitnehmen darf und fragt sicherheitshalber zwei Mal nach. Auch bei den Servietten wird extra nachgefragt, ob man sie noch braucht – wir bitten um die Rechnung, die in Summe doch nicht ganz günstige 36 Euro ausweist.

Zum Fazit: Das Kirby´s ist ein weiteres „American Kitchen“ Lokal am inzwischen hart umkämpften Grazer Burgermarkt. Das Ambiente ist nett und gefällig, allerdings nicht außergewöhnlich. Das Service in Person der jungen Dame zeigte phasenweise starke Schwächen speziell in Punkto Selbstvertrauen und Professionalität – nett sein ist nicht alles. Die von uns gegessenen Speisen waren durchschnittlich, die Truffle Fries würde ich persönlich nicht mehr bestellen und auch bei den Burgern blieb Luft nach oben. Vielleicht liegt´s an der Anfangsphase kurz nach Eröffnung – im direkten Vergleich liegt der Mitbewerb jedenfalls weit vorne.
"Phillipp Cheeseburger" - Kirby´s - GrazBacon Cheeseburger, Truffle fries, "spicy sauce" - Kirby´s - GrazSweet potato fries - Kirby´s - Graz
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4 Kommentare

Stellt sich halt die Frage, wie weit die USA (wie in so vielen Dingen, die meisten davon ärgerlich) imitiert werden. Die dortige Burgerbraterdichte ist noch lange nicht erreicht!

18. Mai 2016, 12:09·Gefällt mir

Der Markt wird sich wie überall früher oder später bereinigen...

18. Mai 2016, 11:33·Gefällt mir

Auch dieser Trend wird vergehen :)

18. Mai 2016, 09:28·Gefällt mir1

Ich frag mich schön langsam, wann man sich in Graz an Burgern satt gegessen hat. Soviele neue Burgergeschäfte sprießen aus dem Boden (Burgeristas folgt auch noch), Burger-Bubble fällt mir dazu nur ein...

17. Mai 2016, 19:38·Gefällt mir2
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