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Di, 19. März 2024

Wien - Asiatisch!

Wien - Asiatisch!

Auch Indien liegt in Asien.

Der Ausdruck "asiatisch essen" ist also eigentlich irreführend.

Trotzdem möchte ich mich hier auf Lokale beschränken, bei denen man mit Stäbchen essen kann, vielleicht ist diese Eingrenzung hilfreicher.

Hier finden sich zumindest 5 Länder:

China
Japan
Korea
Tibet
Vietnam


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amarone1977·8 Lokale·Update: 8. Okt 2013·0 Kommentare

1. Nihon Bashi

(1)
Kärntner Straße 44, 1010 Wien
Nihon BashiNihon BashiMatcha-Tee
In diesem Guide weil: Japanisch. Nicht nur Sushi, und wenn dann vom Allerfeinsten.
SpeisenAmbienteService
2. Aug 2013
"Nihonbashi ist ein Stadtteil Tokyos dessen Zentrum die gleichnamige Brücke bildet. Sie gilt als der Mittelpunkt Japans; Alle Distanzen nach T...Mehr"Nihonbashi ist ein Stadtteil Tokyos dessen Zentrum die gleichnamige Brücke bildet. Sie gilt als der Mittelpunkt Japans; Alle Distanzen nach Tokyo werden als Distanz bis zur Nihonbashi angegeben."
(© Website und Speisekartendeckblatt)

So neugierig war ich schon lange nicht mehr auf einen Besuch in einem asiatischen Restaurant.
U4 Karlsplatz, Ausgang Elisabethstraße – und man steht schon vor dem Lokal.

Gleich vorweg:
Meine bisher einzige hautnahe Erfahrung mit Japan waren die viel zu weichen Sitzpolster meines alten Nissan Sunny.
Die kulinarischen Erfahrungen wiederum gingen bis dato nicht weit über Misosuppe und Sushi hinaus.

Ich werde mich daher hüten, hier von dem ersten authentisch japanischen Restaurant zu sprechen.
Die Berichte meiner Vorredner sind übrigens allesamt profund und hilfreich – also am besten gleich alle lesen, von MeJulie bis CriticalMinds.

Meine Erfahrung:

drinnen sehr angenehme, unaufgeregte Einrichtung. Dunkles Holz, heller Bambus, hübsche Raumteiler aus rotem Stoff. Bequemes Gestühl, mit seidig weißem Stoff bezogen.
Im Lokal sind am frühen Abend vier Tische besetzt, davon drei Tische mit – offenbar – Japanern. Das sollte ja ein gutes Zeichen sein!

Extrazimmer und Karaoke gibt’s hier auch, ich erspare es der Nachwelt und bleibe bei gutem Essen und dem Bericht darüber.

Die beiden Gastgeber, offenbar ein Ehepaar, sind sehr freundliche, entspannte Personen mit einer wahren Elendsgeduld. Mein Studium der Karte braucht doch eine gewisse Zeit, Erklärungen für die vielen unbekannten Gerichte werden aber in Ruhe vorgetragen.

So beginne ich mal mit einem wärmenden Matchatee, im handgemachten Tongefäß serviert.
Meiner zur Zeit ein wenig lädierten Kehle zuliebe.
Matcha ist ja eine der begehrtesten Grünteevarianten. Kommt als konzentriertes Pulver zu Anwendung, sehr ergiebig. Herr Chef hebt die darin hochgradig enthaltenden Flavonoide hervor. Die antioxidativen Eigenschaften der Weiß- und Grüntees sind ja hinlänglich bekannt.
Dank hier auch nochmal an unseren allseits geschätzten User schlitzaugeseiwachsam, der mir dieses Thema in Verbindung mit asiatischer Küche mal näher brachte. Davon profitiere ich mittlerweile fast täglich – Kopferl, Magerl und Bauchspeck sagen Danke!

Die Karte ist wie schon erwähnt übervoll mit einem Streifzug von Kyushu bis Hokkaido, roher Fisch, Gebratenes, Tempura, Reis, Rind- und Schweinefleisch, Suppen, Salate, Sake, ja sogar japanischer Whisky. Die Karte ist übrigens 1:1 online einsehbar, lohnt sich.

Eine „Kokosrolle“ wird gebracht, im formschönen Körbchen. Bei genauerer Betrachtung erweist sie sich als zart duftender, feuchter „Waschfleck“ – genial: die Idee für die nächste Abendeinladung bei mir zuhause. Kein Vergleich zu unseren herkömmlichen Servietten, und seien sie aus noch so edlem Stoff.

Die Misosuppe mit Pilzen und Jungzwiebel (im späteren Hauptgericht enthalten).
Ein guter Beginn – und hier wird schon mal ein gewaltiger Unterschied zum oft an Abwaschwasser erinnernden Gebräu deutlich. Schmeckt vollmundig, nicht mehlig fad wie sonstwo. Der Jungzwiebel knirscht schön zwischen den Zähnen, die Pilze (als Schwammerlexperte muss ich bei der Pilzart passen) sind ungewohnt, aber schmackhaft.

Gyoza – die Teigtaschen. Hier mit Rind- und Schweinefleisch, mit einer Art Chinakohl und Bärlauch gefüllt. Weizenmehlhülle, schön angebraten. Die Soyasauce wird kaum benötigt.

Sushi: Varianten gibt es ohne Ende, darunter auch mit Aal (Unagi) oder mit Rogen vom fliegenden Fisch.
Meine Wahl: mit Goldbrasse (Kurodai), mit marinierter Makrele (Shimesaba) und „klassisch“ mit Lachs (Shake), um einen direkten Vergleich zum „Massensushi“ zu bekommen.

Auffälligster Unterschied: viel Fisch, weniger Reis (so wie’s sein sollte aber selten ist), der Reis außergewöhnlich weich und doch kompakt (anderswo erinnert er oft an zu kernig geratenen Risottoreis).
Der Fisch ist so zart, dass man das Gefühl bekommt, Damaszenermeister Hattori hätte mir höchstpersönlich die Schneidezähne geschärft.

Die Goldbrasse mit feinem Eigengeschmack, der Lachs neutral und edel, die marinierte Makrele sehr würzig und butterzart.
Herr Chef bittet mich fast darum, mit der bereitgestellten Soyasauce sparsam umzugehen, es wäre ja auch ein Jammer, würde ich sie so verwenden wie manche hierzulande das Ketchup.
Auch vom Wasabi ist bewusst wenig am Teller, von der Konsistenz wirkt es nicht wirklich viel anders als das herkömmliche, wirkt aber deutlich weniger scharf.

Salat: herkömmlicher Eisbergsalat, aber schön krachig-zart. Die Marinade ist wiederum ein Novum für mich, wirkt fast ein wenig „fleischig“. Soya? Bohnenpaste?

Der Hauptgang – Gyu Shigure Don. Zartes Rindfleisch, Zwiebeln und Glasnudeln in Ingwersauce gekocht auf Reis serviert, mit Salzgemüse. Letzteres macht mich stutzig, ich ahne es – und habe Recht: Gurke und Rettich. Nicht mit mir, Herr Chef notiert das mit einem freundlichen Lachen.

Die Portion ist ordentlich geraten, die gewaltige Schüssel wird zur großen Aufgabe.
Das fein gesäbelte Rindfleisch ist ganz eigen würzig, wirklich butterzart, die Würzung ist wieder einmal neu für mich, frisches aromatisches Grün findet sich ebenso wie leuchtend roter Ingwer, ein schönes Zusammenspiel der Aromen, der Reis ist zur Genüge vorhanden, könnte für meinen Geschmack ein bissi weniger bröselig-weich sein. Ein bisschen Soyasauce dazu, der hölzerne Chilistreuer ist mit Vorsicht zu genießen, richtig dosiert wertet es aber die Sache nochmal auf.

Dessert geht keines mehr, dafür aber ein Digestif – hieß er Shoche? 25% Alkohol, aus Süßkartoffeln gewonnen. Langsam trinken, wirkt allerdings trotzdem ein wenig zu sehr verdünnt. Nächstes Mal dann doch einen Sake.

Erstes Fazit: sehr entspannte Atmosphäre, ebenso entspannte Gastgeber, die hier, so finde ich einen großen Wurf gemacht haben.
Die Produkte sind frisch, bestens verarbeitet und höchst bekömmlich, trotz der verspeisten Mengen jammert der Magen zu keiner Zeit.
Auf alle Fälle wieder, Japanlektion Nummer 2 darf kommen.Weniger anzeigen

2. Good Morning Vietnam

Sechsschimmelgasse 16, 1090 Wien
Ca ri gà - Curry-Reisnudeln-Suppentopf mit Huhn"Glücks"-RollenKnusprige Nem-Rollen
In diesem Guide weil: Vietnamesisch. Lokal mit Anspruch!
SpeisenAmbienteService
4. Okt 2013
Schnell was Gutes im Bezirk finden. Das war zuerst mein Plan. Ich hatte wieder mal Lust auf „Happy Vietnam“, doch siehe da: das „Good Morning...MehrSchnell was Gutes im Bezirk finden.

Das war zuerst mein Plan. Ich hatte wieder mal Lust auf „Happy Vietnam“, doch siehe da:
das „Good Morning Vietnam“ ist ja gleich um die Ecke. Das wiederum wusste ich nur deshalb nicht, weil es in einer Einbahn zwischen Alserbachstraße und Gürtel liegt, die ich wegen der von mir oft benutzten 5er-Linie überhaupt nicht kenne.

Vor dem Lokal eine Reihe wacker fröstelnder Palmen, denen ich die jetzigen Temperaturen wirklich nicht zumuten würde.
Kurz gesagt: mit „schnell was essen“ wurde nichts. Aber immer eins nach dem anderen.

Ich muss vorausschicken, dass das Lokal in der Sechsschimmelgasse ganz anders „ausgelegt“ ist als das Happy Vietnam. Das war mir überhaupt nicht bewusst, obwohl ich die feinen Berichte von hautschi und boinus noch in Erinnerung hatte.

Also – keine Kantine, kein enges, wenn auch sehr gutes Snack-Lokal, sondern ein stylish beleuchtetes, mit weißem Lack und dunklem Holz verspielt ausstaffiertes Lokal. Hier meint man es richtig ernst, und damit meine ich nicht, dass Asiaten es nicht ernst meinten.
Aber dieses Lokal zeigt in vielerlei Hinsicht Ambitionen, die nicht zu vergleichen sind mit „Panasiaten“ und „Buffetchinesen“.
Wie schon User Gastronaut sinngemäß erwähnt hat, mit immergleichen All-you-can-eat-Buden wird man wohl langfristig kein Land sehen.

Fast ist es mir ein bisschen peinlich, mit legerer Kleidung und Sporttasche (ja irgendwie müssen die drei, vier oder fünf Gänge auch wieder runtergesportelt werden!) das gepflegte Lokal zu betreten.
Ich habe nicht reserviert – und erkundige mich um einen freien Tisch.
Zwei in gelbes bzw. rosafarbenes Tuch gehüllte Schönheiten schweben mir entgegen und bieten mir einen Tisch in Küchennähe an.

Schon die Speisekarte ist mir sympathisch: endlich mal eine Karte, in der den Eingeborenen keine Speisenfotos à la Dönerbudenfassade präsentiert werden. Wirklich professionelle und ansprechende Bilder, die Appetit machen und das oft noch Unbekannte noch mal näher bringen:
– „a so schaut des aus“.

Darüber hinaus: Säfte (z.B. Aloe vera, Tamarinde), die hausgemacht, sowie Tees, die selbst gemischt – und erst dann ins Teesackerl kommen.
Wie etwa: Limettentee, meine Wahl. Aromatisch mit feinen Bitterstoffen, laut Beschreibung gegen Halsweh, schadet also meiner rauen, gesprächigen Kehle sicher nicht (apropos Halsweh – geraucht wird hier natürlich nicht!)
Ginseng gegen Erschöpfung, Zitronengras gegen körpereigene Gifte, usw. sind ebenfalls auf der Karte. Grüner Tee mit Lotusherzen gegen Schlaflosigkeit war nach dem Essen der ideale Magenschmeichler.

Ich sag’s ja immer – in asiatischen Lokalen habe ich praktisch nie Gusto auf Wein, höchstens mal Bier. Das liegt nicht nur an den Speisen und ihrer Würzung selbst, sondern an der außerordentlichen Teekultur in Verbindung mit dem Essen, die hierzulande völlig unbekannt ist.

„A Gulasch, der Herr? Gern. Wos wuin’S denn trinken? Wos, an Hibiskustee? Hom’s an Poscha??“

Eben.
Aber Tee ist hier mehr als nur ein Getränk, sondern ganzheitlicher Speisenbegleiter, Verdauungshilfe, Entspannung, und und und.

Doch auch hier überrascht mich das Lokal mit Neuem: die liegenden Weinflaschen in den Regalen über mir sind nicht nur zur Dekoration.
Die Weinkarte lässt viele österreichische Restaurants sehr alt aussehen – entweder ist der Chef ein echter Weinkenner – oder er hat einen guten Lieferanten – oder beides. Es wird wohl letzteres zutreffen.
Da tummeln sich gleich zehn Franzosen zwischen 80 und 500 Euro, Smaragd-Rieslinge ebenso wie Heinrichs oder Weningers, sogar ein sündteurer Batonnagen-Wein findet sich auf der Liste – und Namen wie Giacomo Conterno, Grattamacco – oder gar – Bertani, der „Großvater“ aller Amarone-Produzenten.
Pronto?

Versprochen, beim nächsten Besuch wird ein gepflegtes Glas riskiert.

Die vietnamesische Küche ist extrem vielfältig: Fisch, Meeresfrüchte, helles und dunkles Fleisch, Reis, Nudeln, Gemüse. Man braucht schon so seine Zeit, um die Karte durchzuackern.

Ein Gruß aus der Küche (keine Gedeckverrechnung), den ich nicht wirklich gebraucht hätte: ein eher trockenes Stück Rind auf gemischtem Salat – darunter leider auch die Gurken à la julienne – und schon fängt amarone an mit den Stäbchen zu fieseln.

Ich bestelle: Ca ri bò, einen Curry-Reisnudeln-Suppentopf mit Rind.
Der kommt Gott sei Dank zu früh daher, ich bin noch mit dem Untersuchen des Salats beschäftigt. Ich lass ihn also gleich stehen und widme mich dem ersten Highlight:
der Suppentopf, obwohl als kleine Portion bestellt (gut 6 Euro) schon fast eine Hauptspeise, dampft wohltuend vor sich hin, verströmt wunderbare Aromen. Ich für mich mag das Zusammenspiel aus Zitronengras und Koriander. Das passt zu dieser Küche einfach, mir tun die Korianderfeinde wirklich leid.

Feine Fleischstücke, einzig die Nudeln könnten ein bisschen „bissiger“ sein, sie wirken schon ein wenig zu weich für meinen Geschmack.
Aber Hand auf’s Herz: dieses „Gebräu“ ist allein schon ein fast perfektes Essen, wo ich doch schon hierzulande ein Suppentiger bin.

Die Hauptspeise setzt wiederumdort fort, wo die Suppe aufgehört hat: ein im Bananenblatt gedämpfter Butterfisch, das konnte nur gut sein.
War es auch: Cá hâp lá chuôi, serviert mit schön krümeligem Reis, der wiederum ein bisschen, aber nicht zu viel, mit fein gehackten Erdnüssen verfeinert wird (18,50).
Der Butterfisch macht hier seinem Namen alle Ehre, eigentlich viel zu schade, um ihn immer nur als „banales“ Sushi in die Sojasauce zu tunken.

Während ich also so nach dem Essen den zweiten Tee schlürfe, unterhalte ich mich mit dem Chef, der richtig aufblüht, wenn er über Essen und Lebenseinstellung philosophiert.

„Beim Essen ist es wie bei einer Reise – man geht nicht immer im Kreis, isst nicht immer dasselbe.“
Und: „Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme“.
Oho – wer sagt das sonst immer? Ich glaube, wir verstehen uns.

Passend zur Reise ist auch die Gemächlichkeit beim Essen selbst. Die aromatischen Zutaten, das klein geschnittene Fleisch, das Essen mit den Stäbchen. Der Tee.
Man braucht Zeit – man hat sie aber auch – oder man nimmt sie sich einfach – und kommt auf angenehme Weise nach einem langen Tag wieder auf den Boden zurück. Auch wenn im Fernsehen Champions League läuft und man es erst zur zweiten Hälfte ins Café Hummel schafft.

Wozu braucht man Wellnesshotels – wer genug Zeit zum Essen hat, der muss sich nicht einmal im Jahr Massage und Gurkenmaske kaufen.
Eben. Und überhaupt - wer will schon aussehen wie eine Gurke?

Also: eine weitere „Reise“ wird mich sicher wieder ins Good Morning Vietnam führen, einerseits weil die feine Zubereitung bester Zutaten Lust auf weitere Varianten der Karte macht, andererseits weil allein schon die Tees Grund zum Verweilen machen.
Und dann wäre ja noch das Thema Wein, das gerade hier mal genauer „untersucht“ werden sollte.
Also, guten Appetit – oder auch: gute Reise!Weniger anzeigen

3. Hanil

Gumpendorfer Straße 14, 1060 Wien
HanilSesamblatt, belegt mit Gegrilltem
In diesem Guide weil: Koreanisch. Der Tischgrill war eine feine Sache.
SpeisenAmbienteService
1. Okt 2013
ReTe-„Betriebsausflug“. Ich muss jetzt ein bisserl lästern – „Betriebsausflug“ klingt ein bisschen wie Busfahrt im Heizdecken-Bomber mit anschließe...MehrReTe-„Betriebsausflug“. Ich muss jetzt ein bisserl lästern – „Betriebsausflug“ klingt ein bisschen wie Busfahrt im Heizdecken-Bomber mit anschließender Produktpräsentation im Seminarhotel.

Doch das Treffen im 6. Bezirk war allererster Güte, vielen Dank für die perfekte Organisation nochmal an unseren Gott sei Dank rechtzeitig eingebürgerten ReTe-Asienkorrespondenten schlitzaugeseichwachsam!

Was gibt es also schöneres als eine Runde von tollen Leuten, die allesamt das Gleiche tun: gern essen, gern trinken, und darüber auch noch sinnieren und erzählen. Eine durch und durch schmackhafte Kombination, wie ich meine.

Eigentlich wollte ich ja hier anderen Experten den schriftlichen Vortritt lassen, fühle ich mich doch nach wie vor als „koreanische Jungfrau“.
Es war tatsächlich eine Premiere für mich, koreanisch zu essen. Und sie war erfreulich, obwohl ich – um ganz ehrlich zu sein – öfters nachfragen musste, so in etwa wie „Was war das nochmal?“

„Tischgrillen“ war also angesagt – nicht das Jahrestreffen der koreanischen Tischlerinnung, sondern salopp gesagt Raclette für Fortgeschrittene. Wobei Raclette an das Gebotene beileibe nicht herankommt.

Als Vorspeise kamen ein paar Häppchen: eine Art Omelett mit Ei, Jungzwiebeln und Meeresfrüchten. Auf den ersten „Biss“ gar nicht wirklich anders, als wenn ich mir zuhause ein Omelett mit Champignons mache, nur eben mit Seafood statt den Schwammerln.
Das ganze wird aber gedippt: in eine Soyasoße mit Sesamöl und gehackten Frühlingszwiebeln.
Ein gefährliches Suchtmittel.

Kimchi: traditionell wie Sauerkraut eingemachtes Gemüse.
Da wäre mal der Chinakohl. Die Stücke mit dem feinen Biss eignen sich ideal dafür, wie ich finde. Sehr gesund so nebenbei, wie auch die anderen Varianten. Lasse ich mir schmecken.

Der Rettich wiederum überzeugt mich überhaupt nicht, was aber einfach und allein an der Tatsache liegt, dass mir Rettich, fast wie die Gurke, als Gemüse nicht geheuer ist. Ich kenne bis dato keinen genießbaren Aggregatzustand von Rettich. Wer mich eines Besseren belehren möchte, bitte vortreten.

Jetzt kommt der erste Fleischteller, unmarinierte Stücke von der Rinderhochrippe.
Auch mit vom Spiel: riesige Zwiebelscheiben, Champignons und Knoblauchspalten.

Der Gas-Tischgrill wird angeworfen.
Wohl meine nächste Investition für den Esstisch: kein lästiges Kabel, dann die Form der Grillfläche leicht nach innen gebogen, fast wie ein Wok. Mittig sehr heiß, am Rande etwas kühler. Die Verwendung dieses Geräts funktioniert fast intuitiv, kein Vergleich zu unseren Raclettes. Hinfort mit ihnen!

Die schön marmorierten Hochrippenstücke kurz angebraten, beidseitig, dann geht’s schnell: Salatblatt in die linke Hand, Sesamblatt (!) darüber, die Fleischstücke in eine Mischung aus Sesamöl (gesalzen und gepfeffert) und/oder Paprikapaste getunkt, rauf aufs Blatt, dazu nach Geschmack noch etwas Gemüse – mein Favorit war der marinierte Porree, den ich durch seine Konsistenz glatt als Kraut verunglimpft habe, auf Porree wäre ich auf keinen Fall gekommen.

Jetzt rollt man die Blätter mit dem appetitlichen Inhalt ein wie einen Döner und – schwupps – rein in den Mund.
Das sind neue Geschmackserfahrungen: das ganz eigentümliche Sesamblatt (wie soll man das beschreiben?), zusammen mit dem Fleisch und den würzigen Saucen. Mein ebenso verzückter Sitznachbar adn1966 will sich gerade eben in besagte Paprikasauce „eingraben“.

Zweiter Fleischteller: diesmal mit mariniertem Fleisch (Bild). Wieder ein Genuss, ohne Gleichen!

Zum „Nachtrinken“ dann eine Spezialität, von SSW selbst mitgebracht: Dew Tea, ein Tee aus einer Pflanze, die aufgrund ihrer kugelförmigen Blüten an einen Zierstrauch eines Hietzinger Vorgarten erinnert - tatsächlich: eine Tee-Hortensie! Ganz leicht aromatisch, bisschen wie Fenchel, zart süß. Anregend!

Kurzes Wort zu Ambiente und Service: das Lokal ist eher schlicht und funktionell eingerichtet, nicht ungemütlich.
Service unauffällig, keine Humorbolzen, aber stets flott und emsig unterwegs.

Fazit: ich mag ja die Kombination aus Essen und selbst am Tisch zubereiten. Es muss nicht immer ein 300g-Steak am Teller liegen. Durch das gemeinschaftliche Zubereiten und Essen auch höchst kommunikativ und bestens geeignet für mehrere Leute am Tisch.
Geschmacklich ganz neu, aber sehr überzeugend und auch sehr bekömmlich.
Absolute Wiederholungsgefahr!Weniger anzeigen

4. Happy Vietnam

Neubaugasse 45, 1070 Wien
Happy VietnamFrühlingsrollenBun
In diesem Guide weil: Vietnamesisch. Kleine "Bude", aber frisch gekochtes Essen.
SpeisenAmbienteService
21. Jän 2013
amarone meets schlitzaugeseichwachsam: Carinzia und Korea - Good evening, Vietnam! Ich werde „vorgewarnt“ – es ist „nur“ eine Imbissbude. W...Mehramarone meets schlitzaugeseichwachsam:
Carinzia und Korea - Good evening, Vietnam!

Ich werde „vorgewarnt“ – es ist „nur“ eine Imbissbude.

Wenn es aber in einer Imbissbude richtig gutes Essen gibt, dann werde ich neugierig. Denn das wachsame Schlitzauge ist dank mehrmaliger Besuche in Mitbewerberlokalen sicher, dass hier alles nochmal ein bisschen besser wäre.

Die Neubaugasse ist lang, von der Mariahilferstraße geht man doch ein Stück. Links das kleine Lokal.

Mekongdelta, Saigon, das nicht mehr Saigon heißt und einer von vielen sinnlosen Kriegen. Viel kann ich nicht mit Vietnam (oder Viet Nam) assoziieren.

Nachhilfestunde, wenigstens kulinarisch.

Das Lokal ist wirklich winzig, einfachst eingerichtet, ein paar erhöhte Sitzgelegenheiten, zwei Tische, sitzt man an einem Tisch, schaut man dem Nachbarn auf den Teller. Sieht aber gut aus und riecht anregend, wie eigentlich der Grundgeruch im Lokal.

Kein stinkender Ölgeruch, hier gibt’s nur interessante Wohlgerüche.
Ebenfalls nicht zu übersehen – dieses Lokal hat nichts mit einer Imbissbude gemein, hier ist alles blitzsauber, die Wände zeigen keine Spuren von Kochdämpfen oder ähnlichem. Warum ich das erwähne? Wie bereits ein Vortester richtig erwähnt, steht man beim Reinkommen auch schon praktisch in der Küche.

Während wir auf unser Essen warten (dem man beim „Entstehungsprozess“ natürlich live beiwohnen kann) kommen und gehen Leute, die Essen bestellen und mit nach Hause nehmen.
Das Besitzerpärchen hat zwar mächtig zu tun, ist aber ganz entspannt und gut aufgelegt.

Zuerst kommt Saigon. Thanh Pho Ho Chi Minh wäre zu lange für das Etikett: ein Bier, das zuerst ein wenig metallisch schmeckt, man gewöhnt sich dann aber relativ schnell daran, fast möchte man meinen, man trinkt ein Murauer mit noch weniger Hopfen als ohnehin schon. Leicht süßlich, aber nicht ungut.

SSW bestellt Frühlingsrollen. Und was für welche!

Welche Assoziation habe ich mit Frühlingsrollen: nach altem Öl stinkend, außen eine Konsistenz wie das Innenröhrl einer Klorolle, in Wasser und Öl getränkt.

Nicht so hier: schon ein bisschen ölig, klar, kommt ja aus dem heißen Fett, aber schön knusprig zart. Und innen jede Menge Frisches, fleischlisch wie pflanzlich.

„Bun“. Reisnudeln, Rindfleisch, Sprossen, und eine Art „Endiviensalat“.
Alles ist perfekt frisch zubereitet – „à la minute“. Das schmeckt man einfach. SSW empfiehlt, gründlich umzurühren, damit sich die Fischsauce gut mit den Zutaten verbinden kann. Lohnt sich, die Fischsauce ist nicht extrem (mit konzentrierten Fischdüften bin ich eher heikel), alles hat ein feinen süßlichen Touch.
Was mir an diesem Gericht besonders zusagt, ist das frische, knackig und doch butterzarte Gemüse.

Weil’s so fein war, hab ich noch Lust auf eine Draufgabe. Ach ja, und noch einmal Ho Chi Minh, bitte.

Die Draufgabe sind nochmal Frühlingsrollen, aber nicht frittiert.
Frische Zutaten, umgeben von „Reispapier“. In eine vielleicht etwas zu intensive Sauce getunkt, so einfach und schnell kann gutes Essen sein. Spätestens jetzt sollten sich manche hinterfragen, warum sie sich ständig Burger und Schnitzel samt „Fritten“ reinhauen und dann „furzen wie die Klingonen“, wie etwa Hagen Rether jetzt sagen würde.

Das Essen war eine sehr feine, schnelle und bekömmliche Sache. Sicher wieder, nicht einfach nur beim zufällig Vorbeigehen.
Klein, fein, blitzsauber. Schnelles, wirklich gutes, und ich würde auch ohne weiteres sagen – gesundes Essen.
Und das alles auch noch zu fast unverschämt günstigen Kursen. Der riesige "Pott" (nicht Pol Pot!) mit Bun kostete gerade mal 6,50.

PS: In bester Gesellschaft zu essen schmeckt natürlich immer nochmal einen Tic besser – vielen Dank SSW, Experte für Kulinarik dies- und jeseits von Wiener Unfreundlichkeiten!Weniger anzeigen

5. Tibet-Kultur-Restaurant

Währinger Gürtel 102, 1090 Wien
In diesem Guide weil: Tibetisch. Frisches Gemüse, Teigtaschen. Wildgetreide und Dinkel.
SpeisenAmbienteService
13. Jän 2011
Zuerst mal das Lob für ein Lokal, das komplett rauchfrei ist. Die Atmosphäre is abgesehen von der Rauchfreiheit eine Offenbarung. Keine chinarestau...MehrZuerst mal das Lob für ein Lokal, das komplett rauchfrei ist. Die Atmosphäre is abgesehen von der Rauchfreiheit eine Offenbarung. Keine chinarestaurantartige, barocke Holzeinrichtung, sondern eine schlichte und doch farbenfrohe Einrichtung mit angenehmer Hintergrundmusik.

Bevor ich irgendwas esse, habe ich schon zwei Riesenhäferl Tee intus. Hier wird klar, dass ich das zweifelsohne fantastische Trumer Pils nicht bestellen werde, geschweige denn eine Weinkarte ordere, sondern beim Tee bleibe. Endlich mal ein Tee, der vollen Geschmack hat und wahrlich herzerwärmend ist. Die Teekarte ist mehr als eine Seite lang. Belebend, kühlend, beruhigend, hier gibt's wirklich alles, man könnte zum Tee trinken alle schon hierher kommen und sich einen der niedrigen Tische mit bequemem Sofa reservieren.

Das Essen: wir bestellten einen Vorspeisenteller mit Momos, Glasnudeln, Gemüse und zwei anderen typischen Teigtaschen, vegetarisch oder mit Rindfleisch. Geschmacksache ist es immer, aber die Teigtaschen werden mit Roggenvollkornmehl zubereitet, die ganze Küche verzichtet auf Schweinefleisch, Glutamat, weißen Zucker und Weißmehlprodukte.

Im Vordergrund stehen die gute Verdaulichkeit der Speisen, mit Fokus auf die Verwendung verschiedener natürlicher Gewürze.

Fazit der Speisen: die Momos (Teigtaschen) waren ein Hit, besonders jene mit Käse, gut auch die Glasnudeln, die in einer eintopfartigen Mischung mit dem Gemüse serviert wurden. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber gut, was aber immer auffällt ist die generell relativ salzarme Küche.
Als Beilage kam ein so genannter Dampfknödel aus Vollkorngermteig, der ebenfalls überzeugen konnte.

Beim nächsten Besuch werde ich dann das eine oder andere mit Lamm probieren. Küche zwischen 3 und 4, heute mal eine 3, beim nächsten Mal wird's vielleicht noch mehr.Weniger anzeigen

6. Yak & Yeti

Hofmühlgasse 21, 1060 Wien
Yak & YetiYak & YetiYak & Yeti
In diesem Guide weil: Nepalesisch. Man merkt den Übergang zum indischen Subkontinent.
SpeisenAmbienteService
12. Okt 2012
amarone1977 meets schlitzaugeseiwachsam – once again! Diesmal: Lektion in Sachen nepalesisches Essen. Für beide allerdings, da keiner von uns b...Mehramarone1977 meets schlitzaugeseiwachsam – once again!

Diesmal: Lektion in Sachen nepalesisches Essen. Für beide allerdings, da keiner von uns beiden jemals Erfahrungen mit nepalesischer Küche hatte.
Vorweg: über die Authentizität kann ich noch weniger erzählen, da ich so oft in Nepal war, wie ein Eskimo in Brasilien Urlaub macht.

Das Lokal befindet sich in einem Innenhof voller verschiedenartiger Dekorationen, die im entferntesten Sinne an einen Besuch im Heinrich-Harrer-Museum erinnern. Figuren, Devotionalien, bunte Fahnen. Schade, dass der Sommer vorbei ist, sonst wäre es hier recht gemütlich zum Sitzen.
Zuerst gehe ich mal beim „falschen“ Eingang links rein. Schank, Raucherbereich.

Der Nichtraucherbereich ist der Eingang im Hof ganz hinten rechts, die spielenden Kinder des Hauses weisen mir den Weg.
Und dieser Raum sollte ein Volltreffer sein. Kein normales „Gasthaus“-Feeling, sondern ein Raum mit mehreren erhöhten Sitzgruppen, die den Raum nicht nur niedriger machen, sondern auch ohne Schuhe betreten werden müssen.
Jetzt ist die ganze etwas improvisiert wirkende Holzkonstruktion zwar nicht 100%ig bequem, es sei denn man stopft rund um sich rum einen Haufen der schönen Pölster. Trotzdem hat das „Rumlümmeln“ am „erhöhten Boden“ was sehr Entspannendes – und es fehlt eigentlich nur mehr das Essen, das da kommt:

Ein knuspriges Fladenbrot als Appetizer – SSW, wie hieß es nochmal?

Ein Momo-Mix, zum Teil mit Fleisch, zum Teil mit Gemüse, darunter auch eine Kartoffelvariante. Die gebratene Variante ist etwas trocken, aber die anderen, die zu Recht an Dim Sums erinnern, sind wirklich vom Feinsten, der dünne, schön gummig-bissfeste Teig und die gut gewürzte, nicht versalzene Fülle ist ein wunderbares Essen, von dem ich mich schon mal fast alleine ernähren könnte.
Dazu: eine mit Ingwer und Knoblauch geschärfte Tomatensauce.

Mansahari: laut Speisekarte (online) ein Gericht aus drei verschiedenen Gebieten Nepals bestehend aus Hühnerfleisch mit südnepalesischen Gewürzen, Lammfleisch mit Gewürzen aus dem Katmandutal (Katmandu ist die Hauptstadt Nepals – ja immerhin weiß ich irgendetwas über dieses Land!) sowie Rindfleisch mit nordnepalesischen Gewürzen.
Dazu das Fladenbrot Roti und sehr guter Basmatireis.
Einhelliger Tenor: das Lammfleisch ist der Favorit. Fleischqualität und –geschmack und Würzung sind sehr ausgewogen, das Rindfleisch ist ein wenig fester, aber nicht flachsig. Die Würzung ist ungewohnt, aber auch nicht störend. SSW ist anderer Meinung, das Rindfleisch bleibt also mir. Einzig das Hühnerfleisch ist mir trotz butterzarter Eigenschaft viel zu salzig, auch wenn das Fladenbrot zum Neutralisieren bestens geeignet ist.

Lamm „Yak & Yeti“. Zwei Würzmischungen, dazu wie schon zuvor Linsenbrei, außerdem auch Okra, ein knackig-schmackhaftes Gemüse, das aussieht wie sternförmiger Zucchini, aber schmeckt wie eine Mischung aus Erbsen und Bohnen.
Leider bleibt der Geschmack dieses Gericht dem Gericht zuvor ein wenig treu, dazu kommt, dass für mich der Salzgehalt zu hoch ist.

Nachspeisen. SSW meint, dass die asiatische Küche generell nicht bei den Desserts „zuhause“ ist, man reicht stattdessen eher Obst als Nachtisch.
Die angebotenen Desserts bestätigen das zumindest zum Teil: während die süßen Teigtaschen mit „aromatischer Apfelfülle“ ganz nach meinem Geschmack sind, also nicht zu süß, dafür aber ordentlich mit Nelken gewürzt, dass die Zunge sogar leicht taub wird.
„Yin & Yang“, eine Kombination der Nachspeisen „Kailash“ (nicht nur ein heiliger Berg, sondern auch ein karamellisiertes Teigbällchen mit hausgemachtem Joghurt) und Sheto Tara (ein karamellisiertes Milchbällchen mit Erdbeer-Joghurt-Sauce).
Letzteres erinnert geschmacklich sofort an einen frisch geöffneten Becher Jogurella. Das Supermarkt-Kühlregal lässt grüßen.
Das „heilige“ Teigbällchen daneben ist weit besser und geht in die Richtung „Kokos“, ist aber auch kein wirklich großer Wurf.

Das gab’s zu trinken: Tee mit Kräutern aus dem Himalaya und einen Honig-Ingwertee. Beide sehr empfehlenswert. Nie käme ich hier auf die Idee, Wein oder gar Bier zu trinken. Frevel!

Ein Wort noch zum Service: der Familienbetrieb ist ebenso entspannt wie fast „auffällig unauffällig“, alles kommt zur rechten Zeit, man hält sich vornehm zurück. Einzig die Kinder sind etwas lebhafter, die entzückenden Lausbuben erlauben sich sogar den Scherz, mich beim Aufsuchen der Toilette auf’s „Mädchenklo“ zu schicken.

Fazit: sehr entspanntes Lokal. Genau zwischen Indien und China gelegen könnte man die Küche sogar als gewisses Mittelding zwischen den beiden Kulturen beschreiben, wenn man dies als (Fast-)Laie beider Kulturen so benennen darf.
Einige Speisen wie etwa die Daal-Gerichte finden sich auch tatsächlich in indischen Lokalen, während die Momos auch beim Tibeter am Währinger Gürtel zu finden sind, wenn auch dort weniger Salz und mehr Vollkorn verwendet wird.Weniger anzeigen

7. Sajado

G3 Platz 1, 2201 Gerasdorf bei Wien
Pho Noodle Soup
In diesem Guide weil: Asiatisch. Ein Querschnitt durch den asiatischen Kontinent.
SpeisenAmbienteService
9. Mai 2013
Der Gerasdorfer Föhrenhain. Klingt sehr romantisch, ist aber eine Siedlung, die stark gewerblich geprägt ist, die Föhren zählt man hier an eine...MehrDer Gerasdorfer Föhrenhain.

Klingt sehr romantisch, ist aber eine Siedlung, die stark gewerblich geprägt ist, die Föhren zählt man hier an einer Hand ab. Seit nun die S1 und die A5 den Regionenring um Wien erweitern, war es offenbar „Zeit“ für ein Einkaufszentrum enormer Ausmaße.

Das G3 scheint relativ niedrige Quadratmeterpreise in der Gegend fast feierlich auszukosten. Der Parkplatz hat Ausmaße, als wollte man noch das Estadio Bernabeu von Madrid nach Gerasdorf übersiedeln. Möchtegern-Vettels nützen das Asphalt-Labyrinth abends für ihre aufgemotzten, laut brüllenden Karossen.

Während die Geschäfte schon gegen 19 Uhr schließen, hat die für Einkaufszentren obligate Gastronomie noch länger offen.
Das Sajado bekocht die Shopping-wütigen gar bis 21 Uhr.

Drinnen protzt das EKZ mit Größe und Weitläufigkeit. Viel Holz, riesige Querträger und Stützen, die Fronten der größeren Geschäfte werden architektonisch geschickt nach oben gezogen. Schöne Lichtspiele, eine interessante Wasserkaskade und Musikbeschallung sollen nur entspanntes Geldausgeben sorgen.
Die enorme Höhe und Breite der „Aula“ sorgt allerdings auch ein wenig für eine Atmosphäre wie auf einer riesigen Messe.

Die Karte macht mit den Fahnen der Länder unmissverständlich klar, dass man einen Querschnitt durch die „gängigsten“ asiatischen Küchen anbietet, wenn man das so sagen darf. Sushi, Indisches oder Thai-Curry, Noodles (ohne Schachtel), Chinesisch, der eine oder andere koreanische Farbtupfen, ja sogar Indonesisch.

Beim ersten Besuch probiere ich meine erste Tom Ka Gai, laut Karte mit Kokosmilch und Hühnerfleisch, Galgantwurzel, Zitronengras, Pilzen und Koreander.
Eine sehr anregende Kombination, mit dem typischen Aroma von Zitronengras und Koreandergrün umschmeichelt. Das Hühnerfleisch hat diese typische Zartheit, wie ich sie nur in asiatischen Lokalen kenne (wie macht man das eigentlich?), die Pilze passen ohnehin gut dazu.
Fast wirkt der Suppenpott allerdings mit der Zeit zu intensiv in alle Geschmacksrichtungen.

Sushi und Maki: ich brauche meine monatliche Befriedigung des Sushi-Hungers. Bemängeln kann ich optisch wie geruchstechnisch nichts, auch die Konsistenz der Grundprodukte ist in Ordnung.

Zweiter Besuch: ich bin sehr spät dran, doch es ist noch eine gute Dreiviertelstunde bis Lokalschluss. Die Küche ist schon dunkel, ich bin der einzige Gast in der riesigen „Aula“.
Das gesamte Team des Lokals reckt die Köpfe in meine Richtung. Will der wirklich noch was essen?
Man zeigt sich gnädig und wirft den Ofen wieder an.

Pho Noodle Soup, eine vietnamesische Reisnudelsuppe mit Rindfleisch, frischer Minze und Koreander laut Karte.
Der Koch meint’s zu gut mit mir: viel intensiv mariniertes Rindfleisch und jede Menge frisches Gemüse, saftig, sättigend, die Suppe vielleicht diesmal ein bisschen zu dünn. Hier muss ich klar sagen, dass meine erste vietnamesische Erfahrung in der Neubaugasse um zumindest eine Klasse besser war.
Auf alle Fälle nicht aufzuessen, ich scherze mit dem Koch - er hätte für drei gekocht, wo denn die anderen beiden Esser geblieben wären?

Service ist stets freundlich und zurückhaltend, Warterei gibt’s keine, allerdings war ich auch stets immer kurz vor Lokalschluss dort.

Fazit: wer nach dem Einkaufen – oder davor – mal richtig Appetit bekommt und keine Lust auf Gummilaberl oder die hundertste Pizza hat, der kann sich hier ganz ordentlich durch die Karte kosten. Die Auswahl ist mehr als riesig, das Essen hat mich bei zwei Besuchen nicht wirklich enttäuscht, auch wenn ich der Meinung bin, dass so ein gewaltiger kulinarischer Querschnitt durch den ganzen Kontinent trotz allem ein Kompromiss ist, also nie die Qualität erreichen kann, die ein auf eine bestimmte Küche spezialisiertes Restaurant bieten kann.
Trotzdem: für ein Einkaufszentrum ist das Lokal allemal beachtlich.Weniger anzeigen

8. Ebi

Leopoldauer Straße 45-49, 1210 Wien
EbiEbiEbi
In diesem Guide weil: Japanisch. Nennen wir's Sushi-Fresshalle?
SpeisenAmbienteService
4. Mär 2012
Große Erwartungen hatte ich, als ich wieder einmal in den 21. Bezirk musste und gleich mal über die A22 und die B3 direkt zum Ebi in der Leopoldaue...MehrGroße Erwartungen hatte ich, als ich wieder einmal in den 21. Bezirk musste und gleich mal über die A22 und die B3 direkt zum Ebi in der Leopoldauer Straße fuhr.

Aufgrund der Beschreibungen schien es ja ein bahnbrechendes Konzept zu sein.
Wäre es auch sicher, aber die Umsetzung ist eine mehr als durchwachsene Vorstellung.

Und das ging so:

Man parkt bequem vor der Haustüre, auch wenn das Lokal gut besucht ist. Man darf ja auch nicht vergessen, dass hier auch Kunden von dm, Vögele und wenn ich mich grad richtig erinnere, auch von Hofer parken.
Gute Voraussetzungen natürlich für jede Menge Lauf- und auch Stammpublikum.

Die Front des Lokals ist schier epochal. Genial auffällig (Bilder von Otternase!) und trotz der Größe recht einladend.

Drin sind Raucher und Nichtraucher gut getrennt, von den Ausmaßen her kann fast der ganze 21. Bezirk hier zu Mittag essen. Gewaltig. Interieur gut aufgeteilt, viel Platz, trotz der schieren Größe ist das Lokal nicht mit Tischen und Sesseln vollgeräumt, es bleibt viel Freiraum. Kleine Ecktische genauso wie schöne Rundtische mit edlem Polstergestühl.
Sofort wird man begrüßt und einem Tisch zugewiesen. Das ist schon mal löblich, ich komme gern in ein Lokal, wo man empfangen und zu Tisch begleitet wird.

Kurze Erklärung der Speisekarte und des Bestellsystems. Grundsätzlich einfach, so klar kommt aber nicht durch, was jetzt die erste Bestellung ist und was die zweite Bestellung sein soll (Aufpreis). Schließlich steht "all you can eat" groß auf der Außenscheibe.

Ich mach mal in der ersten Spalte überall dort einen Einser rein, wo ich mal reinkosten will. Natürlich kommt aber dann auch das Essen relativ gleichzeitig zu Tisch. Ich dürfte also mit dem richtigen Bestellen noch nicht vertraut sein. Soll aber nicht die Schuld des Lokals sein.
Da wäre dann mal die Bestellung:

Sake-Sushi
Butterfisch-Sushi
Lachs-Maki
Fleischbällchen
Glasnudelsuppe mit faschiertem Rindfleisch
Champignons mit Teryakisauce
Gyoza mit Hühnerfleisch
Grüntee-Eis

Zuerst mal trinke ich einen Grünen Tee. Sackerltee, gut, aber gut wäre natürlich auch, wenn man das Sackerl auch entfernten könnte. Die Stäbchen eignen sich hier für natürlich nicht, die „Zweifingertechnik“ ist dann schließlich erfolgreich.

Das Sushi kommt. Allerdings nur das Lachs-Sushi. Großes Stück, eher „kompakt“, um nicht gerade „hart“ zu sagen, aber auch irgendwie trocken. Der Fisch selbst sieht auch eher matt aus.

Das Butterfisch-Sushi bleibt aus. Naja, vielleicht kommt’s ja noch.
Ich vergaß ganz: kein Wasabi am Tisch, ich bestelle es nach, es kommt sogleich.

Die Champignons werden serviert. Fad und ungesalzen, die Sauce dazu ist extrem dominant, was aber nichts dran ändert, dass die Champignons selbst immer noch fad schmecken. Für einen Schwammerlfan ein Schlag ins Gesicht.

Die Suppe: frisches, knackiges Gemüse, das Rindfleisch und die Nudeln gehen auch in Ordnung, schmeckt auch nicht nach Geschmacksverstärker. Bissi kühl bereits, Suppe kommt trotzdem ein wenig zu wässrig daher, ein paar Kräuter hätten hier Abhilfe geschafft. Trotzdem eine recht angenehme Vorstellung.

Die Fleischbällchen am Spieß sind da: die Bällchen sind ordentlich dunkel, aber geschmacklich eher zurückhaltend, unauffällig. Wenn da nicht die Sauce wäre. Die drängt sich geschmacklich wieder dermaßen in den Vordergrund, dass man sich fragen muss – wozu das Fleisch, wenn’s nur nach der penetranten Sauce schmeckt?

Was mir beim Servieren von Bällchen und Champignons auffällt: da durch das Bestellsystem viele hungrige Mäuler mit vielen kleinen Portionen beliefert werden wollen, müssen die Damen im Service natürlich wissen, was wohin kommt.
Die Dame hatte am Tablett gut zehn verschiedene Speisen für fast ebenso viele Gäste. Um jedem das Seine zu bringen, war jedes Tellerchen mit einem Zettelchen gespickt. Im wahrsten Sinne des Wortes allerdings, die meisten Zettel steckten im Essen selbst, will heißen: der Zettel mit meiner Tischnummer war in die Sauce hineingetunkt worden, auch die anderen Gerichte waren ähnlich „gekennzeichnet“.
Gut, es handelt sich nur um ein Stückerl Papier, aber kann man das nicht appetitlicher machen?

Gyoza mit Hühnerfleisch: schön dünner Teig, schön angerichtet wie auch die anderen Speisen, aber auch hier ist die Sauce wieder alleinherrschender Hauptdarsteller. Schade.

Nach einiger Wartezeit kam dann plötzlich das Grüntee-Eis, wieder von einer anderen Servicekraft serviert. Ich meinte, dass noch eine Portion Butterfisch-Sushi unterwegs sein müsste.
So ging der asiatisch gekleidete Österreicher wieder unverrichteter Dinge und ich sprach eine der vielen Damen im Service darauf an, wo mein Butterfisch-Sushi abgeblieben war.

Irgendwie scheint es trotz Bestellsystem dann doch vergessen worden zu sein, es kam aber dann doch relativ rasch – und besser als das Lachs-Sushi zuvor:
Zarter, „saftiger“, viel besser als das trockene Lachs-Sushi zuvor.

In diesem Moment fällt mir wieder ein, dass ich ja ein Maki auch bestellt hatte. Ich gebe auf, nochmal frage ich nicht mehr nach, da müsste das System im Hause Ebi dann doch ein wenig besser funktionieren.

Schlussendlich bemühe ich aber nochmal das Service um mein Grüntee-Eis, das zuvor zwischen den Hauptspeisen kam, danach aber dann gar nicht mehr.
Daher kommt ein angenehm schmeckendes, cremiges Eis, das mich aber geschmacklich eher an Vanilleeis erinnert. Mit grünlicher Farbe. Hm.

Alles in allem eine etwas umständliche und durchwachsene Vorstellung des Hauses.
Die Damen im Service kontrollieren zwar mehrmals meinen Bestellzettel, die Sachen kommen aber zum Teil verspätet, nach Nachfrage, oder erst gar nicht an meinem Tisch an.
Die Speisen selbst überzeugen mich nicht wirklich, einzig die Suppe weiß zu gefallen, ansonsten dominiert die Teryakisauce, die die Speisen selbst zu Statisten macht.Weniger anzeigen

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