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Di, 19. März 2024

Die absoluten Highlights

Die absoluten Highlights

Eine Bauchentscheidung - im wahrsten Sinne des Wortes.

Es gibt keine "Top 10", es gibt nur wirklich außergewöhnliche Lokalbesuche, die nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Bei manchen Lokalen kommt man natürlich immer wieder, bei vielen blieb es aber zumeist aufgrund "logistischer" Gründe beim "ersten Mal", weitere Besuche sind aber nur eine Frage der Zeit.

Da wären einmal die unvergessen mediterranen Abende bei Trixi und Umberto in Güssing, in all ihrer genialen Einfachheit. Beste Rohstoffe, beste Umsetzung. All'italiano eben, nur dass man es selbst in Italien selten so genial hinbekommt.

Oder der unendliche Abend bei Trippolts im Oberen Lavanttal, der an Raffinesse und "Geschmacksintelligenz" kaum zu überbieten war.

Oder das Thermenwochenende samt haubenverdächtiger Halbpension in Bad Tatzmannsdorf.

Ein Besuch in der Taverne am Sachsengang, der an Einfachheit und Raffinesse zugleich seinesgleichen sucht und vom fürstlichen Service mehr als nur garniert wurde.

Die Immer-wieder-Besuche bei Grünauer in Wien-Neubau, jedesmal mit der Frage, ob's das Gulasch mit Nockerl auch heut wieder gibt?

Oder aber auch die jedesmal sehnsüchtig erwarteten Brötchen-Pausen in der Grazer Stempfergasse.

Doch das ist nicht alles.

Meine ganz persönliche Hitliste, die nur darauf wartet, ein neues "Mitglied" zu bekommen.

Buon appetito! Mahlzeit!

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amarone1977·16 Lokale·Update: 22. Aug 2015·0 Kommentare

1. Hoffmann's Café + Weinbar

Hauptplatz 5, 7540 Güssing
In diesem Guide weil: Der Inkognito-Italiener: was Umberto auf den Tisch zaubert, sagt er dir erst, wenn du ihn danach fragst. Trixi bringt den Wein. Verwöhnen lassen und plaudern.
SpeisenAmbienteService
10. Dez 2010
Von außen könnte man fast meinen, es wäre ein kleines nettes Lokal wie andere auch, doch hier entdeckt der Kenner das Besondere, wenn auch erst auf...MehrVon außen könnte man fast meinen, es wäre ein kleines nettes Lokal wie andere auch, doch hier entdeckt der Kenner das Besondere, wenn auch erst auf den zweiten Blick.
Zusammen mit dem venezianischen Wegbegleiter Umberto bietet Trixi Jandresits dem Gast keine Speisekarte, aber die zwei, drei Gerichte pro Tag werden in unerreichter Qualität zubereitet, ganz abgesehen von der Überzeugung, das zu servieren, was man selbst am meisten mag. Hier wird noch Idealismus gelebt, das ist selten genug.
Das wäre z.B.: Prosciutto, der auf der Zunge zergeht, unerreichte Qualität. Ravioli mit Salbei und Olivenöl, wie von der "Mamma", Zander von Hoffmann's Fischteichen rund um Güssing, Rombo (Steinbutt), frisch aus Italien. Nirgends in Österreich habe ich besseren Fisch gegessen.
Dazu kommen edelste Tropfen zu fairen Preisen, ganz im Gegensatz zu lachhaften Schickimicki-Weinlokalen. Das kommt nicht von ungefähr. Trixi Jandresits ist die österreichische Slow-Food Präsidentin und wenn sich jemand mit Wein auskennt, dann sie.
Fazit ist ein wunderschöner, kurzweiliger Genuss-Abend samt angeregter Unterhaltung mit den beiden Gastronomen. Um es nochmal zu sagen: die hier erreichte Speisenqualität ist einfach nur sensationell, hier lernt man es wieder, langsam zu essen und vollendet zu genießen. La vera Italia, und das am Güssinger Hauptplatz. Ein Wahnsinn!!!Weniger anzeigen

2. Wirtshaus Steirereck

Pogusch 21, 8625 TURNAU
Wirtshaus SteirereckWirtshaus SteirereckWirtshaus Steirereck
In diesem Guide weil: Wunderbar entspannte Atmosphäre und eine Küche, die es versteht, vor allem die einfachen Dinge perfekt umzusetzen.
SpeisenAmbienteService
15. Mai 2012
10.5.: Prächtiges Wetter, grüne Wiesen, weidende Schafe – und ein Grüppchen alter Bauernhäuser und Hütten, die auf das beginnende 17. Jahrhundert z...Mehr10.5.: Prächtiges Wetter, grüne Wiesen, weidende Schafe – und ein Grüppchen alter Bauernhäuser und Hütten, die auf das beginnende 17. Jahrhundert zurückgehen. Man fühlt sich wie in Roseggers Waldheimat.

Ich komm rein in die Stube, Berge von (vollen) Weinflaschen empfangen mich. Es ist noch nicht ganz voll, aber bester Betrieb. Reitbauers sind alles andere als gestresst, reger Betrieb, aber keine Hektik. Frau Reitbauer telefoniert gerade mit einem weiteren Gast, der sich telefonisch hinten anstellen will. Ja leider, der Juli sei komplett ausreserviert.
Dies sollte ich auch später zu hören bekommen, da ich Interesse bekundete, in den nächsten Monaten mal zu zweit hier die eine oder andere Nacht samt kulinarischem Overkill verbringen zu wollen. Die Warteliste ist lang, ich möge mich, so sehr’s ihr „laad tuat“, bereits für 2013 eintragen lassen. Das sagt doch alles.

Das Innenleben des in mehrere Stuben aufgeteilten Lokales ist schlichtweg traumhaft. Neben dem Wein und landwirtschaftlichen Klimbim kommt hier nie das Gefühl auf, dass man hier alles mit Kitsch und Pseudo vollklatschen wollte. Die alten Querstreben der Decke machen ordentlich Eindruck und vermitteln heimeliges Gefühl, anno 1616, wie’s über der Eingangstür steht. Der alte Ofen mitten in der Stube gehört natürlich dazu.
Trotz der zumeist vollen Hütte bleibt’s ruhig und atmosphärisch, vor allem in den kleineren Stuben.
Mein Platz ist ein Zweiertisch in der Ecke, zwei Pölster, die nicht vom Lutz sind, nehmen neben mir „Platz“ wie zwei Nierenkissen. Sehr wohlig, sehr bequem. Die gestickte Tischdecke setzt sich in der gestickten Serviette fort.
Es kann losgehen.

Darf’s ein Aperitiv sein? Gern. Weil ich weder für Prosecco noch für südsteirische Säureungeheuer zu haben bin, wird’s ein Hopfencornetto: ein Hausbier, hauseigen liebevoll „steirisch irish“ genannt. Ein süffiges, cremiges Blondes mit einem Schuss Dunklem in den Schaum hinein. Das ganze sieht aus wie ein kleines Gewitter, das Schwarzbier sammelt sich unter dem Schaum. Ein bestens gezapftes Bier, da kommt Freude auf.

Ein kleiner Gruß: der tief ins Mark geselchte Speck macht Darmkrebsrisikopatienten keine Ehre, ist aber sündhaft gut – und extrem zart. Er ist zusammen mit a bissl Butter und dem Bauernbrot, das auch wirklich eines ist, eine himmlische Kombination.
Aber ich weiß, was nachher kommt. Also mache ich für mich eine Ausnahme – und bitte darum, das gute Stück doch für mich einzupacken. Das körbchenförmige Alupackerl kommt sogleich.

Die Suppe: beim ersten Besuch wollte ich vor allem mal die Klassiker austesten, die schon mal einen Aufschluss darüber geben sollen, wie hier gearbeitet wird. Ein gebackener und ein gekochter Leberknödel finden sich in der guten Brühe. Viel Schnittlauch, frisch natürlich von den Gärten rund ums Haus.
Der gekochte Knödel gehört zum Besten, was ich bis dato bekommen habe. Wie „daham“ – zart, würzig aber fernab von den Gasthausknödeln, die ich sonst kannte.
Der gebackene Knödel ist immer noch ein Leberknödel, aber kein Lederknödel – will heißen: die Haut durchs Backen ist hauchdünn. Genau so!

Es ist Zeit, das Thema Wein anzusprechen: das Steirereck bietet die seltene Möglichkeit, die glasweise ausgeschenkten Weine nicht nur als Achtel zu bestellen, sondern auch als Sechzehntel. Zum exakt halben Preis, das ist schon sehr fair. Die Achtelpreise sind dabei alles andere als völlig von der Rolle.
Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen: vier Sechzehntel sind es dann, die in feinen Gläsern sogleich am Tisch stehen:
ein Zweigelt vom Polz. Rot und Südsteiermark ist möglich, aber selten auch wirklich überzeugend. Nachbar Tement liefert ja mit seinem Pinot noir ein gutes Beispiel für einen gelungenen Roten.
Die Polz-Brüder liefern ein samtenes Weinchen, das allerdings relativ rasch an der Luft abbaut.
St. Laurent aus dem Südburgenland. Wallner. Einer von den back-to-the-roots-Weinen, schön mineralisch, Säure und Frucht hier wie dort, ein einfacher Wein eben, schön zu trinken.
Pinot noir vom Schloss Halbturn: schöne Farbe, baut sich mit der Zeit auf, typischer Burgundertoast. Gut gemacht.
Cuvée Clausenberg von Rosi Schuster: sehr konzentriert und dunkel, mag aber in der Länge nicht so ganz zu überzeugen, das Pappige der konzentrierten Frucht bleibt aber erhalten. Schade.
Grundsätzlich sehr gute Weine, aber der erste und der letzte haben am Ende noch was im Glas.
Wasser: kommt in einer eigens dafür vorgesehen Bügelflasche. Niemand fragt drum, niemand motschkert Gäste um eine Verrechnung an. So geht das!

Ein gebackenes Kalbsschnitzel mit Petersilerdäpfel: schöne, gleichmäßige Farbe, fein knusprig und zart. Ich würde zwar das Fleisch nicht klopfen, aber es hat nichts von der Zartheit verloren. Zwar nicht das ganz originale Pfannenschnitzel, aber sehr sanft gebacken. Sehr gut!
Die Kartoffeln sind in ordentlich Butter geschwenkt. Sehr kernige Kartoffeln, die aber nicht zu wenig gekocht wurden, aber anscheinend sehr festkochend sind.

Die Nachspeisenkarte: eine gewaltige Auswahl an Käse. Chef Reitbauer scheint ein Fanatiker in puncto Käse zu sein, die Auswahl ist schier unglaublich.
Ich entdecke aber etwas, das ich fast nicht für möglich gehalten habe.
Ich war als Kind mit meinen Eltern und Großeltern mehrmals im nahe gelegenen Hochschwabgebiet. Einmal waren wir sogar mehrere Nächte in einer Sennerhütte untergebracht. Die Sennerin bereitete damals eine Süßspeise zu, die ich nirgendwo anders bekommen habe, weder davor noch danach.
Viel Rahm, Ei, Mehl, Gewürznelken, Zucker. Die Masse wird langsam gekocht, sodann zu Knödeln geformt. Nach einem halben Tag im Kühlschrank wird der Knödel wie Kren aufgerieben und mit Zimt und Zucker serviert.
Ich traute also meinen Augen nicht – und musste das natürlich bestellen, obschon der Magen längst voll war und ein Fedelkoch nicht gerade zu den leicht verdaulichen Nachspeisen gehört. Ein Teller wurde damals für 8 Personen mitten auf den Tisch gestellt – und nicht aufgegessen.
So war’s auch diesmal, ich schaffte ein paar Löffel und nichts ging mehr. Aber ich war zufrieden.

Kaffee: bei all der hier wahrlich gelebten Regionalität bekomme ich einen San Cristobal von den Galapagos-Inseln. Chef Reitbauer lässt es sich nicht nehmen, mein Interesse für Kaffee gleich mal mit seinen Ausführungen darüber zu nähren.
Das Ergebnis wird serviert: eine wunderbar schokoladige Crema, ein dichtes, feines Schäumchen, selten so bekommen. Der Kaffee ist sehr aromatisch, vollmundig aber mild.
Hier stimmt alles: Röstung, Mahlung, Wasser, Wassertemperatur. Also auch das wird hier bestens beherrscht, ich schmecke und staune.

Da ich aber noch nach St. Lorenzen runterrollen muss, verzichte ich auf einen großen Digestiv. Reitbauer lässt es sich aber nicht nehmen, mir zumindest einen Fingerhut voll von seinem Hausgebrannten zu servieren. Birne, mmm!

Kurz noch ein Wort zum Service: wie schon erwähnt ist hier immer was los, manchmal kriegt man keinen Platz, Reservieren für mehr als zwei Personen wird für die nächsten Wochen sehr schwierig. Trotzdem ist hier niemand hektisch. Klar, Reitbauers verlangen alles vom Service ab. Aber die jungen Damen bzw. die jungen Herren sind sehr gut geschult und bleiben stets Frau/Herr der Lage und sind so ganz nebenbei allesamt ganz anmutige Geschöpfe , vor allem die weiblichen ;-)

Fazit: angesichts dieser Vorstellung gibt’s die Höchstnoten. Dabei hatte ich beim ersten Besuch praktisch „nur“ die Basics bestellt, Süppchen, Schnitzel, Wein, Nachspeise. Kaffee. Man darf also schon jetzt auf den nächsten Besuch sehr, sehr gespannt sein.
Service sehr angenehm, entspannt und flott zugleich. Lässt einen in Ruhe, wenn’s sein muss, ist da, wenn nötig. Kompetent, wenn’s drauf ankommt. Chef Reitbauer erkundigt sich zwischendurch mal, ob alles zur Zufriedenheit ist und glänzt mit Fachwissen.
Die Preise sind erstaunlich fair: 17,50 für’s Kalbschnitzel zahlt man fast überall, nur nicht überall gibt’s diese Qualität. Gut 45 Euro für alles zusammen erschüttern mich nicht, im Gegenteil.

Eine echte Empfehlung, sehr erinnerungswürdig. Hoffentlich bald wieder.Weniger anzeigen

3. O boufés - Konstantin Filippou

(1)
Dominikanerbastei 17, 1010 Wien
Filoteigröllchen (hinten) - 
Mascarponecreme (vorne)ZitronenhuhnOktopus
In diesem Guide weil: Genial einfache Kreationen mit besten Zutaten und ebenso gekonnter Zubereitung.
SpeisenAmbienteService
18. Aug 2015
Bei Konstantin Filippou mal vorbeizuschauen, reizte mich schon seit Monaten. Dass er eben gerade eine kleine „O boufés“-Filiale fünf Meter nebe...MehrBei Konstantin Filippou mal vorbeizuschauen, reizte mich schon seit Monaten.

Dass er eben gerade eine kleine „O boufés“-Filiale fünf Meter neben dem Haupthaus machte, war dann nochmal spannender, weil sogar ein schneller Besuch zu Mittag möglich gewesen wäre.
User Thun23 hat diesen Besuch dann letztlich unumgänglich gemacht.

So wurde ein ganz liebes Jubiläum zu zweit gefeiert – und tatsächlich hatte man Platz für uns.

Das Interieur fasziniert – oder stößt ab. Abgeschlagene Wände und viel dunkle Farbe, nicht nur in der Toilette (letzteres macht das Schaltersuchen zuweilen zur spannenden Aufgabe).
Zum Dinner in the Dark wird’s dann doch nicht, so viel sei verraten.
Ich mag die Architektur, allein schon der Reiz der drei Ebenen, die eine einzige zu sein scheinen.
Wer schon mal im Café Alt-Wien in der Schleifmühlgasse war, weiß, was ich meine.

Runde Deckenleuchten, nicht jedermanns Geschmack, runden das puristische Bild ab. Der Hausherr will auch hier den Blick auf das Wesentliche richten – auf den Teller.

Man kommt rein in den äußerst hohen Raum, geradeaus geht’s hinab zu Küche und WC, gut getrennt durch eine feine Auswahl an „Natural Wines“, wie dies zur Zeit auf gut Neudeutsch heißt. Martin Gruzes Weine vom Längsee sind da ebenso zu finden wie jene von Tauss, Strohmeier oder so manchen Franzosen, Deutschen oder natürlich Italienern wie Angelino Maule.

Wir werden von der Schank aus in den „Halbstock“ geführt und nehmen den Platz mit der praktischen Durchsicht nach unten.

Das junge Personal ist flink und freundlich - man merkt, dass man bemüht ist, die kleine, feine Karte mit ihren Kombinations- und Variationsmöglichkeiten näherzubringen.

Besonders gespannt wäre ich auf die Eierschwammerl-Gnocchi von Vortester Thun23 gewesen – doch die sind nicht auf der Karte – und die geizt trotz des von der Architektur übernommenen Purismus nicht mit Reizen:

Brot „artisanal“ – wohl aus dem eigenen Backofen bzw. vom Lieferanten des Vertrauens.
Germteigig, aber ideal mit der gesalzenen Butter.

Ein Charcuterie-Teller – feinst aufgeschnitten mit dem schweren, italienischen Allesschneider:
Salami di cinta (la cinta senese ist eine Schweinerasse aus der Gegend um Siena), sehr gut, aber noch übertroffen vom butterzarten, lardoartigen Pancetta – und vom geschmacksintensiven Rinderschinken, der im Vergleich zum Supermarkt-Bresaola in Zartheit und Geschmack durch nichts zu ersetzen ist. Ob’s an der von Thun23 zuvor beschriebenen Toleranz liegt, das Viecherl 18 Jahre lang leben zu lassen, konnte ich nicht überprüfen.

Eine marinierte Goldbrasse, ebenfalls butterzart und edel flankiert von zart-knackigem und ebenso hauchzart geschnittenen Fenchel. Die Orangennote passt wie das Tüpferl am I.
Ein dunkel, aber nicht zu dunkel erwischter Oktopus, der fast Zweifel darüber aufkommen lässt, ob es sich um Meeresfrüchte, und nicht doch schon um weißes Fleisch handeln könnte.
Wunderbar kombiniert mit Kichererbsen und blättrig-dünnem Kohlrabi, auf Wunsch ohne Koriander.

Mein Zitronenhuhn. Sag niemals Hendl zu ihm!
Erstaunlich, diese Umsetzung. Zart und saftig wie es sein muss. Dass ich die Kapern mitessen würde, überrascht mich heute noch. Die „Fondant-Kartoffeln“ eine neue Erfahrung.
Die langgezogene Schalotte kompliziert zu bändigen, aber ein perfekter Begleiter.
Eine der besten Interpretationen des Themas „Huhn“ ever!

Filoteig-Röllchen mit Topfencreme. Marilleneis. Marinierte Marille.
Ganz uneitel, aber eine Bombe von Dessert – und doch nicht schwer im Magen.

Frau Gegenüber genießt das Dessert, das eigentlich ich bestellen wollte, doch der Topfen ist schuld.
So kommt es, dass ich mit dem Topfen glücklich werde, während die Mascarpone-Creme auf der anderen Seite zum Highlight erklärt wird – dass aber ständig das Essbesteck im Teller des anderen fündig wird, erklärt sich von selbst.
Es ist „nur“ Mascarpone, aber der kluge Koch hat der Creme noch etwas auf den Weg mitgegeben. Vanille? Zitrone?
Geschmückt war das Ganze mit so genannten "Crumbles", also süßen Bröserln und einer Kugel Johannisbeereis.

Caffè: eher Durchschnitt, leicht scharf, schwachbrüstige Crema, bissi zu dünn erwischt für meinen Geschmack.
Vino: ein deutscher Riesling Kabinett – das Risiko war groß, zu groß. In puncto Säure und Süße gleichermaßen zu aufdringlich für meinen Geschmack. Nächstes Mal wieder Österreich oder Italien.
Wasser: kommt immer wieder herrlich frisch und ohne Nachfragen in der hübschen Amphorenwein-Tonflasche des steirischen demeter-Winzers Sepp Muster daher.

Service: drei sympathische junge Damen und Herren, wie erwähnt bemüht und freundlich. Nur beim Bestellen wurde der Wein anfangs gleich zweimal vergessen.

Fazit: Ja, er kann’s – es wurde nicht zu viel versprochen und erzählt über den „griechischen Steirer“. Da ist jemand am Werken, den es nicht interessiert, ob Bremsspuren am Desserteller die Basis für die gute Nachspeise sind.
Da werden alltägliche Hauptdarsteller mitteleuropäischer Küche wunderbar flankiert von besten Zutaten und der nötigen Portion Kreativität – gepaart mit dem Wissen, was zusammenpasst und wie gewürzt werden muss.
Gut 50 Euro pro Person (ohne Trinkgeld) sind für das Gebotene nicht überzogen, die Portionen sind ohnehin nicht geizig.

Unbedingt wieder.Weniger anzeigen

4. Grünauer

Hermanngasse 32, 1070 Wien
Maroni-Mascarpone-Nockerl mit Schlagobers, im Hintergrund die Béhmischen Mohnpálatschinkän ;-)Perfektes Gansl. Wem der Knödel zu klein ist, dem ist nicht zu helfen.
Zwei schöne Weine: BF ...Rindsuppe mit Tiroler Knödel
In diesem Guide weil: Das Überdrüber-Beisl im 7. Bezirk. Gulasch mit Nockerl. Hoffentlich bald wieder.
SpeisenAmbienteService
19. Jän 2011
Einige Besuche beim Grünauer. (Weitere Besuche weiter unten durch eine Sternderl-Linie getrennt!) ************************************************...MehrEinige Besuche beim Grünauer. (Weitere Besuche weiter unten durch eine Sternderl-Linie getrennt!)
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Erster Besuch: bin alleine dort, der kleine Tisch beim Eingang ist für mich reserviert. Gut, schon klar dass ich den Vierertisch bei diesem Kommen und Gehen nicht besetzen kann.

Das Interieur ist das eines guten alten Wirtshauses, "gut und alt" mit viel Holz, aber nicht abgewohnt oder versifft, im Gegenteil. Es bleibt hier urig und gemütlich, ohne auftrumpfen zu wollen. Einfach und ehrlich, aber wohnlich.

Es ist noch nicht ganz voll, aber ziemlich, und die beiden Herren haben viel zu tun, eilen von Tisch zu Tisch. Das kleine Staro ist schnell serviert, für die Frittatensuppe dauert es dann aber doch noch weit mehr als eine halbe Stunde, zu lang.

Die Suppe ist im kleinen Häferl serviert, sehr gut, aber mit noch ein wenig Luft nach oben.

Die Hauptspeise: konnte mich zuerst nicht entscheiden, da die Karte sehr interessant gespickt war, mit allem, was die Wiener Küche zu bieten kann. Dass ich das klassische Wienerschnitzel gar nicht auf der Karte gefunden habe, stört mich aber nicht wirklich. Also wurde es dann das gekochte Rindswangerl mit Erdäpfelschmarren und Wurzelgemüse. Lange Rede, kurzer Sinn: der Hauptgang hat's ordentlich in sich. Der darüber gestreute Kren ist so frisch, dass mir (auch vor Freude) die Tränen kommen. Das Fleisch ist perfekt, typisch geleeartig durchzogen (wie heißt das nochmal??). Das streifig geschnittene Wurzelgemüse ist fein gedünstet, aber nicht zerkocht, der Erdäpfelschmarren rundet das Gesamtbild ab. Ich esse langsam, weil's einfach schmeckt.

Doch halt, ich bin fast fertig, da kommt einer der Herren mit einem Kännchen Suppe daher. Hatt' ich zwar nicht erwartet, gibt's aber natürlich zuhause immer - warum kam das nicht früher? Ich gieße das über den verbliebenen Rest - göttlich.

Fazit: auch wenn die beiden Herren an diesem Abend ein wenig gestresst und nicht perfekt organisiert waren (der Wein wurde vergessen, eine neue Flasche wurde dann hastig für mich geöffnet), so komme ich hier auf alle Fälle wieder, Speisekarte nächstes Kapitel sozusagen.

Alfred Dorfer erwähnt in einem seiner Kabarett's seine Hornhaut im Magen, Dank der Wiener Küche. Das stimmt auch oftmals, doch hier wird die Wiener Küche sehr einfach, schlicht und edel, ohne nachherigem Bauchweh serviert. Ohne Schnickschnack. Ambiente: Grundehrlich, sehr authentisch. Wenn die Einwohner des 7. nicht grad zuhause essen wollen, kommen sie hierher.

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--> 2. und 3. Besuch: Ich habe es geahnt, das Service ist genauso routiniert, freundlich, mit puristischem, aber nie ungutem Wiener Charme, wie ich es beim ersten Mal vermisst hatte. Beim ersten Besuch scheint irgendeine Servicekraft kurzfristig ausgefallen sein, wie auch immer. Sowas kann passieren, ich bewundere ja jeden Gastronomen, der sein Lokal am richtigen Tag mit genügend Personal auszustatten vermag.

Das Essen: eine Kalbsleberknödelsuppe. Der Knödel ist in der Farbgebung schon mal nicht "krankhaft" purpurbraun, schmeckt nicht wie der 08/15-Maggiknödel, wie man ihn all zu oft bekommt. Sehr cremig, sehr gehaltvoll, zart, leicht würzig. Nur die Bouillon mag im Hause nicht ganz 100%ig zu überzeugen. Eine gute Suppe, aber trotzdem noch nicht die absolute "Aaaaaaaah"-Brühe.

Letzens hatte ich das Wangerl, beim zweiten Mal wollte ich instinktiv beim Rindvieh bleiben und nahm das Schulterscherzel. Ein bisschen kerniger als das Wangerl, aber trotzdem Top-Qualität. Der Erdäpfelschmarrn wird in einem halbkugeligen GEfäß nochmal angebraten und so serviert. Fast ein wenig zu knusprig, aber trotzdem sehr gut. Das Kohlgemüse... erfrischend, fruchtig, würzig. Ich bestelle ein wenig Suppe nach, die prompt geliefert wird. - Ein Genuss!

Beim dritten Besuch gibt's Grießnockerlsuppe (routiniert, aber eben nicht "aaaaaah"...), und einen Spanferkelbeinschinken mit Krensauce und dem bereits bekannten Erdäpfelschmarrn. Das Spanferkel lässt, vor allem in dieser Zubereitung, jedes billige Schweinefleisch vergessen.

Gleich morgen komm ich wieder, nächster Gang!!

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6.4. 2012: Mittlerweile hat es ein mehrmaliges "Morgen" gegeben. Auch heute bleibt es wieder schwierig, weil die Auswahl es alles andere als leicht macht.

Es gäbe wieder Spanferkelbeinschinken mit Krensauce, Wadschinken mit Wurzelrahm, Schulterscherzel bietet die Küche auch wieder...
Unter den Vorspeisen findet sich heut sogar eine Eierspeis mit Trompetenpilzen (Eierschwammerl-Verwandter). Letzteres würde aber wohl zuviel werden.

Hoppla: Leberpofesen in der Rindsuppe, das werd ich nehmen. Und um das Kalbsrahmgulasch mit Nockerln komme weder ich noch die gute Freundin aus dem Weinviertel herum. Beide hatten wir uns schon gefreut - und weil's der Grünauer heut (morgen wohl wieder nicht) auf der Karte hat, muss es wohl sein!

Die Suppe war wieder gut, aber nicht exzellent, die Leber-Pofesen (das Wort geht wohl noch auf die Zeit der Kämpfe an der Adda-Front zurück: Pavia-Pavesi-Pofesen...) enttäuschten aber nicht.
Die an Ildefonso erinnernden Weißbrotscheiben mit der obligaten Füllung dazwischen machen sich gut in der Suppe und sind schön sämig-schwammig, wie sich's eben gehört.

Das Kalbsrahmgulasch danach haben wir wieder nicht bereut: die Nockerln sind ein Wiener Hausfrauentraum, das Fleisch könnte edler und zarter kaum sein, die Sauce ist das absolute Gegenteil von Allerwelts-Kunstsauce.

Ein Hoch auf die Küche, ich könnte dank nicht blähendem Essen sogar noch eine Nachspeise essen, doch der Blick in die Karte überzeugt mich heute nicht so ganz, ist aber Geschmacksache: Schokomousse mit Zwergorangen ist nicht ganz Wiener Küche, böhmische Mohnpalatschinken wiederum schon, bin aber kein Mohnfreund. Käseplatte geht wiederum wegen der Histaminkur zur Zeit gar nicht. Na gut, die Nachspeise holen wir uns dann gegenüber in der M Lounge...

Nach diesem Besuch: Grünauer at its best, wie immer!

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Update 18.10.
Suppe mit Tiroler Knödel: sehr gute Suppe, dank dem Knödel nicht in der zu engen Tasse serviert.
Aber der Knödel... genau so ist die Konsistenz am allerbesten, nicht "z'foahrn", nicht trocken, mit der richtigen Menge Fleisch drin. Perfekt.

Steirisches Wurzelfleisch:
Mir kommen die Tränen - Freudentränen! Frischer kann der Kren nicht sein. Das nudelig geschnittene Gemüse hat den feinen Biss, das es braucht.
Das Fleisch ist saftig, aber nicht zerkocht, schon gar nicht trocken oder strohig. Wunderbar.
Der Grammelschmarren nimmt ein wenig die Suppe auf, genauso muss das sein.
Man schweigt und isst "vor sich hin" und erwischt sich dabei, bei jedem Bissen alle Zutaten auf einmal auf der Gabel zu haben. Over the top!

Die "behmische" Mohnpalatschinke...
Nach Wunsch mit ein bisserl weniger Fülle. Genau richtig erwischt, mit diesem Nachspeisenjuwel mit Mohn, Powidl und feiner Sauce garniert schicke ich den Grünauer endgültig in den Wiener Beisl- und Gasthausolymp.

Vielen Dank, ich hab euch vermisst!

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Update November 2014:
Ganslzeit - letzter Termin.

Gansleinmachsuppe vom Allerfeinsten, großzügige Gansleinlage und auch ein paar Scheiberln Gänseleber.

Gansl einfach perfekt - zart-knuspriger kann die Haut nicht sein, das Fleisch zart und saftig, nicht trocken.

Rotkraut mit dem schönen Biss, fruchtig und intensiv.

Knödel: nicht zu groß, aber schon gar nicht zu klein. Was wollen die Leute eigentlich mit "das Knödel war zu klein".
Ich sage gerade richtig - mit dem letzten Bissen Fleisch und Kraut wurde auch das letzte Knödelstück verzehrt.

Maroni-Mascarponenockerl:
zusammen mit ein bisschen Schlagobersgarnitur wirklich fein, durch das Maronimehl natürlich ein bisschen trockener und kompakter als ein Tiramisu oder ein Schokomousse, aber trotzdem sündhaft gut.
Vielleicht hätte man die Biskotten noch in irgendetwas eintauchen können. Wäre mal einen Versuch wert.

Schnellfazit: Grünauer hat mich noch nie enttäuscht. Auch diesmal nicht.
Das Gansl war idealtypisch, gut zwei Klassen besser als zuletzt in einem hochgelobten Grinzinger Traditionshaus.Weniger anzeigen

5. Kreuzwirt

Pössnitz 168a, 8463 LEUTSCHACH
KreuzwirtKreuzwirtKreuzwirt
In diesem Guide weil: Große Kochkunst, beste Zutaten, Einsatz von Wildgemüse und Kräutern. Hohe Kompetenz in puncto Wein. Essen und Trinken fast mitten im Weingarten.
SpeisenAmbienteService
15. Apr 2012
Wenn die kulturelle Sonne in der Provinz - noch dazu an einem Sonntag - allzu tief steht, dann ist guter Rat teuer: was tun für einen lieben Freund...MehrWenn die kulturelle Sonne in der Provinz - noch dazu an einem Sonntag - allzu tief steht, dann ist guter Rat teuer: was tun für einen lieben Freund und Kollegen, der mich in der alten Heimat besucht und gerade mal ein paar Stunden Zeit hat?
Nicht einmal das Wetter erlaubt einen Hupfer auf die Almhütte, also heißt’s Improvisieren.

Also schnell mal über die Weinebene, ab in die Südsteiermark. Selbst wenn das Wetter nicht gerade blendend ist, ist so mancher Kellerbesuch nie ein Fehler, denn: im Keller regnet’s selten! Höchstens mal die edlen Tropfen, die nicht die Regenrinne, dafür aber wie Öl die Kehle runterlaufen!

Als wir aber beim „Kreuzwirt“ eincheckten, wussten wir noch gar nicht, dass sich der Besuch in den Kellern danach gar nicht erst ausgehen sollte… denn was dann kam, war – selten aber doch – großes Kino.

Das Menükonzept des Hauses sind zwei mehrgängige Menüs, deren einzelne Gänge in jeweils zumindest zwei Teilen daherkommen. Das Ergebnis ist ein endloses Schaulaufen einer großartigen Küche.

Man wird, nach dem die Jacken abgenommen wurden, in den rechteckigen, großzügig verglasten Speiseraum geführt, wie eine große Terrasse mit Blick auf Wein und Wiese…
Sehr bequeme, stoffige Stühle und Bänke, vielleicht ein bisschen zu schlicht und modern, aber man fühlt sich wie mitten in den Weinbergen.

Das Service besteht aus einem sehr korrekten und dementsprechend geschulten Ober, der von drei jungen Damen flankiert wird, die den bei ihm ein bisschen vermissten Charme und Esprit versprühen.
Was das flotte Serviceteam dann auftischt, habe ich jetzt gar nicht mehr auswendig im Kopf. Im muss mich mithilfe der Bilder regelrecht zurückerinnern, so viele große und kleine Dinge kamen daher.

Die Präsentation der Köstlichkeiten kam natürlich nicht zu kurz, blieb aber im vernünftigen Rahmen und lässt sich nie zu übertriebenen Arrangements hinreißen, die eventuelle Schwächen der Küche übertünchen könnten.

Allein die „Eingangsphase“ mit Gedeck und Gruß aus der Küche machte den Besuch schon zu einem lohnenden: was war denn da alles am Tisch? Zu allererst war da mal ein vortrefflicher Appetitanreger: eisiger Bellini, mit einem Kugerl fruchtigem Eis drauf, am Glasboden fand sich ebenfalls geeistes Fruchtiges: war’s Quitte, war’s Birne? So ganz hab ich’s nicht erschmeckt, aber es war schon mal eine intelligente Kombi, die nicht nur schick aussah, sondern auch gut zusammen passte.

Was noch: nach einem Aperitiv, Chardonnay-Sekt vom Polz bzw. einem exzellenten Gelben Muskateller vom Weingut Ober-Guess, kamen hausgemachter Zwieback mit Kürbiskernen, schön pikante Knabberkerne vom Ölkürbis, Brioche-Stückchen, in Kakaobutter angeröstet (ka Schmäh!), wunderbare mit süß-saurem Kraut gefüllte Teigtascherln, fein aufgeschnittene, rustikale Wurst.

Hausgemachtes Brot, das wie rechteckige Muffins in kleinen Gefäßen gebacken worden war, in mehreren Varianten. Punktgenaue Backzeit, cross außen, innen schön weich, duftig, von Backmitteln keine Spur. Etwas zu stark gesalzene Butter, mit Blümchen dekoriert und einem kleinem Kernöl-Badewandl flankiert.

Nein, es ist noch nicht Schluss mit Grüßen, doch Küchenchef Fuchs ist wahrlich kein Grüßaugust: raffinierte Bärlauchtascherl, zart außen, innen cremig-würzig, gerade richtig, mit feinem Tomatenpesto, dazu ein kleiner Salat mit Kernöl, etwas zu banalem Lardo, einem (hausgemachten) Brotcracker und zumindest zwei verschiedenen Wiesenkräutern, die ein weiteres Ausrufezeichen sind: hier weiß endlich wieder mal jemand Bescheid, wie man gekonnt das verarbeitet, was andere nicht einmal als Unkraut zu schätzen wissen.

Was jetzt schon ein ganzer Bericht hätte sein können, war gerade mal die Einleitung.

Wir kommen nun zum eigentlichen Beginn – dem ersten Gang. Und selbst dieser ist zweiteilig.
Es kommt eine geeiste Erbsencreme mit Minze und Saiblingstatar, Saiblingskaviar und karamellisierten Knuspergrammeln.

Die Grammeln hätte ich persönlich nicht karamellisiert, sondern so belassen, wie sie sind, wäre vom „Beißerlebnis“ besser gewesen. Aber: ein Saiblingstatar, so edel, dass mich das glatt an die für mich so legendäre Piemonteser Battuta del Fassone, also gehacktem, rohem Kalbfleisch, erinnert.
Über den Kaviar kann man streiten, ich gehöre nicht unbedingt zu denen, die alles haben müssen, was öffentliche Wortführer als Delikatesse bezeichnen.
Der zweite Teil vom ersten Gang: lauwarmer Saibling mit Erbsen und Erbsenpüree, Morcheln, gehobelter Gänseleber, Morchel-Nuss-Emulsion, wilde Kresse.

Wieder darf ein geschickt eingesetztes Wildgemüse den verdienten Rahmen bilden: der Saibling lässt keine Wünsche offen, die Erbsen und die Bio-Gänseleber (keine Stopfleber) zergehen wirklich auf der Zunge. Einzig die Morcheln könnten ein bisschen weniger Salz vertragen. Aber gut, die kleinen Kritikpunkte muss man aber auch wirklich sehr genau suchen…

Der Hauptakt: St. Johann-Freilandschwein & Röhrlsalat. Der Akt – wieder in zwei Teilen.
Ein gepökeltes Züngerl (bissi intensiv, aber sehr zart), ein kleiner Grammelknödel (sensationell) und ein zartes Stück vom Brüstl, zusammen mit knusprigen Erdäpfel-Würferl und zuvor erwähntem Löwenzahn.

Zweiter Teil: ein Kotelett vom Johann-Schweinderl mit eingemachtem Röhrlsalat und kleinen, ungeschälten Kartoffeln.
Schön rosa gebraten, unendlich zart, fast möchte man glauben, das Viecherl wurde totgestreichelt.

Der Schlussakt – wieder in zwei Teilen, widmet sich der Birne und der Zotter-Schokolade. Eine Variation.
Zuerst kommt ein Triplett aus Armem Ritter (flaumig-knusprig außen, raffiniert weich und warm innen), einer Birnen-Schokolademarmelade (interessante Kombi) und einer genialen, geeisten Schokoladenkombination in der Tasse: weiß oben, dunkel unten, abgeschmeckt mit Birnenbrand. Woaahh…

Sodann: Schokoladenbuchteln, eingelegte Birnen & Vanille, Schoko-Birnensorbet mit Vanilleschneenockerl.
Die Buchteln sind kaum zu schlagen, einzig die Nockerl waren mir ein bisschen zu „zäh“, wenn man das so sagen kann.

Und weil dem immer noch nicht genug ist, kommen noch süße Grüße: ein mit Vanille veredelter, sahniger Likör (gut gemacht, aber nicht meine Geschmacksrichtung), guter Espresso und – zarte, gebackene Mäuschen mit Tunkschokolade.

Vorhang zu.

Weine: nicht zufällig forciert das Haus Polz die eigenen Weine, aber es sind die Güter Ober-Guess, Tauss, Werlitsch und Sepp Muster, die für uns die Hauptrolle spielen.
Der gute, nicht eindimensional steirische Gelbe Muskateller war ein guter Beginn, der Blaufränker aus der Region ist naturgemäß ein viel kühlerer, aber umso interessanterer und würziger Zeitgenosse.
Schön zu beobachten, dass immer mehr das Potenzial für Rotweine mit Burgundercharakter in der Südsteiermark beste Ergebnisse liefern.

Der Hammer aber waren der elegant-wuchtige Sgaminegg 2007 von Muster (Sauvignon blanc, Chardonnay) und der süße, an ätherisches Öl erinnerende Ex Vero 2005 von Werlitsch (Sepp Musters Schwager).

Allesamt Produzenten so zu sagen vom gegenüberliegenden Hügel, zumindest drei davon arbeiten biodynamisch und haben auch schon meinen eigenen Weinkeller bereichert ;-)
Nicht zu vergessen natürlich die Präsentation: bestens temperiert, kein gerade eben geöffneter Wein, die riesigen Zalto-Kelche sind nicht nur sündhaft teure Weingläser, sondern vor allem die beste Art, besten Wein zu adeln.

Preise: gehoben, gar keine Frage, aber bei dieser Vorführung gibt’s kaum was zu jammern. Grundsätzlich lohnt sich im Hause Polz das „Setangebot“, einzelne Gänge haben ihren Preis, einzelne Achteln Wein ebenso.
Wer also nicht mehr mit dem Auto fahren will oder muss, für den lohnt sich die Übernachtung in den hauseigenen Zimmern, je nach Geschmack mit Wellness, Gratis-Moped oder Fahrrad, Weinkursen, Langschläferfrühstück, mehrgängigem Abendessen, Kochkursen, Golf, und und und.
So kam unser „kleineres“ Menü auf 54 Euro, mit Gedeck, Wein und Kaffee kam man auf gut 80 Euro pro Person.

Zusammenfassung: sehr hohes Küchenniveau mit dem nötigen Verständnis für Zutaten und Geschmackskombinationen, großartiger Einsatz von besten Zutaten und Kräutern, die gleich hinterm Haus wachsen.
Bestmögliche Wein“bereitung“ und das Wissen für Produzenten, die weit entfernt sind von kommerziellen Großproduzenten.
Diese Kombination kratzt hart am Thron der besten Restaurants in diesem Lande und wird verdientermaßen mit einem meiner „Absoluten Highlights“ gekrönt.Weniger anzeigen

6. Landhotel Restaurant Hubinger

25, 8622 ETMIßL
Gedeck: Schmalz, Kürbiskern, BrotSchwammerlsuppe mit HadnsterzRehnüsschen mit Erdäpfelnockerl, Rahmkohlrabi, Beerenmus - und Schwammerl!
In diesem Guide weil: Traum-Bergpanorama, bester Zwiebelrostbraten seit langem und eine Palatschinke, die endlich ihre Idealfüllung gefunden hat.
SpeisenAmbienteService
4. Jun 2012
(Anm.: Updates vom 19.7.2012, 12.7.2013 ganz unten unter den Sternderln ***********************************) Fährt man mit Kopfweh, Husten und e...Mehr(Anm.: Updates vom 19.7.2012, 12.7.2013 ganz unten unter den Sternderln ***********************************)

Fährt man mit Kopfweh, Husten und erhöhter Temperatur noch 25 Kilometer, um gut zu essen? Nach Etmißl! Where the freak is Etmißl?

Doch, das lohnt sich, vor allem wenn man beim Hubinger einkehrt. Und das geht so:

Etmißl ist ein 500-Seelendorf am Fuß des „heiligen“ Berges der Obersteirer, dem Hochschwab. Eine 30-er-Beschränkung durch das Ortsgebiet, die Straße zu schmal für Leitlinien. Eine Kirche, ein paar schöne Höfe, traumhaftes Wetter. Und zwei Gasthäuser.

Von außen betrachtet ein einfacher, alter Gasthof – von innen betrachtet ein einfacher, alter Gasthof. Genau deswegen würde ich mich auch hier so wohl fühlen.
Eine richtige Stube, Kachelofen, schön gedeckte Tische mit viel Platz zum Nebentisch.

Ich brauche dringend was zu trinken.
Darf’s ein Aperitif sein, junger Mann? - Ja bitte einen Tee, für meine Stimme.
Frau Chefin hat alles, der Kräutergarten spielt alle Stückeln. Frischer Salbei, eventuell sogar mit Thymian, dazu ein Schälchen Blütenhonig. Fast fürsorglich überprüft die Wirtin zweimal, ob der Tee auch schon richtig gezogen hat. Ich sage nur: Elixier!
Frau Chefin verspricht mir und dem Nebentisch, ich würde nach dieser Portion Tee noch was vorsingen können.
Ich will’s euch nicht antun. Aber der Tee schmeckt traumhaft.

Brot. Aufstrich, Paprika. Letzteren lasse ich dort, wo er ist. Der Aufstrich ist ein guter Beginn, das Brot ist zum Teil selbst gemacht, zum Teil selbst gekauft. Eine der beiden jungen Damen im Service erwähnt es mit sympathisch-selbstironischem Unterton.

Asmonte-Schaumsuppe mit gerösteten Blunznradln. Was bitte ist Asmonte? Ganz einfach, hatte ich auch schon im Fischbacher „Forsthaus“: die steirische Antwort auf Parmigiano.
Sehr schönes Süppchen, das zu Recht auf den Namen Schaumsuppe hört, nicht zu salzig, der Käse ist salzig genug, die knusprig-zarten Blunznradln passen perfekt dazu.

Ein Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln.
Schon lange keinen Rostbraten mehr gegessen. Allerdings auch, weil ich schon lange keinen guten mehr zwischen die Zähne bekommen habe.
Der hier wird bei jedem Bissen besser. Das Fleisch zeigt was es kann. Medium, sehr zart und doch mit einem gewissen Biss, der dem Fleisch aber verdammt gut steht. Das Sößchen ist sehr gut, auch wenn bei meinem Geschmack immer ein bisserl weniger Salz ginge.

Überbackende Rhabarberpalatschinke mit Vanille-Parfait und Erdbeeren.
Eine dem Salzburger Nockerl ähnliche Schnee-Burg, die sich auf der Palatschinke türmt.
Die Füllung mit Rhabarberstücken, wunderbar abgeschmeckt, schön süß-sauer, und doch ganz anders, als ich den Rhabarber kenne.
Das Vanilleparfait schmilzt wie auf Befehl, sensationell.
Schon lange kein so feines Dessert gegessen. Perfektes Parfait, der Ei-Schnee zergeht und schmeckt (normalerweise zergeht Eischnee und schmeckt nicht…) und die Palatschinke hat endlich ihre perfekte „innere“ Begleitung gefunden.

Und: die beigestellten Erdbeeren sind endlich mal Erdbeeren, die aromatisch und süß sind. Kein Zweifel, die kommen weder aus Chile, noch aus Spanien. Steiermark, und kein Erdbeerland, ich wusste es. Es zahlt sich aus, für das Besondere ein ganzes Jahr zu warten.

Ende Runde eins, so zu sagen. Hierher komme ich sicher wieder, allerdings um mich auch hier für wenigstens eine Nacht einzumieten, hoffentlich ohne Verkühlung, obwohl der Salbeitee wirklich ein Balsam war.
Wunderbarer Gasthof in wunderbarer Gebirgskulisse. Sehr empfehlenswerte Küche, die das Einfache beherrscht und dabei das Besondere herausholt.

Und das soll mir eine Monatsempfehlung wert sein.

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Update 19.7.

Zwei Übernachtungen samt Verköstigung beim Hubinger. Diesmal ohne Halsschmerzen.

Ich habe also mein Versprechen wahr gemacht, mich dort nach stolzem Mahl gleich gemütlich einzuquartieren.

Erster Abend.
Gedeck: Kräuteraufstrich. Brav. Mit frischem Schnittlauch, eigentlich muss man das gar nicht erwähnen.

Rehkraftbrühe mit Teigtascherl (4€). Die Suppe wird viel zu bescheiden auf der Karte geführt. In der herrlichen „Gicht“-Brühe tummeln sich nämlich „ganz nebenbei“ auch unglaublich zarte Filetstückchen, schön knackiges, nudelig geschnittenes Gemüse und ein paar kleine, schön bissfeste Eierschwammerln.
Die Tascherln sind schön dezent würzig gefüllt, der „Rest“ geht runter wie Öl.

Beiried mit Fisolen und Kartoffeln, gratiniert (20€). Das Fleisch setzt dort fort, wo es schon damals als Rostbraten angefangen hat. So zart und saftig, man muss sich bemühen, langsam zu essen. Die Fisolen sind fast schon ein wenig zu bissfest geraten, sorgen aber keineswegs für Baucherlweh danach. Die gratinierten Kartoffeln passen perfekt dazu, zerfallen nicht im Mund. Schön.
(Leider sind mir die Bilder der beiden Gänge versehentlich beim Kopieren verlustig gegangen)

Topfen-Marillen-Kuchen. Ganz einfach gemacht, ohne Schnickschnack. Marillen sind von der Säure her „gebändigt“ worden, der Staubzucker oben drauf wäre aber gar nicht erst nötig gewesen.

Zweiter Abend.

Gedeck: Liptauer. Bin kein Liptauer-Fan. Aber dieser hier schmeckt.

Schwammerlsuppe mit Hadnsterz (4,10€). Ein steirischer Klassiker, das haben in unserer Familie schon vier verschiedene Generationen an einem Tisch gemeinsam konsumiert. Immer wieder. Hier kommt man grade eben erst von einer kurzen Laufrunde rund um das Dorf zurück und lässt sich so zu sagen diese Suppe einflößen. Kurz gesagt: besser geht’s nicht. Der Sterz schön bröckelig-nussig, aber nicht trocken, dafür aber auch nicht klebrig-batzig. Und die Suppe lässt in puncto Würzung keine Wünsche offen. Die Schwammerl sind nicht jene Rieseneierschwammerl aus Litauen, sondern schön kleine, kompakte, würzige, nicht wässrige Vertreter aus der Gegend. Unglaublich. So fein.

Eierschwammerlsauce mit Serviettenknödel (10,50€). Ja, ich hab mir heut tatsächlich ein „Waldmenü“ zusammengestellt. Knödel mit wunderbarer Konsistenz, Sauce nicht übertrieben mit Rahm gestreckt, sehr gut abgeschmeckt. Einziger Kritikpunkt, natürlich mit der Chefin besprochen: ich würde nie Paprikawürfel hineinschneiden. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Heidelbeerstrudel: keine Kulturheidelbeeren, wenn auch noch nicht Jahrgang 2012, klar. Viele Bemmerln drin, Zunge zeigen beweist: echte Hochschwab-Beeren! Gut!

Die Chefin nimmt sich wie immer gern und viel Zeit für die Gäste, man fühlt sich rundum wohl.

So wohl, dass dem feinen Mahle eine angenehme Bettschwere folgt. Ab ins gemütliche Zimmer (38€). Internetanschluss, eine Matratze, die des nächstens kein U-Hackerl aus mir macht.
Frühstück für morgen? Selbst gemachtes Brot, ebenso die Marmeladen. Alles da.
Gute Nacht! Hoffentlich bald wieder.

PS: die 5 für's Essen sind wohlverdient. Was man vor allem auch erwähnen muss: bei aller gebotenen Qualität schafft man hier das Kunststück, auch die Dorfbevölkerung an den Tisch zu bringen. Kompliment!

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Update 12.7.2013

- Super Grammelschmalz, zergeht auf der Zunge, feiner Kürbiskernaufstrich, nicht "sauer".

- Schwammerlsuppe, nicht püriert, alles schön gewürfelt, suppig, würzig, frische Kräuter. Mmmmm...

- Rehnüsschen: zart rosarot, ein butterweiches Tierchen, guter Rahmkohlrabi, ausgezeichnete, ja geniale Erdäpfel"wuzerln" in geriebenen Mandeln gewälzt, buttrig-gummig, herrlich.

- Beerenmus vereint sich unglaublich gut mit dem Fleischerl, ja gibt's denn das?

- Marillenknödel: stopf den Minz-Zweig in die Marille, das schmeckt nochmal so gut... zwei Aromabomben, nur leicht gezuckert.

- Frühstück: selbst gemachte Marmeladen - und das butterweiche hausgemachte Brot. So muss Brot schmecken. Fazit: gestärkt und fröhlich in den Arbeitstag, so geht das!

Hubinger - es war mir wieder mal ein Volksfest!Weniger anzeigen

7. Dolce Vita

Heuplatz 2, 9020 Klagenfurt
Dolce VitaGrußCarpaccio vom Ochsenfilet
In diesem Guide weil: Bis dato bestee italienische Küche in und um Klagenfurt. Fisch in Perfektion, Carpaccio vom Allerfeinsten.
SpeisenAmbienteService
26. Jun 2013
Nach dem Schnitzel-GAU letztens konnte es ja nur mehr besser werden. Dass es sogar ausgesprochen gut werden sollte, damit hatte ich gar nicht er...MehrNach dem Schnitzel-GAU letztens konnte es ja nur mehr besser werden.

Dass es sogar ausgesprochen gut werden sollte, damit hatte ich gar nicht erst gerechnet – ein lang ersehnter Besuch im Dolce Vita sollte völlig spontan Wirklichkeit werden.

Nach dem Aperitivo beim Stamm-Italiener ein kurzer Anruf, ob in 10 Minuten zufällig ein Tisch frei wäre. Kein Problem, man freut sich auf uns.

Vielleicht hat das kleine Bistretto von Stephan Vadnjal sich in all den Jahren ja ein besonders Privileg erarbeitet. Bei so vielen schicken wie teuren Lokalen rund um den See seinen persönlichen Lokaltraum in höchst unauffälliger Lage zu hegen und zu pflegen ist eine große Leistung, als Klagenfurter weiß ich mittlerweile schon recht gut, wie schwer es in einem „großen Dorf“ ist, sich abseits der ganz großen Touristenmeilen erfolgreich zu halten.

Das Lokal mit Adresse Heuplatz 2 befindet sich an der dem großen Platz abgewandten Seite, schön versteckt hinter gepflegtem Gebüsch. Gegenüber die Mauern von Gericht und Gefangenenhaus. Doch der beschauliche Ort sorgt dafür, dass man von alledem nichts mitbekommt. Der Durchgang zwischen Heuplatz und der Rückseite des Theaters ist so unauffällig wie „geheim“, man muss schon wirklich wissen, wohin man sich „verirrt“, wenn man das kleine, aber feine Lokal für sich entdeckt.

Mittags gibt’s einen Aushang der Angebote am Eingang, abends zählt der Chef die angebotenen Gerichte kurzerhand auf, das Angebot kann dann je nach Lust und Laune zu mehrgängigen Menüs kombiniert werden. Sehr einfach gehalten, aber das ist gut so.

Wir entscheiden uns für eine Vorspeise, eine Hauptspeise und eventuell ein Dessert.
Meeresfrüchte sind nicht wirklich meins, wer’s mag kommt hier allerdings voll auf seine Rechnung.

Vorweg: wer hier wie Frau Kommmentatorin der Bewertung weiter unten auf große Portionen hofft, wird enttäuscht. Aber darum geht’s hier nicht, der Genuss ist nicht die Menge, sondern das Wie.

Das kleine Lokal ist relativ schlicht, um nicht zu sagen banal eingerichtet, die etwas ungewöhnlichen schwarzen Stühle sind der einzig wirklich hervorstechende Akzent. Warme, orange gehaltene Töne an der Gewölbedecke, einfache Leuchten an der Wand, die später ein bisschen besser gedimmt wurden, was den Räumlichkeiten gleich ganz anderes Ambiente verleiht. Nach Bedarf vielleicht sogar um etwas weniger Licht bitten – das kann was!

Nicht zur Dekoration: die mächtige, gute alte Berkel. Dem besten Prosciutto verpflichtet.

Unser Tisch ist mit leicht käsigen Grissini gedeckt, wohl hausgemacht, da nicht abgepackt, mit interessantem Knick.
Zwei Sorten Brot, die man anderswo sicher nicht bekommt, vor allem das biskuitartige (!) ist einfach ein Traum in Kombination mit der zum Gedeck servierten Schale Olivenöl. Letzteres hat genau diese leicht bittere Fruchtigkeit, die man sich von wirklich exzellentem Olivenöl erwarten darf.

Aufstriche gesellen sich dazu, der Kräutertopfen ist fein angerichtet, ist nicht vordergründig bröselig und sauer, gerade richtig. Die Sardellenbutter ist ein gefährliches Suchtmittel. Pomodorini secchi runden das Bild ab.
Last but not least: die wohl auch hausgemachten Käsecracker (vielleicht hab ich den Chef jetzt mit dieser Bezeichnung beleidigt, ich hoffe nicht) bieten sich förmlich an zum Löffeln der cremigen Aufstriche.

La cucina saluta – mit einer kalten Fenchelcreme samt kleinen, knackig-aromatischen Fenchelwürferln und der ersten Miesmuschel, die mich restlos überzeugt. Das als ausgeschriebener Meeresfrüchte-Feind – das Getier „miachtlt“ nicht, hat schönen Biss und schmeckt so, wie es eigentlich jeder stets von Miesmuscheln behauptet. Theorie also, hier schmeckt mir die erfreuliche Realität. 3,50 mit dem Gedeck.

Carpaccio vom Ochsenfilet.
Gegenüber ein Carpaccio di polipo (wenn ich das richtig gesehen habe!). Beide Vorspeisenteller biegen sich nicht aufreizend vor dem Gast, sondern werden in der idealen Portionsgröße serviert, Genuss garantiert – und der nötige Platz für den Hauptgang bleibt vorhanden.
Wer mich kennt weiß, dass mich das 647. Carpaccio aus der Tiefkühltruhe ermüdet. Kalt, hauchdünn – und trotzdem wässrig wie geschmacklos. Wer seinem Gast wirklich gutes Fleisch servieren will, der braucht weder eine Tiefkühltruhe, noch hauchdünn gehobeltes Fleisch.
Die zum Hinknien zarten Scheiben, gut 5mm dick, sind am Rand sogar ganz, ganz kurz angebraten, nur ein Hauch sozusagen. Abgeschmeckt wieder mit dem phänomenalen Olivenöl, ein bisschen Pfeffer, ein bisschen Parmigiano und wirklich frischer Rucola.
Das sicher beste Carpaccio seit meiner Rohfleisch-Orgie im Piemonte. 14 Euro.


Pesce al sale.
Branzino in der Salzkruste. Man muss nicht lange darüber philosophieren, warum diese Garmethode dem Fisch die allergrößte Ehre erweist.
Perfekt filetiertes Fleisch, gerade mal eine Gräte finde ich, unendlich zart, fast flaumig. Noch ein bisschen vom feinen Extra vergine DOP drüber, perfekt.
Ein bisschen Blattpspinat, schöne Scheibchen Bratkartoffeln und endlich mal Zucchinischeiben, die auch ich essen will: gerade mal ein bisschen mehr als zwei Zentimeter Durchmesser garantieren, dass Zucchinischeiben noch diesen Biss haben, der dann fast ein bisschen an Schwammerl erinnert.
Superfein. 32 Euro.

Dessert: Crème caramel.
Erdbeerragout, frische Himbeeren. Und – ich hab’s erraten – ein zartschmelzendes Tonkabohneneis, welches weder der Chef noch der bescheidene Kellner vor der Bestellung erwähnt haben.
Die Crème mit perfekter Kruste, nicht geleeartigem Innenleben, sondern schön homogener Konsistenz, auch wenn’s ein wenig suppiger sein könnte nach meinem Geschmack.
Himbeeren: schön frische, vollreif-aromatische Früchte, das Erdbeermark sicher nicht aus der Flasche gedrückt. 10 Euro.

Vino: ein (für mich) relativ untypischer Riesling, relativ „warm“ in der Stilistik, aber gut zu trinken, im eleganten, hohen Glas ordentlich präsentiert. 4,60.

Caffè, Grappa: Caffè Hausbrandt in erwartungemäß kräftig-milder Note, ich werde nicht enttäuscht. Beim nächsten Besuch muss ich allerdings auch den Grappa wieder probieren. Will man uns zuerst den Berta barricato „verschreiben“, so bin ich froh, dass wir das duftende Modedestillat nicht genommen haben. Ich bestelle jenen „più artigianale“, und ich fühle mich verstanden: der wunderbare, leicht bittere Nachhall gibt das Gefühl, Traubenkerne zu kauen.
Caffè für nicht wohlfeile 2,80. Der Grappa ist mit 4,50 dafür wieder mehr als fair kalkuliert.

Opsi… un saluto dolce: die Küche grüßt zum Schluss mit einem schön cremigen Mousse, oben zart bitter, ganz unten mit Marille. Überzeugend.
Das Service ist aufmerksam, aber sowohl Chef als auch Kellner üben sich in vornehmer, fast bescheidener Zurückhaltung.

Tutto sommato: um die 70 Euro pro Person sind nicht billig, anhand des Gebotenen aber immer noch preiswert. Die Portionen sind nicht überbordend, aber für den Genießer genau richtig. Wir haben exzellent gegessen – und uns nicht überessen, genau das wäre der eigentliche Frevel.
Was hier ganz besonders auffällt: hier ist jemand wirklich überzeugt von höchster Qualität – und weiß sie auch ebenso umzusetzen, wie man sie selbst in Italien nicht so einfach an jeder Ecke bekommt.

Wer hier – wie unten im Kommentar zur Bewertung beschrieben – sich mit Brot „abfüttern“ muss, um satt zu werden, der hat das Prinzip des guten Essens nicht verstanden. Wer einen vollen Bauch bis zum Anschlag braucht, der soll sich „nachhaltigen“ Pangasius beim Diskonter kaufen und sich zuhause vollfressen.

Verzeihung. Mir war so danach.

PS: Beste italophile Erfahrung bis dato hier in Klagenfurt und darüber hinaus – außerdem ein wohltuender Beweis, dass es mehr gibt als die unendlich vielen Ristoranti und Pseudo-Pizzerie hierzulande.
Ich komme wieder, prossima puntata.Weniger anzeigen

8. Esszimmer

Müllner Hauptstraße 33, 5020 Salzburg
EsszimmerEsszimmerGedeck
In diesem Guide weil: Sehr gute, detailverliebte Küche und feine Weinbegleitung.
SpeisenAmbienteService
2. Okt 2012
Ein würdiger Abschluss einer erfolgreichen Woche in Salzburg. Ich mache das ja gerne so: neigt sich ein Aufenthalt in einer Stadt dem Ende zu, w...MehrEin würdiger Abschluss einer erfolgreichen Woche in Salzburg.

Ich mache das ja gerne so: neigt sich ein Aufenthalt in einer Stadt dem Ende zu, wird dies mit einem besonderen Lokalbesuch zelebriert.

Apropos Zelebrieren: dieses Lokal tut genau das – und das ist genau nach meinem Geschmack.
Wolf Haas, der eines seiner Bücher, Silentium!, ja auch hier in Salzburg angesiedelt hat, hätte gesagt: „Jetzt ist schon wieder was passiert! Und das ging so:“

Ich war ja schon einige Male direkt am Lokal vorbeigegangen bzw. vorbeigefahren. Die Müllner Hauptstraße ist ein besonderes Nadelöhr. Wer von Norden in die Salzburger Altstadt will, der muss wohl oder übel über die Gaswerkgasse durch den „Schluaf“ der Müllner Hauptstraße durch. Die Ampel an der Kreuzung mit der Lindhofstraße versucht mit Mühe, nicht immer erfolgreich zwischen den Fahrtrichtungen zu „schlichten“.

Genau hier hat sich Andreas Kaiblinger entschieden, Genießer in sein „Esszimmer“ zu laden.
Wer einmal drin ist, wird staunen, wie wenig man von der Hektik da draußen bemerkt. Die Scheiben dämmen den Lärm extrem gut.
Die Einrichtung ist – für meine Begriffe – besonders gut gelungen. Ich war mal vor Jahren in einem damals frisch renovierten, kleinen Alternativkino eingeladen. Das Foyer war besonders gemütlich mit viel Holz, Stein und eigentümlicher Beleuchtung ausgestattet.

Genauso fühlte ich mich hier auch. Ein schöner Empfangsbereich mit Garderobe, klar abgegrenzt des Esszimmers Esszimmer. Ein großer Käsewagen und ein nochmal größerer Spirituosenbutler auf Rädern. Eben diese Wägen sind allerdings auch eine gewaltige Herausforderung für die Damen und Herren im Service.
Am Tisch selbst gibt’s jede Menge Platz, zu den „Neben“-Tischen war so mancher Meter Abstand.

Service: eine Dame, zwei Herren. Gut gekleidet, handwerklich geschickt. Der junge Herr im zu großen Anzug dürfte sich noch in Ausbildung befinden, ist aber ebenso bemüht und korrekt wie seine älteren KollegInnen. Manchmal wünscht man sich ein wenig mehr Lockerheit, auch wenn wir hier natürlich im gastronomischen Oberstübchen zuhause sind.
Die Dame zeigt aber doch eine gewisse Prise Humor, vor allem beim „Lenken“ des fast schon furchteinflößenden Spirtuosenwagens.

Gedeck: ein Grammelschmalzaufstrich und ein Gänseleberaufstrich. Vor allem letzterer hat’s mir besonders angetan. Löblicherweise lässt man Brot und Aufstriche bis vor dem Servieren des Desserts am Tisch. Sonst wird ja in den Lokalen gern das Brot nach der Vorspeise wieder davongetragen. Nicht so hier.

Die Küche grüßt: Geschmorter Kalbskopf, ein gut gebeiztes Stück Lachs und ein gebratenes Teigtascherl mit Spinat. Sehr anregend – vor allem das Teigtascherl fand ich in puncto Konsistenz und Geschmackskombi besonders gelungen.

Vielleicht noch schnell ein Wort zu den Menüs: vier Menüs zwischen 64 und 105 Euro, eines „grün“, eines mit Fisch und zwei weitere.

Das Menü „Grün“ sagte mir persönlich am meisten zu, obwohl ich aufgrund meiner heiklen Beziehung zu manchen Zutaten gerne „Gänge tausche“.
Dies ist auch unter Berücksichtigung der Preisklasse problemlos möglich. Einzelne Gänge zu bestellen, macht aufgrund der Preisgestaltung wenig Sinn, es sei denn, man will nur einen oder zwei Gänge probieren.

So kamen des Weiteren:

Fenchelmus im Apfelgelee mit roten Rüben und Wasabilinsen.
Ich bin weder ein Fan von Fenchel, noch einer von roten Rüben. Doch was ich vorgesetzt bekomme, ist so subtil und intelligent kombiniert, dass es einfach wunderbar zusammenpasst.
Die Kombination macht’s : angenehm süßes Apfelgelee, darunter ein festes und doch flaumiges Mousse. Ein paar Fenchelzweige, dünne, getrocknete Apfelspalten, die Fenchelstiele, die Linsen mit schönen Beißerlebnis und die gehackten roten Rüben.
Superb, hätte ich nie gedacht.

Cremige Rehessenz mit Strudel vom geschmorten Rehschlögel und Buchenpilzen.
Eine wahre Bombe. Sehr intensiv, fast ein bisschen zu viel Salz, aber der Strudel vermag es abzupuffern. Die Kombination passt auch hier. Einzig die Buchenpilze waren mir einfach zu banal. Da gäbe es weit bessere Schwammerl.

Kohlrabigratin mit Herbsttrompeten.
Ja, genau die. Schwarz wie die Nacht, tatsächlich trompetenartig getrichtert und ein nahe Verwandter des Eierschwammerls. Auch zum Trocknen geeignet und jedes Jahr in meinem Küchenkastl zuhause verfügbar.
Ein einfaches Mahl. Kohlrabi in Scheiben, hauchzart, aber genau richtig durch. Ebenso die Herbsttrompeten, die die Sache sehr gut ergänzen. Fein gratiniert, voilà. Vielleicht nicht so ganz der große Brüller im Vergleich zu den Gängen zuvor, aber immer noch sehr gut.

Steinbutt mit geschmolzener Gänseleber und passiertem Spinat.
Gänseleber und Fisch lasst sich gut vereinen, dazu kommt der cremige Spinat und die schon zuvor probierten gebratenen Teigtascherln.
Wiederum sehr gut und ausgewogen – aber auch hier lege ich mich klar fest: den besten Steinbutt hatte ich immer noch in Güssing. Da gibt’s nichts zu rütteln, auch diesmal nicht.

Kühler Birnencrepe mit Mandeleis und Marzipanpaste.
Das Dessert ist angerichtet. Und wie. Hier komme ich wieder ganz auf meine Rechnung. Es passt wieder alles. Die Konsistenz der eingerollten Crèpes, die verführerische Creme darin, die nichts von banalem Marzipan hat, sondern wunderbar „gezähmt“ und edel auf der Zunge zerschmilzt. So auch das Mandeleis, wirklich ein Hochgenuss. Nur die Mandeln sind ein Feind jeder Zahnplombe.

Süßer Gruß zum Schluss: dreimal Petit four, klein, aber fein. Sehr fein!
Dazu ein Ristretto. Brav.

Wein: Chef Kaiblinger macht sich auch bei der Weinkarte sichtlich Gedanken. Das betrifft nicht nur das Angebot an ganzen Flaschen, sondern vor allem das Glasweis-Angebot.
Jeder einzelne Gang der vier Menüs hat einen eigenen Wein.
Steiermark, Burgenland, Frankreich, Italien, Spanien, Chile, Südafrika, Deutschland. Velich hier, Pieropan dort. Alles glasweise. Erstaunlich.

Fazit: Ein sehr gelungener Abend, sehr entspanntes Speisen. Akribische und detailverliebte Präsentation, zweifelsohne erhabene Küchenleistung.
Sehr gutes Service, stets korrekt, bemüht, sehr angenehme, foyer-artige Atmosphäre.
Eine lobende Erwähnung nochmal dem Wein.

Meine Empfehlung an mich selbst für das nächste Mal: ein, zwei Gänge, zwei, drei Achteln.
Sicher wieder!Weniger anzeigen

9. Schmutzer

Hauptstraße 12, 2722 WINZENDORF
SchmutzerSchmutzerSchmutzer
In diesem Guide weil: Landgasthaus superior. Familienbetrieb mit feinen Kochkünsten und Kompetenz in puncto Wein und Käse. Hofladen!
SpeisenAmbienteService
13. Jun 2013
Schmutzer. Winzendorf. Weder von dem einen Namen, noch vom anderen Dorf hatte ich davor jemals gehört. Es lohnt sich einfach, bei all der vie...MehrSchmutzer. Winzendorf.

Weder von dem einen Namen, noch vom anderen Dorf hatte ich davor jemals gehört.

Es lohnt sich einfach, bei all der vielen beruflichen Fahrerei hin und wieder mal ein paar Kilometer weiter weg von der Autobahn Quartier und Futternapf zu suchen.
Erstens, weil allzu gut gelegene Lokale oft teurer sind als sie gut sind, und so nebenbei kann man auch mal die Büroarbeit am Bankerl mitten im Grünen erledigen. Ich kann nur sagen – das hat was.

Bin ich der Herold? Nein – also mal die gelbe „Äpp“ gefragt, Gasthof in und um Wr. Neustadt gesucht. Da kommt man dann auf Risultate bis zur Hohen Wand.
Die Hohe Wand kenne ich nur als grün unterlegten Schriftzug auf der Tafel „Abfahrt Wr. Neustadt west, 500m“.

Schäm dich amarone, du hast was versäumt. Irgendwie ein Mix von Prärie und Toskana. Wandern, Gleitschirmfliegen - oder einfach nur rumlümmeln.

Das erste Suchergebnis angerufen. Herr Schmutzer teilt mir allerdings mit, dass sie mit keinem Zimmer dienen können, obwohl Herr Herold ihn vorgeschlagen hatte. Dafür mit einem fein gedeckten Tisch, Zimmer bekäme ich bei X, Y oder Z hier im Dorf bzw. ein oder zwei Dörfer weiter.

Es gäbe sogar, wenn man die Hoteliers drauf anspricht, einen improvisierten "Shuttle"-Service vom Tisch weg ab ins Bett im Nachbardorf. Hier kennt man sich und macht gemeinsame Sache. Sehr sympathisch, da könnten wir Kärntner uns noch was abschauen.

So war es auch und ich bekam einen fein gefüllten Magen, ein schönes Bettchen und ein paar wunderschöne Bilder einer wirklichen tollen Landschaft – dem Schneebergland, wie sich die Gegend selbst vermarktet. Lohnt sich.

Jetzt aber zum wichtigsten – dem kulinarischen Genuss. Denn der sollte nicht zu kurz kommen.

Im Hause Schmutzer ist es wie in so manch anderem Familienbetrieb auch: der Sohnemann bekommt die elterlichen Gene in die Wiege gelegt, geht in die weite kulinarische Welt hinaus – pilgert von einem kulinarischen Mekka zum anderen – kocht in Michelin-Restaurants (nein, dort gibt’s keine Gummi-Laberln), um eines Tages heimzukehren, um den elterlichen Betrieb zu unterstützen.

Die Karte, online einsehbar, geizt nicht mit Auswahl: gleich drei Menüs von 4-6 Gängen, nicht billig aber preiswert, lassen die Zunge schnalzen. „Zitronenmuschel“, Gazpacho mit Minze, Spargelsalat mit Garnele, Burrata, Maibock mit Nektarinen, Goldbrasse mit Kohlrabi – oder auch allerlei Klassiker von Beuschel bis Kalbschnitzerl. Schau schau!

Das äußerst gepflegte Haus serviert im Eingangs-Schank-Bereich auch Gulasch und Schnitzel für den „täglichen Gebrauch“, der weiß gedeckte Hauptraum geht einen oder zwei Schritte weiter.
Eben dieser Hauptraum ist zwar schon ein wenig in die Jahre gekommen, aber ich sehe keinen Grund, daran etwas zu ändern, weder an den mit Polstern verhübschten Sitzlandschaften, am Teppichboden, der sicher nicht den neuesten Trends folgt oder gar an den etwas skurril anmutenden, aber höchst zweckmäßigen Spirituosen- und Käsewagerln (z.B. ein etwas „adaptierter“, fahrbarer Nähmaschinen-Untersatz).

Herr Chef ist ein echter Sir. Da kann man sich schon mal beim Wein ein wenig verplaudern, da sickern persönliche Vorlieben durch, stets mit einer bescheidenen Zurückhaltung des kulinarischen Tüftlers, um das mal so zu sagen.

Das merkt man schon bei der Auswahl der Weine – und natürlich auch beim Thema Käse. Das Haus wurde schon mit Preisen in puncto Käsekompetenz bedacht. Darf man schon mal sagen.

Und so freue ich mich über das erste vinophile Experiment. Ein Riesling Smaragd vom Knoll, in der Karte als „Altwein“ für Sherry-Freunde präsentiert. Wer aber den guten Knoll kennt, der weiß, was seine „alten“ Jahrgänge so können. Wenn ich heute wo einen Riesling Smaragd 2010 auf der Karte finde, muss ich milde lächeln. Schade drum, ihn jetzt schon aufzumachen. Das hat er nicht verdient.

In meinem Fall also ein 96er, wenn ich mich recht erinnere, im eigenen Keller sumpern derweilen noch die 99er und 2000er rum. Sie dürfen, schlecht wird er ja nicht. Wir reden ja hier nicht vom Junker oder von Weinen à la „Promiwinzer“.

Was soll ich sagen – besser kann man ein feines Mahl gar nicht einläuten.
Riesling ist der „König der Weißweine“, sein Potential ist nicht umsonst legendär, nenn es „Petrol“, oder wie auch immer, das ist einfach betörend schön. Aber nenn es nicht „Alterl“, das hat er nicht verdient.
Und überhaupt – wer redet da noch von Sherry? Ich bitte Sie!

Aufstrich: nicht der Allerweltsaufstrich, dazu ein bisschen Butter und ein vom Zahnstocher durchbohrtes Wurstradl aus der eigenen „Werkstatt“. Feines Brot im Körberl!

Aus der Küche kommt ein kleiner Happen. Ich muss gestehen, dass mir die beiden Vertreter in der Mitte und rechts nicht mehr ganz in Erinnerung sind, ich glaub es waren Mousse mit Karotte und Ingwer bzw. ein kleines Häppchen mit Spinat.
Allerehrenwert und denkbar einfach allerdings das „Lachs-Ildefonso“ linkerhand. Eine Kombination aus schön teigiger Crèpe und zartem Lachs. Sehr erfreulich. Ich hätte gerne noch die ganze Schachtel geleert.

Grießnockerlsuppe.
Eine nicht zu rustikale Rindsuppe mit feiner Note, das Grießnockerl dürfte ruhig den angeblich verpönten Butterkern aufweisen. Ich wäre nicht beleidigt gewesen, im Gegenteil. amarone, auf den Spuren des Butterkerns. Nicht immer wird er fündig.

Zwischengang: Blattsalate. Bestens mariniert, appetitlich, saftig, mundgerecht. Samt Schollen vom Parmigiano.
Endlich auch mal: das richtige Schüsserl, das dem Salat alle Ehre macht und keine purzelnden Salatblätter verursacht.

Hauptgang: eine unendlich zarte Landhendl-Brust, dank Niedertemperaturgarung in absoluter Bestform.
Flankiert von gebratenen Salatherzen und – jetzt kommt der exotische Gegenspieler: Mangoragout. Allerdings nicht zu exzessiv, es entsteht ein wunderbares Gesamtbild, nicht nur optisch.
Ein „lebernes“ Schäumchen darf intensiv dazwischenfunken, dazu wird noch ein bisschen Hühnerragout separat beigestellt, „bevor ma’s wegschmeißen“, wie Chef „Peperl“ wohlmeinend hinzufügt.
Alles passt, man nickt zufrieden, genießt und schweigt. Worte folgen immer danach.

Ich vergaß ganz, es muss wohl am Wein liegen: wir schreiben bereits Achtel Nr. 3, schon zuvor durfte ein Chardonnay zu Tisch kommen. Das Huhn wird wieder von einem, diesmal weitaus komplexeren Chardonnay begleitet. Wenn ich mich recht erinnere, war der erste aus der Thermenregion, der zweite war der „S“ vom Feiler-Artinger. Ja, sehr artig, schön zu trinken.

Nachtisch: eine schwierige Wahl, Familie Schmutzer tobt sich bei den süßen Genüssen sichtlich aus. Ein zweiter Besuch ist allein schon angesichts des Dessertangebots ein Muss.
Nebst Powidltascherln, Apfel im Mürbteig, Nougat und „Schoko-Banane“ gibt’s auch einige Eisbecher, das Eis stammt dabei von einem Bio-Bauernhof aus der Buckligen Welt.
Ich entscheide mit letztlich doch für „Malakoff light“, flankiert mit hausgemachtem Löffelbiskuit.
Eine lohnende Wahl, das Törtchen ist tatsächlich nicht so üppig wie das „Original“, schmeichelt aber trotzdem mit allem, was das Thema Malakoff verspricht.

Hausgemachte Löffelbiskuits sind allerdings nicht das einzige, womit man sich im Hause Schmutzer nicht lumpen lässt.
Schokotrüffel, Marmeladen und andere Köstlichkeiten. Kann man mitnehmen – oder sogar online bestellen.
Erstere bekam ich - „natürlich“ – als süßen Gruß zum Schluss serviert.

Doch damit nicht genug: Schmutzer ist sogar Brandmeister – allerdings nicht bei der Feuerwehr, sondern was seine hausgemachten Schnäpse betrifft. Ich sag ja, ein weiterer Besuch muss her, allerdings werde ich mich beim nächsten Mal rechtzeitig darum kümmern, Quartier im selben Dorf zu finden.

Also: ein wunderbarer Familienbetrieb, dessen wirklich einziger Schönheitsfehler die fehlenden Zimmer im oberen Stockwerk sind.
Um jetzt Haubenrhetorik zu bedienen: die Küche bietet auf alle Fälle weit mehr als das Alltägliche. Und das mit einer sehr angenehmen, ungespielten Leichtigkeit.

Schmutzer – eine saubere Vorstellung!Weniger anzeigen

10. Traube

Am Golfplatz 1, 7431 BAD TATZMANNSDORF
In diesem Guide weil: Wellness. Abendessen. Frühstück. Wellness. Wieder Abendessen. Vom Allerfeinsten.
SpeisenAmbienteService
17. Feb 2012
Kleine Anmerkung vorweg: "Die Traube" ist ein Teil der Gesamtanlage "Burgenladresort - Supreme Hotel". Das Fr...MehrKleine Anmerkung vorweg: "Die Traube" ist ein Teil der Gesamtanlage "Burgenladresort - Supreme Hotel".
Das Frühstück nimmt man im Bereich des "Restaurants Panorama" ein, die Zutaten dafür holt man sich aber wiederum zum Teil im Bereich der "Traube".
Die einzelnen Bereiche gehören also allesamt zusammen.
Meine Empfehlung hier bezieht sich generell auf das Gesamtpaket, welches bereits im Zimmerpreis samt Wellnessbereich enthalten ist.

Viel hat hier nicht auf die jeweilige Höchstpunktzahl gefehlt.

Ich möchte hier über ein außergewöhnliches Thermenwochenende berichten, welches an jedem Morgen bzw. Abend gastronomische Glanzleistungen erleben ließ.

Zuerst eine kurze Übersicht über die Anlage selbst.
Das so genannte Burgenland Resort ist eines von drei „Reiter's“-Destinationen, eine in Achenkirch (Tirol), eine in Stegersbach (Bezirk Güssing) und eben jene in Bad Tatzmannsdorf.

Im Vergleich zu „normalen“ Wellnesshotels hat das Reiter's direkten Thermalwasser-Anschluss, das heißt man muss nicht im Hotel einchecken, um dann jeden Tag in die Therme zu gehen wie etwa in Loipersdorf oder in der Reichenhaller Watzmanntherme.

Hier steht man frühmorgens auf, fährt mit dem Lift in den Wellnessbereich, geht schwimmen, saunieren, schwitzen, laufen, was auch immer – und geht dann frühstücken. Man muss nie die Anlage verlassen.

Die Burgenland-Therme hat zwei streng getrennte Bereiche: das Supreme-Hotel ist ab 16, das Avance-Hotel ist so zu sagen die Familienvariante desselben. Kommt man mit dem Auto an, zeigt der Vorwegweiser die beiden Einfahrten bequem an.

Empfehlenswert ist, wenn man, um einen wirklichen Entspannungseffekt zu erzielen, wenigstens zweimal übernachtet. Will heißen: Freitag früher mit der Arbeit aufhören, einchecken, schnell mal ins Wasser oder in die Sauna, um sich dann auf Mehrgängiges zu freuen.
Checkt man dann beispielsweise am Sonntag aus, so kann man sein Gepäck immer noch in Rezeptionsnähe deponieren und bis 18 Uhr den gesamten Wellnessbereich nützen.

Die Zimmer haben 5-Sterne-Niveau, Preise bewegen sich um die 120 Euro pro Person incl. Frühstück und Abendessen, Einzelzimmer-Aufschlag meines Wissens 10 Euro. Natürlich gibt es Package-Preise, saisonal unterschiedliche Preisniveaus, andere Preise am Dienstag als am Samstag, höhere Preise für den Ausblick auf den Golfplatz (naja, braucht man das wirklich?), aber all diese Schwankungen sollten ja einleuchtend sein. Wie auch immer – für das Gebotene ist das Preisniveau mehr als fair. Und zweimal im Jahr darf man sich schon mal was wirklich Feines gönnen.

Die Thermalanlage beinhaltet einen „älteren“ und einen durch Expansion neueren Teil. Architektonisch sehr schön, Yin-Yang-Becken, verschiedenste Saunen, Solebäder, Saftbars zum Selbernehmen (alles dabei, man darf ja auf's Trinken nicht vergessen), und einen riesigen, absolute stillen Ruheraum mit Liegen oder riesigen Knotzkissen.
Einerseits ist das Wellness-Angebot mehr als gut ausgebaut, andererseits kommt nie das Feeling auf, einer von der breiten Masse zu sein, wie es einem etwa in Loipersdorf vorkommt. Hier herrscht wirklich Ruhe und Genuss.

Service: in der Anlage laufen eine ganze Menge bestens geschulte, freundliche Leute rum, die am Morgen fragen, wie man denn geschlafen hat, die gekonnt die Speisen servieren und grundsätzlich einen sehr soliden, angenehmen Umgang mit den Gästen pflegen, sei's bei Weinempfehlungen (extra zu bezahlen, klar), beim Servieren der Speisen usw.

Frühstück: der absolute Hammer. Nicht mit dem Niveau von all-inclusive-Clubs zu vergleichen. Es gibt hier nichts, was es nicht geben könnte.
Saftpresse für Karotten, Äpfel, Sellerie. Selbstbedienung.
Brotsorten: ich weiß nicht, wie viele es waren.
French-Toast: der Koch mit großer Schwammerlhaube macht ihn auf Wunsch, dabei kann man ihm zusehen.
Birchermüsli: ich kenne kein Frühstücksbüffet, wo mindestens 5 verschiedene, ernährungswissenschaftlich richtig angesetzte Müslis angeboten werden. Selbst in den besten mir bekannten Hotels gab es immer nur Trockenmüsli aus der Schütte. Nicht hier.
Nicht zuletzt deshalb kommen hierher sehr gerne auch Sportler, weil der Ernährungsaspekt sehr genau genommen wird.

Abendessen: großzügig, aber nicht beschämend verschwenderisch. Hier hat man auch nie das Gefühl, als würden gierige All-inclusive-Gäste sich um die letzten oder besten Brocken streiten.
So manches nimmt man sich selbst, andere Dinge wiederum bestellt man beim Koch in der Schauküche.
Absolutes, unvergessenes Highlight: Schwertfisch-Steak.
Der Koch öffnet eine Lade, fünf oder sechs Steaks sind vorbereitet, das Ergbenis konnte sich nicht nur sehen, sondern schmecken lassen. Auf den Punkt gegart, zart, fein aber nicht „industriell“ abgeschmeckt.
Küchenchef Gangl ist ja auch nicht irgendwer.

Fazit: das Gebotene traf so ziemlich in jeder Hinsicht meinen Nerv. Großzügiges, aber nicht großthermenartiges Wellness-Angebot, sehr edle, aber schlichte Zimmer (na gut, Radio in der Badewanne), in der Mitte der Anlage große Bar mit Live-Barmusik am Abend, sensationelle Küche, die kaum Wünsche offen lässt und ein Frühstück, dass einen wirklich guten Start in den Wellness-Tag garantiert. Preislich wirklich vertretbar.

PS: Golfspieler kommen natürlich natürlich auch auf ihre Rechnung. Wer ein Pferderl sein Eigen nennt, kann es auch dort einstellen und betreuen lassen.Weniger anzeigen

11. Essig´s

Niederreithstraße 35b, 4020 Linz
Essig´sBlick in Richtung GenussladenEssig´s
In diesem Guide weil: Kochkurse, Edelgreißlerei und eine überzeugende Küche im penibel und liebevoll eingerichteten Genusspavillon.
SpeisenAmbienteService
12. Jul 2012
2x Essig. Nein, nicht zum Salat. Essig heißen die beiden Gastgeber, sehr gute noch dazu. Der Linzer Froschberg, der seinen Namen tatsächlich de...Mehr2x Essig. Nein, nicht zum Salat. Essig heißen die beiden Gastgeber, sehr gute noch dazu.

Der Linzer Froschberg, der seinen Namen tatsächlich den Fröschen in den ehemaligen Lehmgruben verdankt, erhebt sich im Westen der Linzer Altstadt. Ein beschauliches, zum Teil auch ordentlich luxuriöses Wohngebiet.
Genau hier hat das Ehepaar Essig seine gastronomischen Zelte aufgeschlagen.

Das Lokal ist von 11-19 Uhr geöffnet, also kein typisches Speiselokal mit Abendkarte.

Von außen erinnert das Lokal eher an ein örtliches Pfarrgemeindezentrum.
Doch drinnen wird’s richtig edel und gediegen: man geht durch den hauseigenen Genussladen, voll mit nötigen und unnötigen Kostbarkeiten. Ein an eine Wunderlampe erinnerndes Alessi-Öl-Kännchen hier, Pasta-Servierbesteck dort. Die eigenen Gewürzmischungen kann man ebenso kaufen wie die hausgemachten Chutneys. Sogar Beuschel für Zuhause gibt’s im großen Glas zu erwerben.
Nicht fehlen dürfen Schokoladespezialitäten von Linzer Manufakturen, ebenso wenig wie jene aus dem Piemont…

Der Gastraum ist ein wunderschöner Pavillon mit zentraler „Säule“, drum herum eine bequeme Polsterbank.
Kunst an den Wänden, schöne lange Storen, viel dunkles Holz trifft helle Töne, ich nenne das jetzt mal „Lavendel“, dazu lustige Farbspielereien im Barbereich.

Der Raucherbereich liegt am anderen Ende eines Korridors und nicht im Eingangsbereich, sehr löblich. Auch der Abgang zu den Toiletten (mit Wegweiser zum Weinkeller) kreuzt die Qualmabteilung nicht.
Apropos Toiletten: auch die können sich sehen lassen, eingerollte Stoffhandtücher und ein Teppich unter dem Pissoir für jene Geschlechtsgenossen, die immer noch nicht verstanden haben, dass „er“ nicht so lang ist, wie sie denken. Das Zitat stammt übrigens aus einer Toilette eines Kärntner Fischlokales.

Service: junge Herren, junge Damen, auch die Chefin lässt sich blicken. Aufmerksam, unaufgeregt, geschickt.

Ganz ist die Schwüle der letzten Wochen nicht verflogen, und die Tageszeit verbietet es ohnehin für mich: der vorgeschlagene Traubensaft von Ott (Wagram) samt Mineralwasser ist eine glänzende Idee.

Gedeck: ein feiner, würziger Kräuteraufstrich mit frisch-scharfem Schnittlauch drauf.
Dazu sehr gutes Brot, weiß hier, dunkel dort.

Keine Vorspeise für mich, ein Thunfischcarpaccio ist nicht so ganz meine Wahl.
Kein Problem, Hauptgericht und Desservariation sollte für die Mittagszeit ohnehin reichen.

Saiblingsfilet mit Linsenschaum und Erdäpfelpüree.
Der Saibling spendete ein wahrlich stattliches Filet, schöne samtig-knusprige Mehlhaut, sehr zarter Fisch, der aber nicht völlig auseinander zu fallen droht.
Die Linsen mit feinem Biss sind wie sich’s gehört ohne Salz gekocht, das Schäumchen erschlägt die Hülsenfrüchte keineswegs.
Das Püree tadellos, das Tüpferl sind die selbstgemachten Kartoffelchips, einerseits knusprig, andererseits zergehen sie auf der Zunge und erinnern nicht im Ansatz an Herrn Kelly.
Bravo!

Die Desservariation hat’s in sich.
Ein Schokokuchen von der Wallon-Schokolade (ich hoffe, ich hab’s richtig geschrieben, auf alle Fälle kommt diese Droge aus Belgien). Hier darf sie sich zart und unwiderstehlich entfalten, die Gabel teilt und die Schokolade scheint förmlich aufzuquellen. Das geht natürlich nur, wenn man die Sache ohne Mehl bäckt. Formidable!

Das Topfenmousse wiederum legt sich mit dem Aroma der Minze an, allerdings hält sich die Minze dezent zurück. Gut so, denn genau diese Nuance steht der ganzen Sache verdammt gut, Minze kann sonst schon mal zu intensiv hervorstechen. Sehr gut!

Das Walderdbeerenparfait wiederum fällt ein wenig hinter meine Erwartungen zurück. Die besten aller Erdbeeren sind zwar präsent, doch die herrliche Cremigkeit so mancher Parfaits fehlt hier ganz. Das Gefrorene hat ordentliche Kristalle entstehen lassen. Das erinnert mich an unsere ersten Versuche, Erdbeerjoghurt in die Gefriertruhe zu stellen.

Der Nougatknödel macht diese kleine Schwäche wiederum wett: fast ein wenig zurückhaltender Knödel, doch die Kombi macht‘s: das „flüssige Gold“ im Knödel ist wirklich sehr fein, dazu ein Beerenpüree samt ganzen Brombeeren und Heidelbeeren. Endlich mal ein Beerenspiegel, der nicht aus der Tiefkühlpackung kommt und den man auch wirklich nicht nur als Staffage auf den Teller haut.
Oberösterreich, Land der Knödel? Hier trifft das voll und ganz zu.

Espresso? Selbstverständlich. Er kommt mit reichhaltiger Menage und Würferlzange.
Der dazu gereichte weiße Tartufowürfel aus dem Piemont stellt jeden schalen Metro-Karamellkeks in den Schatten. Ein Sackerl voll mit den Piemonteser Kostbarkeiten findet sich gottlob in der „Edelgreißlerei“.

Fazit: eine schöne verlängerte Mittagspause mit dem sicheren Versprechen, wiederzukommen. Mit Weinbegleitung, und garantiert ein ganzes Menü. Die „5“ für’s Essen wird hier fast erreicht, ich hab den „5er“ allerdings schon hinter den Storen wackeln gesehen.
Das war Essig & Essig, mit feinstem Öl garniert. Bis zum nächsten Mal!Weniger anzeigen

12. Bigoli

Dametzstr. 38, 4020 Linz
Gnocchi al sugo d'asino. Eselsauce!BigoliBigoli
In diesem Guide weil: Bigoli. Lingua. Salami mit Balsamico. Linsensuppe. Was gibt es morgen? Und übermorgen?
SpeisenAmbienteService
20. Jän 2012
Ich war wieder mal in Linz – und wieder mal im Bigoli. Und wieder. Und wieder (letzter Besuch 11.7.2012, siehe ganz unten...) Weil’s beim ersten M...MehrIch war wieder mal in Linz – und wieder mal im Bigoli. Und wieder. Und wieder (letzter Besuch 11.7.2012, siehe ganz unten...)
Weil’s beim ersten Mal beim Bigoli so fein war, kam ich gleich an den beiden Tagen darauf nochmal. Ganz durch bin ich allerdings noch nicht mit der Karte. Fortsetzung nächste Woche. Aber so viel kann ich schon vorweg sagen: es zahlt sich immer wieder aus.

Das Bigoli liegt direkt am OK-Platz, eine richtige Piazza mit mehreren Lokalen und dem Moviemento-Kino sowie der Passage nur einen Steinwurf entfernt. Hier wurde ein richtig großer Platz zum Verweilen, zum gemeinsam Abhängen und zum Essen und Trinken geschaffen. Im Sommer ideal, weil natürlich die Lokale allesamt auch Sitzgärten haben.

Der Name Bigoli selbst steht für typische, etwas dickere, hausgemachte Spaghettoni aus dem Veneto.
Das Versprechen, authentische Küche aus dem Veneto zu bieten, verlangt kein In-Publikum, sondern Gäste, die nicht nur mit der Location, sondern auch mit den Ingredienzien was anfangen können.

Chef Gerhard Hinterleitner, offensichtlich kein Italiener, hat sich also wohl hier einen kleinen Traum erfüllt. Ein authentisches Lokal mit authentischem Essen und Trinken, und das mitten in Linz. Slowfood steht auf der Küchenschürze und auf den Heften, die neben mehreren Tageszeitungen liegen. Man darf sich also Zeit lassen, obwohl hier niemand übertrieben lange auf sein Essen warten muss.

Momentan ist’s kalt draußen, drinnen ist’s gemütlich, wenn auch der Tisch nahe der Eingangstür schon mal die kalte Luft um die Füße spüren lässt. Also beim nächsten Mal einen Tisch im hinteren Bereich des Lokales gewählt. Man geht an der Bar und an der kleinen offenen Küche vorbei, frische Torten stehen in der Vitrine. Die Tische sind eher klein, können aber flott und flexibel zusammen gestellt für eine 6er- oder vielleicht gar 8er-Gruppe reichen.
Ansonsten ist wie schon gesagt der Sitzgarten in den warmen Monaten empfehlenswert.

Ganz vergessen – es handelt sich um ein Nichtraucherlokal. Den Kellner darauf angesprochen, ob es dadurch seit der Umstellung Probleme gegeben hätte, erwidert dieser, dass Raucher wie Nichtraucher sehr positiv eingestellt sind und gerade deswegen auch immer wieder kommen. Stimmt. An allen drei Tagen war das Lokal praktisch immer voll.

Apropos Kellner – es ist immer doch derselbe, der schon vor Monaten hier gearbeitet hatte. Keine Ausgeburt an Freundlichkeit, aber grundehrlich korrekt, unauffällig, dafür aber auffällig unaufgeregt.

Bei den Getränken wird offensichtlich die Authentizität weitergeführt: Triestiner Bier, typische Weine der Region wie etwa den Friulano (hieß mal Tocai, weiß), den roten Refosco und den wunderbar säurebetonten Raboso. Oder aber einen Cabernet sauvignon aus der Gegend um Breganze (Vicenza).

Als Aperitiv habe ich allerdings ein ganz anderes Highlight bekommen: einen hausgemachten Zitronen-Lavendel-Saft. Erfrischend, und auch wirklich appetitanregend. Però, però!

Zurück zum authentischen Essen. Was isst man in Friaul und im Veneto?
Da ich selbst Jahre dort verbracht habe, kenne ich natürlich die üblichen Verdächtigen, wobei es sich hier schon eher um die Gegend zwischen Triest bis Treviso, maximal bis Vicenza handelt, vielleicht weniger um die Gegend Verona, wo auch bereits Esel und Ente den Weg in den Kochtopf finden.

Das wären also zum Beispiel mal Pasta e fasoi, ein Nudel-Bohnen-Eintopf. Man merkt also gleich, dass vor allem in Norditalien noch deftige Hausmannskost regiert, und nicht nur Pasta oder Pizza!
Auf alle Fälle warne ich diejenigen, die Spaghetti „Bolognese“ suchen. Ab zum Pseudoitaliener – die gibt’s hier sicher nicht!

Oder etwa die legendäre Baccalà alla vicentina, ein Stockfischgericht, das auf italienische Soldaten in Norwegen zurückgeht. Eine Speise, die polarisiert, weil der Stockfisch fachgerecht zubereitet werden will, abgesehen von der Tatsache, dass er mal einige Tag lang eingeweicht worden muss, bevor man ihn mit Weißbrot und Knoblauch serviert bekommt.
Also Vorsicht, wer das nicht mag, vergibt vielleicht ungerechterweise mal ein vernichtendes Urteil.

Weiters: eine Berglinsensuppe. Diese kleinen, hellen Linsen koche ich selbst ganz gerne, weil sie nicht so lange eingeweicht werden müssen. Hier hat der Koch und Chef seine ganze Passione in seine zweite Heimat gesteckt: Karottenwürfelchen sind zart, aber nicht gatschig mit im Spiel, die Berglinsen sind grob püriert, darüber gegossen eine satte Portion Olivenöl. Der Rosmarin ist frisch und darf sich geschmacklich verewigen.
Die Kombinaton ist sagenhaft gut und weist das dezent verwendete Salz in seine Grenzen. Gott sei Dank.

Kartoffelgnocchi mit Gorgonzola und wildem Salbei. Die Gnocchi sind schön gummig, zart, cremig, aber nicht schmierig-patzig. So wie sie sein müssen. Die Sauce ist nicht ganz meine Sache, aber Geschmäcker sind ja verschieden. Ich bin der Meinung, dass der ohnehin schon kräftige Käsegeschmack nicht unbedingt zu stark mit Salbei verstärkt werden muss. Da streiten sich die beiden Geschmacksquellen ordentlich, wer der Stärkere sein soll.

Bigoli mit Salsiccia und Radicchio Trevigiano: die Bigoli sind perfekt gekocht, schließlich ist es nicht einfach, eine pasta fresca fatta in casa auch so zu kochen, dass sie nicht außen patzig wird und zugleich innen zu kernig bleibt. Nichts dergleichen, hier passt alles. Die Wurst, genauer gesagt die bröckelige Brät der rohen Hauswürste, wird angebraten, abgeschmeckt und mit gebratenem Radicchio, dem „Gold“ der Gegend um Treviso, vermischt. Herz – und Magen - was wollt ihr mehr?

Vielleicht ein bisschen Fleisch? Costata di manzo, die klassische Beiried, gegrillt und schön rosig innen. Dazu einen grünen Salat, nach Wunsch nicht nur mit 08/15-Balsamico, sondern mit einem, der auch den Namen wirklich verdient. Kleiner Aufpreis von 60 Cent, der sich aber mehr als lohnt. Die Preise sind ohnehin für das Gebotene sehr moderat gestaltet.

Die Beiried präsentiert sich fest, aber nicht zäh. Dezent, aber zurückhaltend gewürzt. Beilage: auf Wunsch Rosmarinkartoffeln, die sich perfekt gebraten und innen schön zart präsentieren, oder auch Gemüse und den weißen Polenta (letzteren hab ich leider noch nicht probiert).

Zum Schluss: Schokoladentorte oder Limoncellotorte (beides von einem „Vertrauten“ des Chefs für’s Haus gebacken) oder ein Nougat-Kaffee-Biskuit?
Letzters wurde es dann, und ich hab’s nicht bereut. Ich wusste nicht, dass
Nougat und Kaffee zusammen so harmonieren können, bis dato bekam ich entweder das eine – oder das andere.
Gut gekühlt, und nicht mit dem bei Tiramisu typisch zu aufgeweichten Teigschichten dazwischen. Dazu besagten Cabernet sauvignon, der wie eine wahre Ribiselbombe daherkommt. Respekt.

Caffè? Gut, aber nicht überragend, auch wenn’s auch ein echter Triestiner ist (Hausbrandt).
Grappa? Gern. Feine Auswahl von „handwerklichen“ und „designten“ Vertretern.

Tutto sommato muss ich sagen: das „italienischste“ Lokal eines Nichtitalieners! Der Chef dürfte sich aber dermaßen in die Gegend verliebt haben, dass das Ergebnis seiner Liebe in Land, Leute und Gaumen sehr überzeugend ist. Man kommt immer wieder, schließlich ändert sich die Karte fast jeden Tag.
Reservieren ist von Vorteil, und da die Speisen grundsätzlich frisch vor- und zubereitet sind, kann es schon sein, dass man um halb neun das eine oder andere Gericht nicht mehr bekommt, da es zwar gut, aber aus ist!

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Update 11.7.:

Endlich mal eine der Naschereien ausprobiert....

Der Durst wird zuerst mal mit einer orginalen Orangina gelöscht, samt Mineralwasser.

Zitronencremetorte geordert: sehr cremig, extrem zartes und feinporiges Bisquit, zu viel Zucker oben drauf. Sehr gut, wenn auch für meinen Geschmack zu süß.

Der Doppio von Hausbrandt enttäuscht mich nicht.

A presto, Bigoli!Weniger anzeigen

13. Schloss Aigen

(1)
Schwarzenbergpromenade 37, 5026 SALZBURG / Aigen
Schloss AigenGedeck, HollerproseccoSchloss Aigen
In diesem Guide weil: Schloss Tafelspitz. Große Gefahr, sich beim Genuss hilflos zu überfressen. Moihzeit!
SpeisenAmbienteService
26. Mai 2012
Schloss Tafelspitz. Kennen Sie nicht? Sollten Sie aber. Natürlich heißt das Schloss Aigen Schloss Aigen und nicht Schloss Tafelspitz. Aber nach...MehrSchloss Tafelspitz. Kennen Sie nicht? Sollten Sie aber.

Natürlich heißt das Schloss Aigen Schloss Aigen und nicht Schloss Tafelspitz. Aber nach dieser Rindfleischerfahrung erlaube ich mir diesen Beinamen zu geben. Und nicht von ungefähr steht auf der hauseigenen Broschüre „Rindfleisch aus Tradition“. Doch alles mal der Reihe nach.

Der Gasthof ist wunderschön im südöstlichsten Stadtteil Salzburgs zu Gaisbergs Füßen gelegen. Man fährt schon durch die dank dem vielen Regen im besten Saft stehenden Wiesen und kommt zwischen den Alleebäumen direkt rauf zum Schloss. Nicht nur: eine Kirche, das Schloss und dazwischen der Gasthof. Die Gebäude gehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Am besten mal googlen, ist wirklich schön anzusehen und – mit Begleitung – auch richtig romantisch. Seminare, Hochzeit, Sponsion, was auch immer, es ist wirklich ein wunderschöner Rahmen für kleinere wie größere Runden, drinnen wie draußen.
Drinnen geht’s altehrwürdig weiter, das Interieur mit altem Holzboden ist aber wirklich wunderschön gepflegt und adaptiert, ein Kachelofen komplettiert das Ambiente.

Die Damen im Service sind stets aufmerksam und kompetent – man fühlt sich regelrecht umsorgt.

Die Karte bietet Fischgerichte, den Maibock und den zur Zeit omnipräsenten Spargel. Wer ein Menü will, kann dies 3gängig ordern (ca. 40 euro) oder 5gängig zu ca. 55 Euro.

Und dann wäre noch das Rindfleisch, Spezialität des Hauses. Ihm ist eine ganze Seite gewidmet. In der Mitte ein schematisch dargestelltes Pinzgauer Biorind, wie im Lehrbuch mit den Bezeichnungen für das jeweilige Stückerl Fleisch versehen. Ob Schwarzes oder Weißes Scherzel, Mageres Meisl oder Zunge, ob Tafelspitz, Kavalierspitz oder Kruspelspitz, ob Schulterscherzel oder Hüferschwanzl. Alles kann man sich ordern, zu etwas mehr oder etwas weniger als 20 Euro.
Oder man bestellt gleich die „Wiener Melange“ – kein Kaffee wie die Karte sagt, sondern vier Sorten Fleisch nach Wahl. Das ist die Idee. Und vorab natürlich die Suppe vom Tafelspitz. Ich bin gespannt.

Hollerprosecco. Ich lass mich mal überreden, Prosecco zu trinken, allerdings mit Hollersirup und Zitrusspalten. Erfrischt wunderbar, allerdings sind schon irgendwo die Ameisen aus dem Sprudel davongerannt.

Gedeck: zwei Aufstriche, einer mit getrockneten Tomaten, einer mit Bärlauch, beide sehr gut, samt drei Sorten gutem Brot. Ich muss mich zurückhalten, denn das ist die Ruhe vor dem Sturm.

Ein Gruß aus der Küche: Hirschfilet an Sauce Cumberland und Zucchini. Letztere werden verschmäht, das Filet ist butterzart und wunderbar im Eigengeschmack, auf den Punkt gebraten. Hoffentlich gibt’s das hier mal als Hauptgericht, das wäre eine echte Sensation.
Die Sauce Cumberland könnte man als bessere Variante einer Preiselbeermarmelade bezeichnen, mehr nicht.
Die ebenfalls gereichte Kohlrabicremesuppe ist herzerwärmend gut, schöner Kohlrabigeschmack, etwas weniger Salz könnte meiner Meinung nach drin sein.

Die Suppe kommt, es wird spannend. Mit allem, was dazugehört, frisch aus der Kupferpfanne: die Rindsuppe ist dank dem zum Teil etwas fetteren Fleischsorten auch ordentlich mit Fettaugen ausgestattet, geschmacklich hält sich die Suppe aber fast vornehm zurück. Kein intensiv-karamelliger Geschmack, nicht schlecht aber auch nicht überragend. Plus: mit Markscheiben wird gewirstet, am Bild sieht man eigentlich nur die obenauf schwimmenden Markscheiben. Man wird natürlich vorher gefragt, ob man die will. Vielen Menschen ekelt es vor Knochenmark, ich kann nicht darauf verzichten.
Unauffällig: das kleine Grießknöderl ist eher schüchtern im Geschmack, während die Frittaten ordentlich zulegen. Trotzdem „fehlt“ noch was, der Leberknödel. Der präsentiert sich in Würzung und
Konsistenz ganz anders als jener letztens im Steirereck, viel dunkler, würziger, fast schon an ein Fleischlaberl erinnernd.
Suppenfazit: kräftige, nicht gerade magere Suppe, ordentlich, aber noch nicht die ganz große Offenbarung.

Der Sturm geht los. Ich werde von zwei Seiten „attackiert“. Zu meiner Linken serviert eine Dame ein Schälchen Karotten, ein Schälchen Kohlrabi und ein Schälchen Spinat. Dazu ein Töpfchen mit frisch geriebenem Kren. Zu meiner Rechten kommt eine Menage mit Apfelkren, weil der Kren allein noch nicht reicht und die obligate Schnittlauchsauce. Dazu der Hauptdarsteller, das Rindfleisch, mit Erdäpfelröster und ein wenig Suppe drüber.
Jetzt weiß ich, warum ich hierher kam, obwohl ich das Rindfleischfest gar nicht erst erwartet hatte.
Doch es ist ja erst der erste Teil, die Kupferpfanne ist ja noch halb voll.
Zuerst kommt das Hüferscherzel und das Schulterscherzel. Während ersteres sehr glatt und zart daherkommt, ist das Schulterscherzel erst der echte Genuss: schön durchzogen, Gelee in Hülle und Fülle.
Die Kellnerin legt nach: Kruspelspitz. Nicht ganz so edel, aber immer noch sehr gehaltvoll. Stark durchzogen, auch mit Fett, das bekam wohl auch die Suppe zu spüren.
Die Kellnerin legt ein letztes Mal nach: der Tafelspitz. Eigentlich kann ich schon nicht mehr. Der Blick nach unten – ich mach mir schon Sorgen um meine Hemdknöpfe. Aber es schmeckt einfach zu gut.
Die Kellnerinnen grinsen.

Die Beilagen sind liebevoll abgemacht: die Karotten schön leicht süß mit ein wenig Grün aus dem Garten, der Kohlrabi in ganzen sehr dünnen Scheiben, zart und leicht knackig zugleich, aber nicht roh, vielleicht eine Spur zu viel Rahm, trotzdem wunderbar, der Spinat schön cremig.

Nachspeise? - Erbarmen, Frau Kellnerin, ich rolle schon unter den Tisch. Einen Schnaps, bitte.
Der "Rettungswagen" folgt sogleich, voll beladen mit Medizin, wie im Lazarett wird er mir vor die Nase geschoben. Ein Produzent aus Hallein bietet vom Vogelbeer über Williams, Kornelkirsche und Nuss so ziemlich alles. Den parfümierten Barrique-Grappa von Berta verschmähe ich, also wird’s ein Nuss.
Schön gerbstoffig, aber auch nicht dick, schwarz und ölig wie jener vom Nachbarn zuhause.

Und weil’s noch nicht genug ist, ein süßer Gruß zum Schluss: ein kleiner Tupfer Mousse von Himbeere und Erdbeere flankiert, und ein Löfferl Marilleneis. Ok, vor allem das Mousse ist nicht eines von der Stange, sondern sehr eigenständig, mit ein paar Bröseln drin und nicht völlig beliebiger Machart. Das Marilleneis reißt mich nicht vom Hocker, es ist aber auch glaube ich allgemein schwierig, nicht banales Marilleneis herzustellen, zumindest geht mir das so.

Ein Wort zum Wein, den hätte ich fast vergessen: viel Glasweises in Weiß, ob GV oder Riesling, Hirsch, Hirtzberger und Bründlmayer, alles da. Rot: feine Flaschen ruhen im Weinkühlschrank gleich neben meinem Tisch, darunter auch Perlen wie Uwe Schiefer.
Das Achtel Bründlmayer Heiligenstein ist frisch und jung, mäßig elegant aber auch schön zu trinken. Der Rote kommt von Tesch: BF klassischer Machart, allerdings auch mit einer schönen Portion Lakritz. Das muss man mögen, ich fand’s aber nicht so übel.

Zusammenfassung: hier ist der Gott des Rindviechs zuhause, und ich komme wieder, denn das ist eine absolute Empfehlung. Das Ambiente ist sehr, sehr angenehm und heimelig drinnen, verträumter Schlosscharakter draußen im Grünen. Sehr entspannend. Zimmer gibt’s ja auch hier.
Zwar ist das Haus im Gault Millau gelistet, konzentriert sich aber hier stets auf das Wesentliche: einfach gut zu kochen, und wie!Weniger anzeigen

14. Frankowitsch

Stempfergasse 24, 8010 Graz
FrankowitschFrankowitschFrankowitsch
In diesem Guide weil: Es sind "nur" Brötchen. Und trotzdem lässt man sie sich telefonisch reservieren.
SpeisenAmbienteService
2. Dez 2010
Wer in Graz lebt, kennt den Frankowitsch. Wer nicht, sollte einen Besuch einplanen. Der Delikatessenladen wurde in den letzten Jahrzehnten mehr...MehrWer in Graz lebt, kennt den Frankowitsch. Wer nicht, sollte einen Besuch einplanen.

Der Delikatessenladen wurde in den letzten Jahrzehnten mehrmals ausgebaut, hat mehrere Eingänge (Süßigkeiten, Konditorei, Geschenkeladen, Feinkost, - und eben das Abteil mit Brötchentheke).

Die Brötchen sind legendär, heiß begehrt und natürlich nicht zu letzt deswegen immer frisch. Vor allem - es sind nicht einfach nur Brötchen - eben mehr als das. Fisch, Wurstsalat, Beef, Salat, usw. Alles ist liebevoll zubereitet, es gibt keine "Ladenhüter", also Frische ist immer garantiert.

Die nächste Überraschung: als heikler Weintrinker findet man hier edelste Tropfen wie etwa von Uwe Schiefer, Tement oder Bründelmayer glasweise (!!) zu insgesamt doch anständigen Preisen.

Sodann nimmt man Platz, entweder an einem der Uralttischchen, den Stehtischchen oder je nach Saison auch draußen. Die Plätze sind aber begehrt wie die Brötchen selbst. Das Personal ist nie gestresst, auch wenn es immer genug zu tun hat.

Hier passt einfach alles, einziger Wermutstropfen sind die Öffnungszeiten. Nach halb sieben am Abend ist Schluss. Doch auch hier gibt's ein Extralob: einmal rief ich von der Autobahn kommend an und bat, mir drei bestimmte Brötchen zu "reservieren".

Das taten sie auch und so kam ich auch noch um fünf Minuten vor Ladenschluss zu sonst schon längst vergriffenen Brötchen, um die mich meine Sitznachbarn dann lautstark beneideten: "Ja woher haben Sie denn noch ein Lachsbrötchen herbekommen??"Weniger anzeigen

15. Fortino

Europastraße 45, 4600 Wels
InterieurInterieurInterieur
In diesem Guide weil: Große Kochkunst und Liebe zum Detail. Genuss vom ersten bis zum letzten Gang.
SpeisenAmbienteService
8. Feb 2012
Jetzt ist schon wieder was passiert. Nein, keine Hendlstation mit Leichen im Keller, sondern endlich wieder mal ein echt gutes Restaurant. Und d...MehrJetzt ist schon wieder was passiert.

Nein, keine Hendlstation mit Leichen im Keller, sondern endlich wieder mal ein echt gutes Restaurant. Und das in Wels.

Ich war mir an jenem Abend nicht so ganz sicher, wohin ich in Wels gehen sollte, als ich relativ zufällig an einem sehr bekannten Lampengeschäft vorbeikam – dem Molto Luce. Zum Gebäudekomplex gehört auch das Grabmer's Fortino.
Irgendwo hatte ich ja schon mal was davon gehört. Fast möchte man glauben, das kleine Lokal ist eine Abteilung des Lampengeschäfts, in puncto Interieur und Beleuchtung hatte man wohl den Experten gleich nebenan.

Die Einrichtung ist sehr durchdacht, sehr angenehme Farben, sattes dunkles Rot, Stellagen mit Wein, Büchern, Zeitungen. Eine schöne Bar zum "Ankommen", vielleicht ein kleiner Aperitif zuvor?

Der Nichtraucherbereich ist der vordere, ich hatte ja versprochen, darüber immer zuerst zu berichten, da meiner Meinung das in einem wirklich ernsthaft geführten Lokal Pflicht ist. Besser wäre ja überhaupt zum Wohle des Genusses billigen Zigarettenrauch grundsätzlich aus Speiselokalen zu verbannen. Man sollte sich ja schließlich auf das Wesentliche konzentrieren, und das sollte bei einem 2-3stündigen Aufenthalt verdammt noch mal das Essen sein. Wie degeneriert muss jemand sein, dass man, wenn man schon mal ein tolles Lokal zum Essen aufsucht, um jeden Preis rauchen muss? Sollte sich an den Nikotintropf hängen lassen....

So jetzt aber, würde Wolf Haas sagen.
Man nimmt mir den Mantel ab, eine gepflegte Dame und zwei gepflegte Herren kümmern sich um die Gäste.

Wein: glasweise gibt's nicht so vieles, vier, fünf weiße wie rote Vertreter, nicht wirklich berauschend. Auf die Frage, ob vielleicht heute zufällig die andere oder andere Flasche schon offen ist, die nicht auf der Glasweis-Karte steht, kriege ich leider eine Absage. Schade, ich versteh natürlich jeden Gastronomen, sich gut zu überlegen, welche Weine er aufmacht, obwohl es genügend gute Weine gäbe, die ohne Probleme eine Woche offen sein können, ohne zu oxidieren. Es kommt nur auf das Tröpferl an, davon kann ich was erzählen. Und jeden Tag wenigstens einen anderen Wein offen zu kredenzen hat noch keinem guten Lokal geschadet. Im Gegenteil. Ich denke da nur an den Wirt am Berg, vielleicht mal einen Kilometer entfernt von hier.
Wieninger Fritz, Gemischter Satz. Kein schlechter Beginn, "putzt" den Mundraum ordentlich, macht Appetit auf mehr - vor allem aber auf's Essen, derweilen darf der Rote sich bereits im schönen Kelch breitmachen. Montepulciano, schauma mal. Die anderen Roten wollten wir heute nicht so recht zusagen.

Bereits heute gibt’s ein anderes Abendmenü. So sah die Sache also gestern aus:

Gruß aus der Küche: Wildragout, mit Schäumchen bedeckt. Dazu ein Brokkolisüppchen. Dezent in Gläsern serviert. Dazu ein Aufstrich, nicht zu robust und erdig, fein abgeschmeckt. Besonders das Ragout fand ich schon sehr edel, fein „gezähmt“ mit dem federleichten Schäumchen oben drauf. Raffiniert!

Erdäpfelcremesuppe. Keine totreduzierte Schlagobersbombe, sondern eine fein abgestimmte Sache, sehr zurückhaltend und doch geradlinig und „ehrlich“.
Schade nur: hier finde ich das Servieren im Glas nicht die richtige Wahl in puncto „food design“. Eine Cremesuppe entfaltet ihr Aroma meiner Erfahrung nach besser, wenn sie sich im breiten Teller suhlt.
Das war’s aber auch schon mit Meckern.
Lustig: in der Suppe finden sich so manche Gemüsestückchen, allesamt mit einem speziellen Hobel kugelrund geschnitten.

Ein Zweierlei vom Kalb, das eigentlich ein Dreierlei ist: gebackenes Bries, Backerl und Wangerl vom jungen Rinderlein. Dazu Schwarzwurzeln und ein wenig cremiger Spinat als Dekorunterlage, der allerdings von mir als „grünes Ketchup“ missbraucht wird und keine schlechte Figur macht.
Die Schwarzwurzeln sind fein blanchiert, auch wenn’s ein guter Kohlrabi fast noch besser kann. Oder doch nicht? Ich misch mich nicht mehr ein. Es hat trotzdem geschmeckt.
Aber jetzt das Fleisch: das Bries (ich bin sonst ein wenig zurückhaltend bei Innereien) war sehr artig, mehr als das, es war hauchzart und höchst delikat, die Paniere lässt kaum erkennen, dass da mal Öl drum war.
Geschmortes: zart, rosa, fast erotisch…
Gebratenes: deftig, aber kultiviert, weich aber nicht faserig. Und da ist noch die wunderbare Kollagenschicht, die ich bei richtig gutem Rindfleisch so liebe. Hier ist sie vorhanden, und wie. Ich kann nicht verstehen, wie das so viele Menschen nicht mal sehen können. Herrlich!

Gianduja-Nougat auf Biskuit, Ingwereis, eingelegte Zwergorangen, Karamel-Cracker.
Ich fotografiere den letzten Gang, werde dabei wohl beobachtet, und siehe da – schon landet ein Gläschen Niepoort am Tisch. Der ging wohl auf’s Haus ;-)
Der Nougat ist locker-flockig, sämig, aber nicht schmierig und ist einfach ein Gedicht. Das Biskuit darunter sehr zart, der Karamelcracker, der obendrauf steckt, ist fast überflüssig, aber hat trotzdem seine Berechtigung.
Dekor: gefüllte Zwergorangen (ja, ok), mit dem zuvor erwähnten Rundhobel gefeilte Birnenstückchen (nett!).
Trotzdem: optisch wie geschmacklich sehr intelligent zusammengestellt.

Ein süßer Gruß zum Schluss: drei Pralinen. Eine mit dunkler Schokolade, Schokoflöckchen, gefüllt mit zartfließender, exotisch-fruchtiger Füllung. Sehr fein kombiniert, das ist die kleine feine Überraschung zum Schluss, dazu noch ein Topfeneckerl (nicht übel), und noch ein dunkles, etwas knackigeres Stückchen Genuss. Krokant? Ich bin da kein Experte für die richtigen Bezeichnungen, wurscht, gut war’s, wenn auch nicht so sensationell wie die Exotenkugel zuvor.

Espresso, ohne Koffein sogar. Leider zu dünn geraten, die „Crema“ ist nicht mehr als eine Cirruswolke am schwarzen Horizont.

Fazit: Küchenchef Bauer hat’s drauf. Zwar ist auch er kreativ und detailverliebt, spart sich aber dort, wo’s nötig ist, den sinnlosen Pi-pa-po am Tisch. Kulinarisch wird hier Tacheles geredet und mit klarer Linie ohne Schnickschnack beste Qualität zum berechtigten Preis zu Tisch gebracht. Kleine Details und Feinheiten lassen mich noch mit der 5 für’s Essen geizen, aber viel hat da nicht gefehlt. Wels hat
ein wirklich tolles Restaurant und man kann erwarten, dass das so bleibt.
Ambiente sehr angenehm, auch wenn das Farben- und Designspiel am stillen Örtchen doch ein wenig übertrieben wird.
Das Service wirkt manchmal zu sehr unterkühlt und erst dann richtig um mich bemüht, als ich die Speisen nach und nach fotografiere (Niepoort…). Zwischen dem einen Ober und der Kellnerin wurde auch mal kurz eine Unstimmigkeit allzu indiskret „ausgesprochen“. Die arme war sichtlich nicht erfreut. Solche Dinge sollte man hinter den Kulissen regeln.

Trotzdem: Rückkehr garantiert, vielleicht wird’s ja noch was mit der 5 für’s Essen…Weniger anzeigen

16. Schnattl

Lange Gasse 40, 1080 Wien
Schnattl
In diesem Guide weil: Puristisches Interieur, subtile Kreationen am Teller.
SpeisenAmbienteService
5. Jän 2011
Abendlicher Besuch bei Schnattl. Zur Wahl standen ein 5-gängiges Komplettmenü, ein vegetarisches Menü und eine feine Auswahl von Speisen à la carte...MehrAbendlicher Besuch bei Schnattl. Zur Wahl standen ein 5-gängiges Komplettmenü, ein vegetarisches Menü und eine feine Auswahl von Speisen à la carte.

Das Service, ein Mann und eine Frau, sind unaufdringlich, sehr aufmerksam (die Garderobe wird übernommen) und vor allem in ihrem Element, will heißen: Wein perfekt temperiert im passenden Glas serviert, Dinge, die nicht auf der Karte stehen, erwähnt und mit einem Schuss Wiener Humor beschrieben. Die Speisen kamen stets zum richtigen Moment, die dann und wann obligaten Nachfragen kamen punktgenau.

Das Essen: ein gebackener, marinierter Karpfen mit Erdäpfelvinaigrette (passt gut zusammen), eine Maronicreme mit so genannten Ingwerschneenockerln, die die perfekte Nuance Ingwer zur schönen Aromatik der Maronicreme andeuteten, ein auf der Haut gebratener Zander (eine Spur zu zäh nach meinem Geschmack) mit Rote-Rüben-Gnocchi (sensationell, wo ich doch sonst keine roten Rohnen mag!). Hauptspeise: ein geschmortes und rosa gebratenes Reh mit Dörrzwetschkenpolenta: da merkt man, wie man langsam isst und diese Geschmackskombination im wahrsten Sinne des Wortes erleben darf. Wirklich geniale Kombination, das Fleisch war obendrein wunderbar weich.
Zur Nachspeise kam Ungewöhnliches: ein Käse-Kaiserschmarren, nicht auf der Karte. Gewöhnungsbedürftig, da keine Süßspeise im eigentlichen Sinne. Aber die Kombination aus Mehl, Ei und dem würzigen Käse sind zwar eigen, schmeckt aber mit jedem Bissen besser, zergeht regelrecht auf der Zunge.

Kleiner Wermutstropfen waren die (weil Degustationsmenü, logisch) relativ kleinen Portionen, ansonsten wird hier einfach und ohne Schnickschnack, aber trotzdem mit der nötigen Kreativität und dem Feingefühl für Geschmackskombinationen gekocht. Nicht billig, aber das Essen spricht für sich und rechtfertigt den Preis für einen besonderen Abend.

Erwähnenswert vielleicht noch die Einrichtung: der relativ große Raum mit etwa 12 Tischen ist ein wenig gewöhnungsbedürftig schlicht, sollte aber den Abend nicht trüben.Weniger anzeigen

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