In der Umgebung
Di, 16. April 2024

Tiziano - Bewertung

Tintifax
am 17. Oktober 2010
SpeisenAmbienteService
Ich möchte Laurents Bewertung aufgreifen. Walt und Meidlinger treffen den Nagel wohl auf den Kopf! Grund für die Durchmischung der Nationalküchen kann fast nur jener sein, dass der Koch aus den Marken, den der geschätzte Walt noch letztes Jahr genießen durfte längst nicht mehr in dem Lokal kocht und stattdessen dessen Erbe abgekupfert worden ist (siehe Speisenkarte, die zum einen vor italienischer Authentizität und Kreativität sprüht – aber auf der anderen Seite sehr österreichisch verbrämt „weiterkreiert“ bzw. verhunzt wurde).
Ich möchte nicht falsch verstanden werden, habe nichts gegen heimische Wildgerichte wie Hirsch(edel)gulasch mit Rotweinsoße und Bandnudeln, ggf. auch Preiselbeeren (die mitservierte Birne – am schlimmsten die Dosenware, die auch noch mit gezuckertem Schlagobers daherkommt, ist aber gefühltermaßen schon seit gut 25 Jahren zu Recht außer Mode!). Wenn man aber hergeht und die italienische Kochtradition auf den Kopf stellt, und Dinge, die ein gelernter echter italienischer Koch nicht zustande bringen kann, weil sie nicht mit seinem Berufsethos und seiner Kultur zu vereinbaren sind und für Ihn eine Art Landesverrat darstellen, als italienisch verkauft, weil es vielleicht schmissiger klingt, ist das profitorientiert und unanständig. Ich möchte nichts böses unterstellen, aber der Verdacht liegt schon sehr nahe, dass die von Walt angesprochene italianità nur vorgeschoben ist, um an dem (in der Regel) positiven Image der Italiener teilhaben zu können und auch dieses Marktsegment abzugreifen. Landestypisches Kochen hat etwas mit Kultur, Tradition und deren wahrheitsgemäßer Weitergabe zu tun, im Sinne eines internationalen Kulturaustauschs. Das Spezzatino di cervo con „Papperdelle“ mag passabel schmecken, jedoch schreibt man diese Nudelsorte italienisch „Pappardelle“, es sei denn, sie werden auf keinem Porzellanteller, sondern auf einem Imbissbudenkarton serviert, dem sog. „Pappertella“ ;)). Nudelgerichte werden in der italienischen Küche stets als „Primi“ und weit entfernt von den Fleisch- und Fischgerichtengerichten, den „Secondi“ serviert. Natürlich kann man behaupten, auch die südtiroler Küche ist der italienischen zugehörig, warum aber dann die Übersetzung ins italienische, wenn man hier doch schon die südtiroler Mundart bestens versteht. Zu den Artischocken aus der Dose will ich mich nicht kritisch äußern, da es hier qualitativ höchstwertige Produkte gibt, die beim Anrichten in Verwendung von erstklassigem Olivenöl (ich persönlich favorisiere das DOP Dauno aus Apulien - habe eine erstklassige Bezugsquelle) und typischen Kräutern – je nach Region – zu exzellenten Antipasti verwendet werden können. Ein bisserl lieb- und einfallslos erscheint es aber Dosenartischocken mit Rucola überhaupt nur ansatzweise in Kontakt zu bringen. Von der italianità einer Karotten – Apfelcremesuppe als Vorspeise ganz zu schweigen. Rucola an Fischgerichten halte ich wegen des intensiven Geschmacks und der bitteren schärfe für mehr als gewagt. Wie gesagt, es gibt Dinge die tut vielleicht der geschäftstüchtige Leiter einer Restaurant-betriebsges.m.b.H. -aber ein echter Italiener, der kochen kann und seine Heimat liebt niemals!!! Geht -wenn Ihr italienisch essen wollt- bitte zu echten Italienern, tut Euch und ihnen den Gefallen!
Das war jetzt viel länger als beabsichtigt, aber es musste einfach raus, ich bitte um Nachsicht!
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1 Kommentar

Das geht mir mit vielen Panasiaten so! Es ist einfach grausig , wenn einige Chinesen versuchen Thai, Japanisch, Koreanisch und Vietmamesisch zu kochen! Genauso versuchen einige Koreaner sich hinter japanischen Restaurants zu verstecken, zumal mit recht, da sie wirklich nicht koreanisch kochen koennen! Sehr schade!

18. Okt 2010, 09:34·Gefällt mir2
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