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Mi, 24. April 2024
Stammersdorfer
Experte
am 12. August 2019
SpeisenAmbienteService
Wieder einmal bei unseren lieben Freunden in 3500 Krems zu Gast und nachdem sie uns schon ewig vom ZUM KAISER VON ÖSTERREICH vorschwärmen, haben wir ihm, dem Kaiser, am Freitag den 9.8.19 um 19h, einen Besuch abgestattet. Man findet ihn am Körnermarkt 9, nahe dem Steinertor.

Die Reservierung für den schönen Garten hat perfekt geklappt, ja wir wurden quasi schon erwartet, sind doch unsere Freunde gut mit den Betreibern bekannt und auch öfters zu Gast.

Es handelt sich dabei um einen parkplatzraubenden Schanigarten und würde der irgendwo in Wien sein, wäre es vermutlich durch die vorbeifahrenden Autos recht laut. Anders in Krems, wenn pro Stunde 3 Autos vorbei gefahren sind, war das viel, perfekt!
Gegen die Sonne und vermutlich auch gegen leichten Regen gibt es eine ausfahrbare Markise, aber nachdem sie immer erst um 18h aufsperren ist das Thema Sonne wohl nur ganz selten eines.
Da die Straße leicht abschüssig ist, sitzt man auf einem Podest, umgeben von einem Holzzaun, auf einer Seite sind Grünstauden. Die Tische schön in weiß eingedeckt, die Sessel recht gemütlich. Sehr nett ist es hier, man blickt auf eine kleine Grünfläche mit irgendeiner Statue und auf eine Kirche, die keine mehr ist, wie man uns verriet, sondern das Museum Krems ist drinnen.

Draußen ist Platz für 22 Gäste, davon waren 17 da, drinnen gehen maximal 26 rein, wobei sie aber immer einen Tisch unbesetzt lassen, wie wir erfuhren.

Eines muss man hier gleich vorweg wissen, man braucht Zeit, denn der Chef kocht alles frisch und er ist (fast) alleine. Also wer hier auf ein schnelles Abendessen vorbeischauen will, wird enttäuscht. Hier wird Essen zelebriert und das mögen wir!
Ideal wenn man zu viert ist und sich viel zu erzählen hat, denn da fällt es absolut nicht auf, das manches etwas länger dauert, oder man ist mit der Liebsten unterwegs..... :-)

Silvia und Hermann Haidinger betreiben das Lokal, sie kellneriert, er kocht wie gesagt, dazu noch ein Hilfskraft in der Küche und aus.
Beide sind überaus sympathische Leut! Er ist gegen 22h, nachdem alle „abgefüttert“ waren, auf die Terrasse gekommen und hat sich mit seinen Gästen unterhalten und soweit ich mitbekam, waren aller sehr zufrieden. Sie eben für die Gästebetreuung zuständig und kennt sich mit Wein aus. Dafür, dass sie alleine werkt, funktioniert alles fast reibungslos, sie macht einen Top Job. Sehr beachtlich finde ich, dass sie immer da war, wenn man was brauchte. Das Schaffen viele Lokale mit mehr Personal nicht. Auch sie hat sich später zu uns gesellt und wir haben uns blendend über Gott und die Welt unterhalten, wie man so schön sagt. Dass hier jeder mit jedem per du ist, ist selbstverständlich und sie merkt sich sofort jeden Namen. Wenn es was auszusetzen gab, dann das die leeren Teller manchmal etwas länger herum standen, aber hier hat natürlich das frische Essen, das aus der Küche kommt, absoluten Vorrang.

Man stellt sich aus 2 Vorspeisen, 2 Suppen, 2 Zwischengerichten, 4 Hauptspeisen und 4 Nachspeisen sein Menü zusammen, wie mir im Vorfeld die schöne Homepage verriet. Man wählt dabei 3, 4, 5 oder 6 Gänge und zahlt dafür von € 42,50 bis zu 72,50. Sehr wohlfeil wie sich später herausstellen sollte und dazu gibt es eine Reihe von Weinen die man auch glasweise haben kann, neben der sehr umfangreichen Karte mit den Flaschen.

Zu Beginn kam recht bald das Gedeck, bestehend aus vier verschiedenen Aufstrichen, Leber, Verhackertes, Kürbiskern und was gelbes. Dazu Butter und selbst gemachte kleine Wachauer, sowie Olivenbrot und noch was dunkles, auch aus eigener Produktion. Weiters noch für jeden ein Spieß mit gsundem und zwei verschiedene Speck. Sensationell gut war das Gebäck und der Speck, eher fad die Aufstriche, und dass die Gmias Spieße schon vor geraumer Zeit vorbereitet wurden, sah man ihnen an. Das war aber auch schon das einzig schwächere, das aus der Küche herauskam, es war aber sehr schön anzuschauen.

Weiter ging es mit einem gelungenen Gruß aus der Küche. Sehr guter, nicht fetter Lachs, eingelegte Paradeiser und dann was, das wie Eis aussah, war es aber nicht. Das war irgendwas Cremiges, ging Richtung Alioli, war sensationell, aber ich weiß leider nicht was es war?

Die Liebste Gattin wählte 3 Gänge, meine Wenigkeit 4e, wobei wir wie sehr oft bei der Hälfte Teller tauschten, Vorteil Stammersdorfer, würde man im Tennis sagen.. :-))

Los ging es mit Thunfischtatar und keinen Meeralgen, die waren leider aus, wie uns im Vorfeld mitgeteilt wurde. Stattdessen gab es zwei verschiedene Grüne. Der Thunfisch ganz klein geschnitten, Avocado und noch einiges mehr, ganz fein abgeschmeckt, oben drauf ein halbes Wachtelei und irgendwelche Sprossen. Vorspeise 1 mehr als gelungen!

Und auch die Zweite, ein Carpaccio vom dry aged Weiderind mit einem Waldpilzsalat war mehr als gelungen. Das Carpaccio zart und hauch dünn, mit etwas Olivenöl, grobem Salz und etwas Pfeffer, war schon grandios, der Hammer aber die Waldschwammerln. Wieder sowas mit Suchtpotenial, eine perfekt gewürzte Harmonie am Gaumen, wie man sie nur selten hat.

Weiter ging es mit zwei köstlichen Zwischengerichten, Milchbrätlinge in Olivenöl gebraten, mit Petersilerdäpfel und hausgemachte Knoblauchnudeln, dazu gebratene Garnelen. Die Schwammerln schwer zu beschreiben, irgendwie typisch halt, mit Zwiebel, etwas rotem Paprika, und auch dieser Gang perfekt im Geschmack. Auch die Erdäpfel waren schmeckate.
Ein weiteres Highlight waren die Knofinudeln. Auch hier etwas Zwiebel und Gmias dabei, den Knoblauch schmeckte man, er war aber nicht zu intensiv. Die Nudeln perfekt getroffen, al dente würde der Italiener sagen. Erfreulich war auch, dass die beiden recht großen Garnelen sehr gut aus ihrer Schale gingen, Finger brauchte man nicht zu Hilfe.

Und wenn du glaubst besser geht’s nimma, dann kommen die beiden Hauptspeisen daher! Rosa gebratenes Reh, das auf der Zunge fast geschmolzen ist, so weich wars, und eine gebratene Kalbsleber. Das Bambi kam mit Krause Glucke-Risotto (ein mir bis dato völlig unbekannter Pilz) und Broccoli auf den Tisch, dazu ein dunkles gschmackiges Saftl. Für mich der kulinarische Höhepunkt des Abends, weil sowas von herrlich weich findet man nur sehr selten und die Kombination mit dem cremigen Risotto, mit viel Jungzwiebel, ließ den Gaumen Jubeln. Der Broccoli war knackig, für mich aber bei dem Gericht überflüssig, nicht so für meine Frau.
Auch die Leber war vom Feinsten, butterweich, auch noch etwas rosa, in Veltsam Saft. Das ist Veltliner Balsamico einer Kremser Manufaktur, wie mir das Netz verriet. Sehr spannend! Dazu am Teller waren glacierte, noch knackige Karotten und sehr cremiges Erdäpfelpüree.

Für mich gabs einmal süß zum Abschluss und zwar weißes und dunkles Mousse von der Zotter Schoki, mit Nektarinenragout. Feine Kombination, Nektarinen nicht zu süß, dass Mousse ohne jegliche Schokoladestücke, eine wunderbar cremige Sache. Super woas!

Sehr auffällig ist das unterschiedlichste Geschirr, das verwendet wird, wobei mir nicht alles gefallen hat. Allerdings absolut top sind für uns die verwendeten Zalto Gläser, aus Gmünd. Wunderschön, sehr fragil, da dünnwandig, mundgeblasen und nur mit der Hand abzuwaschen. Für uns so ziemlich die schönsten Gläser die wir kennen. Was mich auch gleich zu den ausgezeichneten Flüssigkeiten kommen lässt, die über den Abend verteilt konsumiert wurden.
Zu Beginn für meine Frau, quasi als Aperitif, ein weißer Spritzwein von top Qualität, ich ein Seidl Zwettler Pivo, auch Oke, aber eher bitter.
Dann tranken wir mit unseren Freunden ein Flascherl GV Hochrain 2018, von Gerald Waltner aus Engelmannsbrunn (Wagram) und ließen uns zur Feier des Tages auch gleichen einen Perwolff 2013 vom Weingut Krutzler aus Deutsch-Schützen dekantierten. Das ist ein Cuvee aus Blaufränkisch und Cabernet, den man nicht jeden Tag aufmacht. Hätte es auch aus 2012 und 2008 gegeben, da haben wir uns auf die Empfehlung der Chefin verlassen.
Ich hatte schon hin und wieder die Gelegenheit andere Jahrgänge zu trinken und es war jedes Mal ein Erlebnis, sowohl in der Nase, als auch am Gaumen. Wobei für mich sogar der Blaufränkische beim 2013ener dominiert, obwohl der Cabernet normalerweise der dominante Rote schlechthin ist.
Was den Grünen Veltliner zu Beginn betrifft, so war auch der phantastisch. Sehr fruchtig, mineralisch, recht wenig Säure, ganz was Feines, sowohl in der Nase, als auch am Gaumen.
Auf die Fluchtachterln wurden wir eingeladen, die Damen hatten einen Sekt vom Steininger, die Herrn einen reifen schweren GV, keine Ahnung von wem, aber der perfekte Abschluss.
Leitungswasser steht zu jeder Zeit am Tisch und wird auch laufend nachgebracht, kostenlos natürlich.
Mein Espresso war leider einer vom Kapselimperium, nicht schlecht, aber naja.....

Alles in allem vorzüglich gegessen, hier wäre wieder einmal 4,5 die richtig Speisennote. Das Ambiente sehr nett und ruhig, obwohl am Straßenrand und das Service durch die Chefin höchst charmant, aber zwangsläufig mit kleinen Schwächen, dadurch dass sie alles alleine macht. Die Gesamtrechnung für alle 4, waren 380 Euronen, die wir uns brüderlich teilten. Wir zahlten bar, ginge aber auch mit Plastikgeld.

Auch die vielen verschiedenen Restaurantkritiker Plattformen wissen viel Gutes über den ZUM KAISER VON ÖSTERREICH, zu berichten und nun auch wir, den es übrigens schon seit 1991 gibt.
Ja da hat jemand schon sehr viel Ahnung davon, wie man richtig gut kocht.....

Gegen 23:30 sind wir zu unseren Freunden nach Hause aufgebrochen, es sind nur wenige Minuten zu Fuß und wir ließen den Abend noch bei einem guten Gläschen ausklingen. Aber das ist wie immer eine andere Geschichte.....
Kalbsleber - Zum Kaiser von Österreich - KremsReh mit Krause Glucke Risotto - Zum Kaiser von Österreich - KremsKnoblauchnudeln mit Garnelen - Zum Kaiser von Österreich - Krems
Hilfreich12Gefällt mir9Kommentieren
1 Kommentar

Krause Glucke noch irgendwo serviert zu bekommen ist äußerst erstaunlich. Sehr schwer zu finden, aber äußerst schmackhafter Schwamm. Ich beneide dich ein bisserl um diesen Gaumenschmaus! ;)

12. Aug 2019, 16:29·Gefällt mir2
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