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Do, 28. März 2024

Zentawirt - Bewertung

hautschi
Experte
am 25. April 2019
SpeisenAmbienteService
Nachdem die liebste Frau und ich derzeit auf der Indisch-Selbstkoch-Welle schwimmen, sind wir in der Bundeshauptstadt unterwegs um die notwendigen Zutaten zu shoppen.

Mittags wollen wir tunlichst irgendein richtiges (von uns aus auch grindiges ;-) Wiener Beisl ausprobieren. Der Zufall schwemmt uns zum Zentawirt im 5. Hieb. Parkplätze sind dank der Kurzparkzone in der Nähe zu Hauf zu finden, mit der öffentlichen Erreichbarkeit kennt sich das Landei hautschi wie üblich nicht aus, mich bringt in Wien der Bolide an jedes Ziel.

Außenbereich gibt es keinen, an der Lokalwand zwei Tafeln mit einem Menü und anderen Speisenangeboten (eher Kleinigkeiten, uns reicht es in diesem Moment aber), gut lass uns den einfach ausprobieren.

Wir betreten ein relativ dunkles, altes Lokal - ACHTUNG Nichtraucherfraktion, hier wird gequalmt, Nichtraucherbereich gibts net! Tische mit einer Menage und einem Aschenbecher, mehr nicht. Sauber scheint es zu sein, uns gefällt es für diese Art von Lokal. Die Toiletten auch uralt aber ausreichend sauber, ich glaub grausen muss es einem dort net.

Hinter der Bar der Wirt, wie sich herausstellen wird, der Alleinunterhalter - er macht alles. Zudem ist er gegen 11:45 Uhr das einzige menschliche Wesen im Lokal - andere Gäste njente.

Unser Gruß wird knapp und gelangweilt erwidert, irgendwie haben wir das Gefühl, wir stören den Herrn. Angesichts der Auslastung nehmen wir ohne zu fragen an einem der Tische in der Nähe der Theke Platz.

Ohne seine Starre hinter der Bar zu ändern ruft uns der Wirt zu: „Bitte?“ Wir würden gern was essen, haben Sie eine Karte? Nein, es gibt ein Menü: Suppe, Naturschnitzel mit Reis und grünem Salat. Gibt es auch die Sachen, die draußen auf der Tafel stehen? Nein gibts net!
Ob der großen Auswahl entscheiden wir uns nach einem kurzen Denkprozess dann einfach für das Menü. Bei der Suppe können wir sogar zwischen Nudel und Backerbsen wählen.

Zu trinken bitte ein Cola light. Gibts net. Cola Zero? Hab ich net. Dann bitte ein stilles Mineral. Gibt nur was mit Kohlensäure. Langsam aber sicher muss ich die Sache von der komödiantischen Seite betrachten sonst könnt’s sein, dass ich grantig werd.
Dann bitte ein Glas Leitungswasser (wird mit einem genervten Augenaufschlag quittiert) und ein Mineral halt mit Kohlensäure. Das Wasser wird nicht verrechnet, das Mineral, das offen im 0,25 Liter Glas kommt (ist wahrscheinlich ein Soda) kostet € 1,10 !!!!!! (könnt mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal für ein Soda diesen Preis bezahlt habe).
Das Menü schlägt sich übrigens mit € 5,50 zu Buche. Wenig Geld, schau ma mal ob es günstig oder billig ist....

Die Suppe erreicht uns 30 Sekunden nach der Bestellung in Suppentellern. Sie ist ausreichend heiß (ich hasse lauwarme Suppen) und war bestimmt mal eine Rindsuppe. Im Laufe der Zeit hat sich allerdings viiiiel Wasser und das ein oder andere Würferl dazugesellt. Man kann sie essen, sie füllt den Magen, hat man sie nicht, kann sich die Trauer in Grenzen halten - 2 von 5 Punkten.

Nachdem die Suppenteller abserviert wurden, ist auch schon die Hauptspeise da. Sie kommt auf einem typischen zweigeteilten Menüteller. Im Hauptfach befindet sich das Schweinsnaturschnitzerl (1,5 Millimeter dick, geschätzte 60 bis 80 Gramm schwer), ein recht gutes, bissl eingedicktes Safterl und der Reis (ich hab die Körndl nicht gezählt, schätze sie waren 30 bis 40 Stück an der Zahl). Im kleinen Fach ein Häuplsalat, für meinen Geschmack zu wenig mariniert.
Ich komm mir vor, wie im Minizwergenkinderland ;-)
Schlecht wars nicht, das wäre unfair, die Portion passt ins Loch, das eine kürzlich ausgefallene Plombe hinterlassen hat - gut gemeinte 3 von 5 Punkte.

Die Rechnung macht in Summe € 12,10 aus. Hab ich in meinem Leben noch nicht für ein Mittagessen für 2 Personen bezahlt. Mein subjektiver Wunsch wäre allerdings € 2,— mehr fürs Menü und ich wäre zumindest annähernd satt geworden.

Fazit:
Unser werter Kollege Meidlinger jammert hier ja oft genug über das Wiener Beislsterben. Werden Lokale allerdings so wie der Zentawirt geführt, gebührts dem Lokal auch nicht anders.
Abgesehen davon, dass es von unserer Seite eher kein Wiedersehen geben wird, hat meiner Meinung nach, der gute Zentawirt sowieso schon den wirtschaftlichen Partezettel am Buckel picken........
Hilfreich13Gefällt mir8Kommentieren
7 Kommentare

Gute Bewertung! Amüsant und traurig zugleich sowas...eventuell gibt es ein paar Stammkunden die Abends ihren Lohn „verflüssigen“ und so das unvermeidliche hinauszögern, ansonsten kann ich mir nicht vorstellen das ein Lokal das selbst zur Mittagszeit leer ist noch lange existiert...

25. Apr 2019, 20:45·Gefällt mir2

adn danke für die Blumen :-)

25. Apr 2019, 14:05·Gefällt mir1

Meidlinger: Ich find die Inneneinrichtung schon cool, eine alte Hütte halt, das macht aber nix

25. Apr 2019, 14:04·Gefällt mir

Sehr unterhaltsam geschriebene Bewertung, hautschi, danke dafür. Ein veritables Trauerspiel, bei dem sich die Spirale nach unten halt immer schneller dreht, bis der letzte das Licht abdreht.

25. Apr 2019, 09:42·Gefällt mir1

Ist die Inneneinrichtung erhaltenswert? Wenn um 11:45 nichtmal mehr Menügäste anwesend sind, happerts aber gewaltig.

25. Apr 2019, 08:54·Gefällt mir

Ja er hat alles gemacht. Fotos hab ich leider nicht, auf die vergess ich immer :-(

25. Apr 2019, 08:46·Gefällt mir

Hat der Wirt auch selbst gekocht? Bei solchen Beisln, wundert es einem nicht, dass die früher oder später zudrehen. Man kann nur hoffen, dass das Lokal erhalten bleibt und ein ambitionierterer Nachpächter kommt. Hast Du Fotos von innen gemacht?

25. Apr 2019, 08:43·Gefällt mir
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