In der Umgebung
Do, 18. April 2024
Stammersdorfer
Experte
am 2. Februar 2019
SpeisenAmbienteService
Wir wurden erst kürzlich durch einen Zeitungsartikel wieder auf das VORSTADTBEISL SELITSCH aufmerksam. Gehört habe ich schon öfter davon, dort war ich allerdings noch nie.

Also für den letzten Jännertag 2019, ein Donnerstag, um 18:00, telefonisch einen Tisch für zwei reserviert. Die liebe Gattin meinte, die weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung war aber sehr freundlich. Es war an dem Abend aber völlig überflüssig zu reservieren, mit uns waren gerade einmal 10 Gäste, in dem großen länglichen „Speisesaal“ wenn man rein kommt links. Den Tisch durften wir uns aussuchen, es wurde einer für 5, im vorderen Bereich des Raum.
Als wir um 19:45 gingen, waren wir schon allein. Da waren nur noch einige wenige Gäste im Bereich der Schank, nahe der Küche, wenn man hinein kommt gerade aus. Das dürfte der Bereich sein, wo die Leute aus der Umgebung kurz einmal auf eine Getränk, oder zwei, oder drei, oder..... reinschauen. :-)

Vom 8ten kommend ist das Lokal für uns sehr gut zu erreichen, hat doch die U2 ihre Station Rathaus gleich in unserer Nähe. Also hinein und in 15 Minuten bis Stadlau gefahren. Man nehme den Ausgang Konstanziagasse. Von da sind es nur wenige Minuten zu Fuß, bis zum Haus Nummer 17. Wir befinden uns im 22igsten Bezirk, also in Transdanubien für die nicht Wiener.....

Das Lokal ist bereits seit 1922 an derselben Stelle und in Familienbesitz, wie mir die Homepage verriet. Sehr beachtlich meint der Verfasser dieser Zeilen!

Die Räumlichkeiten sind irgendwann in den 80igern stecken geblieben. Dunkelbraunes Holz dominiert, Tische, Sessel, Boden, Wandvertäfelung, dann gibt’s schwere Holzbalken durch den Raum und zum Teil Kassettendecke. Unter den Tischen so kleine, völlig überflüssige bunte Fleckerlteppiche, die sich alle nur werfen und unschön ausschauen. Tischtücher gibt es keine, dafür kleine weiße Deckerln. Da steht Besteck und Servietten im kleinen Holzbottich drauf, Salz, Pfeffer, eine Kerze im Glas, die Speisekarte was es nächste Woche gibt und ein Blümchen, eine Tulpe wars. An den Wänden mehr oder wenige geschmackvolle Bilder und eine Vielzahl irgendwelcher Auszeichnungen. Und juhu, Faschingsdeko in Form von so bunten Papierschlangen.....
Es gibt eine Reihe weiterer Gasträume, alle finster und zwar, kleines Stüberl, Jagastrüberl, Veranstaltungssaal, Gastzimmer für 70 Personen, da waren wir, und einen Garten auch irgendwo. Die Weisheiten stammen von der recht einfach gestaltetet HP. Speisekarte findet man da keine, aber zumindest das Mittagmenü der kommenden Woche.
Was die Note fürs Ambiente betrifft, gerade noch 3. Wir lieben es entweder ganz alt, oder modern, so eher nicht, aber man fühlt sich doch wohl.

Ein junger Mann, höchst wahrscheinlich aus ex Jugoslawien kellneriert und er hat sich zu Beginn fast disqualifiziert. Das hat den Hintergrund, dass ich grundsätzlich immer für uns beide bestelle. Als meine liebe Gattin meinte, sie wolle zu ihrem Gulasch, statt der Salzerdäpfel eine Semmel haben, hat er das als zweite Bestellung verstanden. Als ich ihn dann „aufklärte“ meinte er in unangebrachtem, weil bevormundendem Ton, es wäre besser, wenn jeder selbst bestellen würde..... NEIN!
Nachdem wir aber kurz vor dem gehen, überraschenderweise noch recht nett mit ihm ins Gespräch kamen, soll es gerade noch der 3er sein, also eigentlich 2,5!
Zum Service selbst ist zu sagen, außer dem Ausrutscher ist er recht freundlich, flott unterwegs und fragte nach. Das Leergeschirr steht aber zu lange am Tisch und für unsere Begriff ist er zu selten zu sehen. Ist aber e immer wieder dasselbe, wenig los, Mitarbeiter unaufmerksam.

Was gab es für uns zu essen? Den Beginn machte eine sehr gehaltvolle, gschmackige Rindssuppe mit einem großen unförmigen Leberknödel, das mit ziemlicher Sicherheit selbst gemacht war. Der Knödel war schön fest, wie wir das gerne haben, vielleicht mit etwas zu viel Semmel und etwas zu wenig Leber, das aber Jammern auf hohem Niveau.

Nachdem im Jänner und Februar Gulyas Wochen sind, 7 oder 8 verschiedene gibt's, u.a. auch eines mit Fogosch, hat sich meine Frau für das Debreziner Gulasch entschieden. Wobei es von nahezu allen Speisen auch eine kleine Portion gibt, die haben wir aber leider verabsäumt zu bestellen.
So bestand das wirklich großartige, perfekt abgeschmeckte, Gulasch aus (zu) viel Fleisch, wobei das sowas von weich war, zum Zerteilen reichte die Gabel. Einige Stücke waren mit etwas Fett durchzogen, einige nicht, es wurde Wadschunken verwendet. Dazu ein Paar Debreziner, an den Enden eingeschnitten und etwas abgebraten, herrlich. Auch der viele Saft hat uns total überzeugt.
Sie machen hier aus dem klassischen Debrecziner Gulyas zwar einen Zwitter, uns wars aber wuasch….. Top auch die Semmel dazu, knusprig und noch etwas warm.

Ich hatte als Hauptspeise ein Cordon und auch das wusste zumindest geschmacklich zu überzeugen. Als es serviert wurde sah ich nämlich einen etwas, na sagen wir eigenartigen Fleck, auf vielen Pommes liegen. Das sind die Dinge die wir nicht so ganz verstehen, alles auf einem Haufen.
Das Schweinderl aber dann butterweich, mit viel Käse und Schinken gefüllt und beides gschmackig. Die Panier von schöner goldgelber Farbe, recht dick, ich mag das, und knusprig. Die Pommes Frites vermutlich ein TK Produkt, aber es gab nichts daran auszusetzen, sie waren knusprig, passt! Dazu wird ein Erdäpfelsalat serviert, von dem nix übrigblieb, weil er ganz ausgezeichnet war, oben drauf etwas Vogerlsalat.

Dazu tranken wir zu Beginn zwei weiße Spritzer von ordentlicher Qualität und gesamt 4/8 eines sehr guten GS. Der war aus dem Weinviertel, aber keine Ahnung von wo oder wem. Ein sehr frischer fruchtiger Weißer, der auch in der Nase zu überzeugen wusste. Dazu kommt automatisch jeweils ein Glas Wiener Hochquelle.
Der Espresso danach ordentlich und alles Marke Julius. Vom Kaffee angefangen, über den Zucker, (nein den brauch ich nicht) bis zur Tasse, dem Wasserglas, den Serviette und auch dem Keksi, wirklich alles.....

Die Zusammenfassung der Erlebnisse im VORSTADTBEISL SELITSCH. Essen sehr erfreulich, das Ambiente vor über 30 stehen geblieben und der Kellner hat den Kopf gerade noch aus der Schlinge gezogen. :-))
Die Zeche mit nicht ganz so großer Maut, waren in bar bezahlte 47 Euro. Ob sie Plastik nehmen weiß ich nicht.

„Interessant“ finden wir die Öffnungszeiten, Di, Do, Fr, Sa von 11:00 bis 22:00, Mi und So 11:00 bis 15:00, Mo ist zu, aber die Betreiber werden schon wissen warum. A ja und einen Raum für die Raucherfraktion gibt es angeblich auch..... irgendwo.

Es werden auch immer wieder Veranstaltungen abgehalten. Demnächst stehen die Stehaufmandln und eine Jazzband am Programm und der Johann K mit Monti Beton war auch schon da.
Das Debreziner Gulasch war ein Zwitter, aber großartig! - Zum Selitsch - Stadlauer Vorstadtbeisl - WienCordon..... - Zum Selitsch - Stadlauer Vorstadtbeisl - WienLeberknödlsuppe, sehr gut - Zum Selitsch - Stadlauer Vorstadtbeisl - Wien
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5 Kommentare

"Der Knödel war schön fest, wie wir das gerne haben, vielleicht mit etwas zu viel Semmel und etwas zu wenig Leber, das aber Jammern auf hohem Niveau." Nein Die korrekte Ausführung einer gängigen Suppe gibt auch dem einfachsten Lokal erst seine Daseinsberechtigung.

14. Feb 2019, 08:46·Gefällt mir

Ertappt adn, habe in der Schule zu oft gefehlt, oder nicht aufgepasst.... :-)) Danke ist geändert.

2. Feb 2019, 19:03·Gefällt mir1

Sehr schöne Bewertung, Stammersdorfer, danke. Eine Korrektur sei erlaubt: der Knödel. ;-) Link

2. Feb 2019, 18:40·Gefällt mir1

Wenn man es ganz genau nimmt, stimmt GS für Gemischter Satz eigentlich gar nicht, ist aber bei uns, beim "normalen" Weintrinker, so bekannt. Richtig wäre laut Bundeskellereiinspektion eigentlich GW = Gemischter Satz weiß, GS steht für Gemischter Satz rose und GO für Gemischter Satz rot...… PROST!

2. Feb 2019, 18:09·Gefällt mir1

Dazu tranken 4/8 eines sehr guten GS: Was ist ein GS?

2. Feb 2019, 17:22·Gefällt mir
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