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Fr, 29. März 2024

Pizzeria Mar - Bewertung

adn1966
Experte
am 7. Jänner 2019
SpeisenAmbienteService
Die Pizzeria Mar also.

Sie wurde mir von H., einem Kapitänskollegen mit den Worten empfohlen, dies sei für ihn der beste Italiener Wiens und er würde wegen der Calamari, Pasta und Scampi von seinem Domizil in Niederösterreich anreisen, so gut sei es dort. Das weckt natürlich mein Interesse, zumal ich H. als Kenner und Genießer guter Küche und guter Weine kenne. Seriously, der Mann hat eine Weinsammlung, die einen vor Neid erblassen oder ergrünen lässt. Also nichts wie hin.

Die Liebste, ich und unser neuester Familienzuwachs, eine kleine Mischlingshündin, Cookie oder, wie unsere Freunde sie nennen, „Cookie the rookie“, nutzten den Sonntag für einen ausgedehnten Spaziergang in einer der schönsten Hundezonen Wiens, der Tiefenauwiese im Schwarzenbergpark, und danach bietet sich ein Mittagessen in der Pizzeria Mar geradezu an, liegt diese doch nicht all zu weit von unserem zu Hause entfernt, im schönen Servitenviertel im Neunten.

Meine telefonische Reservierung wurde freundlich entgegengenommen und bestätigt, mein Begehr nach einem Tisch im Raucherteil des Lokals konnte allerdings leider nicht erfüllt werden, das Lokal ist mittlerweile, wie so viele andere, zum NR – Lokal mutiert.

Einen Parkplatz quasi ante portas zu finden war auf Grund des Sonntags kein Problem und wir begaben uns ins Lokal. Offenbar hatten wir Glück mit der Reservierung, das Lokal war bis auf unseren reservierten Tisch voll. Das Ambiente ist äußerst angenehm, dunkel und sehr gemütlich. Viel Holz, viel Deko, aber kein Kitsch. Als alteingesessenes Lokal sehr stimmig im Servitenviertel, ein guter Start.

Wir parken Cookie in ihrer Tasche unter dem Tisch (Cookie ist mittlerweile eine erfahrene Lokalbesucherin, sie weiß, dass sie während des Lokalbesuchs in ihrer geräumigen – sie ist noch ein Baby - Tasche bleiben muss und schläft eigentlich während unserer zahlreichen Lokalbesuche meist durch) und widmen uns dem Studium der Karte.

Die ganze Palette der italienischen Küche wird im Mar bespielt, Pasta, Pizze, Antipasti, Primi, Secondi, Carne, Pesce und Dolce. Es gibt eine spezielle Karte, die den 40er des Mar feiert, sowie eine Standardkarte.

Unser Kellner kommt und nimmt unsere Bestellung auf. Die Liebste möchte erst einmal ein Himbeersoda, das gibt’s aber leider nicht. Gut, dann soll’s halt ein kleines Obi gespritzt sein, danach ein Lambrusco. Ich wähle gleich den Lambrusco. Nahrungstechnisch begehrt die Liebste den gegrillten Oktopus, - unser Kellner verneint, den gibt’s nicht. Die Liebste entgegnet, Oktopus stünde draußen auf der Tafel, es bleibt bei leider nein, der Kellner meint, er hätte dann offenbar vergessen, dies durchzustreichen. Na ja.

Nach geraumer Zeit kommen – zwei Lambrusco. Wir warten und warten auf der Liebsten Apfelsaft, vergeblich. Irgendwann reicht’s der Liebsten und sie urgiert ihr Obi, was unser Kellner mit einem lapidaren „kommt gleich, hab ich nicht vergessen“ quittiert. Wir wollen kurz innehalten. Wenn er es wirklich nicht vergessen hat, warum nicht alle drei Getränke zeitgleich rausservieren, umso mehr, als die Liebste das Obi explizit „vorweg, wegen Durst und so“ bestellt hat? Oder, wenn er es doch vergessen hat, kann ja passieren, warum nicht ein „Oje, das habe ich vergessen, kommt gleich“? Wäre glaubwürdiger.

Weiter zu den Speisen. Ich bestelle eine Pizza Provinciale (Schinken, Speck, Mais und Pfefferoni), die Liebste wählt die gegrillten Calamari und einen gemischten Salat.

Der Salat wird zuerst serviert, eine respektable Portion in einer großen Schüssel und ein tadelloser, frischer Salat, gut mariniert, sehr gut.

Danach kommt meine Pizza, gut gebräunt, vergleichsweise klein (was keinesfalls ein Problem ist, au contraire, ich bin ein Freund kleiner Pizzen, weil sie einem die Chance geben, auch noch etwas anderes zu essen), allerdings speziell am Rand relativ dick, insgesamt also in etwa die gleiche Menge Teig wie ein großer, dünner Fladen. Der Belag ist fein, guter Schinken, sensationeller Speck, etwas Mais (Gott sei Dank nicht zu viel) und ein paar Pfefferoni. Dazu wird eine Flasche „olio ai peperoncino“ eingestellt, vom Schärfegrad eher jugendfrei, aber durchaus ok.

Der Teig ist gut, kommt in Geschmack und Konsistenz meiner Meinung nach der Pizza im Federico und selbst in unserem mittlerweile liebgewonnenen Nachbar-Italiener, dem Francesco, nicht annähernd nahe. Sehr störend empfinde ich die Verwendung von sehr viel Oregano oder einer Gewürzmischung. Zu penetrant. Der Belag wiederum ist ausgezeichnet, nicht zu viel, nicht zu wenig. Ich persönlich präferiere dünne Pizzen, schon alleine deshalb werde ich wegen der Pizza eher nicht mehr wiederkommen.

Auftritt der Liebsten Calamari. Schön auf einem großen Teller angerichtet kommen sie daher und erweisen sich als tadellos. Ich bin jetzt nicht der große Fan von Calamari, doch ich verlasse mich auf der Liebsten Urteil, die diese Dinger wirklich mag. Natürlich koste ich, ja, eh gut, ich kann’s nicht wirklich beurteilen. Die Liebste bewertet diese Calamari mit „mindestens 9“ auf einer zehnstelligen Skala, das hat schon eine Aussage.

Während wir essen, fällt uns auf, dass das Mar offenbar vorwiegend von Stammgästen besucht wird. Der Umgangston zwischen Personal und Gästen ist familiär, man kennt einander.

Irgendwie drängt sich mir das Gefühl auf, dass hier die Pizzen eher Nebendarsteller sind. Judging by the Calamari dürfte die Kernkompetenz des Mar eher bei Fisch & Co. liegen, dies ist aber natürlich nur eine Vermutung, die wir aber verifizieren wollen. Die Pasta will probiert werden und natürlich Branzino et al.

Ein bisschen ein Tiefpunkt war für uns der Service. Freundlich, aber nicht wirklich aufmerksam und herzlich. Auch wenn es erklärbar ist, dass man, wenn man vorwiegend von Stamm-Clientèle besucht wird, diesem gegenüber aufmerksamer ist, sollte es nicht so spürbar sein, dass man als Erstbesucher nachgerade das Gefühl hat, outsider zu sein.

Kein Nachfragen, ob man noch ein Getränk möchte, erst beim Legen der Rechnung ein recht neutrales „hat alles gepasst?“.

Zum Abschluss gönne ich mir wie immer einen kurzen Espresso, der war tadellos. Die meisten Restaurants kredenzen dazu einen Grappa aufs Haus, das muss natürlich nicht sein, aber möglicherweise bin ich hier von Federico & Co. etwas verwöhnt. Im Mar gibt’s dieses kleine charmante Extra nicht oder möglicherweise nur für Stammgäste.

Die Rechnung macht knapp 40 € aus und wird als „Bon“ gebracht, auf dem zwar alles aufgelistet ist, einer richtigen Rechnung allerdings entspricht es nicht. Nummer, etc. fehlen. Na ja.

Insgesamt lässt uns das Mar ein wenig enttäuscht zurück. Capt. H. schwört Stein und Bein auf dieses Lokal und kommt schon seit 20 Jahren hierher, das muss schon auch seinen guten Grund haben. Unser Erstbesuch war, speziell was den Service betrifft, durchwachsen. Die Pizza gut, aber auch nicht mehr, die Calamari tadellos und vielversprechend, was den handwerklichen Umgang mit Fisch & Co. betrifft.

Und ja, wir werden dem Mari noch eine Chance geben und ich werde ein Update liefern, sobald wir Pasta und Fisch probiert haben.

And last, but not least, on a personal note: sollte jemand der p.t. Leserschaft wissen wollen, was es mit unserem Hündchen auf sich hat, hier ein Link: Link
Pizza provinciale, gut, tadellos belegt, für meinen Geschmack zu dick - Pizzeria Mar - WienCalamari, tadellos - Pizzeria Mar - WienInsalata mista, tadellos - Pizzeria Mar - Wien
Hilfreich8Gefällt mir7Kommentieren
7 Kommentare

ElisabethH3: ich bin nicht arrogant zu glauben, dass meine Rezensionen, die ich hier auf ReTe verfassen, allen gefallen werden. Wem's nicht gefällt, der möge sie ignorieren, sie nicht lesen, oder sie auch gerne kommentieren. Woher Du aus "Liebste" und "ihre Calamari" schließt, ich nähme mich "sooo" wichtig, verschließt sich mir allerdings. Aber: nicht nur ich, auch dieser Kommentar ist nicht "sooo" wichtig, insofern ist (für mich) alles gut.

14. Jun 2022, 10:14·Gefällt mir3

Man soll sich nicht sooo wichtig nehmen....von wegen die "Liebste" und ihre calamari....jössasna....

14. Jun 2022, 01:56·Gefällt mir

Deckt sich ja mit unserem Ersteindruck. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich Branzino, Pasta, etc. präsentieren, ich habe das Gefühl, dort liegt die wirkliche Stärke des Lokals.

7. Jän 2019, 13:26·Gefällt mir1

ich ziehe ein "dort" ab :) pardon

7. Jän 2019, 13:21·Gefällt mir

das lokal ist klass, ich liebe die Einrichtung, das Ambiente und nat. das Essen ABER die Pizza dort ist dort in der tat nur Nebendarsteller - mir taugt sie nämlich eher nicht soooo, der Rest: famos!

7. Jän 2019, 13:20·Gefällt mir1

Mais mag ich durchaus, - jetzt nicht überbordend, aber z.B. in einem Chili oder auch auf einer Pizza, warum nicht? In mancher Pizzeria neigt man dazu, mit dem Mais zu übertreiben, das mag ich dann nicht so sehr. ;-)

7. Jän 2019, 12:16·Gefällt mir2

Paradeiser wusste ich ja schon, aber Mais? :-) HGL vom 331er

7. Jän 2019, 11:55·Gefällt mir1
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