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Fr, 29. März 2024

Spaetrot - Bewertung

gnie
am 25. Dezember 2017
SpeisenAmbienteService
Nachdem ich mir mehrmals hier die exzellenten Bewertungen angesehen habe, wollte ich das Spätrot unbedingt mal auch real erleben.
Um es gleich vorweg zu nehmen: ganz nachvollziehen kann ich die Rezensionen nicht...

Das Ambiente hält sich in Grenzen. Ein etwas abgeschmuddeltes Heurigenlokal und als solches auch vollkommen in Ordnung, aber mehr auch schon nicht. Zusätzlich hatte der Raum, in dem wir saßen, eine schreckliche Akustik. Am Nebentisch saß eine nicht wirklich leise Gruppe, was durch die Raumakustik noch verstärkt wurde und damit eine weitere Unterhaltung kaum mehr möglich machte.
Die selbstgeschriebenen Speise- und Getränkekarten mögen als eigener Stil durchgehen. Während man sich auf der Innenseite durchaus noch um eine akzeptable Optik bemüht hat, war das "Speisekarte" auf der Außenseite einfach mit Kugelschreiber hingekrakelt. Das wäre wirklich nicht nötig...

Das Service war ebenfalls nicht überzeugend. Das mag allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass an diesem Tag im vorderen Teil des Lokal ein Brunch stattfand und damit offenbar ein wenig Überforderung herrschte.
Die Chefin war definitiv freundlich, ward aber nur einmal kurz gesehen. Der Kellner war ganz offensichtlich überfordert und unachtsam. So fragte er mich zB. beim Servieren der Vorspeise, ob ich Salz und Pfeffer brauche ( keine Ahnung, ich hatte ja noch nicht gekostet ) , verschwand dann aber wieder, ohne etwas zu bringen.
Auch beim Bezahlen musste er mehrfach erinnert werden...

Zu den Speisen selbst: Die Auswahl ist nicht sonderlich groß, aber durchaus ausreichend. Die Qualität durchaus in Ordnung, für Begeisterungsstürme reicht es allerdings bei Weitem nicht.

Im Detail:
Meine Frau hatte als Vorspeise karamellisierten Ziegenkäse auf Blattspinat mit roten Rüben. Wozu letztere gut sein sollten ( außer um etwas Rot auf den Teller zu bringen ) kann man sich fragen, der Rest war gut. Allerdings war da auch kaum was falsch zu machen.
Ich hatte die Chiliblunze. Dünn aufgeschnittene Blunzenscheiben, mariniert mit Öl, dekoriert mit roten Paprikawürfeln, einigen wenigen Tropfen einer Chilisauce und zwei Stück gebackener Blunze.
Die gebackene Blunze war hervorragend, der Rest eher fad. Und wenn schon die Chili so prominent im Namen verewigt ist, hätte ich mir das durchaus auch auf dem Teller so erwartet.
Als Hauptspeise hatte meine Frau Rehleber mit Apfelpüree ( eigentlich Erdäpfelpüree dekoriert mit ein paar gedünsteten Apfelscheiben ) . Definitv mal was Ausgefallenes, leider waren die etwas dicker geschnittenen Stücke der Leber innen noch roh. Die dünneren Stücke waren rosa, wie es sich gehört, die rohen hätte ich persönlich aber definitiv nicht hinuntergebracht.
Ich hatte Rindsroulade mit Pilzen und getrüffeltem Erdäpfelpüree.
Die Roulade war ziemlich klein, von der Konsistenz des Fleisches her relativ hart, aber das ist wohl Geschmackssache. Das Püree schmeckte genau wie das meiner Frau, von Trüffeln war definitiv nichts zu spüren...

Alles in Allem also solide und bodenständige Küche, die sich abgesehen von der rohen Leber keine großen Schwächen leistete. Allerdings auch nicht mehr. Das gewisse Etwas, der letzte Pfiff, den ich mir nach den Bewertungen hier und im Falstaff erhofft hatte, fand aber leider bei keiner der Speisen statt.
Nach einer Nachspeise ( auf der Karte waren keine aufgeführt ) haben wir dann gar nicht erst gefragt.

Auch die beiden verkosteten Weine ( Reserve rot und Reserve weiß ) fand ich nicht überwältigend und den Weißen sogar ausgesprochen unangenehm. Aber Wein ist Geschmackssache, das ist also kein Qualitätsurteil sondern ausschließlich mein persönlicher Geschmack.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass es sich um anständige Küche handelt, leider aber auch nicht mehr. Dass man sich ( abgesehen von der rohen Leber ) keine gröberen Schnitzer geleistet hat, rechtfertigt allerdings meines Erachtens weder die überdurchschnittlichen Bewertungen noch die geforderten Preise...

Gut, aber definitiv nicht außergewöhnlich. Sorry!
Hilfreich6Gefällt mir5Kommentieren
2 Kommentare

Nun ja, es ist anständige hausgemachte Küche, die sich keine gröberen Schnitzer leistet. Es scheinen keine Fertigprodukte verarbeitet worden zu sein, womit allein man ( leider ) schon über dem Durchschnitt liegt. Das reicht meines Erachtens für 4 von 5 möglichen Punkten ( 3 wäre Mittelmaß, für 5 - oder gar für 95 von 100 wie im Falstaff - reicht es aber - für mich - bei Weitem nicht ). Ich hoffe, das macht es etwas verständlicher.

25. Dez 2017, 10:39·Gefällt mir

Du schreibst für Begeisterungsstürme reicht es nicht, vergibst aber dennoch ein SEHR GUT für die Speisen?

25. Dez 2017, 10:25·Gefällt mir1
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