Do, 18. April 2024
Neue UnterhaltungEden-Bar - Bewertung
Experte
Die Eden-Bar ist eine sagenumwobene Institution mit dem Nimbus des leicht Verruchten. Das mag für die Vergangenheit stimmen, ist heute aber sicher nicht mehr richtig. Ich glaube, solche Lokale haben sich selbst überholt. Beim Hineinkommen erblickt man als erstes eine winzige Garderobe. Hier wird so mancher nicht nur sein Gewand, sondern auch die guten Sitten abgegeben haben. Das Interieur ist plüschig dunkelrot, der Raum ist eher klein, an einer Schmalseite ist eine sehr schöne Bar angeordnet, mit Kellnern, die ihr Fach wirklich verstehen. Im Raum verteilt und an den Wänden stehen kleine Sitzgruppen mit minimalen Abgrenzungen. Jederzeit ist es möglich, ein Gespräche am Nachbartisch mitzubekommen. Das Innere ist leider sehr finster, jedenfalls zu finster, um die Getränkekarte lesen zu können. Die Klimaanlage funktioniert gut. Die Toiletten atmen (!) den Charme der 50er-Jahre. Die Sanitäreinrichtungen könnten wahrlich viel erzählen. Mein Lieblingslokal wird es nicht. Fazit: Hervorragendes Service von flinken und höflichen Herren in einer verstaubten Atmosphäre.
Die Eden ist immer noch ein Klassiker der Bar-Szene. Nicht mehr die Grandezza von früher, als man ohne Krawatte nicht hineingelassen wurde, als so manche innen- und außenpolitische Entscheidungen dort getroffen wurden ("... gemma reden in die Eden ..."), aber die Zeiten ändern sich halt. Und trotzdem, man muss Michaela Schimanko Respekt zollen, wie sie die Eden führt. Freundlich, guter, nein, exzellenter Service, gute Live-Bar Musik, mittlerweile auch Kabarett u.ä., modernisiert, ohne die Seele der Eden aufzugeben.
Ich habe die Eden seit den frühen 70er-Jahren recht gut gekannt. Sie war eher das Gegenteil von verrucht. Ein Beispiel: Damen wurden nur in Herrenbegleitung hineingelassen. Die Preise bildeten auch eine Schranke, die von der Klientele durchaus geschätzt wurde. Aber protzende Strizzis flogen schnell, sehr schnell, wieder hinaus, wenn sie (selten genug) die Erstmusterung gemeistert hatten. Sie war wirklich sui generis Link.