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Fr, 19. April 2024
Alphawoelfin
Experte
am 10. Dezember 2016
SpeisenAmbienteService
Das sehr lange Wochenende verleitet uns zu einem Ausflug an den Neusiedler See, eventuell verbunden mit einem Adventsmarkt.

Ein Freund empfahl uns vor kurzem das "Hofgassl" und so reservieren wir vorab telefonisch einen Tisch für Freitag, gegen 12.30. Wie wir erfahren, muss bis spätestens 13.30 das Essen bestellt sein, weil die Küche nur bis 14 Uhr geöffnet ist.
Aber natürlich dürfen wir länger im Restaurant sitzen bleiben.

Der Rathausplatz in Rust ist auch ohne Navi zu finden. Parkplätze gibt es reichlich.
Wie schon schön beschrieben, geht es durch einen Laubengang nach hinten. Zuvor rechts weg die Küche und links weg die Toiletten (was bedeutet, man muss im Winter bei Schnee übers Freie zur Toilette pirschen).
Wir werden von Frau Pilz sofort freundlich empfangen und weil wir im Rauchbereich reservierten, gleich anschließend zur Schank in das Restaurant geführt. Es ist ein nicht allzu grosser Raum.
Der Nichtrauch-Bereich ist vis a vis im anderen Haus untergebracht.

Der Tisch ist mit weißem Stoff eingedeckt, einem kleinen Glas mit hübschen Weihnachtskugeln, Salz-Pfeffermühle. Wie sich später herausstellt, funktioniert die Pfeffermühle nicht.

Ein freundlicher, ungarischer Kellner offeriert uns Muskateller- und Veltlinerfrizzante von Szigeti. Ja, gerne, immer her damit. Ich kenne diese Frizzanti und sie schmecken wie erwartet sehr gut. € 5,90.

Die Speisekarte ist äusserst interessant, wenngleich nicht übergroß.

Es gibt Standards und eine sog. Adventkarte.

Als Vorspeise würde es mich nach der Gänseleber gelüsten. Und wir sind ja im Burgenland, mit all den Millionen Weidegänsen. Da kann nichts schiefgehen. Zur Sicherheit frage ich den Kellner, woher diese Leber sei. "Aus Frankreich". Na, danke. Dann doch etwas anderes.

Ich entscheide mich für das gebackene Bio-Ei auf Jungrindtartare und Spinatcreme, 15,90.
Der liebe Begleiter wählt eine Rindsuppe mit Grießknödel.

Danach soll es für mich Spanferkelbrust und für ihn Neusiedlerseewaller werden.

Als Gedeck (3,50) kommt frisches, lauwarmes, hausgemachtes Brot, ein Töpfchen Schweineschmalz und Olivenöl.
Dieses Brot! Mmmmmmmm. Das Schweineschmalz ist offenbar mit Frischkäse und Kräutern aufgeschlagen worden. Obwohl ich mich zurückhalte (meine Galle dankt es mir), kann ich doch feststellen, dass das wohl das beste "Schweineschmalz" ist, welches ich je kosten durfte. Auch das Olivenöl besteht den Geschmackstest.

Während wir warten, kommt uns zu Bewusstsein, dass die Musik sehr laut ist und vor allem aus dem Radio kommt - heisst, die unzähligen Weihnachtswerbungen von Kika u.A. werden in den Raum geplärrt.
Wir reden darüber und offenbar hört uns die Wirtin, denn sie steht auf und legt eine DVD mit angenehmeren Klängen ein.

Die sich automatisch öffnende Küchentür gibt einen Blick frei auf zwei Männer in Zivil. Der Eine hat eine sog. Camouflage-Hose (am Land sagt man gern "Militärhose" dazu) und einen Pullover an. Dazu trägt er feste, knöchelhohe Strassenschuhe. Er holt Dinge aus dem Kühlschrank und arbeitet in der Küche mit dieser Kleidung. Was der zweite "Zivile" in der Küche macht, weiss ich nicht, aber wohl auch arbeiten.
Ich finde das unpassend und auch unhygienisch.

Aber dann: Mein Ei! Die Kreation schaut umwerfend aus. Ein in Panade gehülltes Ei auf kreisrundem Tartare und dieses wiederum auf intensiv grüner Spinatcreme. Richtig schön!
Und es schmeckt ausgezeichnet. Das Ei ist kernweich, das Tartare umwerfend gewürzt, nicht zu viel Fleisch, gerade richtig. Und der Spinat erst..

Die Rindsuppe mit dem flaumigen, hausgemachten Griessknödel befriedigt den lieben Begleiter ebenfalls sehr. € 7,90.

Wir trinken Chardonnay und Sauvignon blanc vom Weingut Johannes Gabriel (der Vorname ist wichtig, denn es gibt auch eine Winzerin Kathrin Gabriel). Herr Gabriel ist der Bruder der Wirtin und seine Weine sind gar gut gelungen.

Zwischen den Gängen rauchen wir genüsslich, aber sobald nur eine Zigarette im Tegel ist, taucht auch schon ein dienstbarer Geist auf, um diesen Tegel zu wechseln.

Nach nicht allzu langer Zeit werden die Hauptspeisen serviert. Als ich mein Spanferkel bekomme, bin ich unschlüssig: Wo ist denn das Schweinderl?
Dann realisiere ich, dass es dieser rechteckige Würfel ist, obenauf mit Grammeln, auf Blattspinat und mit Couscous-Nockerln.€ 24,80.

Ich räume die Grammeln zur Seite und beim Anschneiden zerfällt das Fleisch förmlich. Obenauf ist für meine Begriffe zu viel Fett, aber das kann ich ja entfernen. Es schmeckt unglaublich zart und gut, dazu der aromatische Blattspinat. Und die Idee mit den Couscous-Nockerl: Es ist sehr intensiv gewürzt, cremig.
Pooh, wirklich ausgezeichnet.

Das Saltimbocca vom Neusiedlersee-Waller ist erstmal eine große Portion mit 3 schönen Fischstücken auf scheinbar hausgemachten, jedenfalls sehr guten Nudeln in einer leichten Sauce. Erst jetzt bemerke ich, dass ja eigentlich Safranrisotto dabeisein hätte sollen.
Macht aber gar nichts, denn auch diese Kreation schmeckt wunderbar.. Der Fisch ist auf den Punkt, glasig gebraten, ausgezeichnet. € 25,80.

Während des Essens fällt mir leider die Papierserviette - ja, Papier, aber von der teuren Sorte - zweimal zu Boden. Dies tangiert den Kellner aber nicht.

Popp! Wir sind jetzt wirklich reichlich satt, aber ein guter Käse könnte noch reinpassen.
Also wählen wir Dolce Latte mit Birnen und Nusszwieback (darunter kann ich mir wenig vorstellen). € 13,90

Dem Sattsein geschuldet wird es nur eine Portion, und das war gut so. Denn es kommt ein ordentliches Stück Blauschimmelkäse, rundum mit ausgestochenen Kügeln von eingelegter Birne und einem kleinen Stück dieses Zwiebacks. Der ist aber wirklich umwerfend. Große Walnuss-Stücke, eigentlich Mürbteig. Könnte man ohne weiteres als Gebäck zu Kaffee reichen.
Der Käse ist leider zu kalt, aber das Problem lässt sich lösen...

Zwischendurch kommt die Wirtin, um nach unseren Plänen für heute in Rust zu fragen. Wir erkundigen uns nach einer Vinothek, sie erzählt vom Adventmarkt. Alles bestens.

Wir sind richtig glücklich, dass wir diesen schönen und lukullischen Freitag in Rust verbringen konnten. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen, denn im Sommer in diesem schönen Innenhof zu sitzen, ist sicher toll.

Und einen Weinbauern mit seiner Vinothek, Herrn Giefing, fanden wir auch. Dass er zu den besten Weinbauern des Burgenlandes zählt, wundert uns nicht. Was wir da an Muschelkalk-Chardonnays, Blaufränkischen, Zweigelts verkosteten war sehr, sehr gut und außergewöhnlich.
Hilfreich12Gefällt mir9Kommentieren
2 Kommentare

:-)) Dankesehr!

20. Dez 2016, 12:30·Gefällt mir

Gut geheult, Wölfin! :)

16. Dez 2016, 17:01·Gefällt mir1
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