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Do, 28. März 2024
Alphawoelfin
Experte
am 22. September 2016
SpeisenAmbienteService
Das "Residenz" ist das Hotel-Restaurant des "Schloß Lebenberg 5*.
Das Hotel ist an anderer Stelle bewertet.
Nur kurz: Ist seinen Preis nicht wert.

Das Restaurant liegt links vom Foyer, man durchschreitet eine plüschig-goldene Lüster-auf alt getrimmte-Bar. Wenn man das Glück hat, vom "Empfangschef" einen schönen Tisch am Fenster zugewiesen zu bekommen (diesen behält man auch während des gesamten Aufenthaltes), so kann man - wie in unserem Fall - gemütlich speisen mit Blick auf die Hahnenkammabfahrt.

Es sind so viele verschiedene Patzer passiert, dass ich nicht alle 7 Tage einzeln beschreiben kann.

1. Service
Die komplette Mannschaft besteht aus ungarischen Kellnern/Kellnerinnen.
Die Ausbildung, welche sie durchliefen, ist - freundlich gesagt - nicht die Beste gewesen.
Das fängt bei der endenwollenden Freundlichkeit an, setzt sich fort über das Servieren und Abservieren von der falschen Seite, dem Wartenlassen auf Kaffee in der Früh (ist für mich das Schlimmste), mündet in Inkompetenz bei speziellen Fragen zu Speisen oder Zubereitungen und endet bei dilettantischem Umgang mit bestellten Bouteillen Wein.
Auch muss man es mögen, von den jungen Burschen immer wieder mit halblustigen, distanzlosen Bonmots beim Essen versorgt zu werden.

Unsere Bestellung von Spiegeleiern beim Frühstück wurde vom Kellner kommentiert mit: "Es ist kein Koch da."(??). Das müsste ich selber braten."
"Aha. Dann braten Sie bitte."

2. Ambiente.
Ja, eh ganz nett. Wir hatten mit dem Fenstertisch (die Tischzuweisung scheint von der gebuchten Hotelkategorie abzuhängen) Glück. Die anderen Tische sind sehr eng gestellt, das Mithören der Gespräche vom Nachbartisch ist unumgänglich.
Super.
Das Frühstücks- und Salat-Käse-Dessertbuffet ist nicht besonders großzügig angelegt. Morgens gibt es schon mal Stau.

Vorhanden sind alle möglichen Müsli, Joghurts, Gebäcke, Süßigkeiten, Käse, Kaffeemaschine (Kaffee kann direkt beim Kellner auch bestellt werden).
Es gibt keinen frisch gepressten Orangensaft. Natürlich kann ich auch ohne leben. In einem 5-Stern-Haus erwarte ich ihn mir zum Frühstück.

Eiergerichte müssen beim Kellner bestellt werden. Morgens gibt es nicht - wie in allen anderen Häusern - die Möglichkeit, direkt beim Koch vor Ort die speziellen Eier zu ordern, mit Extrawünschen wie Chili, Paprika, Käse, etc.
Das verstehe ich nicht und es ist auch ganz ungewöhnlich.

Abends ist eine ordentliche Salatauswahl vorhanden, sehr frisch, schön. Verschiedene Sorten Käse sind immer da, allerdings leider kein einziger Hartkäse.

Ich versuche aufzulisten, was mir an Speisen in Erinnerung blieb. Es gibt abends immer 2 verschiedene Vorspeisen, 1 Fleisch-, 1 Fisch -, 1 vegetarisches Gericht.

Die Vorspeisen, z.B . Carpaccio von der Garnele, immer ganz ausgezeichnet.
Das Lob für diese Kreationen ließen wir dem Herrn in der Küche auch direkt zukommen.

Hauptspeisen:
z. B. Lachs-Cordon-Bleu - 1
Wie man dieses Gericht überhaupt kreieren kann, ist mir ein Rätsel. Es war wirklich grauslich, der zähe, klebrige Käse, die Brösel, der Fischgeschmack dazu.

Gebackener Mozzarella - 2

Risotto mit Pilzen - 3
Versalzen, viel zu körnig

Lachsforellenfilet gebraten - 3

Tom-Yam-Suppe - 3 (von Zitronengras und Koriander hat der Koch noch nie gehört)

Beiried - 1
Vollkommen durchgebraten und zäh

Zanderfilet - 1 vollkommen durchgebraten, staubtrocken

Kässpätzle - 2
Abends viel zu fettig und schwer mit Zwiebeln, die irgendwie papriziert waren - wäh.

Die vegetarischen Gerichte sind fast immer sehr, sehr schwere Knödel, panierte Sachen, etc.

Desserts haben wir nie gegessen, weil wir - diszipliniert - immer die Entscheidung zugunsten des Käses trafen.

Das Weinangebot flaschenweise ist ordentlich und beginnt bei etwa 30,-- pro Flasche (Österreich, Italien, Frankreich).

Bar:
Es sind weder die richtigen Gläser noch der ausgebildete Barkeeper vorhanden.
So wird mir ein Negroni in einem breitwandigen Limonaden-Glas (oder was immer das auch war) serviert. Ohne Orangenschale, mit einem plumpen Stück Orangenspalte drin.
Geschmeckt hat der Drink nicht. Ich monierte das falsche Glas und bekam dann ein Martini-Glas. Na, immerhin besser als der erste Versuch.
Der Campari-Soda kam in einer Art Blumenvase, welche mit Serviette zur Dekoration umwickelt war. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Wir lieben es, im Urlaub abends an der Bar zu sitzen und auch für dieses Vergnügen viel Geld auszugeben.
Im Schloß Lebenberg ist das nicht möglich.
Die Qualität der Cocktails, das Fachwissen des Personals und vor allem die fehlende Cigar-Lounge lassen das nicht zu.
Auch gut. So sind wir eben abends auswärts unterwegs gewesen.

Welches Fazit?

Dem Preis des Aufenthaltes (Halbpension inkludiert) und der Kategorie des Hauses entspricht die Restaurantleistung in keiner Weise.
Es gibt viel, viel bessere Hotelrestaurants.

Aber wie wir vernommen haben, wird das Hotel verkauft - vielleicht verändert sich die Lage dann, wer weiß?
Hilfreich12Gefällt mir8Kommentieren
2 Kommentare

adn: Ich erinnere mich, dass in den 70er Jahren (mon dieu....) auf dem tiefen Land gerne Gläser mit so Serviettenschleifen irgendwie dekoriert wurden.

22. Sep 2016, 19:00·Gefällt mir2

Lachs-Cordon Bleu? Ich bin der Ohnmacht nahe. Aber eine sehr, sehr, sehr gut geschriebene Review. Schmunzeln musste ich über den Campari in der Blumenvase. Herrlich.

22. Sep 2016, 18:53·Gefällt mir2
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