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Di, 23. April 2024

Keiner Stuben - Bewertung

seinegottheit
am 13. September 2016
SpeisenAmbienteService
Es ist Sonntag, gegen 16:45 und ich schlendere durch den dritten Bezirk. Die Schlachthausgasse hinunter Richtung Erdbergstraße und langsam macht sich ein Hungergefühl breit. Der Gusto geht eindeutig auf Wiener Küche, am liebsten etwas Gebackenes. Nur gar nicht so leicht, denn was hat jetzt in der Gegend überhaupt geöffnet?

Beim Schwabl war ich erst vor kurzem, also mal weiter gehen. Da fällt mir die Keiner Stuben ein. Vor zig Jahren, als ich gleich nebenan zur Schule ging, da hatte das Lokal den Ruf für fette, schwer verdauliche Hausmannskost und Schnitzel mit der Tendenz zu Flachsen ohne Ende. Und ich erinnere mich auch als Kind einige Male dort gewesen zu sein, die Erinnerung ist beileibe keine Gute.

Aber ich habe im Sinn hier zuletzt gutes gelesen zu haben, also nochmal kurz das Handy in Anspruch genommen und die Entscheidung war gefallen. Schnurstracks zur Keiner Stuben.

Am weg vielleicht schon mal ein wenig in der Karte stöbern, aber Fehlanzeige, die Homepage geht nicht (mehr).

Ich erreiche das Lokal gegen 17:00 und zu meiner Überraschung ist der Schanigarten gut gefüllt. Noch zwei 6er Tische und ein 4er Tisch stehen zur Verfügung. Da ich alleine bin fällt meine Wahl natürlich auf den kleinstmöglichen, mir fällt allerdings gleich auf das hier noch 2 Gläser stehen. Also ein kurzer Blick zur Kellnerin mit einem Deuter ob hier frei wäre, ich deute das Nicken mal als ja.

Tische und Sesseln im Gastgarten sind durchschnittlicher Standard, wirklich bequem sitzt man nicht. Zur Straße ist man gut bepflanzt abgeschirmt. Was gleich auffällt sind, zusätzlich zu den 2 Gläsern, ein gut befüllter Aschenbecher und ein recht verdreckter klebriger Tisch, der Gast zuvor dürfte seine Zigaretten selbst gedreht haben, jede Menge Tabak verteilt sich am Tisch. Ich bin aber guter Dinge das beim Abräumen hier auch noch ein wenig gesäubert wird.

Da kommt auch schon die Kellnerin vorbei. „grüß Gott, Bitte?!“ die Frage nach meinen Wünschen nicht gerade in freundlichster Art, ich bestelle mal ein Krügerl, da ich einiges an Zipfer Werbung sehe rechne ich mit eben jenem Bier. Dann passiert mal nichts und das ganz schön lange.

Nach ca. 10 Minuten kommt dann mein Bier. Nur zur Erinnerung, ich sitze nach wie vor „im Dreck“, abgeräumt wurde auch nichts. Als sie das Bier abstellt, greift sie zu einem der zurückgebliebenen Gläser, sie wird doch nicht? Doch, sie entfernt das eine Glas des Vorgastes, denn sie benötigt den darunter befindlichen Bierdeckel für mein Bier. Der Rest bleibt gleich und ich nehme es schon mal Vorweg, das ändert sich bis zum Schluss nicht.

Beim Bier fällt gleich auf gezapft wurde es wohl gleich nach meiner Bestellung, und stand dann wohl 10 Minuten herum, denn der Schaum ist bereits völlig eingefallen und das Bier auch unter der 0,5 Markierung. Außerdem im Schwechater Glas, zum Glück stelle ich beim ersten Schluck aber gleich fest darin sehr wohl ein Zipfer.

Nachdem die Kellnerin mich bereits mehrmals im vorbeigehen ignoriert hat und ich mir mittlerweile selber eine Karte vom Nachbartisch, der nun bereits ebenfalls frei ist, geholt habe, kommt doch noch die Frage ob ich zum Essen auch etwas bestellen will.

In der Karte die Klassiker der Beislküche, deftiges gibt es genug, für mich heute Ideal. Ich wähle einmal den gebackenen Emmentaler und dazu einen Erdäpfelsalat, meine favorisierte Kombination. Dazu bitte noch ein Krügerl, das erste ist bereits geleert.

Die Wartezeit aufs Essen relativ kurz, mittlerweile sind auch nur noch 2 weitere Tische belegt. 3 schöne Ecken Emmentaler, dazu 2 kleine Schälchen mit Preiselbeeren und Sauce Tartare und ein optisch sehr ansprechender Erdäpfelsalat. Goldbraun herausgebacken und gut abgetropft präsentiert sich der Käse, auch geschmacklich sehr in Ordnung. Der Salat ebenfalls sehr gut mariniert, mit einer schönen Süße. Preiselbeeren und Tartare erwartungsgemäß Convenience.

Das zweite Bier kommt dann auch, auch hier bleibt wieder das erste leere Glas am Tisch zurück.

Außer mir ist nun nur noch eine Familie mit Kleinkind anwesend, offenbar Bekannte der Kellnerin, denn diese hat sich nun die Bespaßung des Kindes zur Aufgabe gemacht und sie verschwindet mit dem Kind im inneren des Lokales.

Mein Harndrang führt mich aber ohnehin ebenfalls in das Lokal hinein, hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, fast wie ich es in Erinnerung habe, nicht ungemütlich, ein echtes Beisl eben. Auch die Toilettanlagen ok, durchaus sauber und gepflegt. Auch ein kurzer Blick in die offene Küche im vorbeigehen zeigt sich nicht negativ.

Ich nehme noch einmal kurz Platz und leere die Reste meines Biers, als dann die Kellnerin wieder 10 Minuten nicht zu sehen ist, beschließe ich noch einmal in das Lokal zu gehen, denn jetzt würde ich dann doch gerne zahlen. Gemeinsam mit der Köchin wird dort gerade mit dem Kind gespielt, durchaus eine nette Geste, aber man sollte seine anderen Gäste vielleicht nicht ganz dabei vergessen.

Mit Trinkgeld würde ich gerne 19€ zahlen, ich bekomme allerdings auf meine zwei 10er 2€ retour, also entweder sie hat mich schlecht verstanden oder sie kann ihre eigene Leistung an diesem Tag sehr gut selbst einschätzen.

Fazit: gekocht wird hier scheinbar durchaus solide, die Serviceleistung an diesem Tag aber ein Desaster. Von selbst nachgefragt wird hier scheinbar überhaupt nie. Am ersten Tisch im Gastgarten steht ein Kübel mit Wasser und Schwamm, daneben auch ein Kübel mit Pinsel für die Aschenbecher, wieso wird beides so gekonnt ignoriert? Die Servicebewertung meiner 3 geschätzten Vortester bei 4-4-5 kann ich heute also überhaupt nicht nachvollziehen, vielleicht habe ich wirklich einen ganz schlechten Tag erwischt, die Chancen das zu testen sehe ich aber sehr gering.
gebackener Emmentaler - Keiner Stuben - WienErdäpfelsalat - Keiner Stuben - Wien0,5l Zipfer, exakt so serviert - Keiner Stuben - Wien
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6 Kommentare

Ein Beisl, das noch ein richtig altes Beisl ist, ist die Sopherl und da kann man bestimmt nicht von gehobenen Preisen sprechen. Und davon gibt es zwar nur noch wenige, aber es gibt sie!

14. Nov 2016, 00:31·Gefällt mir

Von welchen Beisln sprichst du? Wo das Schnitzel 10 Euro kostet und der Zwiebelrostbraten 18 od. 20 ? Das Krügel Bier 4 Euro ? Das sind keine Beisl. Genau das macht ein Beisl aus, dass dort alle Gesellschaftsschichten daheim sind.

10. Nov 2016, 19:48·Gefällt mir

Ja, so ist das nun mal in einem richtigen Wiener Beisl. Da mußt wohl zum Amon oder Schwabl gehen.

10. Nov 2016, 17:19·Gefällt mir

Es war laut und die Themen haben mir nicht gefallen. Essen und Bedienung okay, aber jeder hat so seine Befindlichkeiten, die ich hier nicht erörtern möchte.

10. Nov 2016, 16:31·Gefällt mir

In welcher Weise? Aufdringlich, laut?

10. Nov 2016, 07:08·Gefällt mir

Am 9.11.2016 wieder einmal dort gewesen. Naja. Das anwesende Publikum war nicht meines! Blonde Kellnerin (Nr.3 lt. Rechnung) ist nicht unbedingt mein Fall, aber scheinbar angepasst an das Publikum. Mein Besuch am Mittwoch am späteren Nm. war sicher mein letzter Besuch dort. Essen war okay, Bedienung detto, aber den Rest (andere Gäste) brauch ich absolut nicht!!!

10. Nov 2016, 03:05·Gefällt mir
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