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Mi, 17. April 2024

TO Ellinikon - Bewertung

adn1966
Experte
am 19. Juni 2016
SpeisenAmbienteService
Das Fazit vorweg: ein gutes, griechisches Restaurant mit gewaltigem Potential.

Vor geraumer Zeit erschien dieser neue Grieche auf unserem Radar. Am Heumarkt, also in Steinwurfweite von unserem zu Hause, ist das schon einmal interessant und will probiert werden. Ich bin jetzt nicht der Über-Drüber-Fan der griechischen Küche, irgendwie fehlt mir der emotionale Bezug zum Land. Bin oft dort gelandet, ist eine tolle Gegend, aber ich gestehe, privat erst ein einziges Mal (in Skiathos) geweilt zu haben.

Trotzdem, viele der Gerichte sind mir bekannt, ähnliche Gerichte gibt’s in der Türkei, aber auch in meiner Zweitheimat, Bulgarien. Und doch, mit Ausnahme eines Griechen im 14., konnte mich kein griechisches Restaurant in Wien so richtig begeistern. Die Bewertungen des Lokals auf ReTe waren allesamt sehr gut, also nichts wie hin.

Vorab-Studium der HP: gut. ansprechend, übersichtlich, alles da.

Telefonisch reserviert: freundlich wurde uns bestätigt, es gäbe genügend Platz im Garten, aber auch drinnen. Wir wurden äußerst freundlich von unserer Kellnerin (Mariana) empfangen und entschieden uns für einen Tisch am Fenster.

Das Ambiente: gemütlich, stilvoll, (Gott sei Dank) nicht kitschig, keine Fischernetze, keine griechischen Inselbilder, Ziegelwände, eine einfache Bar, und doch eine gute Mischung von Eleganz und Gemütlichkeit.

Die Karte ist, wie in fast allen griechischen Restaurants, sehr groß. Vorspeisen, Hauptspeisen, Suppen, Fisch, Fleisch, Platten, Desserts, - viele Seiten. Dazu noch eine separate Weinkarte mit einer ansprechenden Auswahl griechischer Weine.

Wir wollen Vorspeisen. Heute werden wir die Hauptspeisen auslassen, der Sinn steht uns nach Dolmades, Tzatziki, Oktopus, Zucchini, Tarama, usw.

Vorab wird ein Ouzo aufs Haus serviert, in kleinen Stamperln, eine nette Geste. Wir bestellen einen trockenen Weißwein (glasweise), ein griechischer Wein (geschmacklich eindeutig ein Sauvignon Blanc) wird gebracht. Danach die Vorspeisen:

Dolmades (Weinblätter): die Weinblätter kenne ich viel, viel zarter, die Füllung ist OK und Gott sei Dank nicht nur mit Reis, sondern auch mit ein bisschen Faschiertem. Gut, aber ausbaufähig.

Tzatziki: sehr gut.

Thunfischpaste: sehr, sehr gut.

Tarama (Fischrogen): gut, offenbar hausgemacht, aber kein Highlight. Das Verhältnis Fischeier – Püree stimmt nicht, es könnte feiner sein.

Gebackene Zucchini: gut und frisch. Etwas dünner wäre vielleicht noch feiner.

Blätterteigtaschen mit Schafkäse und Spinat: sehr fein. Gut in Geschmack und Konsistenz.

Schafkäse (pikant) aus dem Backrohr: einer der beiden „Winner“ des Nachmittags: ganz fein, leicht pikant, nicht zu viel Fett, einfach perfekt.

Oktopussalat: der zweite Winner. Ein hausgemachter, zarter, frischer, einfach perfekter Oktopussalat. Besser kann man dieses Gericht nicht herbringen.

Auf Nachfrage, was den nun der „signature dish“ des Lokals sei, wurde uns von Mariana, der stets freundlichen Kellnerin, erklärt, es wäre eindeutig der gebratene Kalamari/Oktopus. Sprach’s und servierte uns eine Portion davon „auf’s Haus“. Sehr aufmerksam. Und ja, dort liegt offenbar die Kernkompetenz. 4-5 Stücke perfekt zart gegrillter Kalamari, in einer leichten Knoblauch – Sauce, und ein „Arm“ eines Oktopus, zart gegrillt, gut, aber nicht zu viel gewürzt, - meine (möglicherweise unpassende, ich entschuldige mich dafür) Primärassoziation war: „eine nautische Bratwurst“. Herrlich. So hatte ich das noch nie serviert bekommen. Deftig und zart, Oktopus vom Feinsten.

Ich probierte noch ein (paar) Achterln eines sehr guten Merlots, sowie zwei sehr brave (wenn auch nicht sehr kurze) Espresso. Zur Rechnung (Karten werden selektiv akzeptiert, Diners und Amex mag man nicht) gab es noch zwei Gläser Metaxa als Digestif.

Nun denn, mein Fazit:

Der Service, speziell von Mariana, war perfekt. Alles, wirklich alles, richtig gemacht. Genau so soll Service funktionieren: Verkauf - aber nicht aufdringlich -, Freundlichkeit, die nicht aufgesetzt wirkt, aber doch Engagement, das über das normale Servieren hinausgeht. 5 von 5 Punkten.

Die Küche: viel Potential, weil offenbar gute Produkte verwendet werden und gutes Handwerk/Erfahrung in der Küche offensichtlich sind.

Aaaaaber: Um sich vom „Griechen um’s Eck“ zu unterscheiden, braucht es noch die feine Klinge, die noch nicht wirklich ersichtlich ist. Zwei Beispiele:

1.) Knoblauchbrot: 5 (!) relativ dicke Scheiben Weißbrot, in reichlich (zu viel) Olivenöl ge(er)tränkt, mit Knoblauch getoastet. Serviert mit 5 (!) eingelegten Pfefferoni, die sich auch in den Vorspeisen fanden. „More of the same!?“

Das kann man viel feiner machen, weniger und anders wäre hier mehr: Zum Beispiel: man nehme drei dünne Scheiben Brot, perfekt getoastet, mit nur einem Touch von Butter/Olivenöl und Knoblauch. Und an Stelle der Pfefferoni etwas Pfiffiges, ein Zucchiniröllchen mit einem Klecks Tzatziki. Would’nt that make all the difference?.

2.) Vorspeisen-/Salatdeko: Die Vorspeisen wurden auf einem, nun ja, nicht allzu frischem Saltblatt angerichtet. Tadellose Vorspeisen, leider à la 1980 lieblos auf einem „Blatt’l“ drapiert, das man nicht wirklich essen will. Why???

Was auch immer auf den Teller kommt, sollte vom Gast auch gegessen werden wollen. Also: ein frisches Salatblatt und Bob’s your uncle.

Und doch, ich glaube, das TO Ellinikon hat sehr, sehr viel Potential. Allein schon durch das Wollen, durch die Leidenschaft, die das Personal an den Tag legt. Das Commitment zu guter Qualität ist offenbar da, das zeigt sich in den verwendeten Produkten. Es fehlt noch ein wenig an „der feinen Klinge“, die den Unterschied zu anderen, wohl bekannten Griechen in Wien ausmachen würde.

Man könnte den Akzent zu hochwertigem Fisch und, wie wir bestätigen können, perfekt zubereitetem Calamari/Oktopus noch mehr herausarbeiten. Das TO Ellinikon könnte sich wirklich von so vielen alt-eingesessenen Griechen in Wien abheben, basically, it’s all there.

Wir haben uns heute jedenfalls sehr wohl gefühlt und werden dieses Lokal sicher noch öfter besuchen.
Zucchini/Haloumi mit Tzatziki - TO Ellinikon - WienKnoblauchbrot - TO Ellinikon - WienKalte Vorspeisenplatte - TO Ellinikon - Wien
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11 Kommentare·Zeige alle Kommentare

Ja, das ist der Odysseus. Wobei ich das letzte Mal vor ca. 10 Jahren dort war.

19. Jän 2017, 09:03·Gefällt mir1

Der von Dir geschätzte Grieche im 14. Bezirk, ist das der Odysseus?

19. Jän 2017, 05:07·Gefällt mir

Solltest Du, geschätzter cmling. In manchen Dingen ist noch Raum nach oben, insgesamt aber wirklich ein nettes Lokal mit einem sehr bemühten Team.

21. Jun 2016, 20:17·Gefällt mir1

Danke, adn! Bin bereit, der griechischen Küche wieder eine Chance zu geben.

21. Jun 2016, 20:03·Gefällt mir1

Absolut zu empfehlen, Fay. Berichte dann über die Hauptspeisen oder den Fisch, ich komme bei griechischen Restaurants irgendwie nie über die Vorspeisen hinaus. :-o

21. Jun 2016, 19:21·Gefällt mir

Jetzt hab ichs auch gefunden. Es gibt aber sogar drei Möglichkeiten, von denen zwei nicht funktionieren :) Danke jedenfalls adn :) Dann werd ich da demnächst auch mal hinschauen!

21. Jun 2016, 16:24·Gefällt mir

Es gibt auf der HP 2 Möglichkeiten zur Speisekarte zu gelangen, eine funktioniert, bei der anderen wird einem nichts angezeigt! Preis/Leistung dort in jedem Fall mehr als in Ordnung!

21. Jun 2016, 14:48·Gefällt mir

Komisch, bei mir funktioniert die Speisekarte einwandfrei, Fay, probier's mal in einem anderen Browser? Die Preise sind jedenfalls recht günstig, kalte Vorspeisen zw. 4 und 7 €, warme Vorspeisen zw. 5 und 10, Hauptspeisen zw. 10 und 18. Durchaus vergleichbar mit anderen Griechen, - die Qualität ist m.E. hier besser.

21. Jun 2016, 13:38·Gefällt mir

Bei mir hat die Online-Speisekarte nicht funktioniert und ich finds immer schön, wenn direkt in der Review auch die Preise genannt werden. Da spar ich mir ein paar Klicks ;)

21. Jun 2016, 13:32·Gefällt mir

Speisekarte gibt es auf der HP. Allerdings fehlen dort die "normalen" Getränke.

21. Jun 2016, 13:13·Gefällt mir
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