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Sa, 20. April 2024

Stiftskeller - Bewertung

langnan
Experte
am 27. Oktober 2015
SpeisenAmbienteService
Ausflug Stift Klosterneuburg, kultureller Highlight, kulinarische Katastrophe. Gehen wir ins Detail über...

Auf dem Gelände des historischen Haus Gottes befinden sich drei gastronomische Einrichtungen, zwei Cafes und ein Restaurant. Zwei davon hat meine Frau und ich beim diesem Ausflug getestet und waren recht enttäuscht, über's Restaurant könnte man das Wort "entsetzt" verwenden, wäre auch sehr zutreffend.

Wenn man an einem geistlichen Ort denkt, dann sind guter Wein und Speis nicht weit entfernt. Besonders Klosterneuburg kann stolz auf die lange Weintradition sein, woran der 900 Jahre alter Stift auch maßgeblich beteiligt ist. In diesem Fall denkt man eigentlich gleich an eine grandiose Besichtigung inklusive Gaumenfreude.

Gegen den späteren Mittagszeit gingen wir ins Restaurant Stiftskeller. Das Ambiente ist sehr vielversprechend, die schöne örtliche Landschaft waren in den Sonnenstunden wunderschön. Innen angekommen war das Ambiente ebenfalls charmant, großräumig und hell, alles scheint sehr komfortabel zu sein. Beim Eingang stand der Manager im grauen Anzug (vermute ich jedenfalls), der gerade etwas mit einem Kellner besprach. Ich fragte ob das Restaurant noch geöffnet hat, die Antwort war ein deutliches Ja und er beauftragte einen jungen Kellner uns zum Tisch zu führen.

Das Lokal wird in Nichtraucher -und Raucherbereich geteilt, natürlich wünschten wir uns einen Tisch beim Nichtraucher. Nachdem wir Platz genommen haben, beobachteten wir die Umgebung und alles gefiel uns recht gut, nur die billige Papierserviette am Tisch passte nicht ganz gut dazu. Nachdem die Karte gebracht wurde fragte der Kellner, ein Osteuropäer mit Akzent, nach dem Getränkewunsch. Da ich das Auto noch fahren musste, verzichtete ich auf Wein und bestellte einen Tee. Meine Frau wählte einen grünen Veltliner, sollte das typische Klosterwein sein.

Zur Bestellungsaufnahme kam ein zweiter österreichischer Kellner mit korpulenten Körperbau. Für den Anfang hatte ich eine Kürbissuppe mit Blunzenstrudel, meine bessere Hälfte war nicht besonders hungrig und verzichtete auf die Vorspeise. Hauptgang für sie war eine gebratene waldviertler Forelle mit Knoblauchbutter und Petersilienkartoffeln, ich wählte den Stiftsbraten vom Biorind mit Apfelrotkraut und Kartoffelknödel. Bevor das Essen serviert wurde, suchte ich die Toilette auf, ebenfalls sehr groß, sauber, nur leicht in den Jahren gekommen.

Zurück zum Tisch und die Suppe wurde vom Manager persönlich serviert. Optisch einwandfrei, cremige Suppe mit zwei Stück Blunzenstrudel, geschmacklich gab es auch keine Minuspunkte. Ein recht guter Start. Dann kamen die Hauptspeisen, wobei mir der Apfelrotkraut als labbrig und zerkocht auffiel, welcher sich geschmacklich auch so bestätigte. Der Fisch für meine Frau hatte zwar etwas viel an Knoblauch, aber war außen schön kross gebraten und schmeckte ihr auch. Bei den Kartoffelknödeln musste ich wieder ein kleines Manko feststellen, sie waren nicht gut durchgegart. Gleich beim Schneiden merkte ich einen großen Widerstand, man musste wirklich etwas Kraft aufwenden und den Knödel halbieren zu können. Da vermisse ich wirklich den schönen flaumigen Charakter, geschmacklich war der Knödel auch fad, aber man konnte ihn schon essen.

Das Fleisch war sehr gut, mürb mit schöner Konsistenz, dazu eine wohlschmeckende kräftige Soße. Ich dachte, zumindest war der Braten gut genug und wollte die kleine Mängeln der Beilage nicht mehr beachten. Ein winziger Knochensplitter wurde bei der ersten Fleischscheibe entdeckt, ist nicht so schlimm, so war das Tier einmal gebaut. Doch dann passierte es, beim Verzehr der zweiten Scheibe war eine nicht identifizierbares Objekt in meinem Mund, das sicher nicht zur Anatomie eines Rindes passte. Schnell holte ich das Ding aus dem Mund und stellte fest, es war ein Stück Frischhaltefolie, ausgebreitet ca. 2,5 x 2cm groß. Mein Magen drehte sich um und der Appetit war vergangen. Jetzt meinte ich auch zu wissen, was hier los wäre. Es scheint die Küche verwendet vorgekochte Sachen, die bei der Bestellung aufgewärmt bzw. fertiggekocht werden. Das Fleisch war in einer Frischhaltefolie gewickelt und man hat mir ein Stück davon mit auf dem Teller serviert. Ein sehr grober Fehler, der nicht passieren durfte. Ich legte die Folie zur Seite, machte einen Foto und wartet auf den Kellner.

Nach einiger Zeit ließ sich der Kellner sich blicken, kam auch uns zu und war leicht verdutzt als er sah, dass ich ca. ein Drittel der Speise auf dem Teller zurückließ. Ich sagte ihm, er sollte dem Koch ausrichten, dass ich ein Stück Plastik beim Fleisch fand. Er sah auf meinem Teller, entschuldigte sich und servierte alles ab. Ich konnte akustisch etwas davon hören, dass der Herr Kellner diese Angelegenheit mit jemanden besprach, vielleicht war's der Manager. Kurz darauf ließ sich der Manager auf dem Gang erblicken, schaute zu uns rüber und verschwindete gleich von der Bildfläche. Danach kam der Kellner zurück mit zwei Gläsern, wo jeweils eine kleine Portion Sorbet darin war. Er meinte dies wäre eine Entschuldigung von der Küche, ich wollte auch nichts mehr sagen und verlangte nach der Rechnung. Vom Sorbet probierte ich nur eine kleine Löffelspitze, wollte keine kalte Sachen essen, mein Magen muss sich ausruhen.

Bei der Rechnung waren wir auch etwas irritiert, den auf der Weintafel steht 2€ für den grünen Veltliner, auf der Rechnung stand jedoch 2,3€. Aber über 30 Cent möchte ich keine Diskussion führen, zahlte die ganze Rechnung, auch für diesen Braten mit dem synthetischen Zusatzstoff.

Beim Verlassen des Lokals ließ sich nur der jüngere Kellner blicken, von allen anderen fehlte jegliche Spur.

Fazit: Weshalb der Manager sich so verhalten hat ist mir noch nicht klar. Wenn er schon zu uns schaut und bewusst war um welches Problem es sich handelte, wäre eine persönliche, aufrichtige Entschuldigung das Beste gewesen, anstatt uns zwei Sorbets in dieser kalten Jahreszeit zu geben. Vielleicht dachte er sich, wir wären junge asiatische Touristen, die sowieso nie wieder kommen würden, da muss man sich keine großen Mühe geben. Da hat er schon zur Hälfte recht, Touristen sind wir keine, aber wir werden auf jeden Fall das Lokal nicht an Freunden weiterempfehlen, geschweige es selbst noch einmal zu betreten.
Kürbissuppe mit Blunzenstrudel - Stiftskeller - KlosterneuburgEingang - Stiftskeller - KlosterneuburgDie Rechnung, Grüner Veltliner kostet 2,3 Euro. Der Braten wurde auch noch ... - Stiftskeller - Klosterneuburg
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1 Kommentar

Naujo, jetzt weiß ich wo wir nicht einkehren werden - schon etwas sehr viel an Fehlern! Informative Bewertung, danke!.

27. Okt 2015, 19:26·Gefällt mir
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