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Fr, 29. März 2024
Criticus
Experte
am 7. Juni 2015
SpeisenAmbienteService
Das Weingut Grabin mit angeschlossener Buschenschank befindet sich in der kleinen südsteirischen Ortschaft Labuttendorf, die seit 1951 zur Gemeinde Sankt Veit am Vogau gehört, welche im Zuge der Gemeindestrukturreform am 1.1.2015 mit den Gemeinden Sankt Nikolai ob Draßling und Weinburg am Saßbach zusammengeschlossen wurde und nunmehr den Namen Sankt Veit in der Südsteiermark trägt.

Leider habe ich ein sehr schlechtes Zeitgefühl, weshalb ich nicht mehr weiß, wie lange es her ist, seit ich das letzte Mal in der Buschenschank Grabin war. Ich war jedenfalls vor Jahren einige wenige Male dort und hatte den Buschenschank als lauten Massenbetrieb mit maximal durchschnittlicher Qualität des kulinarischen Angebots eigentlich nicht in guter Erinnerung. Es gab auch eine wöchentliche Tanzveranstaltung, wo es dem Vernehmen nach hoch her und so manches Glas zu Bruch ging. In der Zwischenzeit habe ich gehört, dass die Familie Grabin ihre „Unternehmensphilosophie“ komplett geändert hat und nunmehr auf Qualität in allen Bereichen setzt. Aus diesen Gründen findet auch die (an sich gut besuchte) wöchentliche Tanzveranstaltung nicht mehr statt. Ich war neugierig und wollte überprüfen, ob diese „Wandlung“ tatsächlich stattgefunden hat.

Das Weingut Grabin erreicht man über die Pyhrnautobahn Richtung Süden, Abfahrt Vogau-Straß, dann links Richtung Bad Radkersburg, nach ca 1,5 km links Richtung Leibnitz, dann gleich rechts Richtung Labuttendorf und ca 3 km bis Ortsmitte Labuttendorf, wo sich das Weingut samt Buschenschank auf der rechten Seite (in einer Rechtskurve) befindet.

Vor bzw zwischen den diversen Gebäuden gibt es ausreichend Parkplätze. Unser erster Endruck ist sehr positiv, alles scheint sauber und geordnet, rundherum erfreut sich das Auge am zahlreichen bunten Blumenschmuck.

Der Buschenschank bietet im Inneren rund 150 Sitzplätze, ist also auch für größere Veranstaltungen und Bus-Gesellschaften geeignet, dennoch gibt es kein „Hallengefühl“, weil der vorhandene Platz geschickt in mehrere optisch ansprechend mit viel Holz eingerichtete Bereiche unterteilt wurde. Im Freien gibt es unter der schattigen Weinlaube und dem überdachten Bereich entlang der Mauer des Wohnhauses weitere ca 100 Sitzplätze. Hinter der Weinlaube gibt es auch einen Kinderspielplatz mit diversen Spielgeräten.

Wir besuchen den Buschenschank an einem Feiertag. Im Inneren findet in einem der unterteilten Bereiche eine Familienfeier statt, die übrigen Gäste sitzen ob des schönen Wetters freilich in der schattigen Weinlaube, wo auch wir uns niederlassen. Die Holztische und -bänke sind gemütlich und bieten viel Platz.

Die Karte enthält die üblichen Buschenschank-Jausen, etwas Besonderes oder Spezielles (wie zB die Wildschweinprodukte in der Buschenschank Neubauer in Spielfeld) kann ich vorerst nicht entdecken. Auch die Preise halten sich im üblichen Rahmen. Die Brettljause kostet € 5,80, ein Schinkenteller mit Kren, Aufstrich und Garnierung € 5,00, ein Schweinsbratenteller € 5,00, eine Hausplatte für 2 Personen (mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten, Käse, Aufstrichen und Garnierung) € 11,50 und diverse Aufstrichbrote € 1,80. Originell vielleicht die Bauernjause (mit Geselchtem, Brüstl, Wurst, Speck und Aufstrichen) um € 6,80, weil sie automatisch mit einem Stamperl Schnaps am Holzbrett serviert wird. Als „Empfehlung des Monats“ gibt es einen Spargelschinkenteller um € 5,50 und einen Frühlingssalat mit Radieschen und Schafkäsebällchen um € 4,50. Man kann auch verschiedene Platten bestellen, die auf Wusch (auch zum Mitnehmen) zubereitet werden. Dann entdecke ich doch ein für eine Buschenschank ungewöhnliches Angebot, nämlich gebratene Stelzen und Spareribs, die es aber nur samstags oder sonst auf Bestellung gibt.

Ich nehme einen (vielversprechend klingenden) „Gourmetteller“ (€ 6,80), der in der Karte mit luftgetrocknetem und mit „zarten mageren“ Schinken und Schweinskarree sowie mit Käse, Rollino-Frischkäse, Topfenaufstrich und Garnierung angeboten wird. Der Teller wurde meines Erachtens etwas unpassend mit einigen Grissini-Stäbchen serviert. Alles, was am Teller war, war zwar für sich gesehen durchaus gut und auch frisch, aber nicht aufregend. Vom „zarten mageren“ Schinken hätte etwas mehr sein können. Dafür war einfach zu viel (Tilsiter-)Käse am Teller, das Verhältnis zwischen Fleisch und Käse war nicht ausgewogen. Die Garnierung bestand im wesentlichen aus einem kleinen Schüsserl mit Weintrauben, Walnußhälften und Erdbeeren. Die Weintrauben akzeptiere ich noch als regionalen Bezug, aber Walnüsse und Erdbeeren mit Schinken und Schweinskarree? Njet. Der Gourmetteller war für mich daher mehr ein „Showteller“, man kann's halt auch übertreiben.

Critica blieb bodenständig und bestellte ein „Moastabratlbrot“ (€ 3,50) und einen Käferbohnensalat mit Rettich (€ 3,00). Das „Moastabratl“ war geschmacklich sehr gut, ebenso der Käferbohnensalat, der natürlich mit Steirischem Kürbiskernöl mariniert serviert wurde. Der Rettich war in Streifen geschnitten, ich hab ihn lieber , wenn er in dünnen Scheiben geschnitten ist, ich will aber nicht pingelig werden.

Nach einem frisch und gut schmeckenden g'spritzten Traubensaft habe ich einen Sauvignon blanc probiert, der – ein wenig zu meiner Überraschung – wirklich ausgezeichnet gemundet hat. Sortentypisch, frisch, fruchtig, einfach gut steirisch. Ich bekam Lust auf mehr und begab mich – etwas zum Leidwesen meiner Critica, die einstweilen gewartet hat – in den Verkostungs- und Präsentationsraum, der vor nicht allzu langer Zeit noch ein Stall gewesen sein soll. Als bekennender Sauvignon-Fan habe ich den Sauvignon Klassik direkt mit dem Sauvignon Lage Stermetzberg verglichen, wobei der Sauvignon Klassik einfach besser, weil typischer (und nicht so stark) war. Der Weißburgunder 2014 musste natürlich - als Landessieger 2015 – ebenfalls verkostet werden. Schließlich – schon etwas in Eile – habe ich auch noch den Muskateller verkostet. Ich kürze hier ab und vermelde lediglich, dass alle drei Weine es wert waren, gekauft zu werden. Vermerkt sei noch, dass das Weingut Grabin schon 2012 mit dem Weißburgunder Klassik und mit dem Morillon den Landessieger gestellt hat. Erwähnenswert noch, dass sich die Weingärten des Weinguts Grabin im Bereich der Südsteirischen Weinstraße befinden, nämlich in Ratsch (mit der Riede Stermetzberg) und Sulztal, aber in Labuttendorf gekeltert werden.

Zur Bewertung:
Für die Speisen würde ich eine Bewertung zwischen 3 und 4 geben. Da aber bei einer Buschenschank die Qualität der Weine wichtig ist, weil sie zu den Speisen einfach dazu gehören und das Weingut Grabin schon seit einigen Jahren sehr gute Weine produziert, wovon ich mich überzeugen konnte, bewerte ich insgesamt die Speisen mit der Note 4. Das Ambiente verdient sich unter Berücksichtigung des schönen Blumenschmucks ebenfalls die Note 4. Letztlich war auch die Bedienung – auch bei der kurzen Weinverkostung – freundlich und kompetent, weshalb auch beim Service die Note 4 zu vergeben war.

Fazit: Ein guter bis sehr guter Buschenschank, der in den letzten Jahren in allen Bereichen den „turnaround“ zur Qualität geschafft hat. Das kulinarische Angebot ist in Ordnung, die Weine haben hohe Qualität. Ambiente und Service mehr als zufriedenstellend. Ein Ausflug lohnt sich. Wir werden sicher wieder kommen, schon um einmal die gebratene Stelze zu probieren (das Schweizerhaus in der Steirischen Buschenschank, na bitte).
Geselchtes "luftgetrocknet" vom Karree € 5,80 - Weingut Buschenschank Grabin - LabuttendorfKarte (Brote - Aufstriche - Käse) - Weingut Buschenschank Grabin - LabuttendorfKarte (Schmankerl mit Kernöl) - Weingut Buschenschank Grabin - Labuttendorf
Hilfreich9Gefällt mir7Kommentieren
2 Kommentare

Wären doch nur alle Lokalbeschreibungen so anschaulich und umfassend erklärt!!!

8. Jun 2015, 17:31·Gefällt mir3

Criticus, deine Bewertung ist super! Weiter so!

8. Jun 2015, 17:09·Gefällt mir3
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