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Do, 25. April 2024

Kunsthauscafe Graz - Bewertung

Criticus
Experte
am 10. Mai 2015|Update 13. Mai 2015
SpeisenAmbienteService
Der bekannte Grazer Gastronom Michael Schunko (Eckstein, Freiblick am Dach von Kastner & Öhler) hat nun auch das „Kunsthauscafe“ am Südtirolerplatz übernommen bzw eigentlich komplett neu eröffnet, weil das Lokal in den ehemaligen Räumen des designforums Steiermark im EG des „Eisernen Hauses“ neu eingerichtet wurde.

Freitag, 1. Mai 2015. Feiertag. Tag der Arbeit. Da ich in der Stadt unterwegs war, nahm ich am Nachmittag die Gelegenheit wahr, das neue Kunsthauscafe zu besuchen, zumal ich auch hungrig war und gelesen hatte, dass das Kunsthauscafe jeden Tag offen und auch kulinarisch etwas zu bieten hat. Durch des Foyer des Kunsthauses vorbei an einem großen Tisch mit zahlreichen Büchern komme ich direkt in den Gastraum , der sich offen an des Foyer anschließt. Der Raum wird gegenüber Richtung Südtirolerplatz mit einer Glasfront abgeschlossen, der Raum wirkt daher sehr hell. Hinter der Glasfront schließt ein Gastgarten mit etwa 70 Sitzplätzen an, im Lokal selbst gibt es rund 60 Sitzplätze.

Ich lasse mich vor der erwähnten Glasfront an einem der eher kleinen Tische auf einem Plastiksessel nieder, lasse meinen Blick über das Lokal schweifen und frage mich zunächst, wo ich eigentlich bin: in einem Cafe? In einem Bistro? In einer Brasserie? In einem Bierlokal? In einem Jugendtreff? Auf den ersten Blick macht das Lokal einen einfachen sogar etwas „billigen“ Eindruck: Kleine Plastiksessel in verschiedenen Farben, dazwischen einige Holzsessel und ein langer Holztisch mit niedrigen Holzhockern davor. Von der Decke hängen zahlreiche Kabel mit Glühbirnen am Ende, dazwischen einige kegelförmige kleine Leuchten. Der Raum wirkt nicht nur nach außen hin transparent sondern auch innen, man sieht links der Theke offen in die etwas nach hinten versetzt gelegene Küche. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass hier wohl bewusst ein „offenes Konzept“ in Verbindung mit einfacher Einrichtung trendig für junges Publikum umgesetzt werden sollte. Ob’s gelungen ist? Ich weiß nicht recht. Das Lokal ist irgendwie lässig-jung, aber nicht gemütlich. Kaffeehaus-Feeling kommt hier keines auf. Mein Tisch wackelt, ich nehme zwei Zuckersäckchen, um den Tisch zu unterstellen und stelle fest, dass schon zuvor jemand dieselbe Idee mit den Zuckersäckchen hatte. Die Plastiksessel haben Metallfüße, die auf dem harten Boden sehr laut und unangenehm quietschen, wenn sie zurückgeschoben werden. Doch nicht alles gelungen.

Das Lokal ist gut besucht, vorwiegend junges und jüngeres Publikum. Stil und Lautstärke der „Hintergrundmusik“ ist auch auf junges und jüngeres Publikum abgestimmt. Auch das Personal ist jung, vermutlich vorwiegend Studenten. Es ist insgesamt recht laut. SHIT HAPPENS, DRINK COFFEE! Stop, das stammt nicht von mir, das steht auf der Karte. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass man hier krampfhaft trendig sein möchte. Den jungen Gästen scheint’s zu gefallen, sie unterhalten sich lustig und unbekümmert. Die billige Einrichtung spielt keine Rolle.

Ich studiere die Karte und komme aufgrund des Speisenangebots zum Ergebnis, dass ich eigentlich in einem Bistro (oder besser: einer Brasserie) bin: Es werden zwar überwiegend Snacks und verschiedene Kleinigkeiten angeboten, aber auch „wechselnde Mittagsmenus“, diverse Frühstücksvarianten und einige Suppen. Einige Speisen sollen wohl lustige Namen haben, so werden zB 110g Beef Tartare als „Blondvieh“ um € 12,90 angeboten. Es gibt auch merkwürdige Kombinationen, etwa die „Currywurst mit Garnelen“ um € 10,50. Nach der Currywurst sollte man aber nicht das Schokoladenfondue (€ 8,00) wählen. Schließlich entscheide ich mich für den „Crunch Club“ um € 12,00 (soll sein ein Crunchy Toast mit Hühnerbrust, Curry, Cocktailsauce und Pommes). Als ich bei der offensichtlich für mich zuständigen jungen hübschen Kellnerin bestelle, erklärt sie mir, dass es heute keine Küche (oder keinen Koch) gibt und dass ich mir nur vorne aus der Vitrine etwas aussuchen könne. Naja, auch nicht gelungen. Nolens volens begebe ich mich zur besagten Vitrine (neben der Theke) und sehe dort einige Quiches, ein oder zwei Törtchen (tartes) und einige wenige Burger bzw Weckerln mit irgendwas drin. Ich zeige auf ein Burger-Weckerl, welches mir noch am passabelsten ausschaut. Die Kellnerin bringt es mit dem bestellten alkoholfreien Bier (€ 2,90 für 0,33 l)zum Tisch. Erster Biss in das Burger-Brötchen und ich halte inne. Uijergerl: Fast der gesamte untere Teil des Burger-Brötchens ist aufgeweicht feucht. Verwundert kontrolliere ich das „Innere“ des Brötchens und stelle fest, dass auf der unteren Hälfte des Weckerls eine Art cottage cheese aufgebracht war, der offenkundig für die Durchfeuchtung der unteren Hälfte des Weckerls gesorgt hat. Das Weckerl dürfte wohl auch schon längere Zeit gewartet haben, bevor es zu mir gekommen ist. Auf diesem feuchten cottage cheese lag ein Blatt Schinken, viel Paprika und etwas Sauce. Naja, auch nicht gelungen. Dass ich den Burger trotzdem gegessen habe, war nur auf meinen Hunger zurückzuführen.

In weiterer Folge stellte ich fest, dass mehrere Gäste aus der (auf den Tischen befindlichen) Speise- und Getränkekarte etwas zum Essen bestellen wollten und ebenso wie ich zur Kenntnis nehmen mussten, dass es nichts zum Essen gibt bzw nur das wenige, was sich in der Vitrine befindet.

Obwohl augenscheinlich relativ viel Personal herumschwirrte (der Gastgarten hat sich ziemlich gefüllt), musste ich recht lange warten, bis ich zahlen konnte, weil die offenbar für meinen Tisch zuständige Kellnerin lange absent war. Schließlich habe ich für das kleine Alkoholfreie und den erwähnten Burger inkl Trinkgeld € 7,00 bezahlt.

Beim Schreiben dieser Zeilen war ich zunächst der Meinung, dass ich für „Speisen“ keine Bewertung abgeben kann, weil ein Burger ja wohl nicht repräsentativ für das Speisenangebot sein kann. Der feuchte Burger war vielleicht auch nur ein einmaliger „Ausrutscher“. Ich habe mich dann aber doch entschlossen, auch die „Speisen“ zu bewerten, weil hier meines Erachtens ein Systemfehler vorliegt: das mit dem durchfeuchteten Burger darf ganz einfach nicht passieren. Außerdem ist jede Bewertung eine Momentaufnahme und gibt auch dem – guten - Gastronomen die Chance, zu sehen, wo Fehler passieren und damit auch die Möglichkeit, sich zu verbessern. Wenn meine Kritik konstruktiv aufgenommen wird und im Kunsthaus darauf geachtet wird, dass keine feuchten aufgeweichten Burger mehr verkauft werden, dann könnte mein Beitrag ja was Positives bewirkt haben und Gäste und Gastronom sind zufrieden. Oder ?
Hilfreich14Gefällt mir7Kommentieren
2 Kommentare

Reden dort ständig von wichtigem Bio, verwenden dann aber vor laufender Kamera und klar ersichtlich Bodenhaltungseier, wie in Grundners Kulinarium zu sehen war - nicht meine Sache...

27. Jun 2015, 16:24·Gefällt mir1

Blondvieh gibt es aber wirklich: Link

10. Mai 2015, 13:10·Gefällt mir
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