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Sa, 20. April 2024

DSTRIKT - Bewertung

dieBrotvernichter
Experte
am 14. April 2015
SpeisenAmbienteService
Im Dstrikt sind Perfektionisten am Werk. Wir haben die volle Dröhnung Perfektion abbekommen. Und es hat uns so gut getan.

Ein relativ frühes Abendessen. Wir werden dort (immer) richtig freudig empfangen. Das ist für einen Gast (immer) angenehm, wenn man merkt, die Gastgeber freuen sich ehrlich über unseren Besuch. Die benehmen sich wie Gastgeber und wir können uns mit Leichtigkeit, wie Gäste benehmen. Gegenseitiges Wertschätzen funktioniert noch, auch im grantigen Wien. Auch in der City. Wir erleben’s so (fast) nur im Dstrikt.

Einen schönen Tisch für zwei beim Fenster hat die Profi-Mannschaft für uns vorbereitet. Und das ist noch lang‘ nicht alles. Es wird geplaudert. Gescherzt. Ein Kostschluckerl von einem neuen Roten angeboten. Weil eins ist fix: es gibt Steak. Wir verkosten. Alles was der kundige junge Mann uns prophezeit stimmt. Cuvee. Zweigelt dabei. Im Holzfass ausgebaut. Schmeckt man, auch den Zweigelt. Leider, den mögen wir nämlich nicht. Für uns zu markant. Wir mögen’s runder und bekommen unseren üblichen Syrah vom Salomon aus Australien. Weil Gäste kriegen dort, was sie wollen und noch Dinge, von denen sie gar nicht wussten, dass sie die wollen. 6,50 pro 0,1.

Leitungswasser wird gern serviert. Die großen Speisenkartenbretter kommen. Weinkarte liegt auch parat. Brauchen wir aber Dank der ausführlichen Beratung nicht mehr lesen. Es ist so viel schöner wenn die Leut‘ miteinander reden.

So auch bei der Auswahl des Aperitifs. Die junge Frau Johanna hat uns wirklich gut beraten. Leicht bitter aber fruchtig mit Orange: das hört sich gut an und sie nimmt den Negroni (Tanqueray Gin, Antica Formula Vermouth, Campari). 9,50. Der Geschmackssensible will nix Bitteres. Das wird schwierig. Dann empfiehlt Johanna ihm den rauchigen Steakhouse Manhattan (Bulleit Bourbon, Antica Formula Vermouth, hausgemachter Kirschlikör). 9,50.
Für die eine ein Geschmacksvolltreffer auf den ersten Schluck, beim anderen muss die Bourbon-Appetit erst wachsen. Das tut er. Ganz immens, wie wir später noch feststellen werden.

Es wird das flaumig warme Thymianbrot mit streichfähiger Butterscheibe gebracht. Und dazu gibt’s noch ein bisschen was von einem Rinderrohschinken. Sehr ähnlich einem Bresaola. Stammt aber noch aus Österreich. Da Richtung Südtirol. Aha. Der schmeckt einfach. Obwohl kein Fett dran ist, ist er nicht trocken oder zäh. Saftig wär‘ auch übertrieben. Aber auf den Punkt luftgetrocknet. Würzig fein. Hauchdünn geschnitten. 0,00.

Nein heute keine Vorspeise. Wir werden uns dafür mehr Beilagen gönnen. Da gibt’s einige, die uns gefallen. Und wir wollen auf keine der vier Favoriten verzichten. Ja, junger Mann, auch kein neuerlicher Versuch des Beef Tartars diesmal. Aber die Mannschaftsmitglieder des Dstrikts wären keine Perfektionisten, hätten sie nicht auch noch die Rezeptur verbessert. Es wird uns versprochen, dass wir das nächste Mal einen BeefTartar Showact am Tisch präsentiert bekommen. Wir sind gespannt.

Eine Überraschungseinlage kommt aber heute gleich hinterher. Da trägt der junge Mann ein langes Brett in Händen mit 4 kleinen aber üppigen Bergen Schinken. Wow, schon rein optisch ein Hammer. Frisch gehobelter Kren sauberst in die kleine Kerbe am Holzbrett gestreut. Noch eine Portion Butter dazu. Und auch ein kleines Schüsserl kräftig orangener Liptauer.

Uh, eigentlich ganz schön viel für uns. Wir wollen uns ja noch Hunger für’s Steak aufheben. Der junge Mann versichert, das ist nur zum Probieren. Ist der Schinken denn vom Schwein? Ja, aber sehr fein. Schon, aber eigentlich mögen wir gar keinen Kochschinken vom Schwein. Er meint, wir müssen das ja nicht zusammen essen. Einfach einmal kosten.

Da wussten wir ja auch noch nicht, wie verdammt gut so ein Schinken sein kann, wenn der vom richtigen Schwein, von der richtigen Manufaktur gemacht und von wissenden Gourmets serviert wird. Auf Zimmertemperatur gebracht liegt jeder einzelne Schinkenberg getürmt auf dünnen kleinen angewärmten Kürbiskernbrotscheiben. Ganz leicht knusprig. Der Schinken oben saftigst und leicht aromatisch aber keine Spur von einem schweindelnden Geschmack. Obwohl da auch eine zartschmelzende Fettschicht (Beinschinken) mit dabei ist. Die stört uns diesmal nicht im geringsten und ist gar nicht penetrant. Weder im Geschmack noch in der Konsistenz. Ganz pur so wie er ist perfekt.

Aber dieser Liptauer. Cremig, schaumig, buttrig, topfig und kräftig papriziert. Noch nie einen besseren Beinschinken und noch nie einen so guten Liptauer gegessen. Ja, wir mögen Beinschinken vom Schwein. Wir wussten’s nur vorher nicht. Restlos aufgegessen. Sogar das kleinste Fizerl vom Kren. Weg. Das ganze Brett war leer. Der junge Mann staunt und lächelt zufrieden, wir machen’s ihm einfach nach und sind uns einig: der Thum (Schinkenmanufaktur) kann auch uns vom Schweineschinken überzeugen aber nur mit Hilfe von seinen Dstrikt-Lobbyisten. Danke, wir haben uns gern bestechen lassen, um dazu zu lernen. 0,00.

Bestellung hatten wir natürlich schon längst aufgegeben: Bestellung hatten wir natürlich schon längst aufgegeben: 180g Filet Steak für die Fleischkatze und 300g empfohlenes Flank-Steak für den Tiger. Pfeffer-Sauce und Sauce Bearnaise dazu. Und: Zwiebelringe mit Ketchup, Wirsing mit Speck, Käsespätzle und geröstete Pilze wollen wir auch noch.

Wir sind gut mit uns beschäftigt und nehmen das Angebot einer 10 Minütigen Pause gern an. Unter anderem Privaten wird auch noch ausdiskutiert ob wir einen kleinen Cheesecake mit nach Hause nehmen. Wir sind da noch nicht zu einem Konsens gekommen. Aber zumindest für Steakmesser konnte jeder von uns seine Entscheidung recht schnell treffen. Wir haben uns da schon durchprobiert und unsere Favoriten gefunden. Männer finden sportliche Autos und spitze Gegenstände faszinierend. Dort gibt’s das in Kombination: ein Steakmesser von einem Sportwagenhersteller. Stahlware mit japanischem V-Schliff immerhin. Für den sportlich dynamischen Schnitt ins Fleisch mit 385PS.

Weil sie sowas zu Hause in der Küche vermisst, hat sie jetzt schon beide Varianten des japanischen Steakmessers probiert und das Damaszener Messer mit 45 Lagen Klinge ist eindeutig das beste für sie. Nein, keine Einbildung. Warum nur dieses Messertheater?

Mit diesen Messern (vor allem mit dem japanischen) schneidet man das Fleisch, wie angeschmolzenes Cremeeis. Da ist kein Wiederstand. Man muss das Fleisch nicht mit Kraft an den Tellerboden pressen und der restliche Fleischsaft verläuft sich am Teller. Keine Fleischfaser wird zerfetzt. Natürlich, das Fleisch hat gut geruht in der Küche aber so bleibt trotzdem das bisschen Fleischsaft auch im Fleisch, und kommt dank des Messers dann mit jedem Bissen auch im Mund an.

Und da kommt das Essen von rechts. Und es sieht gut aus. Die Küchenmannschaft hat gefeilt und das sieht man beim ersten Blick: Die halbierte Knoblauchknolle ist an der Schnittfläche goldig geröstet – Schwarz ist da nix. Die kleinen geschmorten Cocktailparadeiser sind fruchtig süß wie eh und je. Das Fleisch natürlich an der Oberfläche am Josper Grill stellenweise krustig karamellisiert.

Fleischqualität ist einfach top. Kein nachwürzen nötig. Perfekt. Sowohl Filet 28,00 als auch Flank Steak 36,00.

Die Beilagen haben uns geschmacklich überrascht. Die Zwiebelringe waren schon gut, sind aber noch besser geworden. Die Panade wurde überarbeitet. Leichte Schärfe von Paprika vermutlich. Passt genau. Knusprig goldbraun. Nicht fettig, weil gut abegtropft. Perfekt. Riesig diese Ringe. Ketchup, ein sehr gutes Fertigprodukt aus der Flasche. Geht in Ordnung. 3,00.

Waldpilze. Naja, ob jetzt wirklich vom Wald können wir nicht sagen. Aber es waren die feinen Sorten: Steinpilze, Kräuterseitlinge und Eierschwammerl. Gekonnt geröstet, so dass das Aroma eine Geschmacksbombe war. Ein bisschen begrünt mit Kräutern. Das ganze französiche Töpfchen aufgegessen. 3,00.

Tja, wenn man ganze Kümmelkörner nicht mag, so wie wir zwei beiden. Tut man sich schwer mit dem Wirsing. Weil da sind SEHR viele davon drinnen. Dennoch war er so gut, dass wir zumindest die Hälfte vom kleinen Gusseisentopf geschafft haben. Der Wirsing noch schön hellgrün geröstet und ein bisschen bissfest, kleine dünne feine Speckstückchen. Keine Cremigkeit von einem Milchprodukt. Schwer in Ordnung. 3,00.

Ja auch die Käsespätzle haben sich leicht verändert. Kein Gorgonzola mehr? Wir konnten keinen mehr erkennen. Der Hauch von Gorgonzola hat uns schon sehr gut gefallen. Hat zum Rindfleisch so gut dazu gepasst. Aber auch ein Hauch von Gorgonzola kann für Blauschimmel-Feinde eine Kampfansage bedeuten. Ohne Gorgonzola geht man für den Durchschnittsgaumen auf Nummer Sicher. Die kleinen feinen Teigknopferl sind aber auch ohne Gorgonzola schwerst genießbar. Durch Rahmbeigabe leicht frisch und cremig. Auch die sind grün punktiert (Schnittlauch, wenn wir uns richtig erinnern?). 3,00.

Haben die jetzt extra eine/n Saucier/e engagiert? Die Sauce Bearnaise hat die Filet-Lady noch nie besser gegessen. Der Dotter so luftig aufgeschlagen, dass noch kleinste Bläschen leicht sichtbar waren. Trotzdem sehr cremig. Estragon natürlich mit dabei. Feinstens. 1,00.

Auch die Pfeffersauce. Sicher mit Rinderjus angesetzt. Obers, Rahm oder Creme Fraiche – irgendwas hat das aufgehellt und gibt geschmeidige Konsistenz, würzig rauchig. Für den feurig pfeffrigen Südländer waren da zu wenig ganze Pfefferkörner. Für die kühle Blonde reicht’s aber durchaus. Also ein guter Kompromiss für alle. 1,00.

Nach dem 8. Glas Bourbon bist du für alles bereit. Auch für einen Baked Cheesecake zum Mitnehmen. Der wird zu Haus‘ im 3er Takt verspeist. Für den frisch gebackenen Bourbon-Fan gibt’s keinen besseren. Nein, auch nicht der von seiner Leibköchin. 15,00.

Wir glauben wir sind uns einig. Die Preise für’s Fleisch sind stolz. Wir wissen aber die Qualität zu schätzen. Nicht nur jene des Fleisches sondern auch die exzellenten Gastgeberqualtitäten. Und die Begabung der Küchenmannschaft. Die Steakbegleiter sind extremst fair kalkuliert. Für uns ist das Gesamtpaket im Dstrikt ein guter Deal. Wir kommen vollstens auf unsere Kosten. Immer wieder voll gern.
Hilfreich16Gefällt mir10Kommentieren
2 Kommentare

Hast Du hiermit getan, Ribeye!

15. Apr 2015, 09:04·Gefällt mir

wenn man das liest muss man sabbern :D

14. Apr 2015, 18:11·Gefällt mir
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