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Do, 25. April 2024

Das Torberg - Bewertung

MartinS5
am 12. Februar 2015
SpeisenAmbienteService
Vorweg: Ich fühle mich dem Wirten freundschaftlich verbunden und hoffe bei jeder Bude, der er sich hingibt, daß sie ihn reich, schön, jung etc. machen soll. Die nun folgenden Lobpreisungen sind jedoch tatsächlich so objektiv wie nötig, möglicher Tadel so freundschaftlich konstruktiv wie möglich.

Nachdem ich die Historie des Wirten schon etwa 2 Jahrzehnte verfolge und all seine Lokationen aufgesucht habe, war ich nach einem Heurigen-Intermezzo doch überrascht, als er (für mich) von heut auf morgen im 8. Bezirk ein Beisl übernommen hatte. Aber gut, es ist wohltuend zu sehen, daß nicht jeder als rotnasiger Heurigenwirt enden muß.

Man hat sich also mit einem Beisl mit verspielter und einladender Fassade belehnt, beheimatet mitten im Achten, in Pfeilheim- und Josefstadttheaternähe. Für potenzielle Kundschaft ist also aufgrund der Lage gesorgt.

Was Herr Gsöls über die Jahre draus gefeilt hat, beeindruckt.
Also es beeindruckt dann, wenn man Bier und/oder harten Getränken nicht abgeneigt ist. Die Kritik der Speisen soll hier mal in den Hintergrund treten, wobei auch dazu ein paar Worte fällig werden.

Aber zunächst zum Offensichtlichen: Das Torberg ist - mit div. Artikeln in der Presse unterfüttert - die Ginbar mit dem größten Gin-Sortiment zumindest des Landes, womöglich des Kontinents und vielleicht sogar weltweit.
Das hört sich beeindruckend an, wenn man die Größe des Lokals kennt, sogar ein bissl gefährlich.

Ein ähnlicher Wachstumspfad wird derzeit bei Rum und Whisky verfolgt, dh über die 3 Standardsorten hinaus. Was mir persönlich gut gefällt, ich bin halt der Single-Malt-Typ.

Daher kurz und schmerzlos: Spirituosen, der o.g. Sorte, dazu passende Tonics (auch zuckerfrei) und Artverwandtes und preisgekröntes bayrisches Bier (Traunsteiner) verdienen 5 Sterne, man findet als Teilzeit-Alkoholiker wirklich für jeden Geschmack was. Ahja. Und Schampus zum selbst-köpfen gibts auch. Nicht meins, aber vielleicht lustig.

Beim Kaffee bleibt aufgrund der Enge des Lokals und der Kleinheit der Maschine ziemlich Luft nach oben, aber das sehe ich mal nach, da es sich um kein Kaffeehaus handelt und ich noch nie jemanden dort gesehen habe, der den Kaffee aus Genußgründen getrunken hat...

Die Speisen spielen wie erwähnt eine untergeordnete Rolle, sind aber dem Lokaltypus angemessen bzw. eine Abwechslung zu sonst erhältlichen Speisen. Einerseits gibts (u.a.) Riesenbrezen gefüllt und/oder überbacken, andererseits einen wirklich leckeren Flammkuchen, so man mit Belagswünschen freundlciherweise sehr flexibel umgeht. Schön rustikal, sättigend, lecker. Passt. Halt keine Haubenküche sondern das, was die kleine Kammer hergibt.

Was uns abseits der Gastlichkeit, der an sich vorhandenen Gemütlichkeit und der Qualität der Getränkekarte nun in schattigere Gefilde bringt: Das Lokal selbst.

Die Lokalität ist alt, angeblich wurde sie zwischendurch auch von einem gewissen Hrn. Palfrader bewirtschaftet, und man merkt halt baulich, daß das irgendwie über die Jahre so geworden ist, wie es ist. Das Lokal ist ein schmaler, länglicher Schlauch mit einem etwas größeren Nichtrauchersaal am Ende. Vorteil dessen: Dort liegen auch Spiele auf und man kann sich an angenehm großen Tischen damit auseinandersetzen.
Im vorderen, für mich interessanten Bereich (Raucher! Bar! die Wirtsleute!) wird es sehr rasch sehr voll (und laut). Die Tische sind für max. 4 Personen geeignet, aber auch da muß man sich schon mögen. Distanz ist nicht möglich.
Keine Kritik, aber man muß wissen, worauf man sich einlässt, dann ists spassig.

Auch muß einem klar sein, daß durch die Enge und die doch beträchtliche Besucheranzahl die Bedienung durchaus mal rotieren kann. Das ist zwar vorne im Barbereich kein Problem, der Nichtraucherraum vereinsamt dann aber rasch. Nach derzeitigem Wissensstand wird Unterstützung gesucht.

Trotz allem kommt am Ende eine gute Gesamtbewertung raus.
Es ist eben immer alles im Kontext zu sehen. Man trinkt ausgezeichnet im Torberg, kann es lustig haben mit den Wirtsleuten oder anderen Gästen, wenn sich alle an der Bar drängen. Dafür gäbe es 5 Sterne in allen KAtegorien von mir.

Man kann aber auch im hinteren Bereich abseits der Action sitzen. Dann könnte es nicht so spannend werden. V.a. wenn vorne Betrieb ist. Daher ein paar Abzüge.

Ein Wort zu den Preisen: Soft Drinks, Bier und Speisen völlig "handelsüblich", die div. Gin-Tonic-Mischungen bzw. die anderen Spirituosen variieren je nach Exklusivitätsgrad. Aber das ist gut selbst steuerbar.
Tipp: Aufgrund der persönlichen Vorlieben was zum Kosten empfehlen lassen.
Hilfreich7Gefällt mir9Kommentieren
4 Kommentare

Ist Herr Gsöls von der Grinzinger Familie "Zum Berger - Gsöls"?

19. Jul 2015, 09:59·Gefällt mir

Natürlich meinte ich ein allfälliges Vorgängerlokal an dieser Adresse. Einmal abgesehen davon, dass Torberg, anders als Hemingway, ein "Kaffee-und-Zigaretten-Typ" war.

12. Feb 2015, 20:29·Gefällt mir

War es ein Stammlokal von Friedrich Torberg?

12. Feb 2015, 19:58·Gefällt mir

Ups, den hübschen Innenhof hab ich aufgrund seiner Kleinheit jetzt ganz vergessen. Aber ja, hübsch ist er. Nur um die Zeiten, wo ich gern dort bin, zu ;)

12. Feb 2015, 16:46·Gefällt mir
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